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1971

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

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sondern nur um den Effekt, den sein Verlust für den Besitzer
hatte. Besitzer eines Hauses - schon in Qadesh -
waren die Ältesten im Volk; verlor ein Altester sein Haus,
so bedeutete das den Verlust seiner Stellung. Dem will das
10. Gebot in seiner ursprünglichen Intention wehren
(S. 149ff.). Phillips faßt diese kurz zusammen in dem
Satz: „The Prohibition of Depriving an Eider of his
Status."

Den dritten Teil des Buches bildet eine „Geschichte des
israelitischen Strafrechts" (S. 153-189). Eine Bibliographie
, ein Stellen- und Namenregister runden das
Ganze ab (S. 191-218).

Ohne Zweifel ist das Buch reich an originellen und
scharfsinnigen Thesen, die man auch da beachten mag,
wo sie nicht zu überzeugen vermögen, wie etwa auf
S. 102ff. die Ausführungen zum Bluträcher (gö'el had-
däm), Und was von Einzelheiten gilt, trifft nach meinem
Urteil für das Buch überhaupt zu. Es folgt zu eingleisig
den Ansichten von Mendenhall, indem es einen Zusammenhang
des Dekalogs und anderer alttestamentlicher
Gesetzestexte mit den hethitischen Verträgen als gegeben
annimmt. Die schweren Bedenken dagegen, wie sie
u. a. Georg Fohrer, Studien zur alttestamentlichen Theologie
und Geschichte (BZAW 115, 1969) S. 107ff. vorbrachte
, bleiben unbeachtet. Es ist freilich Phillips nicht
verborgen, daß Israel mit einem ausschließlich Bestimmungen
des Strafrechts enthaltenden Korpus, wie der
Dekalog es sein soll, im Alten Orient allein stünde. Er
glaubt, darin eine im Bund begründete Eigenart Israels
sehen zu sollen. So unwahrscheinlich es an sich schon ist,
daß Israel sich in dieser Sache so sehr von der altorientalischen
Rcchtskultur entfernt haben sollte, so
würde man vielleicht zustimmen müssen, wenn der Wortlaut
des Dekalogs irgendwie darauf hindeutete. Das ist
nicht der Fall, was der Vf. durch gewagte Deutungen beim
7. und besonders beim 10. Gebot indirekt selber zugibt.

Kein Leser wird bestreiten, daß das Buch in vielen
Einzelheiten Interessantes bietet, aber von seinem Hauptanliegen
kann er sich kaum überzeugen lassen.

Wabern bei Bern J. J. Stamm

Ridderbos, Nie. H., Prof. Dr.: De Plauts van het loven en
van het bidden in het Oude Testament. Enkele be-
schou wingen o ver en naar aanleiding van Psalm 50:14,15.
Rede uitgesproken op 20 Oktober 1970, ter gelegenheid
van de negentigste dies natalis der Vrije Universiteit te
Amsterdam. Kampen: Kok 1970. 39 S. 8°. hfl. 2.95.

Gelegentlich des 90. „dies natalis" der Vrije Universiteit
in Amsterdam zitiert der bekannte Psalmenforscher
an Hand des Heidelberger Katechismus dankbar Ps.
50:14,15. Anfangs behandelt er diese Verse im Kontext
des ganzen Psalmes und weist danach auf den Stamm
jdh, der einen gewissen Doppelsinn hat. Man kann entweder
übersetzen ,loben und Schuld erkennen' oder mit
,danken und loben'. Weil der Psalm das Opfer an sich
nicht zurückweist (vgl. V.5,8), ist es auch möglich, das
Wort todä (V. 14) zu verstehen als Opfer mit Dankbezeugung
oder Lobgesang. Der Nachdruck liegt alsdann
nicht so sehr auf Opfer, sondern auf Lob (S. 12). Der Vf.
wählt also die Übersetzung ,Lob', wozu auch V. 14b als
synonymer Parallelismus nötigt.

Die wichtige Funktion von ,loben' und ,beten' in
Psalm 50 wirft für die theologische Exegese und für rlie
gläubige Gemeinde dieselben Probleme auf; zusammengefaßt
lautet die Frage: Was ist heute für uns die Botschaft
des 50.Psalms? (S.19).

Das Volk Israel befand sich ja in einer ganz anderen
kulturellen Situation mit einer verschiedenen Auffassung

und Würdigung des gesprochenen Wortes; die Äußerung
und Auswirkung von in einem bestimmten Rahmen gesprochenen
Worten hatte damals eine wichtige Funktion
(vgl. Gen 27:34-36; Ex 23:13). Diese einflußreiche Wirkung
des Wortes sieht der Vf. als einen Beweis dafür, daß
Israel eine primitive Mentalität eignete. In der heutigen
Periode der Menschheitsgeschichte aber sieht man allenthalben
eine gewisse Entwertung des Wortes. Ridderbos
stellt alsdann zwei wichtige Aspekte des alttestamentlichen
,Lobens' heraus: a) Man soll Gott loben, auf daß
auch andere (die Gemeinde) sich zu seinen Erlösungstaten
bekennen, b) Man soll Gott loben, auf daß Er neue Erlösungstaten
verrichtet (S.31). Dies ist bezüglich Psalm50
nicht so zu verstehen, als ob durch Loben und Beten das
Opfern ausgeschaltet wird und damit der Gottesdienst
vergeistigt. Auch darf man hier nicht einen Gegensatz
postulieren mit prophetischen Texten wie Jes 1:15 und
Arnos 5:23. Hier sind Akzentunterschiede zu beachten,
die von den konkreten Situationen, worauf die Äußern i;
gen sich beziehen, herrühren. Das Loben und Beten .soll
doch immer das Tun von Gerechtigkeit einschließen
(S.36). Wo das Alte Testament zum Loben und Beten aufruft
, ist immer die konkrete Situation im Spiel; darüberhinaus
hat der Akt des Lobens und Betens an sich eine
zentrale Stellung in der Gottcsbeziehung und dem Weltverhältnis
.

Die Bedeutung dieser kurzen, aber umgreifenden Studie
liegt vornehmlich auf exegetischem Gebiet. In dauernden
Gesprächen mit Fachgelehrten (Bornkamm, Westermann
) wird die Stellung des Lobens und Betens in Israel
hervorgehoben. Mit der Frage nach der Botschaft von
Psalm 50 für die Kirche berührt der Vf., auch hier im
Gespräch mit modernen Theologen (Robinson, Solle),
außerdem hermeneutische Probleme. Der Vf. bemüht
sich zu zeigen, daß die Botschaft des 50. Psalms (nämlich
der Aufruf zum Loben und Beten, S. 14, 18, 19) im Alten
Testament nicht vereinzelt dasteht. Es fragt sich aber, ob
dieser eine Gesichtswinkel die Botschaft des ganzen
Psalms nicht zuviel einengt. Handelt der Psalm doch
erstens über das Bundesverhältnis und spricht er zweitens
über das Nicht-Schweigen-Gottcs. Dies sind zwei
wichtige kerygmatischc Elemente, die weitreichenden
Einfluß auf die Stellung des Lobens und Betens haben.
Einen Akt, den Psalm 50 doch nicht zweimal umsonst
(V. 15b, 23a) zusammenfaßt und umschreibt mit dem
Stamm kbd, Ehr bezeugen.

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