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1971

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 12

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im Bereich der traditionellen Religionen dieses Teils des
Kontinents feststellbar (S.90). Wichtig zu beobachten ist
aber vor allem die umgekehrte Beeinflussung im Christentum
und im Islam. Veränderungen wurden allerdings
nicht nur dadurch verursacht. Besondere Aufmerksamkeit
hat den durch den Import europäischer Kultur und
Technik entstandenen Entwicklungen zu gelten. Das
diesen Wandlungen gewidmete Kapitel 18 endet mit dem
Aufweis des Dilemmas, das durch Einführung dreidimensionalen
Zeitverständnisses hervorgerufen worden
ist. Im Grunde kann es aber keine Verbindung des Alten
und des Neuen geben. In der Unlösbarkeit dieses Problems
liegt die eigentliche Tragik des raschen Wandels in
Afrika (S.221).

Auch Mbiti hat kein Rezept, wie die Menschen Afrikas
aus dem Dilemma der unversöhnlichen Gegensätze der
religiösen Fragestellungen ihres Kontinents herauskommen
können. Aber es darf als ein wichtiger - für
manchen Missionar vielleicht so nicht eigentlich ganz
akzeptabler - Schritt auf einen neuen Weg zur Lösung
angesehen werden, wenn er die Religionen alle gleichzeitig
auffordert, ihren Beitrag einzeln, gemeinsam oder
im Wettkampf zu leisten für die Schaffung neuer Werte
und moralischer Orientierungspunkte in der sich wandelnden
Gesellschaft. „In practical terms, religion has a
role to play in cultivating reconciliation, harmony, peace
and security with and within oneself, the Community, the
nation and the universe; and in setting the Standards by
which or in reference to which the individual, Community,
nation and mankind may live" (S.274). So gelte es, heute
eine „contact religion", eine „instant religion" und eine
„transfused religion" zu schaffen (S.275). Und das
Christentum „holds the greatest and the only potentiali-
ties of meeting the dilemmas and challenges of modern
Africa, and of reaching the füll integration and manhood
of individuals and communities" (S.277).

Die entscheidende Begegnung zwischen der Christenheit
und den anderen Religionen findet im Bereich der
sogenannten jungen Kirchen statt. Das ist theoretisch
seit langem klar, seit kurzer Zeit aber auch faktisch sichtbar
geworden. In der ,,Dialog"-Studie des ökumenischen
Rates der Kirchen haben sich dabei bisher vor allem die
asiatischen Kirchen zu Wort gemeldet. Sie eröffneten,
etwa in den Instituten für Religion und Gesellschaft im
Unterschied zu dem von der Mission meist geübten appli-
kativen Dialog, in dem mehr gepredigt als gehört wurde,
und dem synkretistischen Dialog von Weltreligions-
vereinigungs-Bemühungen einen exspektiven Dialog, in
dem man von der gemeinsamen Arbeit und der geistlichen
Begegnung eine für alle bessere Erkenntnis der Wahrheit
erwartet. Das Buch des Professors am Department for
Religious Studies in Makerere/Kampala/Uganda, John
S. Mbiti, ist die Eröffnung des gleichen Dialogs auf afrikanischem
Boden. Daß dies auch nicht nur eine formale
Forderung ist, zeigt der Verfasser in dem Aufsatz „Escha-
tologie und Jenseitsglaube" (in: Bürkle, Theologie und
Kirche in Afrika, Stuttgart 1968) und in seinem Artikel
„Christianity and Traditional Religions in Africa" (in:
International Review of Mission 1970. S.430ff.). Deshalb
dürfte das Buch „African Religions and Philosophy" eine
grundlegende wegweisende Bedeutung haben für die
Kirchen in Afrika und die ganze Ökumene.

Berlin Dr. Johannes Althausen

Bausch, Christa: Das Nachtmythologem in der polynesisehen
Religion und seine Auswirkungen auf protestantische Missionstätigkeit
(ZRGG 22, 1970, S.244-266).

ALTES TESTAMENT

Miitmann, Siegfried: Beiträge zur Siedlungs- und Territorialgeschichte
des nördlichen Ostjordanlandes. Wiesbaden
: Harrassowitz 1970. VIII, 279 S., 35 Taf.,
1 Faltkte gr. 8° = Abhandlgn d. Deutschen Palästinavereins
, hrsg. v. A. Kuschke. DM 68,—.

