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1972

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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219

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

220

der neueren Christologie beschäftigen würden; realistisch
ist das jedoch nicht.

Heidelberg Reinhard Slenczka

Arrupe, Pedro: Die Situation des Glaubens in der heutigen
veränderten Welt (Universitas 25, 1970 S. 1163—1168).

Baur, Jörg: Wie nimmt der Glaube die Welt wahr? Einsichten
und Folgen des christlichen Weltverständnisses
(EvTh 30, 1970 S. 582-593).

Bourassa, Frangois: Presence reelle-transsubstantiatiön
(science et esprit 22, 1970 S. 263—313).

Dufort, Jean-Marc: Wolfhart Pannenberg et la theologie
de l'esperance (science et esprit 22, 1970 S. 361—377).

Ebeling, Gerhard: Erwägungen zu einer evangelischen Fundamentaltheologie
(ZThK 67, 1970 S. 479-524).

Gese, Hartmut: Erwägungen zur Einheit der biblischen
Theologie (ZThK 67, 1970 S. 417-436).

Hasenhüttl, Gotthold: Die Gott-ist-tot-Theologie (Wort und
Antwort 12, 1971 S. 33-40).

Horst, Ulrich: Ostern als neue Wirklichkeit (Wort und
Antwort 12, 1971 S. 44-48).

Kühn, Ulrich: Die Taufe — Sakrament des Glaubens (KuD
16, 1970 S. 282-299).

Montalembert, Charles de: Dieu et Liberte. Introduction et
choix de textes par Andre Trannoy. Paris: Les tditions
du Cerf [1970]. 150 S. kl. 8°. .

Muschalek, G.: Die theologische Wahrheit zwischen Theorie
und Praxis (ZkTh 93, 1971 S. 129-147).

Pöhlmann, Horst G.: Das Problem der Ur-Offenbarung bei
Paul Althaus (KuD 16, 1970 S. 242-258).

Schröer, Henning: Anthropodizee statt Theodizee? (DtPfBl
71, 1971 S. 209-211).

Schrofner, E.: Theologie der Erbsünde mit und ohne Fragezeichen
(ZkTh 93, 1971 S. 200—209).

Seckler, Max: Jesus Christus - für uns gelebt und gestorben
? (Wort und Antwort 12, 1971 S. 40—43).

Wanke, Gunther: „Eschatologie". Ein Beispiel theologischer
Sprachverwirrung (KuD 16, 1970 S. 300—312).

Weiland, J. Sperna: Orientierung. Neue Wege in der Theologie
, übers, v. A. Braun. 2. Aufl. Hamburg: Furche-Verlag
[1970]. 231 S. kl. 8° = Stundenbücher, 94. Kart. DM
6.80.

Williams, Daniel Day: Prozeß-Theologie: Eine neue Möglichkeit
für die Kirche (EvTh 30, 1970 S. 571-582).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Wulf, Hans: Wege zur Seelsorge. Theorie und Praxis einer
offenen Disziplin. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag
des Erziehungsvereins [1970], 196 S. 8°. DM 15,—.
Ein Buch mit solchem Titel beansprucht vielseitige Aufmerksamkeit
. Es soll lt. Vorwort „der Verbindung zwischen
Theorie und Praxis, zwischen der Ausübung der Seelsorge
und ihrer theologischen Reflexion dienen".

Das 1. der insgesamt zehn Kapitel ist mit „Für und wider
das Wort .Seelsorge'" überschrieben. Vf. spricht sich für die
Beibehaltung dieses Begriffs aus, der wegen eines mißverständlichen
Leib-Seele-Dualismus problematisch ist, und
weist u. a. auf den Kredit hin, den „Seelsorge" und „Seelsorger
" heute im allgemeinen Sprachgebrauch genießen.

Bereits in diesem Kapitel finden sich neben beherzigenswerten
auch fragliche Ausführungen, z. B. S. 18, wo W. Löhe
entgegen seinen eigenen Worten im Sinne einer Spaltung
von cura generalis und specialis zitiert wird, - oder S. 19,
wo Vf. allen Ernstes behauptet, „für das Gebiet der Seelsorge
ist drüben nichts zu holen" (gemeint ist Amerika!) ;
auch wenn diese Bemerkung nur auf den sprachlichen Begriff
der S. bezogen wäre, stimmte es doch nicht, wie pastoral
care und counseling etwa zeigen.

