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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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931

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

932

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Paul, Eberhard: Antikes Rom. Leipzig: Koehler & Arne-
lang [1970]. 290 S. m. Abb. i. Text u. 87 Taf., 1 Faltplan
8°. Pp. M 17,80.

Es nimmt niclit wunder, wenn die Kunde von einem
neuen Rom-Buch entgegengesetzte Empfindungen auslöst
: freudiges Erstaunen über da3 Wagnis, der Flut der
Rom-Literatur ein neues Werk hinzuzufügen und die
bange Frage nach der Notwendigkeit eines solchen neuen
Entwurfes.

Ganz abgesehen davon, daß das Buch in unserem Bereich
tatsächlich eine Lücke ausfüllt, ist im Vorwort unmißverständlich
festgelegt, was der Vf. beabsichtigt: Es
geht darum, das weiterzugeben, was bei einem längeren
Rom-Aufenthalt vor etwa 10 Jahren erlebt und innerlich
angeeignet worden ist, jeden kunstfreudigen Laien an dem
Erlebnis der Ewigen Stadt teilhaben zu lassen, ohne Anspruch
darauf, die wissenschaftliche Diskussion im einzelnen
zu fördern. Außerdem wird durch den Titel „Antikes
Rom" eine Abgrenzung vollzogen. Die Darstellung
hat das Rom von seinen Anfängen bis zum Beginn der
christlichen Kaiserzeit zum Inhalt.

Mit Spannung fragt der, dem Rom gleich dem Vf. zu
einer der großen Begegnungen seines Lebens geworden ist,
nach dem Aufbau des Buches, nach der Methode, mit
Hilfe derer das Erlebnis des antiken Roms bewältigt
worden ist. Der Stoff ist nach Sachgebieten geordnet.
Innerhalb der Sachgebiete wird chronologisch oder auch
topographisch verfahren, nicht schematisch, sondern so,
wie es der Gegenstand verlangt. Die römischen Mauern,
Triumphbögen, Plätze, Paläste und Gärten tauchen aus
dem Dunkel der Geschichte vor unseren Blicken auf, noch
Vorhandenes wird interpretiert, und unter Verwendung
vieler literarischer Quellen wird unsere Phantasie zur Ergänzung
des Zerstörten angeregt. Das Kernstück bildet
der Abschnitt über die römischen Heiligtümer, denn
ohne den sakralen Hintergrund bliebe auch manches
andere Gebiet unerschlossen. Weiterhin halten uns die
römischen Theater, Bäder und Brunnen in Atem. Den
Schlußteil bilden die römischen Gräber, die zum Teil
noch heute ehrwürdige Zeugen ihrer Erbauer sind.

Auf Schritt und Tritt spürt man die Beschäftigung des
Verfassers mit der wissenschaftlichen Literatur, aber sie
wird nicht anspruchsvoll zitiert, sondern einfach verarbeitet
, der Vf. weiß, was er ihr verdankt. Er schreibt
sein Buch in einem guten Stil, was heute hervorgehoben
zu werden verdient. Aber das Beste daran scheint mir das
innere Engagement des Vf.s zu sein, der sich dessen bewußt
ist, daß die Begegnung mit Rom ihm Unverlierbares
geschenkt hat. Es werden einem Maßstäbe gesetzt, die
man nicht mehr unterbieten kann.

Vorzügliche Bilder, Karten, Skizzen, Erläuterungen
und Register erhöhen den Wert des Buches für den Benutzer
.

Wenige kleine Versehen merke ich an, damit sie bei
einer sicher schon geplanten Neuauflage berücksichtigt
werden können.

S. 107 Z.6 v.u.: Ziemlich weit im Südosten...

S. 126 Z. 10 v.u.: Die Oranten sind kein sicheres Argument
für eine christliche Deutung.

S.137 ZA v.u.: Terenz? Geb. um 200 v.Chr. frühestens!

S.217 Z.19 v.o.: im Süden der Stadt.

S.223 Z.5 v.u.: „Ausguß"? Aufguß?

S.233 ZA v.u.: der nordwestliche Eckkuppelsaal.

S.247 Z.16 v.u.: vom linken Tiberufer.

S.267 Z.6 v.u : Es ist kaum anzunehmen, daß die altchristlichen
Katakomben als Versammlungsräume gedient haben.

