Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1972

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

345

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 5

346

nach, ob und wieweit es ihm gelingt, bisher brachliegende Ziel evangelischer Jugendarbeit ist für Bäumler die „Betei-
Kräfte in der Gemeinde zur Selbständigkeit zu aktivieren" ligung an der Herstellung des geschenkten Friedens unter
(Michel. 128). den Bedingungen des Unfriedens" (219).
Die Ausführungen von Hans-Jürgen Fraas, „Theologie und Weking Weltzer setzt sich in Anlehnung an Nipkow mit
■daktik", gehen weit über einen „Gesprächsbeitrag" hinaus „Problemen des Religionsunterrichts unter Berücksichtigung
Jr|d haben fundamentale Bedeutung. Ihrer kritischen Aus- der Curriculumforschung" auseinander. Wichtig ist seine
einandersetzung mit der existentialen Interpretation im hier wohl erstmalig für die Religionspädagogik gebotene
usammenhang mit der Dialektischen Theologie und der Abgrenzung der miteinander zusammenhängenden curricu-
ntischen Aufarbeitung und Weiterführung der Gedanken laren Entscheidungsfelder, nämlich der Lernziele, Lernge-
lafkis wegen, wäre eine ausführliche Besprechung ein genstände, Lernorganisation und Zielvorstellungen im Hinunter
Gewinn für jeden lutherischen Theologen. Fraas ist blick auf eine Neugestaltung der Lehrpläne in der Evange-
e er der einzige Autor des im übrigen ausgezeichnet re- lischen Unterweisung.

■gierten Sammelbandes, der die grundlegenden Beiträge Helmut Angermeyer wagt sich mit Sachkenntnis und gro-

• D. Bastians zum gesamten Gebiet der Religionspädago- 5er Erfahrung an das heikle Thema „Der Schulgottesdienst".

9'k zur Sprache bringt und verarbeitet. Statt für Schulgottesdienste plädiert er für Schülergottes-

In dem Aufsatz von Dietrich Stollberg liegt neben den dienste, die in keiner Form einer Neutralisierung von Po-

eiträgen von Fraas, Bäumler und Seitz das Schwergewicht sitionen Vorschub leisten.

er überaus lesenswerten Festschrift. Hier kommt man end- Karl Hauschildt, „Überlegungen zur Abendmahlsunter-

lcfi — auch von der Sicht des Praktikers aus — zur .Sache' Weisung und -erziehung" erstrebt eine evangelische Sakra-

wnd gibt den sich weithin ja bereits im Neuland bewegenden mentserziehung als eine unaufschiebbare Aufgabe an, auch

"igionslehrern und Katecheten brauchbare theologische wenn wir in eine sakramentsfremde und -kritische Phase

egweisung. in Theologie und Kirche hineingeraten sind. Problematisch

Der Artikel „Auslegung von Geschichte oder Auslegung erscheint es, daß die Abendmahlserziehung offensichtlich

er Gegenwart" geht von der Auseinandersetzung Frörs bei H. nur auf die Konfirmationszeit beschränkt wird. Es

,mit Halbfas aus. „,Der Religionsunterricht. . . vollzieht Aus- werden zwar keine neuen Modelle, aber immerhin einige

e9ung von Wirklichkeit' aus der biblischen Perspektive, Anregungen aus dem Bereich der Literatur, Kunst und Foto-

nach der der Mensch ,der Welt als (weltlicher und doch von grafie gebracht.

.ott gehaltener) Welt' in Freiheit gegenübertritt und für Wilhelm Sturm schließt mit der Behandlung der „Oster-
ple Verantwortung übernimmt" (154f). „Recht verstandener perikopen im Unterricht" mit originellen Aspekten an.
U vermittelt ,Mut zum Sein', Angstfreiheit und die Fähig- Manfred Seitz behandelt in einer .Gerichtsverhandlung'
6/k Vertretungen zuzugeben; er hilft dem Schüler, sich mit Ankläger, Zeugen und Verteidiger die Frage: „Brauest
zu riskieren. Das ist RU auf der Grundlage der Recht- chen wir eine neue Predigt?" Diese gewiß ansprechende
crtigungslehre. Er leistet kategoriale Bildung, indem er Methode ermöglicht es, in knapper Form pro et contra in
°ites annehmende Toleranz im kommunikativen Prozeß bezug auf unsere Predigtpraxis zu erörtern. Von dieser er-
mgungslos annehmender Zuwendung — wenn auch mutigenden und lehrreichen Analyse wird jeder Leser und
enschlich unvollkommen — vermittelt. Damit legt sich evan- jeder Prediger Gewinn haben, denn die .Gerichts verhandle
ischer RU gerade nicht auf ein bestimmtes Erziehungs- lung' ist sachlich, unausweichlich, hart und zielgerichtet,
eal fest cr macht sjcn kein Bildnis vom Menschen, um Das Urteil lautet: Nicht unsere gottesdienstliche Predigt ist
" dadurch gesetzlich zu versklaven, sondern indem der schlecht, sondern die Ausbildung und Ausrichtung unserer
agogische Bezn9 idealfrei bzw. ideologiefrei gehalten Theologiestudenten auf das Predigtamt ist völlig unzuläng-
lra. kann er zum Medium der Gnade werden" (159f). Wir lieh.

