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Ausgabe:

1972

Spalte:

197-199

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Böcher, Otto

Titel/Untertitel:

Dämonenfurcht und Dämonenabwehr 1972

Rezensent:

Hengel, Martin

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

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i c 79 wpWitpn darstellen. Die eigentliche Behandlung des Tauf-

fruher in der katholischen Exegese vermutet (vgl. 32 *XXlilffl!Tdneni 2 Band zu erwarten, dessen Ver-

Anm. 26). Damit hängt zusammen, daß der Vf. den Brief P™"^'6^ ä^eht jedoch sehr wünschenswert

auf die Spätzeit des Paulus legt (Berührungen mit dem Ko- offentlichung noch ansteht, j Behandlung der

losserbrief; Übergang zur „spekulativen Christologie"). Der wäre da erst von ihm die ™™°oblematik zu erwar.

Tempelkult ist noch nicht vergangen, auf die Zerstörung «christlichen und frühchristlichen Probleme

des Tempels wird nirgends hingewiesen: ein zweites gewich- ten ist- « t i« iwr,ain7 und Schüler

ti9es historisches Argument für die Frühansetzung (Marty- Der Vf., Privatdozent für das N.T. m Mainz. und Schüler

rium des Apostels 67 n. Chr.). Kennzeichnend ist. daß der von G. Stählin, sah sich im Blick auf d'^ubtcrflie^"^,na(!„

Brief in einer Zeit großer historischer Wirren geschrieben des Materials zu einer strengen Beschrankung 9ezw^n9e";

sein mufj, so daf3 der Hinweis auf eine „geistige Welt" wie die man akzeptieren mm), auch wenn

eine Erlösung empfunden wird (S. 50). die Einbeziehung weiterer Bereiche gewünscht hatt* Er zog

Für den protestantischen Leser überraschend taucht auf für seine "»^^J»^™^ ^Te-

S- 51 die These auf, daß der Traditionsstoff im Dienst der A tes Testament ^^^S^ Sttuktu-

Befaerten Eucharistie steht. Die „Liturgie sacrif.c.elle be- htozdfft«** deutschen Volksglauben (Märchen, Sage,

handelt das christologische Geschehen daher dient auch de renBedauerlich ist daß er den Alten Orient

l edigt dem gleichen Stoff (S. 51). Theologisch wicht g ist ^™™>n%£ ergiebigcn gnostischen und mandäischen

Jas Zeitdcnkcn auch innerhalb der Lehre vom göttlichen und ehe be on£ 3 £ zusammenhängen, nur

W°tt: Die Lehre von den beiden Äonen bleibt grundlegend. Textete £eng J der heueren

D>e protestantische Forschung steht teilweise unter dem eijle Beschränkung unvermeidlich.

Andruck der gnostischen Deutung von 2,10: Vf. entscheidet Stoffülle war jedoch eine aesc » Materials

mit beachtlichen Gründen (S. 324f) gegen diese Deutung Die Sichtung und Ordnung des ^^™

E- Käsemanns. Wichtig ist auch, daß keine Trennung zwi- ist dem Vf. erstaunlich gugelungen AmAnfang steht eine

**en expose und exhortation vorgenommen wird (S. 252ff). Darstellung des antiken^SS^^^^SSliSi

^anstellen wenden gelegentlich zitiert, doch setzt sich wird von dämonischen Kräften durchwaltet vor deren Be

der Vf. von dem Versuch ab den Brief von Qumran her zu drohung sich der Mensch schützen muß .Der Vf . bhandel

e^äre„: die judisch hellenistische Tradition ist ihm gewiß, dabei zunächst den ^*~2Li^2^3S

.Jede Auseinandersetzung mit A. Vanhoye beginnt mit Er- er als Einteilungsprinzip ^J^^^f"^^.

^3ung der Strukturfragen: es ist nicht umsonst, dag A. Licht», „Das Flussige» „Die Luf: und1 Das Festc verwen

^hoye bei ihnen in jahrelanger Vorarbeit eingesetzt hat det; es ^^^^Ä Ä

"nd daß auf diesem Gebiet seine Stärke liegt. Mit A. Van- monen (73-106). A^eSC^OMen wi™^ wirkung der

j 9' m' h i teil fällt auf, daS der Vf. den Begriff des „Dämonischen"

bmsen °' M,che' Sehr weit, m. E. teilweise zu weit faßt. Er wird so praktisch

Böch

fast identisch mit jenem religiösen Grundphänomen, das

er. Otto: Dämonenfurcht und Dämonenabwehr. Ein G. van der Leeuw in einer Phänomenologie der Religion

