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1972

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Kirchengeschichte: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

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mstance, not a few Protestants are accustomed to assert" denn auch das 5. Kapitel von Teil III („The Sacrifice of Je-

(P- XV). sus in its Cuitic Expression") durchsichtig werden läßt, in

Unter Berufung auf die Enzyklika „Humani Generis" der katholischen Ekklesiologie und dem Verständnis der

Papst Pius XII. und das II. Vatikanum werden die Wertig- natura hominis haben dürften.

keit von Tradition und Magisterium Ecclesiae neben der Zum Ganzen ist jedoch zu sagen, daß der Wert des Buches
Heiligen Schrift und die Bedeutung der analogia fidei her- zweifelsohne darin liegt, dafj die vergleichende Darstellung
yorgehoben. Daneben zeigt die Studie einen nahezu extrem einschlägiger Texte und ihrer Interpretationen zu manchen
fundamentalistischen Zug: Die biblischen Bücher bestünden Einsichten in bestimmte dogmenhistorische Zusammenhänge
aus „notions, illustrations and even words inspired by the führt. So ist das Bemühen um den Nachweis, dafj das Ritual
"°ly Spirit himself" (p. XVI). des „Hanc igitur" der Römischen Messe im Konnex mit
Methodisch wird die fides als die biblische Theologie einem alten eucharistischen Ritus und nicht mit dem leviti-
uberhaupt erst ermöglichend vorausgesetzt, denn „... bi- sehen Opfer zu sehen ist, erfolgreich durchgeführt,
blical theology depends essentially on faith, since only faith Alle nachweisbaren Assoziationen zum Sündenbockritual
assures us that a particular book is inspired" (p. XVI). des AT reichen nach Ansicht von L. Sabourin nicht aus, um
!n drei Hauptabschnitten werden der Begriff der Sünde, eine Sühnopfer-Typologie in dem Sinne, daß Christus der
die soteriologische Terminologie und der Sündopfergedanke »Typus" des Sündenbocks sei, der (in Entsprechung zu Lev.
(Christus „für uns zur Sünde gemacht", 2. Kor. 5,21) abge- 16,21 f) mit den Sünden des Volkes beladen, ausgestoßen
handelt. Der Band schließt mit einem umfangreichen, sach- wird, zu begründen. Sabourin findet den letzten Sinn des
hch jedoch begrenzten bibliographischen Teil („A Biblio- Opfertodes Christi erschlossen durch die augustinische Theo-
9raphy 0f Sacrifice in the Bible and the ancient Near Bast"). l°gie, die antizipierend die Frage Anselms „Cur Deus
D'e bei Genesis 3 einsetzenden Darlegungen über den Sün- homo?" beantwortet mit einem „To be 'sacrifice for sin',...
denbegriff im Alten und Neuen Testament sowie im späten and in this sacrifice, to restore humanity" (p. 293).
Judentum stehen unter streng soteriologischem Aspekt. Die Sündenbockvorstellung wird so eliminiert und an
unde in all ihren Ausdrucksformen (als anomia, hamartia ihre Stelle das Bild einer Selbstdarbringung Christi als Aus-
sw.) wird, ganz gleich ob sie äufjere actio oder willensmä- druck der Liebe Gottes in den Vordergrund gerückt. Der
3'9e Perversion ist, schon im AT so verstanden, daß sie nur protestantische Leser wird sich freilich fragen, ob nicht hindurch
von Gott selbst angeordnete Handlungen getilgt wer- sichtlich der Behandlung einiger Punkte offene Türen einten
kann (Nu. 19,18; Lev. 14,4ff). Im späten Judentum bil- gerannt werden. Dem deutschen Leser vor allem wird die
et sich der Gedanke heraus, daß Sünde eine reale, gegen sparsame Zitation einschlägiger deutscher exegetischer Li-
Ott gerichtete Macht ist. Die synoptischen Evangelien, Jo- teratur auffallen. Auch wird er jeden Hinweis auf das für
nannes und Paulus stimmen — trotz unterschiedlicher Ak- die Erörterung der Thematiken Versöhnung, Erlösung und
zentuierungen — darin überein, daß die redemptorische Opfer doch ziemlich relevante theologische Werk Karl Barths
endung Christi die Befreiung des Menschen von Schuld vermissen.
Und Knechtschaft der Sünde zum Ziel hat. Gegenüber dem Potsdam llse Bertinetti
. besteht der qualitativ neue Gehalt des Opfergedankens

rfr|n, daß die Sühne durch Gottes eigenen Sohn geschieht: Bartos, F. M.: Leben in Deutschland noch Nachfahren von

hristus wird zum Passah, Bundes- und Sühnopfer. Hussens Bruder? (Communio viatorum 14, 1971 S. 165 bis

