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Ausgabe:

1971

Spalte:

898-900

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sabourin, Léopold

Titel/Untertitel:

The psalms, their origin and meaning 1971

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

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wieder. Die beigefügte Faltkarte im Maßstab 1:100000
verzeichnet nur Ortslagen, Flüsse und moderne Verkehrswege
im groben Überblick.

Der schon erwähnten Entdeckung der römischen Straße
von Gerasa nach Adraa fügt M. im zweiten Teil des Buches
(S.133-165) weitere Beiträge zum ostjordanischen Straßensystem
in römischer und auch in späterer Zeit hinzu. Es
handelt sich um die von Gadara (Omm Qes) ins östliche
Jordantal mit Abzweigung nach Tiberias und um die von
Gadara auf dem ostjordanischen Hochland nach Süden
führenden Verkehrsverbindungen. M. hat die Trassen
dieser längst verschwundenen Straßen an Hand erstaunlich
zahlreicher Funde von römischen Meilensteinen und
sorgfältigen topographischen Beobachtungen sicher festlegen
können. Gewiß hat ihn dabei ein seltenes „Finderglück
" begleitet; aber der Kundige weiß, daß solches
Finderglück umsichtige zeitaufwendige und harte Arbeit
im Gelände voraussetzt. Zu den entdeckten römischen
Meilensteinen, die in exakter Beschreibung nebst Photoaufnahme
sowie Wiedergabe und Interpretation der Inschriften
veröffentlicht werden, gesellt sich im dritten
Teil des Buches die stattliche Zahl von weiteren 51 griechischen
und lateinischen Inschriften (S. 166-207), die bis
auf vier sämtlich Neuentdeckungen bzw. Erstveröffentlichungen
sind.* Es handelt sich ganz überwiegend um
Grab- und Bauinschriften, von denen u.a. die Inschrift
im Mosaikfußboden einer byzantinischen Kirchenruine
auf dem Teil von Dschäber (ca. 30 km östlich von Irbid)
besonderes Interesse verdient.

Allgemeineres Interesse kann der vierte Teil des Werkes
beanspruchen, der die Ergebnisse der archäologischen
Untersuchung territorialgeschichtlich für die Zeit von der
ausgehenden Spätbronzezeit bis ins sechste Jahrhundert
v.Chr. und zusätzlich noch in einigen Gesichtspunkten
für die Kreuzfahrerzeit auswertet. Ausgehend von der
Notiz Jos. 17,14-18 über die Seßhaftwerdung von Elementen
des Josephstammes in bisherigen Waldgebieten
entfaltet M. eine Darstellung der Sicdlungsgeschichte des
nördlichen Ostjordanlandes in ihren wichtigsten Phasen.
Dabei ergeben sich insbesondere neue Gesichtspunkte für
die Abgrenzung der einzelnen israelitischen Siedlungsgebiete
, vor allem auch gegenüber den von Aramäern und
Ammonitern besiedelten Territorien. M. weist nach, daß
es sich Jos.l7,14ff. nur auf den Westabhang des 'Ad-
sehlün-Gebirges bezogen haben kann (S.231). Wichtig
sind verschiedene neue Identifizierungen von Ortslagen
der biblischen Überlieferung. So wird im „Ephraim-Wald"
von 2. Sam.18,6 eine Bezeichnung für das ephraimitische
Siedlungsgebiet nördlich des Jabbok erkannt (S.222ff.),
das aramäische Beth Rehob mit dem heutigen Teil el-
Mu'allaqa bei der Chirbet er-Rahüb, 10 km nordöstlich
von Irbid, identifiziert (S.225ff.) und Lodebar in Chirbet
Hamid im Oberlauf des Wadi Kufrindsche wiedergefunden
(S.242ff.). Besondere Aufmerksamkeit verdient die
ausführliche Erörterung der Liste von Jos. 13, als deren
Grundlage ein Verwaltungsdokument der salomonischen
Zeit wahrscheinlich gemacht wird (S.232ff.). Schließlich
ist noch auf ein wichtiges Ergebnis von großer Tragweite
für die vorderasiatische Geschichtsforschung überhaupt
hinzuweisen: Die These N.Gluecks von der Siedlungslücke
in der Mittel- und Spätbronzezeit im ostjordanischen
Raum, die weithin in die Fachliteratur als feststehendes
Ergebnis eingegangen ist und zu weitreichenden
Hypothesen geführt hat, ist durch M.s Oberflächen-
Untersuchungen endgültig widerlegt worden, nachdem sie
schon in den letzten Jahren durch neuere Untersuchungen
f'ir das südliche Ostjordanland fraglich geworden war
(S.221). Tatsächlich gibt es im nördlichen Ostjordanland
eine Siedlungslücke; aber sie umfaßt den späten Zeitraum
zwischen dem siebenten und dem vierten Jahrhundert
v.Chr. Sie hat ihre Ursache in den verheerenden

Aramäer- und Ammoniterkriegen im neunten Jahrhundert
sowie in den assyrischen Eroberungszügen im achten
Jahrhundert, die zu einer gänzlichen Verödung des Landes
führten (S.245f.).

