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Ausgabe:

1972

Spalte:

190-192

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fuchs, Albert

Titel/Untertitel:

Sprachliche Untersuchungen zu Matthäus und Lukas 1972

Rezensent:

Merkel, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

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« Geschichtlichkeit und Tatsächlichkeit der symbolischen und sind weder als Überwindung noch gar als Erfüllung der

andlungen. Hier melden sich aber doch Bedenken an, nicht magischen Analogien zu verstehen. Denn eben in dem Auf-
"ur hinsichtlich der „Vorläufer", deren Handlungen kaum trag dieses Gottes — und damit glaube ich nun mit Fohrer

istonsch festzulegen sind (hat Elia wirklich den Elisa so wieder ganz einig zu sein — ist die ganze religiös-magisch

prüfen? Und ist 1. Kön 22 ein historischer Bericht? Ich geprägte Weltanschauung der Umwelt grundsätzlich aus

vage beides nicht so selbstverständlich zu bejahen), son- den Angeln gehoben.

ern auch bei Jeremia und Hesekicl; wann und wie sind rs,-»~,-u !.„..„

dipQp n ■ u Ureifswald Altred Jepsen

p berichte eigentlich entstanden und wieweit sind sie ,_

Einkleidung der Botschaft? Eine so einheitliche Antwort wie

°ei Fohrer wird sich kaum geben lassen. Braulik, Georg,- Spuren einer Neubearbeitung des deu-
Fohrers eigentliches Anliegen ist aber, von den berichte- teronomistischen Geschichtswerkes in 1 Kön 8, 52-53.

Jen Handlungen her die Eigenart der Propheten näher zu 59-60 (BibI 52- 1971 s- 20-33)-

feuchten. Wenn er immer wieder betont, daß die Prophe- Loewenstamm, Samuel E.: The Number of Plagues in
ten auch in ihren Handlungen an das Wort und den Auftrag ,PsaIm 105 (Bibl 52< 1971 s- 34~38)-

Jahwes gebunden waren, so da§ diese „ein geistig geregel- OIlva' Man"el: Revelaciön del nombre de Yahweh en
|es und willentlich beherrschtes Tun, eine Leistung persön- la Historia sacerdotal": Ex 6, 2—8 (Bibl 52, 1971 S. 1 bis

«chen Gehorsams" darstellten (wie F. S. 113 Seierstad zi- 19>-

tlert). macht er damit das Besondere der alttestamentlichen Sheehan, John F. X.: Egypto-Semitic Elucidation of the
Propheten deutlich Waw Conversive (Bibl 52, 1971 S. 39-43).

Schwierig erscheint mir bei dem Ganzen freilich das Ver- "qT a^m' ^ 0" Shar6d C°nSOnantS (Bibl

naltnis von Magie, Symbol, Religion. Das rührt nun aller- ö2' 1971 44 50>-

|n3s an Grundfragen der Religionsgeschichte und Reli-
9ionsphänomenologie. Es war sicher nicht Fohrers Aufgabe
, diese Fragen vorweg zu klären; er konnte etwa mit . (_( . _ _ __ _
Menschings Definition von Magie arbeiten (S. 10). Aber kann NEUES TESTAMENT
man dann sagen, daß die Magie durch die Propheten überwunden
und erfüllt wird? Ist Religion als solche Überwin- Fuchs, Albert: Sprachliche Untersuchungen zu Matthäus und
ung der Magie? Ist nicht gerade in der ganzen Umwelt des Lukas. Ein Beitrag zur Quellenkritik. Rom: Biblical In-
Iten Orients die Magie engstens mit Religion verbunden, stitute Press 1971. X, 217 S. gr. 8° = Analecta Biblica, 49.
■0 daß wir kaum sagen können, wo die Grenze liegt bzw. Lire 4 500.-.

