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Ausgabe:

1972

Spalte:

213-215

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Baier, Helmut

Titel/Untertitel:

Die Deutschen Christen Bayerns im Rahmen des bayerischen Kirchenkampfes 1972

Rezensent:

Meier, Kurt

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Theologische Litcraturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

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versucht hätte, über die Fundorte der ihm gedruckt vor- Wirkung in Bayern. Zeittafel und ein reich gegliedertes In«
riaM Cn Br'efe und Aktenstücke zu ungedrucktem Mate- haltsverzeichnis erleichtern die Benutzung des Buches, das
für ^0rzudr'n9en- Doch das hätte wohl Raum und Zeit, die bis Kriegsende führt, indes die Kriegsjahre, als die Deutsch
S° Untersuchungen zur Verfügung standen, über- sehen Christen in Bayern schon längst kirchenpolitisch erle-

en.

KIRCH EN GESCHICHTE: NEUZEIT

digt waren und in zerstreuten kleinen Gemeindegruppen
Seifertshain Johannes Herrmann als Restbestand ihr Dasein fristeten, nur auf wenigen Seiten

abhandelt. Die voraufgehende Entwicklung seit 1933 ist um

Imhof »Hl, ^1 • .• . , , ..... so ausgiebiger behandelt. Auf die instruktiven, oft auch das

ipp von h Chnstia" IH- von Danemark Landgraf Phil- weitere Schicksa] der DC-Exponenten nach 1945 enthalten-
Bündnk ^6SStn Unf Wasa-Beumuhun9en u«Mn den Kurzbiographien in den Anmerkungen sei verwiesen,

ij / ^"TSSschen S'aatZ'5Z- Vgl. etwa die Kurzvita von Wolf Meyer-Erlach. weiland

S F^go) leHmter9rUndeihl'CSSChClternS(ARG62'1971 Pfarrer in Würzburg-Heidingsfeld, seit 1933 praktischer
Rosen paJ„-a r ■ *n j r> • n. a (.dp an Theologe in Jena, der sich zum grimmigen Gegner Bischof

1971 C°PermCUS Alle9°d Pnesth00d <ARG 62' Meisers entwickelte, nach 1945 in Hessen-Nassau wieder

Yost w,„ v r, . , .. , „ e t. t^r, *r-,r cine Pfarrstelle versehen konnte und 1962 mit dem Bundes-

and T f l nU9 ITatimer s Rcf0i:m Pr°9ram- 1529-1536, verdienstkreuz j K1. ausgezeichnet wurde (S. 57, Anm. 67).

(AThR 53 STVoS'T ,C " 1 Abef 3UCh V°n We"i9er bekannten Matad°ren der DC-Be-

wegung, übrigens auch der landeskirchlichen Seite, finden
sich solche prosopographische Notizen.

Die DC-Bewegung in Bayern, die sich erst nach den Kirchenwahlen
Sommer 1933 organisatorisch fixieren läßt, hat
insofern eine spezifische Entwicklung genommen, als sie
'er, Helmut: Die Deutschen Christen Bayerns im Rahmen nach der Sportpalastkundgebung sich von der Reichslcitung
Qes bayerischen Kirchenkampfes. Nürnberg (Veilhofstr. Hossenfclders trennte und im Dezember 1933 von ihrem
': Selbstverlag des Vereins für bayerische Kirchenge- Landesleiter Pfr. Hans Greifenstein aufgelöst wurde. Man
schichte 1968. XX, 601 S. gr. 8° = Einzelarbeiten aus der hatte sich Landesbischof Meiser unterstellt. Die DC waren
^jrchengeschichte Bayerns, hrsg. v. Verein f. bayerische von dem Leiter des NS-Pfarrerbundes, Pfr. Friedrich Klein,
^irchengeschichte unter verantwortl. Schriftleitung v. G. gegründet worden, der indes Frühjahr 1934 die Landeskirche
XLVI. DM 54,— ; Lw. DM 58,—. che verließ, Superintendent in Bad Freienwalde wurde und
, D'e aus einer Promotionsschrift hervorgegangene Publi- als Leiter des „Bundes Evangelischer Pfarrer im Dritten
Kati°n stellt eine breitangelegte, auch das historische De- Reich" hervortrat. Teile der bayerischen DC blieben nach
*H Oft bis in letzte Verästelungen hinein erfassende Unter- ihrer Auflösung Ende 1933 weiterhin unterschwellig vor-
fKhung über die deutschchristliche Bewegung innerhalb der handen und suchtcn in dcm von Pfn Modus geführten
Renschen Landeskirche dar. Der Vf. ist auch sonst in der NS-Pfarrerbund in Bayern Deckung, der etwa ein Fünftel
£rchenkampfforschung hervorgetreten. Die Arbeit bietet al,cr bayerischen Pfarrer umfaßte.

