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1971

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

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the scope of the prescnt work" (S.XII). Auch da, wo Fragen
dieser Art gelegentlich in den Blick kommen, wie
S.232 bei der Behandlung der Christologie des Athanasius
, werden sie zurückgedrängt. Das dürfte kaum nur
praktische Gründe haben (P. weist denn auch nicht auf
eine Fortsetzung hin); denn in diesem Bereich wäre es
noch problematischer gewesen nachzuweisen, „that it was
St John's Gospel, with its Logos-concept in the Prologue
and its emphasis on the Father-Son relationship, that
raised in a most acute way the problems which led the
church to formulate her doctrines of the trinity and of the
person of Christ" (S.XI).

Für die von ihm behandelte Epoche versucht das P. zu
zeigen, indem er in Teil I die Beziehungen zwischen der
joh. Christologie und der ante-nicenischen Kirche, in
Teil II die Bedeutung der joh. Christologie für den aria-
nischen Streit darstellen will. (Merkwürdig ist die Einbeziehung
der oben angezeigten Skizzierung der joh.
Christologie selbst in den Teil I statt ihrer Vorordnung vor
beide Teile). Im einzelnen geschieht das in der Weise, daß
die christologischcn bzw. trinitarischen Anschauungen
und Lehren der für die kirchliche Dogmenbildung wichtigen
altkirchlichen Theologen dargestellt werden unter
besonderer Berücksichtigung der von ihnen zur Begründung
der eigenen oder zur Abwehr anderer Positionen
herangezogenen Zitate aus dem JohEv und auch dem
I. Joh. Dabei werden ganz entschieden Zensuren verteilt
darüber, wieweit die behandelten Autoren die joh. Christologie
aufnehmen und richtig weiterführen oder wieweit
außerbiblische, philosophische Voraussetzungen ihr chri-
stologisches Denken bestimmen. Die guten Zensuren erhalten
in der Regel die kirchlich als rechtgläubig Anerkannten
, die schlechten die als Häretiker Verworfenen
(vgl. z.B. zu Irenaus S.48, zu Tertullian S.70, zu Athanasius
S.137 u.ö., zu Alexander von Alexandrien S.156f.
164; schlechte Zensuren erhalten z.B. S.86 Clem. Alex.,
S.274, auch S.297f. Euseb und Marcell von Ankyra).
Dabei erscheint es weithin dann so, als hätten die rechtgläubigen
Väter ihre Theologie ausschließlich oder doch
vornehmlich aus der Exegese des Joh gewonnen. Damit
dürften die Dinge denn doch wohl etwas reichlich vereinfacht
werden. Und das gilt nicht minder für Sätze wie
diesen: „The difference between Athanasius and Arius
is the difference between a living religion and an intellec-
tualistic philosophy, between salvation and speoulation,
between the evangelical faith in God who reveals himself
as Father through his Son Jesus Christ and flights of meta-
physical fancy into the realm of the unknown and unknow-
able" (S.192, vgl. auch S.244f.). Überhaupt gehört Athanasius
die ganze Sympathie des Vf.s wie ebenso dem Vf.
der vierten Or.Ar., den er offenbar am liebsten mit Athanasius
selbst identifizieren möchte (S. 299: „It seems most
likely that the notes which form its basis were written by
Athanasius himself and edited into their present form
by one of his friends", vgl. auch S.316f.). Wie ernst solche
Urteile über die biblische Herkunft der Theologie des
Athanasius gemeint sind, zeigt etwa eine Anmerkung
S.219 A.3 zu dem Athanasianischen Gedanken von der
„impossibility of God": „Athanasius' return to the bibli-
cal view of God has not been quite completc; Greek meta-
physical elements which are irreconcilable with it persist
on the fringe of his thought".

Die behandelten Väter kommen in der Darstellung ausgiebig
selbst zu Wort und ihre Vorstellungen werden breit
referiert, oft in Form von Inhaltsreferaten über ihre einschlägigen
Schriften. Ob das stets sachgemäß und einigermaßen
erschöpfend geschieht, vermag der Rezensent
nicht zu beurteilen. Mag das Buch also vielleicht ein Beitrag
zur Dogmengeschichte der alten Kirche sein, seine
selbstgestellte Aufgabe, ein Beitrag zur Auslegungsgeschichte
des Neuen Testaments oder zur Wirkung neu-

testamentlicher Theologie auf die Dogmenbildung der
alten Kirche zu sein, hat es schwerlich in zureichender
Weise erfüllt.

