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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Nach einer Bestandsaufnahme der drei Parallelüberlieferungen
Mt 12,22-50/Mk 3,20-35/Lk 11,14-28 (S. 18-21)
wird aus Mt und Lk der Q-Text rekonstruiert (S. 22-49).
Dabei ergibt sich, dal? Lk die ursprüngliche Q-Reihenfolge
besser bewahrt hat als Mt, der die Q-Überlieferung sowohl
mit der Mk-Version als auch mit anderen Abschnitten aus
Q, nämlich Lk 6,43-45/Mt 7,16-20 und Lk 12,10/Mt 12,20
kompiliert hat, während Lk zwar auch den Wortlaut von
Q überarbeitet hat, von Mk aber völlig unabhängig ist.
In einem dritten Abschnitt wird der sehr sorgfältig und
vorsichtig rekonstruierte Wortlaut von Q eingehend mit
Mk 3,20-35 verglichen (S. 50- 74). Vf. kommt zu dem im
ganzen überzeugenden Schluß, daß keine eigene Quelle für
Mk angenommen werden muß, sondern die Mk-Version als
redaktionelle Bearbeitung der Q-Vorlage anzusehen ist,
wobei Mk freilich redaktionelle Ergänzungen einfügte,
indem er z. T. auf andere Überlieferungen zurückgriff, z. T.
aber auch frei formulierte. Die gewichtigen Abweichungen
von der Vorlage, die sich dabei feststellen lassen, nötigen
zu der Frage, welche Absicht Mk bei seiner redaktionellen
Bearbeitung leitete. So schliefst sich folgerichtig eine genaue
Strukturanalyse von Mk 3,20-35 an (S. 74-85). Dabei
geht Vf. von der Feststellung aus, daß Mk die Verwandten-
perikope V. 20 f und 31-35 in auffälliger Weise als Rahmen
für seine Komposition gestaltet hat, und erarbeitet
sodann alle Strukturmerkmale in diesem Abschnitt, die ihn
als geschlossene Einheit erweisen, die Mk bewußt gestaltet
hat. Abschließend wird die Vorgeschichte von Mk 3,20-35
gestreift (S. 86-97), wobei Vf. sich vor allem mit der
formgeschichtlichen Analyse dieses Abschnitts auseinandersetzt
. Er wirft den Formgeschichtlern vor, daß sie wegen
ihrer Quellentheorie der Q-Version viel zu wenig Aufmerksamkeit
geschenkt haben; darum hätten sie die Möglichkeit
zu gering veranschlagt, die marcinischen Quellen zu rekonstruieren
, und folglich auch die marcinische Redaktion zu
gering bewertet.

Im zweiten Hauptteil „De Vijf Parabels van Mc. 4.
Structuur en Theologie van de Parabelrede" (S. 101-128)
wird Mk 4,1-34 einer gründlichen Strukturanalyse unterworfen
. Auch hier zeigt sich, wie fruchtbar diese Methode
für ein besseres Erkennen der marcinischen Intention ist.
Es gelingt Lambrecht der Nachweis, daß die Redaktion des
Mk auch in diesem Abschnitt viel höher veranschlagt werden
muß, als es bisher geschah. Das Hauptinteresse des
Mk liegt keineswegs ausschließlich auf der Parabeltheorie
V. 10-12. Vielmehr sind nach Mk auch V. 21 und 24 b
echte Parabeln, die in V. 22 und 25 ihre Auslegung finden
und den zentralen Abschnitt dieser Komposition bilden.
Auch dieser Abschnitt wird noch zu den Jüngern allein
gesprochen und ermahnt sie, als die bevorzugten Hörer
des Evangeliums für dessen Verkündigung zu sorgen.
In diesem Zusammenhang verdienen auch die vielfältigen
Aufrufe zum Hören (bes. V. 23-24 a) besondere Beachtung.

Die Untersuchung bietet sowohl in inhaltlicher als auch
in methodischer Hinsicht viele Anregungen. Mit I. de la
Pottrie, der im Vorwort (S. 7-9) die Bedeutung dieser
Arbeit würdigt, ist es zu begrüßen, daß der Vf. die zuerst
in „Bijdragen" Bd. 28 (1968) erschienenen Untersuchungen
als Buch zusammen mit Stellen-, Autoren- und Wortregister
herausgebracht hat, um sie einem größeren Leserkreis
zugänglich zu machen. Bedauerlich ist nur, daß Vf. es bei
einer englischen Zusammenfassung beläßt, sich aber nicht
zu einer Übersetzung in eine gängigere Sprache entschließen
konnte. Viele seiner Anregungen werden so schwerlich
das gewünschte und verdiente Echo finden.