°nnen hier die Fülle der Anregungen und Arbeitsimpulse Die Untersuchungen von Richard Riess „Zur pastoral-

°Hbergs leider nicht einmal andeuten. psychologischen Problematik des Predigers" enthält eine

V ?6r Be'tra9 von Gustav K. Wiencke beleuchtet „Christ- Überfülle wichtigster und eigenständiger Anregungen und

^e Unterweisung und geistige Entwicklung des Kindes" Aspekte zu einem bisher wenig bearbeiteten Thema. Dieser

aus der Sicht nordamerikanischer Schul- und Religionspäd- Aufsatz ist nicht nur inhaltlich, sondern auch in Anlage und

a9ogik. formaler Hinsicht vorbildlich.

Otto Betz erfreut den Leser mit einer gegenüber jeder Rudolf Bohren geht in einer Studie dem Verhältnis von

"atürlichen Theologie wohlabgewogenen Studie über die Meditation und Predigt nach.

-Bedeutung des Märchens für die Religiosität des Kindes". Bernhard Klaus beschäftigt sich in seinen „Erwägungen

s 9ibt einen „naturreligiösen Bereich, in dem Kinder eine zur Weihnachtspredigt über Lukas 2,1—20" damit, warum

ganze Zeit leben sollten, schon um sich in eine Fragehai- und wieweit die Festpredigt auch immer wieder Lehrpre-

ung und in eine Sprach- und Bildwelt hineinzuleben. Wenn digt sein sollte.

an es recht versteht, bereiten die Märchen auch für das Frithjof Gräßmann legt einen Entwurf «Die Bergpredigt

^erständnis biblischer Sprache vor. Gerade ihre Verhalten- in der Bibelwoche" vor, in der der Prediger manche Anre-

. ' "nd die Form indirekter Mitteilung machen sie zu gungen finden wird.

,'"ern bedeutsamen Medium für das Vorfeld des Religiösen" Den Beschluß des überaus gelungenen und in seiner

(203).

Grundkonzeption überzeugenden Sammelbandes bildet eine

Dem Beitrag von Christof Bäumler „Zwischen Gemeinde von Peter Kerschbaum zusammengestellte Bibliographie
Und Gesellschaft — Erwägungen zu einer Voruntersuchung K. Frörs, die uns ein anschauliches Zeugnis von den Dimen-
k er die evangelische Jugendarbeit in der Bundesrepublik" sionen wissenschaftlicher Publikationstätigkeit des Jubilars
nn man nur wünschen, daß er — vielleicht in erweiterter gibt.
0rm mit den Thesen veröffentlicht — von einem möglichst Greifswold Günther Kehnscherper

•» °ßen Kreis kirchlicher Mitarbeiter in allen Landeskirchen
diskut
seh

lert wird. Eine derart sachbezogene historisch-kriti-
j*che Überprüfung der bisherigen theologischen Reflexion

La

lrchlicher Jugendarbeit stand bisher noch aus. „Die theo- Mendt, Dietrich: Vom Amt des Bischofs heute — Zum Tode

°Sischen Kategorien Hoffnung, Freiheit, Liebe, Gerechtig- von Bischof D. Gottfried Noth (ZdZ 25, 1971 S. 241-243).

eit Friede müßten nun soweit operationalisiert werden, Lochman, Jan Milic: Ein Theologe umsichtigen Glaubens,

daß auf dem Felde der Ethik eine Diskussion ermöglicht Zum 70. Geburtstag von J. B. Soucek (JK 33, 1972 S. 238

lrd, an der sich jedermann beteiligen kann" (218). Das bis 242).