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Ausgabe:

1971

Spalte:

137-138

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Plotnik, Kenneth

Titel/Untertitel:

Hervaeus Natalis OP and the controversies over the real presence and transubstantiation 1971

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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137

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 2

138

Plotnik, Kenneth: Hervaeus Nataiis OP and the Contro-
versies over the Real Presence and Transubstantiation.
München-Paderborn-Wien; Schöningh 1970. XII, 71 S„
gr. 8" = Münchner Universitätsschriften, Theologische
Fakultät, Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur
Erforschung der mittelalterlichen Theologie und Philosophie
, hrsg. von M. Schmaus, W. Dettloff, R. Heinzmann,
N. F. 10. Kart. DM 9,80.

In dieser erfreulich kurzen Studie, die Vf. auf Grund
seiner Dissertation, die 1962 von der (röm.-kath.) Theologischen
Fakultät München angenommen worden ist, 1965-67
ausgearbeitet hat, wird ein Stück Dogmengeschichte innerhalb
der Abendmahlslehre untersucht, das lange Zeit mehr
oder weniger übersehen worden ist. Es handelt sich um
die Zeit zwischen Thomas und Ockham, die freilich in
letzter Zeit immer mehr in das Blickfeld theologischen
Interesses geraten ist.

Vf. zeichnet im 1. Kap. (S. 3-10) sehr knapp den historischen
Hintergrund seiner Untersuchung, er gibt eine
Einführung in das Leben und in die Schriften H. N.s und
dazu in die Kontroverse über die Realpräsenz und Transsubstantiation
nach dem Tode Thomas'. Damit sind schon
die beiden Streitpunkte genannt, die in der Studie näher
behandelt werden.

Kap. 2 handelt dann vom Modus der euchiristischen
Gegenwart Christi (S. 11-25). Vf. vergleicht hier die Stellung
von Thomas und H. N., der ja als Führer der
französischen Thomistcnschule gilt, wobei die Haltung
H. N.'s deutlich wird: "Christ's Eucharistie presence is a
sublime mysferv, and theological awareness of this is
expressed in different ways. Hervaeus Nataiis chooses to
sPeak of the real presence almost exclusively in terms of
what it is not - that it is non-local and non-positional"
(S. 11). "Yet at the same time he holds that real presence
must be more than mere relational presence" (S. 13). Vf.
würdigt dann seine Haltung in der Frage nach der Quantität
des eucharistischen Leibes Christi. Durand von S. Porciano
hat hierbei H. N. falsch interpretiert, wobei Vf. feststellt:
'Hervaeus does not intend to say that Christ is present
m the Eucharist the way a cause is present in its effect,
but onlv that there are different kinds of presence even
'n nature, and that the mode of Christ's presence is non-
local and non-positional" (S. 25). Die Kontroverse bleibt
Polemisch, die Sprache beider Kontrahenten ist scharf.

Ähnlich verhält es sich bei der Diskussion über die
Transsubstantiation und Konsubstantiation, die Vf. im
3- Kap. untersucht (S. 26-65): "If the mode of Christ's
Presence in the Eucharist is a mystery the basis of this
Presence is no less a one. Whether a theologian opted for
transubstantiation or consubstantiation, many questions
rernained to be answered. This chapter will examine the
efforts of various theologians to speeify more precisely
the mysterious event by which Christ becomes present in
the Eucharist" (S. 26). Vf. nennt dabei die „Neue Erklärung"
der Transsubstantiation bei Aegidius von Rom, die kritische
Position des Heinrich von Gent und Transsubstantiation
Und Annihilation in der Theologie des Gottfried von
^ontaines. H. N. dagegen verteidigt die thomisHschc
Position: "The doctor rarus closely follows Thomas Aquinas
'n discussing the necessity, possibility, and nature of
transubstantiation" (S. 39). Vf. weist darauf hin, daß
Thomas erfolgreich auf den radikalen Unterschied der
Transsubstantiation vor allen anderen Naturveränderungen
hingewiesen hat, wobei H. N. das Interesse Thomas' teilt,
auf der Einzigartigkeit der Gegenwart Christi in der
Eucharistie zu bestehen (S. 41 f.). Darum tritt er Aegidius
von Rom, Heinrich von Gent und Gottfried von Fontaines
entgegen. Ebenso führt H. N. eine Kontroverse mit einem
anonymen Schüler Jacobs von Metz, in der H. N. noch
einmal "the miraculous character of transubstantiation and
•ts difference from all natural changes" feststellt (S. 52).
°as ist der Punkt, um den es H. N. in all seinen Kontroversen
immer wieder geht. Sein bedeutendster Widerpart
Durand aber erklärte: "that transubstantiation is miraculous
as to the manner of the change but not as to the
substance of the change" (S. 54). Auch die Konsubstan ia-
tionslehre eines Johannes Quidort ruft die Kritik H. N.s
hervor, er hält sie für „falsa et erronea", aber sein Urteil
ist doch milder als das von Thomas, der sie als häretisch
bezeichnet hatte. H. N. ist die Transsubstantiation nur
„communior et verior" (S. 61,64). Zuletzt stellt Vf. uns
noch kurz Ockhams Position über die Annihilation und
Konsubstantiation vor (S. 64 f.). Vf. charakterisiert ganz
knapp seine Position: er sah die Transsubstantiation an
"a succession of substances; the substance of the body of
Christ sueeeeds to the substance of the bread, and in this
proecss bread is annihilated". Die Konsubstantiation ist für
ihn durchaus möglich. Ockhams Stellung zu ihr wird in der
Forschung verschieden beurteilt (Iserloh, Buescher). Vf.
meint, daß Ockham in der Frage der Annihilation zu einer
besseren Lösung kam als der anonyme Schüler des Jacob
von Metz oder Durand: "Rather, he aeeepts that Aquinas's
Position on transubstantiation means the annihilation of
the bread but takes this in stride and goes on the explain
transubstantiation as the succession of substances".

