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Ausgabe:

1971

Spalte:

127-128

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Bibliographie de la réforme 1450 - 1648 1971

Rezensent:

Rogge, Joachim

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Seite 1

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werden, der 30 Jahre umfassen wird? Dabei würden wir
gern Analysen über die Geschichte von CA X (Variata!)
und über die verschiedenen Ausgaben der Loci sehen.
Überhaupt scheint uns das Ende dieses Bandes mit CA X
unglücklich zu sein, da doch u. E. erst nach AC X (also
nach den Enttäuschungen Mel.s über die Haltung Roms)
eine Wandlung in seiner Abendmahlslehre eingetreten ist,
zumindest hat das Gegenüber der Auseinandersetzung erst
dann gewechselt. Wir möchten CA X und AC X viel näher
beieinander sehen. - Zum Schlug muß aber dem Vf. ein
uneingeschränkter Dank für die gründliche Arbeit ausgesprochen
werden. Es ist erstaunlich, wieviel Quellenmaterial
auch für diese 12 Jahre vorliegt. Daß wir an einigen
Stellen unsere Kritik und Wünsche (für den Band 2) vorbringen
, soll den Dank nicht schmälern, auch dann nicht,
wenn wir überzeugt sind, daß Vf. den Unterschied Luther-
Mel. in der Abendmahlslehre zu scharf sieht. Trotz aller
Reserve Mel.s Luthers Abendmahlslehre gegenüber dürfte
er doch Luther viel näher gestanden haben, als dies beim
Vf. erscheint. Werden nicht erst beim Vf. aus Lehrunterschieden
Lehrgegensätze? Vf. nennt uns keine Stelle, wo
etwa eine grundsätzliche Kritik Luthers an Mel. erkennbar
wird. Das ist (und deshalb nennen wir das erst jetzt) wohl
mehr eine Kritik an der Darstellung der Abendmahlslehre
Luthers durch den Vf. Hier weist auch das Literaturverzeichnis
erhebliche Mängel auf (Sommerlath, Peters u. a.).
Da Vf. sich fast nur auf Graß und Köhler zu stützen
scheint, wird das Anliegen Luthers nicht recht erkennbar,
dafj er die res des Leibes und Blutes Christi um der virtus
willen betont (GK!). Mögen unsere Wünsche in Band 2
Berücksichtigung finden, der hoffentlich kürzer und prägnanter
wird. Leser und sicher auch der Verlag (?!) werden
es Vf. danken.

Corrigenda: S. 449, Z. 6 v. u. (: statt ;); S. 451, Z. 6
v. u. (Blut statt Brot); Stichproben bei den Zitaten ergaben
einige Ungenauigkeiten (S. 101, Anm. 400; 105, Anm. 416).
Unschön ist S. 453 „Busenfreund Camerarius".

Schlettau Karl-Hermann Kandier

Bibliographie de la Reforme 1450-1648. Serie publiee sur
la recommandation du Conseil international de la Philosophie
et des sciences humaines avec le concours finan-
cier de l'Unesco. VII: Ecosse / Scotland / Schottland. Par
James K. Cameron. Ouvrages parus de 1940 ä 1960.
Leiden: Brill 1970. 18 S. gr. 8° = Commission internationale
d'historie ecclesiastique comparee au sein du
comite international des sciences historiques. Hfl. 6,-.

Über die im Titel näher spezifizierte Bibliographie war
in ThLZ 94, 1969 Sp. 222 aus Anlaß der Publikation des
Österreich-Faszikels Allgemeines ausgeführt worden. Darauf
kann sich Rez. im Falle dieser Anzeige des Beitrages über
Schottland beziehen.

Der Bearbeiter, James K. Cameron, berücksichtigt im
Unterschied zu den meisten anderen Länderbibliographien
dieses Unternehmens die Jahre 1940-1960, wie das im
Falle Österreich schon geschehen war. Insgesamt führt er
326 Titel auf, darunter erfreulicherweise sehr viele aus
Zeitschriften, die z. T. für Ausländer nicht leicht überschaubar
sind. Ein Sach- bzw. Personenindex läßt erkennen,
welche Forschungsgegenstände in dem Veröffentlichungszeitraum
vornehmlich behandelt worden sind. Mit großem
Abstand ist hier vor allen anderen John Knox zu nennen;
weiterhin ist besonders häufig über die verschiedensten
kirchlichen Gebäude, den Presbyterianismus, die Franziskaner
, den Episkopat, die schottische Königin Maria und
den skotistischen Philosophen und Reformtheologen John
Major geschrieben worden.

