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1972

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175

Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3

176

Inschrift auf der Reliefstele von Saba'a vornimmt (49—59).
Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang ferner H. Haag,
Gad und Nathan (135—143), A. Jepsen, Ahabs Buße. Ein
kleiner Beitrag zur Methode literaturhistorischer Einordnung
(145—155), A. Moortgat, Noch einmal zur Datierung
des Kapara (211—217), L. Rost, Die Gerichtshoheit am Heiligtum
(225—231), H. W. Wolff, Das Ende des Heiligtums in
Bethel (287—298) und G. E. Wright, The Significance of Ai
in the Third Millenium B. C. (299—319, mit 5 Skizzen im
Text). Daß man schließlich über kult- und kulturhistorische
Analysen zur Erfassung theologischer Zusammenhänge genlangen
kann, zeigt W. Zimmerli sehr instruktiv (Das gnaden
jähr des Herrn'; 321-332). E. Kutsch geht dem viel verhandelten
Thema einer Neubestimmung des theologisch so
stark belasteten Begriffs b^rit nach (Sehen und Bestimmen.
Die Etymologie von IT"!? ; 165—178).

Der Gedanken- und Erkenntnisreichtum, der in den vorstehend
genannten Aufsätzen anzutreffen ist, läßt sich nur
mühsam in die hier versuchte Schematisierung raffen. Die
Beiträge sind in der Festschrift alphabetisch nach den Verfassernamen
geordnet. Manche der Ausführungen könnte
unter verschiedenen Rubriken genannt werden. Dieser Tatbestand
spricht für sich und zeigt noch einmal sehr deutlich
, wie eng archäologische, orientalische, historische, exegetische
, religionswissenschaftliche und schließlich theologische
Forschungen miteinander verbunden sind und wie
fruchtbar die Kooperation dieser verschiedenen Wissenschaftszweige
ist. Der Jubilar hat diese Kooperation durch
sein Lebenswerk eindrucksvoll praktiziert, die ihm dedi-
zierte Festschrift reflektiert sie ebenso eindrucksvoll.

Greifswald Siegfried Wagner

Biemen, A. van: In memoriam Prof. Dr. W. Banning (NedThT

25, 1971 S. 192-194).
Gilkey, Langdon: Theology in the Seventies (ThToday 27,

1970 S. 292—301).
Jonker, H.: In memoriam Prof. dr. A. A. van Ruler (NedThT

25, 1971 S. 188-191).
Peyronel, Giorgio: Contrappunto su nove anni di „Gioventü

Cristiana" (Protestantesimo XXV, 1970 S. 209—218).
Rollier, M. A.: Autocritica: ricordando il messagio che

„L'Appello" non e riuscito a trasmettere (Protestantesimo

XXV, 1970 S. 219—224).
Simpfendörfer, Werner: Wissenschaft in der Gesellschaft.

Radikale Reformen der theologischen Ausbildung (Lutherische
Monatshefte 9, 1970 S. 573-578).
Subilia, Vittorio: XXV Anni (Protestantesimo XXV, 1970

S. 201-208).

RELIGIONSWISSENSCHAFT

McCullougih, W. S.: Jewish and Mandaean Incantation Bowls

in the Royal Ontario Museum. Toronto: University of
Toronto Press (1967). XVII, 70 S., 6 Taf. gr. 8° = Near and
Middle East Series, 5. Lw. $ 4.50.

In dieser Publikation werden fünf Beschwörungstexte veröffentlicht
, von denen zwei (Texte A, B) in Jüdischem Aramäisch
und drei (C, D, E) in Mandäischem Aramäisch geschrieben
sind. Sie sind alle auf Tonschalen geschrieben und
ähneln einander in Schrift, Sprache und Inhalt, wie der Herausgeber
bemerkt (S. XI). Sie gehören ferner vermutlich
alle der Periode vor 600 v. Chr. an. In der Einleitung behandelt
der Hrsg. außer der zeitlichen Bestimmung der
Texte auch die Geschichte der auf Tonschalen geschriebenen
Beschwörungstexte und (sehr knapp) die Mandäer und ihre
Religion. Wenn hier von dem religiösen Glauben der Mandäer
gesagt wird, daß sein Kern am besten als „a primitive
fertility cult" zu beschreiben ist, vermag ich dem Hrsg.
nicht zu folgen. Es dürfte wohl heute völlig klar sein, daß

die Religion der Mandäer als diejenige einer gnostischen
Taufsekte zu bezeichnen ist.

Der Hrsg. hebt hervor, daß die von ihm edierten Texte
etwas zu unserer Kenntnis von der Lexikographie der mandäischen
Sprache beitragen können. Er hat in dem beigefügten
Glossar diese neuen Wörter mit einem Sternchen
versehen, so daß sie leicht erkennbar sind.