unter vorwiegend organisationsgeschichtlichem Aspekt Der Anschlag der Reichskirchenregierung unter „Rechts-

aezeichnete, aber die ideologische und propagandistische Walter* August Jäger auf die bayerische Landeskirche im
*lte keineswegs vernachlässigende Bild der bayerischen Oktober 1934, in deren Gefolge Bayern in zwei Kirchenge-
j^utschen Christen in engem Zusammenhang mit dem biete aufgeteilt wurde, blieb Episode. Das massive Vorge-
ayerischen Kirchenkampf. Dabei wird der besondere Weg hen, das zur Hausarretierung Meisers führte, erfreute sich
j"Ev--luth. Kirche Bayerns r. d. Rh. (ihre Geschichte seit der Unterstützung und Initiative Hauptmann v. Pfeffers,
18- ihre Bewährungsprobe während der Eingliederungs- der sich auf Hefj berief, während Reichsstatthalter v. Epp
Ktion im Herbst 1934, die landeskirchliche Konfrontation und Ministerpräsident Siebert in München erst nachträglich
TT den erfolglosen Vermittlungsversuchen des Reichskir- verständigt wurden und sich wegen der durch die Maßnah-
J^nausschusses und der Kirchenpolitik Kerrls) deutlich ge- men provozierte Unruhe verärgert zeigten. Der Autor verbot
und auf Grund auch staatlichen Quellenmatcrials (so ma9 hicr durch staatliches Aktenmaterial neue territorial-

tisch- ?ayerisch- Geheim. Staatsarchiv) auch kirchenpoli- geschichtliche Einzelheiten übenden ^Zusammenbruch des
ftem;

Jj°* w'rd der bayerische Kirchenkampf als Hintergrund- temberg aus außenpolitischen Gründen von Hitler Ende Ok-

«eschehen durchweg sichtbar. Die Quellengrundlage über- tober desavouiert wurde und damit das gesamte Eingliede-

t; , "".ycnbui. i^eneim. staatsaremv; aucn Kircnenpon- o'-------.....— --------------- ----- ----- —---------------

J*h neu beleuchtet. Die Geschichte der bayerischen DC als Einglicdcrungswerkes beizubringen. Daß der Eingriff Jä-

doTatischer Bezugspunkt bleibt natürlich Auswahlprinzip; 9ers in die beiden süddeutschen Kirchen Bayern und Würt-

°* wird der baverische Kirchenkamnf als Hinterorund- temberg aus außenpolitischen Gründen von Hitler Ende Ok-

istT' 3Uf die hier nicht naher eingegangen werden kann, rungswerk zusammenbrach, ist bekannt, ebenso, daß Hit-
c beachtlich breit. Das umfanareiche Archivmaterial und Icr noch auf dem Rcichsparteitag der NSDAP im September

>cn aur aem Kcicnsparteitag aer nsdaf im September

- "^entlieh breit. Das umfangreiche Archivmaterial und den Abschlufj der Eingliederung der Landeskirchen in

d,e gedruckten Quellen sind intensiv benutzt und ausgc- ^ Rcichskirche als unmittelbar vor ihrer Vollendung ste-

Schopft. Nicht zu verkennen ist eine Neigung zur chronizi- Maßnahme bezeichnete. Letzteres mag Jager (und

«tischen Erfassung und Darbietung auch peripherer Sach- ^ Hauptmann v. Pfcffer, der damals gleichsam als

^erhalte_ die indes die Anschaulichkeit fördern und das Lo- kiHlenDOiitischer Berater Hitlers fungierte) als ausreichende

^Kolorit verstärken, mitunter allerdings den konzeptio- Legitimation auch für drastische Maßnahmen angeschen

"eilen Durchblick etwas erschweren. .1 dic sie für das Gelingen des Einglicdcrungswerkes

. °er umfangreiche Dokumentenanhang (S. 354-564) bietet „rfordcrlich betrachteten, dem Meiser widerstrebte. Die

neben Bekanntem auch bisher unveröffentlichtes Material h der bevorstehenden Tagung des Exekutivkomitees

Urid vermittelt dem landesgeschichtlich interessierten Leser ^ Luthcrischcn Wcltkonvents im November 1934 in Mun-

*u9leich ein Spektrum lokalhistorischer wie auch zentraler ^ die zentralcn außenpolitischen Grunde, die den

ebgionspolitischer Aspekte. Der Abdruck von Dokumenten jägers herbeiführten, verstärkt haben.

aus dem Document Center Westberlin (inzwischen ins deutschen Christen, als Opositionsbewegung Novem-

undesarchiv Koblenz verbracht) sowie von Schriftstuk- Bayern erneut organisatorisch ins Leben getreten
der Bayerischen Politischen Polizei vermittelt neben den oci chten zwgr kir,chenpolitischen Einfluß zu gewin-

erwendeten kirchenpolitischen Archivalien und sonstigem je erreichten jedoch auch jetzt nicht das gewünschte Ziel.

, einmaterial (aus kirchlichen Archiven und privaten Samm- n • dcs Reichskirchcnausschusses seit Ende 1935,

ungen) einen Einblick in die religionspolitischen Tendcn- oem a ^ zersplitternden DC-Gruppen Heimat-
2en auf Reichsebenc wie ihre territorialgeschichtliche Aus-