Bereits die vorliegende Bibliographie vermittelt einen
lehrreichen Einblick in die Probleme, denen man zur
schottischen Reform- und Reformationsgeschichte in beson-

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derem Maße Beachtung zu schenken hat. Von solcher
wissenschaftlich begrüßenswerten Leistung her, für die der
Bearbeiter herzlichen Dank verdient, ist der Einstieg in
den anvisierten Forschungsbereich sehr gut möglich.

Corrigenda zur Rezension in ThLZ 94, 1966 Sp. 222:
Der Österreich-Faszikel trägt die Ziffer VI nicht wie
abgedruckt: VII). Die internationale hier angesprochene
Bibliographie erscheint seit 1960 (nicht erst seit 1964).

Berlin Joachim Rosse

KIRCH EN GESCHICHTE: NEUZEIT

Thompson, Kenneth A.; Bureaucracy and Church Reform.
The organizational response of the Church of England
to Social Change 1800-1965. Oxford: Clarendon Press;
London: Oxford University Press 1970. XXIII, 264 S. 8".

Das Buch untersucht die Frage, in welcher Weise die
englische Kirche im 19. und 20. Jh. ihre Organisation der
schnellen Änderung der sozialen Struktur angepaßt hat.
Die Darstellung legt wesentlich die Methodik Max Webers
zugrunde. Sie stützt sich dabei auf drei Werke Webers,
die in englischer Übersetzung erschienen sind. Unter ihnen
befindet sich „Die protestantische Ethik und der Geist des
Kapitalismus" 1904 (englisch 1930). Die Diskussion in
Deutschland um M. Weber ist scheinbar dem Verfasser
nicht bekannt geworden. Im Literaturverzeichnis ist kein
deutscher Beitrag aufgeführt. Neben Weber ist E. Troeltsch,
„Die Soziallehren der christlichen Kirche" 1931 in englischer
Übersetzung benutzt worden.

Das Buch behandelt von der Soziologie her sein Thema.
Neben Sekundär-Literatur hat der Vf. Quellen aus englischen
Archiven und Bibliotheken sowie zahlreiche Kommissionsberichte
benutzt.

Die Arbeit ist in 3 Phasen aufgebaut: 1. Das Problem
und seine Grundvoraussetzungen im 19. Jh. 2. Die Bewegungen
, welche zum Ermächtigungsgesetz von 1919 führten
(1850-1919). 3. Die Bildung und Organisation der Kirchenversammlung
(30. Juni 1920).

1. Für die Auseinandersetzung der englischen Kirche
mit der sich rapid verändernden Gesellschaft des 19. Jh.
waren zwei Ereignisse des Jahres 1836 symptomatisch:
1. Die Einsetzung der Kommission zur Ablösung des
Zehnten (Tithe Commission) und das Amt des obersten
Standesbeamten (Registrar-General's Office). Man hatte
erkannt, daß die feudal-aristokratischen Voraussetzungen
nicht mehr mit der veränderten Gesellschaftsstruktur zu
vereinbaren waren. Das Buch stellt dar und untersucht die
verschiedenen Probleme, die sich hinsichtlich der Autoritäten
, der Ordnungen usw. ergaben. Es entstanden im
19. Jh. eine Reihe Modelle zur Kirchenreform je nach ihrer
ideologischen und theologischen Orientierung. Unter ihnen
waren auch Reformpläne, welche die Kirche auf die gleiche
Basis stellten, wie andere soziale Institutionen. Die Glieder
der Evangelicals waren eifrige Befürworter einer Kirchenreform
, während die Erzbischöfe, welche in erster Linie
als Kirchenführer dazu berufen waren, zu alt oder zu
wenig energisch waren. Aber es gab auch, wie das Buch
zeigt, zahlreiche kritische Stimmen. Wichtig war die Stellungnahme
der verschiedenen kirchlichen Gruppen und ihr
Verhältnis zu den politischen Parteien der Whigs und der
Tories.

Von besonderer Bedeutung war die Stellung der Kommission
für die Königin Anna Bounty (1704), ein Fonds
der jährlichen Erstzahlungen (Annaten) und Zehnten der
Krone an die Kirche. Ihre Tätigkeit fand erhebliche Opposition
seitens verschiedener kirchlicher Gruppen. Sie richtete
sich vor allem gegen die bürokratische Form der Verwaltung
. Über sie bemerkt der Vf., daß diese Bürokratie
nicht uniform war in der Richtung eines reinen büro-

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 2