Ich gebe zuerst ein paar Bemerkungen zu den zwei kurzen
jüdischen Texten.

Zu Text A: Z. 2 Die Form THJ3H kann man wohl nicht
zur Wurzel MRR als Aphel stellen. Das würde doch "pIlOO
sein. Eher könnte man an Pacel von MR3 denken. Die
Übersetzung wäre dann: „die Totengeister gegen das Haus
des Bäbai, Sohn der Mahlaptä, erregen". Das Verbum
■p'jambedeutet in den mandäischen Texten „niedertreten"
und wird so auch vom Hrsg. übersetzt. Weder aus formalen
noch aus inhaltlichen Gründen kann ich darum seine Übersetzung
an dieser Stelle verstehen: „and they will bind .. •
with a millstone". Wie kann man mit einem Mühlstein binden
? Dagegen kann man die Dämonen mit einem solchen
schweren Stein niederdrücken (press down" E 10).
Die Z.3 würde ich übersetzen: „JeruSilmai, Tochter des Ma-
ruduk, ist unter dem Fuße des Bäbai, des Sohnes der Mahlaptä
," was also wie bei Montgomery, Aramaic Incantation
Bowls, 38 Z. 12—13 bedeutet, daß sie, als Stifterin von Unheil
gegen Bäbai, jetzt durch die von ihm verwendete magische
Praxis unschädlich gemacht ist, also nicht wie der
Hrsg. denkt, daß sie „under the protection of Bäbai" sich
befindet. Die SchreibungnVv~, die der Hrsg. mit Recht
anormal findet, erklärt sich aus der gewöhnlichen mandäischen
Schreibung, vgl. Nöldeke, Mand.Gr., § 25 S. 26f (wo
indessen eben dieses Wort nicht erwähnt wird).

Was den Text B betrifft, so ist er so schlecht bewahrt, daß
man ohne Zugang zum Original keine Vermutungen zu Lesung
und Übersetzung wagen kann.

Sodann einige Bemerkungen zu den drei mandäischen
Texten.

Text C Z.5 S^Na (falls dies die konkrete Lesung ist) kann
jedenfalls als Pacel von PWG nicht die passive Bedeutung
„checked" besitzen. Wie wäre diese Form zu erklären? Eher
dann Part.pass., also qetil. Die Form bydbDby:) anstatt
byldD by5 erinnert an entsprechende Assimilierungen in der
aramäischen Sprache des Babylonischen Talmud. Das Wort
gbra sollte man ganz einfach als „Mann" übersetzen. Der
Hrsg. scheint Mandaic Dictionary mißverstanden zu haben.
Dort wird es mit „man" übersetzt, aber richtig bemerkt:
Used also of supernatural beings". Diese Bemerkung berechtigt
nicht, gbra mit „Being" zu übersetzen (Z. 19). In
Z. 21 ist TZYH3 T selbstverständlich dasselbe Verbum wie
Syr. ^ettezPat mit Übergang c>h (wie z. B. rqiha <
Nypl). Mandaic Dictionary, S. 164 notiert, wo die hierher
gehörenden Formen unter ZHA I und ZUA registriert sind.
Man kann zögern, ob diese Form c TZYHD T als Ethpecel
oder als Ettaphal zu betrachten ist, vgl. was Nöldeke, Mand.
Gr. § 186 und Syr.Gr. § 177B über solche Formen sagt. Bedeutsam
ist aber, daß diese Form nicht, wie der Hrsg. meint
(S. 26), von der Wurzel ZWH sondern von ZWC kommt.

Text D Z. 4 findet man die Formel: "pSfb*
■pnVONnK'natrnNO». Hier nimmt der Hrsg. an, daß yaA$
nicht wie gewöhnlich die beschworenen Geistwesen andeutet
, sondern die vorangehenden menschlichen Personen sind,
und übersetzt darum: „I adjure on your behalf". Diese
Übersetzung scheint mir recht unwahrscheinlich zu sein,
denn die Parallelstellen zeigen, daß TO^bS eben die nachfolgenden
Wesen bezeichnet. Man übersetze also: „Ich beschwöre
euch, Fessel der geschaffenen Wesen, alle die gesehen
und sehbar sind." Ich benutze hier die gute Bemerkung
des Hrsg.s S. 34 über HZ'WMHZ5. Die folgende Formel:
„im Namen des El, Yäh (siebenmal) Qädösh" stimmt mit:
„und im Namen des Mctatron" überein und zeugt von dem
deutlichen jüdischen Einfluß (der Hrsg. zögert hier).