Abschlie5end faßt Vf. seine Untersuchung zusammen
(S. 66-68). Es bleibt dabei zu fragen, ob sein Schlußsatz
("Finally, the scholastic Eucharistie theology should remind
the ecumenist of possibilities for diversity in the expres-
sion of common Christian beliefs") nicht doch etwas zu
ungeschützt ist, denn die Wahrheitsfrage bleibt.

Vf. führt uns ein in die Auseinandersetzung über die
Eucharistie nach Thomas. Es wird deutlich, wie sehr
Thomas' Lehre noch umstritten ist, wie aber H. N. dabei
alles daran setzt, Thomas nicht nur zu verteidigen, sondern
auch seine Lehre durchzusetzen. Hierbei gibt Vf. eine
notwendige Ergänzung zu B. Neunheusers Darstellung im
Handbuch der Dogmengeschichte (Bd. 4, Fasz. 4b: Eucharistie
in Mittelalter und Neuzeit, 1963), wo diese Kontroversen
völlig übersehen werden. Dafür muß man Vf.
dankbar sein, denn die umfassende Kenntnis der dogmengeschichtlichen
Entwicklung ist wichtig sowohl für die
heutige Abendmahlslehre wie gerade auch für das Lehrgespräch
über das Abendmahl zwischen den Konfessionen.
In der Studie des Vf.s werden ja Themen untersucht, die
für die Abendmahlslehre des Spätmittelalters wie auch für
die Reformation bedeutsam sind.

Man würde sich stellenweise eine noch ausführlichere
Zitierung der entweder ungedruckten oder der doch sehr
schwer zugänglichen Quellen wünschen.

Schlettau/Erzsrob. Karl-Hcriuauu Kaudler

Fleischhack, Erich: Fegfeuer. Die christlichen Vorstellungen
vom Geschick der Verstorbenen geschichtlich dargestellt.
Tübingen: Katzmann 1969. 272 S. 8°. Lw. DM 28,-.

In 16 Kapiteln hat Vf. „in Form einer Chronik zusammengestellt
, was an persönlichen Bekenntnissen, lehrhaften
oder dogmatischen Formulierungen und kontroversen
Äußerungen zu den Fragen, die um das Geschick der
Verstorbenen kreisen, wesentlich erschien" (S. 10). Das
Buch stellt also die spezielle Lehre vom Fegfeuer, wie
sie die katholische Kirche vertritt, in den Rahmen der geschichtlichen
Entfaltung der christli-hen Ewigkeitshoffnung.

Im 1. Kap. („Die Sorce um die Verstorbenen und um
das eigene Heil in den ersten Christengemeinden", S. 11-14)
gibt Vf. einen kurzen Abriß der paulinischen Eschatologie,
um festzustellen, daß es hier weder eine Vorstellung vom
Fegfeuer noch vom Zwischenzustand gibt. Das 2. Kap.
(S. 15-24) zeigt die „Ansätze zur Versachlichung der
Heilslehre in nachapostolischcr Zeit". „Dabei wird nicht mehr