Amelsbüren Alfred Suhl

Anderson, Bernard W.: Myth and the Biblical Tradition

(ThToday 27, 1970 S. 44-62).
Conzelmann, Hans: History and Theology in the Passions

Narratives of Synoptic Gospels (Interpretation 24, 1970

S. 178-197).

116

Derrett, J. Duncan M.: Greece and India again: the
Jaimini-Asvamadha, the Alexander-romance and the
Gospels (ZRGG 22, 1970 S. 19-44).

Dinechin, Olivier de: KABÜH La similitude dans l'evan-
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Dunn, J. D. G.: The Messianic Secret in Mark (Tyndale
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Fuchs. Ernst: Gott und Mensch im Text und als Text
(ZThK 67. 1970 S. 321-334).

Haenchen, Ernst: History and Interpretation in the Johannine
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Hillver, Norman: First Peter and the Feast of Tabernacles

(Tyndale Bulletin 21, 1970 S. 39-70).
Jacques, Xavier: Les Actes d'Andre et de Paul. Traduction

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Kehl, Medard: Eucharistie und Auferstehung. Zur Dcutunq

der Osterersch einungen beim Mahl (Geist und Leben 43.

1970 S. 90-125).
KHin, A. F. T.: Die Ethik des Neuen Testaments. Eine

Umschau (NedThT 24, 1970 S. 241-249).
Kuhn, Heinz-Wolfgana: Der irdische Tesus bei Paulus

als traditionsaeschichtliches und theologisches Problem

(ZThK 67, 1970 S. 295-320).
Lonqenecker, Richard N.: Can we Renrodure the Exegesis

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Marshall, I. Howard: Tlncomfortable Words. VI. 'Fear him

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R. S. V.) (ET 81.1970 S. 276-280).
Sowers. Sidnev: The C'rcumstances and Recollection of

the Pella Flinht (ThZ 26. 1970 S. .305-320).
Sudbrack. Tosef: Mut zur Freude! Paulus an Hie Gemeinde

von Philliopi (4,4-7) (Geist und Leben 43, 1970 S. 81-86).
Ziesler, T. A.: The Transfiquration Story and the Markan

Soteriology (ET 81, 1970 S. 263-268).'

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Riedinqer, Rudolf: PSeudo-Kaisarios. Überliefenmqsge-
schichte und Vcrfasserfrnqe. München: Beck 1969. X,
471 S. m. 6 Abb. i. Text, 19 Taf. gr. 8° = Byzantinisches
Archiv. Als Erqänzunq zur Bvzantinischen Zeitschrift
hrsg. v. H.-G. Beck, F. W. Deichmann, H. Hunger, 12.
DM 90,-.

Das Pseudepieraph „Kaisarios" ist auch nach der vorliegenden
, gründlichsten aller bisherigen Untersuchungen
nicht voll aufzulösen, und es bleibt zu befürchten, daß
der Kompilator, so wie er bisher aus diesem wie aus
inhaltlichen Gründen auf dem Abstellgleis patristisch-
theoloqischer Fernverbindungen stand, auch jetzt - von
Einzelfragen, wie z. B. den kostbaren Bemerkungen zur
Frühgeschichte der Slawen, abgesehen - kein sprunghaft
gesteigertes Interesse finden wird. Um so mehr muß ein
Satz aus der Einleitung (S. 2) unterstrichen werden: „Diese
Untersuchung beruht auf einer vollständigen Kollation aller
vorhandenen Überlieferungsträger und ist keiner Schwierigkeit
aus dem Weg gegangen. Aus diesem Grunde
konnten bei dieser Arbeit auch Methodenfragen
behandelt werden, die über die Textgeschichte des PsK
hinausreichen und die dafür aufgewandte Mühe auch dann
rechtfertigen, wenn PsK allein diesen Aufwand nicht lohnen
sollte".

Das Buch gliedert sich in zwei Teile: Überlieferungsgeschichte
und Verfasserfrage. Im ersten Teil (S. 11-234)
werden zunächst alle griechischen Handschriften ausführlich
beschrieben, ebenso die altkirchcnslawische, arabische
und lateinische Übersetzung. Es werden ferner die
auffindbaren Testimonien, Fragmente und Paraphrasen
in den Handschriften und Drucken anhand von Tabellen
besprochen, die verschiedene Zählweise der „Eratapokriseis"

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 2