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Ausgabe:

1972

Spalte:

226--227

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Kosak, Herbert

Titel/Untertitel:

Leitfaden biblischer Hermeneutik 1972

Rezensent:

Winter, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

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Bonn-Ippendorf Gerhard Krause

, überleiten: „Die phänomenologisch erhobene Struktur oft gewagten Zugriffen mannigfaltige Anregungen und neue

er pastoralen Grundsätze W. Löhes" (197-316). Der „Klas- Aufgaben gegeben.

. " der Ptn" war von R. ursprünglich als alleiniger Gegen- Corrigenda: Joh. Arnd wird ohne t, R. Füglister ohne

nd seiner Dissertation vorgesehen. Seine Pth soll nicht, Assoziation an „Flügel" geschrieben; Pustkuchen-Glanzow's

le die im 1. Teil behandelten, auf ihre „kategoriale Ord- Pth. erschien erstmalig 1831 in Barmen u. Mönchen-Clad-

un9 hin, sondern in exemplarischer Strukturanalyse un- bach.

ersucht werden, „um die bei der Aufstellung von Pastoral-
^egeln beteiligten Faktoren zu ermitteln" (197,llf). Recht
^erstanden müfjten beide Methoden ineinandergreifen, aber

d«undSH auf/e,;s*iedene Stoffgebiete verteilt, übersieht Kosak Herbert: Leitfaden bibHscher Hermeneutik. Eine

und darunter leidet seine Arbeit.. Orientierungshilfe. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1970].

R k ^aPitel zeichnet R. den „theologiegeschichtlichen 169 S 8" Kart M 6 50

9raphienn ^ LÖheS" (1"-^49) : Refe-te über Mono- £ Fuchs und K. Fror' haben ihre Hermeneutiken unter
sch,chIT ZU . ' SCine Würdigung m der Theologiege- systematischer und stark inhaltlich bestimmter Anordnung
turen^vSel^A1?tS"U^d.KI1'Chenbt:9r'1^^:»elne.ldeal<struk- vorgctragen, wobei letzterer mehr referierend auch auf
nisthl ?"Sv ÜOn fur Cme Pth (225) ~ Se'nC Textgruppen im Alten und Neuen Testament einschließlich
Denke?1"6, e" Voraussetzun9cn und seme °rganologische praktisch-theologischer Überlegungen zu sprechen kommt.
Seri«+^m J- V°n LÖHe SClbSt' Sdner litu^lschen' seelsor- Der Autor dieses Leitfadens verfährt - logisch nicht immer
man ' homiletischen und katechetischen Praxis hört ganz eindeutig _ überwiegend so, daß er eine Fülle von
Bunlo7eni9' S° daÖ 3UCh sei"Pth bei R- zu ^lnfltlg zur hermeneutisch wichtigen Autoren vor allem aus der letzten
Mehrt vonjTheol°9ie3csichichte zu werden droht. Desto Generation (im ganzen 168) im direkten und indirekten
Gründl r uS 2-,^el; "Die !trUktUT der Pastoralen Kurzreferat vorstellt. Dabei ist ihm die Predigtarbeit als
luna n v,! t (25°-306 ' R' g*t zu, daß ihre Darstel- zielaufgabe hermeneuüscher Besinnung wichtig. Schon die
kei; C! WeiteoS I f f u s,.cn!ussig ™cr- Einleitung (S. 15^19) stellt fest, daß die biblisch-hermeneu-
LöhefV "u(306)- DCu GyU^ ldl dann' dalR- tische Besinnung nötig ist. weil sich die Predigt in einer
dinql^ ans*aul'che 5*«*« ^ ihren Crundbe- Krisg befindet Auch der erste Hauptteil (A. Grundfragen,
statt , the°logisch und methodisch definieren will, an- s 2Q_m ^ bereits von homiietischen Überlegungen mit
Pth" fi^9emf6 SemCr nchtlgen Einsicht in dcn "Stl1 de,r durchsetzt, wenn Begriff, Notwendigkeit und Methode der
«naiv, m dectallllerten germanistischen Sprach- und Stil- biblischen Hermeneutik geschildert werden. Der Abschnitt
Pasr! ," ZU erfassen- Dennoch kann R- z«gen, daß Löhes s±mt mit Bemerkungen zum Weg „vom Text zur Predigt"
Ansrfc Grundsatze aus seiner ausführlich dargestellen (g 3g). Biblische Hermeneutik hat es mit Textauslegung in
resulV31111"9 VOn def Alleinwirksamkeit des Wortes Gottes der Exegese in dogmatischer Besinnung und in heutiger
uieren und bis zu einer „christlichen Ästhetik" ausgebil- Bezeugung zu tun. Die „traditionelle Hermeneutik" (B, S.
als perden' Ihre jeweiHge Anwendung leitet sowohl das 4__59) wjrd VQn M Luther bis ^ historisch-kritischen Forte
pzwischen Person- Christsein und Amt" bestimm- sch fragmentarisch vorgestellt und dann letztere beson-