Von besonderem Interesse für den Leser dürfte die in 168).

e'l III enthaltene Untersuchung zu 2. Kor. 5,21 sein, die Florovsky, Georges: The Patterns of Historical Interpreta-

d!e Textinterpretationen durch die griechischen und latei- tion (AThR 50, 1968 S. 144—155).

nischen Väter sowie einige Aspekte der Auslegungsge- Harrisville, Roy A.: Benjamin Wisner Bacon and Aetiologi-

sehichte im Reformationszeitalter mit umfaßt. Mit philo- cal Criticism (AThR 51, 1969 S. 57-66).

'°9ischer Gründlichkeit wird die Linie nachgezeichnet, die Haugaard, William P.: The English Litany from Henry to

«nsichtlich des Verständnisses von Sünde, redemptio und Elizabeth (AThR 51, 1969 S. 177-202).

!f crificium von Cyrill von Alexandrien über Augustinus zu Hereswitha, Zr. M.: De Priorij van de Reguliere Kanunniken

Thomas von Aquin und schließlich zu dem Jesuiten Salme- van het Heilig Graf te Sint-Odilienberg 1467—1639 ('t

r°n führt. vervolgt) (Augustiniana 21, 1971 S. 267—320).

°en Reformatoren wird vorgeworfen, diese legitime In- Killian, Herbert: Geschichte der Eustachius-Bruderschaft in

terPretationslinie verlassen zu haben. Dabei fällt allerdings der Klosterkirche zu Mariabrunn (Augustiniana 21, 1971

**. daß die über Luther, Melanchthon, Calvin und einige s- 321—337).

Vertreter der altprotestantischen Orthodoxie gefällten Ur- Knudsen, Johannes: Civil Religion, Folk Religion and Chri-

**! recht pauschal und nur spärlich belegt sind. Luther stianity (Dialog 10, 1971 S. 201-206).

nabe im Zusammenhang mit seiner Auslegung von Gal. 3,13 Molnär, Amedeo: Infaillibilite et indefcctibilitc de l'Eglise.

auch ein Wort zu 2. Kor. 5,21 gefunden. Die abstrakte pau- Perspectives reformees du Probleme (Communito viato-

■Wische Formel von Gal. 3.13 („er ward ein Fluch für uns") rum 14< 1971 s- 155-164).

erde für Luther zum Mittel des Mißverstehens des „für Oberman, Heiko A.: „Et tibi dabo claves regni caelorum".

u"s zur Sünde gemacht". Christus erschiene als crimen, als Kirche und Konzil von Augustin bis Luther. Tendenzen

Personifiziertes Verbrechen. Vorbei an dem für Augustinus und Ergebnisse (NedThT 25, 1971 S. 261-282).

^htungweisenden Gedanken des propriatorischen Opfers Rückert, Hans: Promereri. Eine Studie zum tridentinischen

^-hnsti für unsere Sünden, das unsere Versöhnung mit Gott Rechtfertigungsdekret als Antwort an H. A. Oberman

*Um Ziel hat, habe Luther an den zornigen Gott, der durch (ZThK 68, 1971 S. 162-194).

!,lne Opfergabe beschwichtigt werden müsse, gedacht, eine Ruether, Rosemary R.! Christian Ongins and the Counter

^"denz, die sich bei Melanchthon bis zur Annäherung an Culture (Dialog 10, 1971 S. 193-200).
Cn heidnischen Opferkultbegriff steigere.

Luthers aus dem Glauben erwachsende frohe Hcilsgewiß- i/in^ucMOCcruirUTC AI TC l/in^i m

f j :.das informatorische sola gratia - sola fide stehen hier KIRCHtNobbCHICHIt: ALIb KIRCHE

eihch nicht im Blickfeld. An den Fragen, wie die Zurech- ......

"u"3 der Gerechtigkeit Christi als iustitia aliena zugunsten Michaehdes, Dimitri: Sacramentum chez Tertullien. Paris:

sündigen Menschen und wie der Gedanke der Stellver- £tadM Augustiniennes 1970. 388 S. gr. 8».

^etung zu deuten sind, brechen weitere Gegensätze zum „C'est Tertulien, du moins ä notre connaissance, qui a in-

r°festantismus auf, die letztlich ihre tiefere Ursache, wie troduit dans le vocabulaire chretien le mot ,sacramentum'.