Insgesamt gesehen kann H. Mittmann das Verdienst für
sich in Anspruch nehmen, die Erforschung der Sied-
lungs- und Territorialgeschichte des nördlichen Ostjordanien
auf eine neue solide Grundlage gestellt und
darüber hinaus auch selbst bereits einige wichtige Beiträge
zur Auswertung seiner archäologischen Ergebnisse
geliefert zu haben. Der vorliegende Band enthält aber
erst einen Teil des wissenschaftlichen Ertrages. Es steht
noch aus die Veröffentlichung des keramischen Belegmaterials
, die des Vf.s Untersuchungen der Weiterarbeit
überhaupt erst recht erschließen wird. Der Rezensent
kann nur wünschen, daß es dem Vf. vergönnt sein möge,
die für 1972 in Jerusalem vorgesehene Aufarbeitung des
Keramikmaterials vorzunehmen und der Fachwelt bald
in einer weiteren Publikation vorzulegen.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Exploration in Eastern Palestine IV, AASOR XXV-
XXVIII, 1951.

* In seiner Kritik ist M. (S. 1-4) durchaus zurückhaltend und
bemüht, Gluecks .Pionierleistung' zu würdigen.

8 ZDPV 80,1964, S. 113-136.

4 Zwei weitere Inschriften hat M. bereits veröffentlicht in
ZDPV 82, 1966, S.71-73, und ZDPV 83, 1967, S.42-45.

Sabourin, Leopold, S.J.: The Psalms. Their Origin and
Meaning. I, II. Staten Island, N. Y.: Society of St.
Paul (alba house) [1969]. XIX, 253 S. u. XIX, 373 S.
8°. zus. $ 17.50.

Ein zweibändiger Psalmenkommentar, abweichend vom
üblichen Stil eines Kommentarwerkes, wird in diesen
beiden Bänden vorgelegt. Das Werk, in einem guten,
flüssigen und leicht lesbaren Englisch vorgelegt, ist so gestaltet
, daß auf den Seiten 1-178 des ersten Bandes eine
gründliche Einführung in die Psalmen dargeboten wird.
Dabei werden in den einzelnen Paragraphen der Text der
Psalmen, die verschiedenen Psalmensammlungen, die
Überschriften und das Problem der Datierung der Psalmen
, oft sehr eingehend und immer ausreichend das Problem
behandelnd, dargestellt. Auch das metrische Problem
wird ausführlich behandelt. Von S.29 bis S.63 beschreibt
nun der Verfasser das ihm wohl am meisten am
Herzen liegende Problem des ursprünglichen Sitzes im
Leben für diese biblischen Psalmen. Dabei nimmt er ausführlich
auf Gunkels Forschung Bezug und behandelt
ebenso ausführlich das kultische Problem. Er sagt auch
offen, daß die Zahl der Quellen, die wirklich eine kultische
Verwendung der Psalmen bezeugen, nur gering ist. Er
geht in diesem Zusammenhang ausführlich auf Mowinckel
ein, der empfahl, in den Psalmen selbst nach Spuren ihrer
kultischen Verwendung zu suchen. Aber auch andere
Autoren wie R. Tournay und R. Schwab kommen zu Wort
mit ihrer nachdrücklichen Betonung, daß liturgische Formeln
in den Psalmen auch Zeugen späterer kultischer Verwendung
sein könnten. Ebenso soll die Bezeugung der
Psalmen 95. 105. 106 in l.Chr Ps 132 in Beziehung zu
2.Chr6,41 noch nichts für einen kultischen Ursprung
dieser Psalmen besagen. Auch Ps 24,7 ist hinsichtlich
einer kultischen Ladeprozession z. Z. Davids nicht sicher.
Ältere und moderne Arbeiten werden in diesem Zusammenhang
herangezogen, von Greßmanns Arbeit „The
Development of Hebrew Psalmody" in „The Psalmists",
Oxford 1926 bis zu den Untersuchungen von A.Arens
„Die Psalmen im Gottesdienst des Alten Bundes. Eine