■ fastorideal", das .ein Zusammenw,rken der funktiona- ders kritisiert Die _neue Hermeneutik" (C. S. 60-95), die

■ personalen und institutionalen Seite des Amtes" for- yom Erklare„ zum verstehen übergegangen ist, stellt Vf.
sehen v T Geschichtsanschauung eines morphologi- mjt Äu§ en vom j n Barth< Buitmann, ßonhoeffer,
"rsprJ^^^^f V°m n,orr"atlvJen der Braun, van Buren, Solle, Fuchs, Ebeling, Gadamer, Jüngel,
bildet91 T k,rchb?en Gestalt, die der Hl Gerst ge- Rosenstock.Huessy vor. Ihr fühlt sich Vf. besonders
zweck f ""»«I^'fnstaab™ der Natur auf den Heils- verbunden, ohne eine besonders pointierte Position zu be-
nolo* f?r^"»tf d vollendet. Die proto- teleo- und orga- Kriüsche Einwande» (D. S. 96-115) gegen die
nenTn Asp6kte ^ Er^r ^ ° Verbund°" „neue" Hermeneutik werden mit Hilfe von 18 Stimmen bell
°"9men ausgebauten Geschichtsauffassung nennt K ßarth Go)lwitzer/ EichholZ/ a Weber, Diem, Kraus,
LöhP? r "drei wesentliche Strukturmerkmale" der Pth Umer_ Althaus Kinder_ Künneth, Hirsch, W. Stählin, O.
9em7'l,rlne "Kntlsche Würdigung" faßt im 3. Kapitel die Haendler, Gloege, Voigt, Jonas, H. R. Müller-Schwefe, Pan-
3l6) Beobachtungen zur Pth Löhes zusammen (307- nenberg. Abschließend stehen Einzelfragen biblischer Her-

R . meneutik (E, S. 115—166) primär unter alttestamentlichem

vitai 'St überzeugt, daß „die Pth als eine eigenständige und (Kanon, Überlieferung und Geschichte, Allegorese und Ty-

E 'e theologische Tradition um die Mitte des 19. Jh.s zu pologie, Einzelerzählung und Gesamtgeschichte), dann aber

e ging" (317), weil mit der Auflösung der Parochial- auch unter neutestamentlichem Aspekt (historischer Jesus

^ruktur „die Kette der Amtserfahrung zerbrochen ist", urld Eschatologie) zur Verhandlung.

nich'"6 ZWar 9an9ige' aber in dieser Undifferenziertheit Die Arbeit ist unter doppeltem Gesichtspunkt zu beurtei-

als P Verifizierbare Meinung. Da sich aber „die ev. Pth nicht ien. 1, Sachliche Richtigkeit liegt weithin vor. Est ist er-

del kt'°n eines vor9egebenen Kirchenbegriffes, sondern staunlich, wie Vf. in unermüdlichem, kurzem Rezensions-

^ verkündigten Wortes selber versteht", wird ihre „auch stji Meinungen zusammenträgt und einzuordnen versucht.

telT*6 Zeit verpflichtende Intention" in einem Rückblick Für den RaUm der DDR liegt damit ein erstes Werk „her-

kirchT334^ in ^ Postulat zusammengefaßt, daß „an alles meneutischer" Art vor, in dem versucht wird, die Vielfalt

W f e Handeln ein personspezifischer Maßstab ange- der stimmen aus der letzten Generation zu sichten. — Der

^ (und) zugleich das traditionelle Pfarramt von der Last Begriff der „Hermeneutik" wird so ausgeweitet, daß „bibli-

lichreit Wurde- dafür verantwortlich zu sein, daß das kirch- sche H." nicht nur exegetische Verstehensprozesse behan-

g: ? Handeln personal, funktional und institutional als delt, sondern auch viele erkenntnistheoretische, sprachphi-

„ eit und Ganzheit transparent wird" {327). Nach der losophische, dogmatische und homiletische Einzelfragen auf-

5^ . n Mühe der Aufarbeitung der pth.en Tradition er- greift. Vf. frönt einer solchen begrifflichen Aufweitung mit

p eint diese Erkenntnis des personspezifischen und doch vielen theologischen Zeitgenossen. Die Klarheit der Gedan-

Ver^°nunabhängigen Charakters kirchlichen Dienstes un- kenführung wird dadurch nicht nur bei ihm beeinträchtigt,

der f!tn'smäfiig dünn. Das dürfte eine Folge der Dominanz Sachthemen aus allen theologischen Disziplinen kommen

2e- thodenfrage bei R. sein, der sich die Menschen und nun oft ohne vollständige Besprechung und ohne umfassende

ers Mi pra9ende Vollmacht der großen Pth.en kaum ganz Klärung zu Wort. — Ob sich die vielen Autoren stets ver-

st^ ueßen wird. Dennoch hat Raus zwar stofflich überla- standen fühlen, werden sie zum Teil selbst entscheiden

und methodisch unsichere Arbeit der PrTh mit ihren müssen. Doch manche Einteilung wirkt wunderlich. Ob spe-