S. Mittmann hat von August 1963 bis Januar 1966 im
Auftrage des „Deutschen Evangelischen Instituts für
Altertumswissenschaft des Heiligen Landes" umfangreiche
Oberflächenuntersuchungen im nördlichen Ostjordanland
zwischen Jabbok und Jarmuk durchgeführt.
Von dieser Arbeit waren von vornherein interessante Ergebnisse
zu erwarten, da das nördliche Ostjordanland im
Vergleich zu Westjordanien und zur Umgegend von
Amman archäologisch weniger gründlich erforscht ist, zumal
es als nur kleinere Kulturlandflächen aufweisendes
Berg- und Waldland der Forschung nur wenige größere
Ruinenstätten bietet. Die Grundlagen für eine genauere
Kenntnis der Archäologie dieses Gebietes hat zwar schon
G. Schumacher zwischen 1885 und 1914 erarbeitet, da aber
zu seiner Zeit die Methode der Oberflächenforschung noch
nicht ausgebildet war, sind seine Ergebnisse überholt,
sofern sie nicht die Beschreibung von Architekturteilen
oder die Mitteilung von Inschriften betreffen. Zwischen
1939 und 1947 kam es dann durch N. Glueck zu einer Aufnahme
der Ruinenstätten des ,Adschlun und seiner Randgebiete
, bei der 200 Siedlungsplätzo exploriert wurden1.
Auch diese Arbeiten entsprechen nicht mehr den heute zu
stellenden Anforderungen. Bei Anerkennung aller Verdienste
Gluecks ist doch nicht zu übersehen, daß ihm verschiedene
methodische Fehler und leider auch zahlreiche
Nachlässigkeiten unterlaufen sind2. So würde eine Überprüfung
seiner Ergebnisse mit Sicherheit zu erheblichen
Korrekturen führen, zumal inzwischen unsere Kenntnis
von der Typologie der ostjordanischen Keramik, insbesondere
der Eisenzeit, wesentlich exaktere und differenziertere
Bestimmungen ermöglicht. Es kommt hinzu,
daß Glueck nur einen Teil des Gebietes und seiner Ruinenstätten
berücksichtigt hat. M. hat sich - gemäß der ihm
gestellten Aufgabe - des von Glueck nicht untersuchten
Restes angenommen und dabei insgesamt weitere 330
Siedlungsplätze erforscht, eine überraschend große Zahl.
Die Ergebnisse, die in dem vorliegenden stattlichen Bande
mitgeteilt werden, hat der Vf. zunächst als Dissertation
der Evang.-Theol. Fakultät der Universität Tübingen im
Winter 1966/67 vorgelegt. Eine Vorausveröffentlichung
hatte schon das besonders interessante Teilergebnis der
Entdeckung der römischen Straße von Gerasa (Dsche-
rasch) nach Adraa (Der'ä) erfahren3.

Einen großen Teil des Buches nimmt selbstverständlich
die Beschreibung des Befundes der untersuchten
335 Ruinenstätten ein, zu denen als Anhang noch 11 westjordanische
Siedlungsplätze in der südlichen Bucht von
Besän kommen (S. 6-132). M. begnügt sich dabei nicht
mit einer trockenen Aufzählung des Keramikbefundes
und der vorhandenen Architekturreste, sondern berücksichtigt
auch die topographische Situation und die Fundumstände
sehr sorgfältig, desgleichen die Siedlungsgeschichte
, soweit dies bei einer Oberflächenuntersuchung
möglich ist. Besonders verdient es anerkennend
hervorgehoben zu werden, daß M. sich nicht nur auf die
Reste aus altorientalischer Zeit beschränkt, sondern auch
alle späteren Siedlungsperioden bis zur Mameluckenzeit
berücksichtigt. Insgesamt bekommt der Leser, gefördert
durch den plastischen Stil des Vf.s, ein recht anschauliches
Bild von jedem der aufgenommenen Siedlungsplätze, das
leider nur in wenigen Fällen Gebäudegrundrisse und
Photoaufnahmen ergänzen. Auch Detailkarten mit Wiedergabe
der Geländestruktur wünscht man sich hin und