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Ausgabe:

1971

Spalte:

942-944

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Mainberger, Gonsalv K.

Titel/Untertitel:

Jesus starb - umsonst 1971

Rezensent:

Gerber, Uwe

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941

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

942

fliegenden Pläne, seine erzieherischen und gesellschaftlichen
Ideen modellhaft zu verwirklichen suchte, allerdings
1827 bereits New Harmony wieder verließ.

Da ist zu berichten von einigen Freunden Robert
Owens, unter ihnen z.B. von dem hochgebildeten Pestalozzi
-Schüler William Maclure. Er hat mit der ersten
öffentlichen, methodisch modernen Schule Nordamerikas,
mit einer Gewerbeschule, einer Institution für Erwachsenenbildung
und weiteren kulturellen Impulsen die gesellschaftliche
Entwicklung des Kontinents mit beeinflußt
. Da ist zu berichten von den Söhnen Robert Owens,
die u.a. für etliche Jahre New Harmony zum Zentrum
der Geologen in den USA werden ließen.

Freilich gab es über Jahrzehnte einen deutlichen Verfall
all dieser Impulse in New Harmony. Doch da ist wiederum
zu berichten vom Mäzenatentum einer texanischen Öl-
erbin, Frau Jane Blaffer Owen, der Gattin eines UrUrenkels
von Robert Owen. Sie verlieh dem Ort vor allem
durch zwei Kunstwerke neue Beachtung. Denn auf ihr
Betreiben hin stellt dort eine erstaunliche trinitarische
Marien-Plastik, voll ungewohnter Zusammenstellung religiöser
Symbole mit der aufschlußreichen Inschrift:
,, Jacob Lipschitz, Jude, ergeben der Religion seiner Vorfahren
, hat diese Madonna geschaffen, um das Verstehen
der Menschen dieser Erde zu fördern (damit das Leben des
Geistes erhalten bleibt)". Über dieser Plastik erhebt sich
die kühne Konstruktion der ,Dachlosen Kirche'. Einer der
führenden Architekten des internationalen Baustils' in
Amerika, Philip Cortelvou Johnson hat sie entworfen. Sie
soll „allen Menschen gleich welchen Bekenntnisses zur
Meditation offenstehen". Das ist schließlich zu berichten
von dem Paul-Tillich-Hain, den Gedenksteinen an Paul
Tillich, der Tillichbüste des Bildhauers James Rosatti.

Alle diese Eindrücke sind durch sieben Schwarzweiß-
phptographien dem Leser vor Augen gestellt. Sie sind vor
allem aber durchdrungen von Gedankengängen Tillichs,
die ihn als Religiösen Sozialisten und als Theologen der
Kultur herausstellen. Der Rapp-Owen'sehe Name New
Harmony wird dabei in Zitaten von Tillich selbst aufgegriffen
und mit seinen Gedanken über das Neue Sein in
Verbindung gebracht. Ausführlich wird berichtet über
alles, was Tillich an diesem Ort und über ihn geäußert hat.
Schließlich finden sich etliche Ansprachen seiner Freunde,
die ihn dort geehrt haben. In alledem arbeitet Rüdiger
Reitz so exakt, daß nicht nur ein buntes Bild merkwürdig
zusammengehöriger Tatsachen entsteht, sondern daß auch
Tillieh-Kenner interessante Akzente finden werden.

Der Autor gibt im Vorwort zu erkennen, daß er mit
diesem Buch auf den Bereich aufmerksam machen will,
„den die Tillich-Ausleger so auffällig unterbewerten", den
Bereich religiös-sozialistischen Engagements von Paul
Tillich, ein wenig verbunden mit der Frage: „Wie sähe
die Revision der traditionellen Lehrstücke Sünde und
Versöhnung angesichts spätkapitalistischer Formen von
Entfremdung aus?" Dieser gesellschaftskritische Zug
kommt jedoch kaum über den Ansatz gezeigten guten
Willens heraus, da als mögliches Instrumentarium einer
Analyse weniger Begriffe spätkapitalistischer Wirtschaft
als vielmehr ihrer Kultur zugrunde liegen. So orientiert
sich dieser Zug der Kritik eher an Symptomen als an Ursachen
. Vor allem aber wird er durch die bunten Farben
des Blumenstraußes weithin überdeckt, der sich aus dem
Thema Paul Tillich und New Harmony ergibt.

Treuenbrletieii K. Glöckner

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PRAKTISCHE THEOLOGIE

Mainberger, Gonsalv: Jesus starb - umsonst. Sätze, die
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Ein Religionslehrer fragte fünfzehnjährige Schüler: Auf
wen, glaubt ihr, sei Verlaß bei einer großen beschwerlichen
Reise? Antworten: Mose als Reiseführer der Israeliten,
dann Jesaja, Arnos und auch Pius XI. - Jesus kann bestenfalls
als Sanitäter, Krankenheiler, Wunderdoktor oder
Zauberer mitkommen. Für wen halten wir Jesus?

1. Der strittige Jesus und der geglaubte Christus (13ff :6
Karwochenpredigten): Die biblischen Berichte bezeugen
in zeitgebundenem Predigtstil, „daß Gott durch
den Menschen Jesus gesprochen habe und daß auf ihn in
Sachen Gottes absolut Verlaß sei" (18). Aber unsere Aufgabe
ist es, „unter gänzlich veränderten Vorausset zungen
den gleichen Jesus, über die alte Weise hinweg, auf andere
Art darzustellen und zu glauben" (20). Dem wollen diese
Predigten dienen, die in der Luzerner St. Joseph-Kirche
von dem Dominikanerprior G.Mainberger gehalten wurden
.

Wenn wir uns auf Jesus verlassen, „müssen wir uns im
kämpfenden Umgang mit der Schrift um ihn kümmern'
(20). Aber nicht allein das Leben und Sterben Jesu mach