° eine solche überhaupt empfunden wurde? Daher genügt Seit H_ j Holtzmanns grundlegender Untersuchung von
auch wohl kaum, die Eigenart der prophetischen Hand- 1863 hat die Zweiquellentheorie in der Synoptikerforschung
n3en darin zu suchen, daß sie religiöse Symbole im Ge- zunehmend Anerkennung gefunden, so daß Ph. Vielhauer
« nsatz zu profanen symbolischen Handlungen darstellten. lg55 (ThLZ 80, 1955, Sp. 652) schreiben konnte, die quel-
nn die Hauptschwierigkeit scheint im Symbolbegriff als lenkritische Arbeit an den Synoptikern habe mit der Zwei-
svmk T ZU liegen- Wenn das Wort sowohl £ür die »Profane" Quellen-Theorie ihr Ende ereicht, und W. G. Kümmel hat
da? a ° Hand,u"9' die ein »leeres Zeichen" ist und nur in maßgeblichen Einleitung (Feine-Behm-Kümmel,
« zu dient, eine Lehre oder Mahnung zu versinnbildlichen , Einleitung in das NT, "1964, S. 42) dieses Urteil bekräftigt.
■ e rur die symbolischen Handlungen der Propheten ge- In der deutschen ForSchung ist die Literarkritik nur von
aucnt werden kann, die „das künftige Geschehen symbo- Außenseitern betrieben worden, wie Bußmann, Hirsch,
>eren" und „selbst zum Symbol" werden, so ist damit das Helmboldt, deren Ergebnisse aber keinerlei Zustimmung
°rt mit so verschiedenen Inhalten gefüllt, daß es nicht fanden, da sie - wie für Hirsch jüngst eingehend nachge-
» nz leicht ist. den jeweils gemeinten Sinn zu erfassen. Das wjesen wurde (M. Lehmann, Synopt. Quellenanalyse und
ngt verständlicherweise damit zusammen, daß der Sym- die Frage nach dem historischen Jesus> 1970) _ großenteils
-loegriff in der Phänomenologie und Theologie so ver- auf sehr subjektiven Kriterien beruhten. Auch in der neue-
vi Jf*!™ verstanden wird. Aber eben deshalb sollte man ren Redaktionsgeschichte, für die die Scheidung von Tradi-
!u lcht besser ganz schlicht von „sinnbildlichen" Hand- iion und Redaktion grundlegend ist, wurde stets von der
p ngen sprechen, aber dann mit Fohrer sagen, dafj bei den herkömmlichen Form der Zwei-Qu.-Th. ausgegangen. Die
HchV Cn zwischen der Handlung und der gemeinten Wirk- vorliegende Arbeit, eine von der Philosophischen Fakultät
kf keit ein sozusagen „sakramentales" Band besteht, „sa- der Universität Salzburg im Jahr 1968 angenommene Dis-
^amental" etwa im Sinn des Augustin-Wortes: Accedit ver- sertation, greift das Problem der synoptischen Quellenkritik
sehr ld eIemcnturn ct fit sacramentum . Denn das ist es erneut auf, und zwar vorwiegend mit philologischen Mithaft
-1Ch' W3S F' S° Stafk bctont' daö alle diese »sinnbild- teln. Der Vf. wendet sich nach einer einleitenden Darstellen
" Handlungen ihren Sinn und ihr Ziel allein vom ]ung der synoptischen Frage (S. 2-14) der Einzeluntersu-
hen G0Ues her emPfan9en und in seinem Auftrag gesche- cnung zweier doppelt überlieferter Perikopen zu, nämlich
' der Blindenheilung Mt 9,27—31 (S. 45—170) und des Logions
Qann aber ergibt sich noch eine andere Frage: Wie ist das vom Zeugnis in der Verfolgung Lk 21,14—15 (S. 171-192),
erhältnis der prophetischen Handlungen zu den magischen wobei er ein ausführliches Referat über die quellenkritische
^alogien Zu beurteilen? Einmal wäre doch sehr zu prüfen, Beurteilung beider Texte in der neueren Literatur voran-
^ die Analogien aus den modernen sog. „primitiven" Völ- stellt (S. 18—44). Es zeigt sich hier, dafj auch die Vertreter
'e*0 überhaupt etwas zur Klärung beitragen können und der Zwei-Qu.-Th. im einzelnen ziemlich verschieden über
Ie weit die aus der altorientalischen Umwelt wirklich Ana- die Herkunft der genannten Perikopen urteilen. So wird
f h}Sn- S'nd' Vor a"em aber: Hat der Gott, auf dessen Be- Mt 9,27ff von älteren Autoren für ein eigenständiges Wun-
tfl d,'e ProPheten handeln, ihnen wirklich „magische Prak- der gehalten, während schon H. J. Holtzmann, Wellhausen
en aufgetragen, die jetzt nur einen anderen Sinn bekom- u. a. diesen Text als matthäische Bildung in Anlehnung an
en • Sind diese Handlungen nicht durchweg durch die Si- Mt 20,29ff betrachteten, andere Forscher aber eine in der
ation bestimmt, in die hinein geredet und gehandelt wer- mündlichen Überlieferung entstandene Variante annehmen.
^nn so"? Vielleicht sollte man eben doch die Handlungen Ebenso wird für Lk 21,14f entweder eine eigene Quelle oder
-Vorläufer" von denen der Schriftpropheten trennen. redaktionelle Bildung behauptet. Es ist ein unbedingt anzu-
e 9ehören mehr zu den S. 11 aufgezählten Praktiken. erkennendes Verdienst des Vf.s, diese Texte erstmals in einer
lesa aber sind eindeutig vom Auftrag Gottes her bestimmt außerordentlich umsichtigen und methodologisch sauberen