„Die Aufgabe der Seelsorge" wird im 2. Kap. behandelt.
Vf. geht von Asmussen und Thurneysen über Hoch, Trillhaas
, Girgensohn, Wölber und Bernet die Entwicklung der
Aufgabenstellung durch. Das ist teilweise treffend gezeichnet
, läßt freilich die eigene Position vermissen. An der Stelle,
wo sie entfaltet werden müßte (44 oben), folgt ein Blick auf
das katholische Verständnis von S., das Vf. als hierarchisch
bestimmt schildert.

Hinsichtlich der angeführten Belege hat er damit zweifellos
recht. Aber sollte man nicht die katholische S. besser
verstehen können, als es ihre eigene Theorie u. U. tut? Vom
Laienapostolat oder von „indirekter" S. (vgl. Rahner im
Handbuch der Pastoraltheologie, 21971, Bd. 11,1, S. 171ff)
wäre doch gerade heute auch Gutes zu sagen. Und der Satz
über die Caritas: „Aber auch hier stehen die Kirche und

ihr

Sakrament im Vordergrund und nicht der Mensch in seiner
Not" dürfte um der Wahrheit und Liebe willen so nicht geschrieben
werden (47).

Auch andere Thesen dieses Kapitels geben zu Bedenken
Anlaß. Asmussens Buch wird mit Recht hoch eingeschätzt.
Aber trifft es zu, was Vf. über A.s Gedanken von der Verkündigung
an den einzelnen schreibt (31): „Mit ihnen beginnt
die moderne Lehre von der Seelsorge"? Vor allem
sollte man nicht, wie es hier geschieht (23f), die Bemühungen
um S. in den zwanziger Jahren unterschätzen. Weder
dürfen P. Blaus Schriften als Zeichen eines „Zerfallsprozcs-
ses" bezeichnet (31), noch etwa das Lehrbuch von O. Baumgarten
oder die sehr gehaltvolle Schriftenreihe „Arzt und
Seelsorger" (C. Schweitzer, H. March u. a.) und Joh. Neumanns
„Einführung in die Psychotherapie für Pfarrer"
(Hrsg.) einfach übersehen werden. Sie waren alle in dem
Jahrzehnt vor Asmussens Lehrbuch am Werke und durchaus
modern; vielleicht war sogar die mit A. einsetzende
Kerygmatisierung der Seelsorge eher ein Hindernis, das
zumindest den methodischen Fortschritt der S. etwa um zwei
Jahrzehnte aufgehalten hat (wenngleich bei dieser Frage
die Situation nach 1933 berücksichtigt werden muß!)?

Unhaltbar ist ferner die Behauptung, daß bei Trillhaas
die Gemeinde erst am Ende der S. stehe, während es bei
Thurneysen umgekehrt sei (36). Jeder, der die Pastoraltheologie
von Trillhaas gelesen hat, weiß, daß dort (87) S.
als „Besorgung des Leibes Christi in seinen Gliedern" definiert
und die Individualisierung der S. gerade abgelehnt
wird.

Ebensowenig stimmt die Gegenüberstellung von Asmussen
und Thurneysen in der Frage von Gesetz und Evangelium
(43f). Wenn A. die Einheit von Gesetz und Evangelium
als typisch katholisch bezeichnet und Th. dasselbe gerade
von der Auflösung dieser Einheit sagt, dann liegt nicht ein
Widerspruch, sondern ein verschiedener Sprachgebrauch von
„Einheit" vor. Beim einen ist die falsche Synthese und beim
anderen die echte Zusammengehörigkeit gemeint; man
sollte es bei beiden Autoren genauer nachlesen.

„Der Gang des Gesprächs" wird im 3. Kap. weitgehend
im Anschluß an die Literatur (Asmussen, Thurneysen, Thilo)
und ohne eigenen Beitrag erörtert. Irrtümlich bezieht Vf.
(56) den Begriff des „Bruchs" im Gespräch auf Asmussen,
statt auf Thurneysen (sachliche Nähe ist hierin bei beiden
allerdings vorhanden). Die Frage „Seelsorge oder Lebenshilfe
?" wird am Schluß des Kapitels unter Hinweis auf Uh-
sadel gestellt, aber nicht tiefgründig erwogen oder gar beantwortet
.

Im 4. Kap. „Die Beichte in katholischer und evangelischer
Sicht" schildert Vf. einerseits die gesetzliche Entartung der
Beichte (auch hier schwingen m. E. antikatholische Untertöne
mit), andererseits ihre seelsorgerliche Bedeutung, wenn
sie als freies Angebot praktiziert wird. „Aber die Beichte
kann und darf nicht im Mittelpunkt der evangelischen Kirche
stehen" (76). Die Tendenz des modernen Menschen, sich
der Beichte zu entziehen, wird für beide Konfessionen festgestellt
. Als positive Ursache dafür erscheint die Suche nach