Grelfswald Traugott Holtz

Gryson, Roger: Les origines du celibat ecclesiastique du
premier au septieme siede. Gembloux: Duculot [1970].
XII, 228 S. gr. 8° = Recherches et Syntheses, Section
d'Histoire, 2. bfr. 300,—.

Die Entwicklung des Urteils über die Priesterehe verlief
im lateinischen Abendland anders als im griechischen
(und nichtgriechischen) Osten: dort blieb die Priesterehe
gestattet, ja gewünscht, während seit Justinian und der
Synode des Jahres 691/2 den Bischöfen die Ehelosigkeit
vorgeschrieben war. Im Abendland ordnete zuerst die
spanische Synode von Elvira (um 310?) an, daß Bischöfe,
Priester und Diakone in der Ehe Enthaltsamkeit üben
und keine Kinder zeugen sollten (Kanon 33). Von dieser
„loi de la continence" ging der Weg zur mittelalterlichen
„loi du celibat" (S.204). Die Praxis wies dabei sowohl im
Osten wie im Westen mannigfache Spielarten auf. Zum
Thema ist viel geschrieben worden, auch in polemischer
und apologetischer Gesinnung; mindestens seit F.X.
Funks zuletzt 1897 erschienener Abhandlung kann über
die Hauptlinien des geschichtlichen Prozesses kein Zweifel
mehr sein1.

Gryson stellt nun noch einmal die Texte, meist sie übersetzend
und umschreibend, zusammen, welche die Geschichte
der priesterlichen Ehe bis zum 7.Jahrhundert
erkennen lassen. Das mag dem einen und anderen Loser
nützlich sein. Das Buch ist im übrigen recht schematisch
angeordnet und dringt an keiner Stelle tiefer in die Fragen
ein, die es besprechen will; nicht wenige Verseherj
und Flüchtigkeiten im einzelnen verraten, daß rasch gearbeitet
wurde, so daß für umständlichere Erwägungen
keine Zeit blieb; man gewinnt daher aus der Lektüre
keine neuen Einsichten.

Tübingen Hans-Dietrich Altcndorf

1 Cölibat und Priesterehe im christliehen Altertum, in:
Kirchengeschichtliche Abhandlungen und Untersuchungen
Bd.l, Paderborn 1897, S. 121-155.

Ashjian, Mesrob: The Acceptance of the Ecumenical Councils
by the Armenian Church (ER 22. 1970 S.348-362).

Coman, J.: The Doctrinal Definition of the Council of Chalee-
don and its Reception in the Orthodox Church of the East
(ER 22, 1970 S.363-382).

Curti, Carmelo: Due Articoli Eusebiani („Commentarii in
Psalmos"). Noto: Jonica Editricc 1971. 61 S. gr. 8°. Lire
2000,—.

Grillmeier, A.: The Reception of Chalcedon in the Roman

Catholic Church (ER 22, 1970 S. 383-411).
Hardy, E.R.: Chalcedon in the Anglican Tradition (ER 22,

1970 S.412-423).
Jenkins, David: The Bearing of Chalcedon upon the Modern

Discussions about the .Humanum' and the Secular (ER 22.

1970 S.424^133).
Parys, M.J. van: The Council of Chalcedon as Historical

Event (ER 22, 1970 S.305-320).
Samuel, C. V.: Proceedings of the Council of Chalcedon and its

Historical Problems (ER 22, 1970 S. 321-347).
Schwartz, Jacques: Autour des Acta S. Apolloni (RHPhR 50,

1970 S. 257-261).
Weiß, Bardo: Die Unsterblichkeit der »Seele als eschatologi-

sches Hellsgut nach Origenes (TThZ 80, 1971 S. 156-169).
Zacherl, M.: Die vita communis als Lebensform des Klerus in

der Zeit zwischen Augustinus und Karl dem Großen (ZkTh

93, 1971 S.385^24).