Jona Hann» Jurech

Bonmann, Ottokar OFM: Johannes Kapistran in der figu-
rativen Kunst seiner abruzzesischen Heimat (Franz. Stud.
52, 1970 S. 289-346).

Dahm, Karl-Wilhelm: Soll die Kircho noch bauen? (KuK 34,
1971 S.6-8).

Gassiot-Talabot, Gerald: Moderne Kunst im heutigen Europa -
Die Entwicklung von 1960-1970 (Universitas 26, 1971
S. 248-258).

Hülsmann, Jürgen: Zum Bau eines evangelischen Gemeindezentrums
in einer modernen Satellitenstadt (KuK 34, 1971
S. 20-25).

Inouö, Kozo und Vallee, Gilles: Dialogue sur l'art et la reci-
procite (Communion 96, 1971 S. 78-86).

Kreßol, Hans: Albrecht Dürer - der lutherischo Christ (Lutherische
Blätter 23, 1971 Nr. 103 S.l-6).

Muck, Herbert: Kirchenbau und Raumplanung (KuK 34,1971
S. 17-19).

Rombold, Günter: Kirchenbau kritisch betrachtet (KuK 34,
1971 S.9-12).

Schade, Herbert: Agnes Auffinger: Ikone gegen das Chaos.
Zur Mythologie der Technik (StZ 96, 1971 S.248-265).

Voßberg, Herbert: Kunst und Glaube bei Albrccht Dürer. Berlin
: Ev. Verlagsanstalt [1970]. 95 S. m. 36Taf. 8°. Lw. M7.20.

Widder, Erich: Chagalls neue Fenster in Zürich (KuK 34,
1971 S.40-42).

RELIGIÖSE VOLKSKUNDE

Goy, Barbara: Aufklärung und Volksfrömmigkeit in den
Bistümern Würzburg und Bamberg. Würzburg: Schö-
ningh i. Komm. 1969. XII, 320 S., 1 Kte gr. 8° = Quellen
und Forschungen zur Geschichte des Bistums und
Hochstifts Würzburg, hrsg. v. T. Kramer, 21. Kart.
DM 30,—.

Eine dem Werk beigefügte Karte zeigt den Umfang der
beiden Bistümer um 1780 - eine gute Hilfe zur Orientierung
. Wir werden kurz in die geschichtliche Entwicklung
der Diözesen eingeführt, die im behandelten Zeitraum
meist in Personalunion verbunden waren. Die führenden
Männer werden eingehend charakterisiert; sie
sind, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, kluge und
fromme Männer gewesen, die ein historisch notwendiges
Reduktions- und Reinigungswerk durchführen mußten.
Das Quellenmaterial ist unvorstellbar groß, sowohl das
gedruckte wie das handschriftliche. Zu den Drucken gehören
Verordnungen, Zeitschriften, die ganze Sekundärliteratur
mit zahlreichen Heftchen, katechetische, homiletische
und asketische Schriften. „Das Hauptgewicht
lag jedoch auf den handschriftlichen Quellen." Zu ihnen
gehören Briefe, Tagebuchnotizen, geistliche und weltliche
Regierungsprotokolle, Pfarreiakten. Die Zitierungen sind
oft umfangreich.

Die Massen des zutage geförderten Materials sind in
zwei Hauptkapiteln geordnet: Termingebundenes
Brauchtum (im Kirchenjahr; die verlegten Feiertage;
Heiligenkult; Prozessionen; Wallfahrten; Ablaß) und
Anlaßbrauchtum (Sakramentalien, Wetterläuten, Bruderschaften
, Totenbrauch, Gebetsleben, Kirchenlied).

Das Bild, das nach und nach entsteht, ist aus tausend
Mosaiksteinchen zusammengesetzt, von deren Buntheit
und Fülle ein kurzes Referat keine Vorstellung vermitteln
kann. Wie zu erwarten war, tritt Volksfrömmigkeit, die
S.6 erweiternd als „Laienfrömmigkeit" verstanden wird,
gegen die Aufklärung auf. Doch wird eindrucksvoll aufgewiesen
, wie der Widerstand des Kirchenvolkes überwunden
wird und aus dem Klärungsprozeß eine gereinigte
katholische Volksfrömmigkeit hervorgeht. Die oberhirt-
lichen Eingriffe werden gelegentlich treffend als „Reinigungsmaßnahmen
" verstanden.

Es können hier nur wenige Einzelheiten als charakteristische
Beispiele des Ganzen hervorgehoben werden.