Urag zur Vorgeschichte der christlichen Taufe. Stutt- als „Macht" bezeichnet. Dämonisch ist jede Art von bedro-

grrv"Berlin—Köln—Mainz: Kohlhammer [1970]. 387 S. hender oder schädigender „Macht". Vielleicht wäre hier als

• ö = Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Ergänzung der an den Details orientierten phänomenologi-

estament, hrsg. v. K. H. Rengstorf u. L. Rost, 5. Folge, sehen Methode ein kurzer Überblick über die Entwick-

■ 1 u n g der antiken Dämonologie hilfreich gewesen, die ja

wir stehen heute an einem Punkt der theologischen und durchaus keine einheitliche Erscheinung darstellt. So er-

« 'stesgeschichtlichen Entwicklung, wo das lange Zeit ab- wähnt der Vf. verschiedentlich den engen Zusammenhang,

°T*ertete, ja verdrängte Problem der Religion wieder ja die Identität zwischen „Dämonen" und „Totengeistern"

arker in das Bewußtsein der Forschung tritt. Dieses neue (80.104f 128 u. ö.), übergeht jedoch die antike Umdeutung

nichreSSe hat dabei komplexen Charakter, es beschränkt sich der „Heroen", die - aus dem Ahnenkult hervorgehend -

na h "Ur auf die »religionsgeschichtliche" Fragestellung ursprünglich Halbgötter und vergöttlichte Helden waren,

djtcn dem historischen Kausalzusammenhang religiöser Tra- dann aber mehr und mehr depraviert und schließlich mit

-Ll°nen, sondern es schließt auch die soziologische und psy- bösen Geistern und Krankheitserregern identifiziert wur-

no01°gische Betrachtungsweise und nicht zuletzt die phä- den. Eine ähnliche Entwicklung kann man beim Begriff

halt n°!ogische Fl'age nach den „Strukturen" religiöser Ver- daifim* beobachten. Darüber hinaus ist es auffallend, daß

tensweisen und Vorstellungen mit ein Religion" er- der Dämonismus zu bestimmten Zeiten, etwa im frühen

eint dabei als eine Grundform der „Lebensbewältigung", Hellenismus bei dem Piatonschüler Xenokrates - nach Wi-

der Mensch sein umseitig bedrohtes Dasein zugleich lamowitz - Moellendorf „der eigentliche Vater des helle-

- und schützt. Auch in der biblischen Überlieferung nistischen Geister- und Teufelsspukes" - und dann später
ssen

Aua""" ^ich für das religionsphänomenologisch geschulte im Neuplatonismus sich besonders üppig entwickelte und

entde Jeicht urtümliche Strukturen einer „pensee sauvage" zu abstrusen „Theoriebildungen" führte. Ähnliches gilt für

2o9en e'"e e*nsc*'*8 hermeneutisch-gegenwartsbe- das Judentum der hellenistischen Zeit und hier wieder be-

anstöff. Exegese gern überging, da sie dies als peinlich und sonders für die babylonische Diaspora, die sich durch ihren

>'g empfand. „Pandämonismus" und die damit verbundene Magie schroff

d;e llst das Verdienst dieser überaus gründlichen Arbeit, von der Zurückhaltung des AT in diesen Bereichen abhebt,

tati ersten Teil einer umfangreicheren Mainzer Habiii- Auf die Gründe derartiger exzessiver Entwicklungen ist der

erhellt5*"^ darstcllt- einen lan9e Zeit mißachteten Bereich Vf. leider etwas zu wenig eingegangen,

schief ZU haben- Der Untertitel „Ein Beitrag zur Vorge- Der 2. Hauptteil behandelt „die Reaktion des von Dämo-

fern .e der christlichen Taufe" zeigt dabei lediglich ein nen bedrohten Menschen", d. h. die Vielzahl der aktiven

Üche f f3n: Es 9eht darin nicht um die religionsgeschicht- exorzistischen und passiven apotropäischen Handlungen,

der f sc^ung des nach wie vor umstrittenen Problems wobei er sich an das Einteilungsschema des 1. Teiles an-

rerbl I|tstehun9' der Taufe (dazu O. Böcher, Deutsches Pfar- schließt. Hier wird zunächst das ganze Instrumentarium

re/.' 69 (19S9), 104ff), sondern um G runds truk tu- des antiken „Exorzismus", d. h. die damit verbundenen

fürd„ !vd'e Voraussetzung aller religiösen — und d. h. Handlungen und Hilfsmittel ausführlich dargestellt (161—

n Vf. atropäisch-exorzistischen — Reinigungs- und Ab- 238). Es folgen die Schutzhandlungen, die häufig „asketi-