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Ausgabe:

1971

Spalte:

874-876

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Genthe, Hans Jochen

Titel/Untertitel:

Die spezifische Bedeutung von kata mit dem Akkusativ in den theologischen Aussagen des Apostels Paulus 1971

Rezensent:

Genthe, Hans Jochen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

874

Überlegungen versuchte sie, eine morphologische Korrelation
zu erarbeiten.

Die Untersuchung zeigte, daß diese Homiletik an einer
Stelle jedoch gegen ihre eigenen Prinzipien verstößt. Vor
der sozialen Frage endete das Wirklichkeitsverständnis
«dieser Prediger. Und hatte die liberale Homiletik versprochen
, die gesamte, auch die soziale Wirklichkeit wahrzunehmen
, so löste erst die religiös sozialistische Predigt
dieses Versprechen ein. In ihr fand auch das Proletariat
mit seinen Problemen Behandlung. In ihrem Aufbau blieb
sie dabei dem traditionellen Predigtschema verhaftet. Auch
sie übernahm das vierteilige Aufbaumuster von Beschreibung
der Wirklichkeit, Textanwendung, theologischem
Skopus und Applicatio. Auch ihr ging es darum, auf die
Erbauung der Gemeinde zu zielen und auf die Frage eine
Antwort zu finden, wie unter „solchen Umständen" Glaube
gefaßt werden kann. Allerdings verschob sich die Zielrichtung
bereits, wenn religiös sozialistische Predigt darauf
ausging, die Frage in den Mittelpunkt zu stellen, wie
aus diesem Glauben heraus auch die Wirklichkeit gestaltet
werden kann.

Das Spezifische religiös sozialistischer Predigt fand sich
dann in ihren Themen oder, mit anderen Worten, in der
Beschreibung der Wirklichkeit. Hier weiteten die religiösen
Sozialisten die morphologische Korrelation aus in die
gesellschaftliche Dimension. Dabei gab ihnen die marxistische
Gesellschaftstheorie das Mittel an die Hand zu
exakter sozial-historischer Situationsbestimmung. Jedoch
brachte es die Eigenart der Verkündigung im Proletariat
mit sich, daß die daraus resultierende Thematik die vorgegebene
Homiletik sprengte. Themen und Medium fielen
auseinander. Die Predigt war nicht länger die Gattung, in
der religiöse Sozialisten ihre spezifischen Anliegen adäquat
zu formulieren vermochten. Die Konsequenz daraus war
eine doppelte: 1. Die Predigt blieb trotz der neuen Themen
letztlich unverändert in ihrer traditionellen Form bestehen
. 2. Die Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit,
also das primär von den religiösen Sozialisten Intendierte,
fand nicht länger in den Predigten statt. In den Formen
der Agitation ließen sich die spezifischen religiös sozialistischen
Themen exakter, präziser und gezielter aussprechen
. Mit Information, Aufklärung und Appell ließ sich
erst eigentlich das bewerkstelligen, was den religiösen
Sozialisten zum zentralen Anliegen ihrer christlichen Existenz
geworden war, die Veränderung der Gesellschaft.

Das Ergebnis der Untersuchung ist nicht die Herausarbeitung
vorbildlicher Predigtanweisung. Religiös sozialistische
Predigt lehrt formal wenig, was nicht bereits in
traditioneller und liberaler Homiletik angelegt ist. Allein
in einem Bereich, dem sozialen, erfüllt sie den Anspruch,
hinter dem liberale Predigt gegen besseres eigenes Wollen
zurückgeblieben war. In ihrer gesellschaftstheoretisch
fundierten morphologischen Korrelation eröffnete sie den
eigentlich brisanten Themen unserer Zeit den Eingang in
die Gattung. Aber mit der Unfähigkeit der Predigt, diese
Themen adäquat abhandeln zu können, machte sie eine
Lehre anschaubar, die das eigentliche Ergebnis dieser Untersuchung
darstellt. Dieses Ergebnis lautet:

1. Die religiös sozialistische Predigt machte ein bereits
seit längerem angelegtes Dilemma aktenkundig, nämlich
das zwischen der traditionellen Form der Predigt und der
modernen Wirklichkeit. 2. Das Offenbarwerden der Krise
ist in den zwanziger und dreißiger Jahren beantwortet
worden mit Verdrängung.

Fischer, Thomas: Untersuchungen zum Partherkrieg An-
tiochos' VII. im Rahmen der Seleukidengeschichte. Diss.
München 1970; Tübingen 1970. 125 S., 1 Ktc.
»Den Verlauf dieses Partherkrieges und einige seiner

Folgen im Rahmen der Seleukidengeschichte aufzuzeigen
, ist das Thema der vorliegenden Dissertation. Manche
Probleme und eine vollständige Darstellung können nur
angedeutet werden" (S. 3). Hier einige Dinge, die den
Theologen interessieren mögen:

Quellenuntersuchung zu Flavius Jose-
phus (S. 6—23). Der Vf. untersucht die Arbeitsweise des
Josephus und analysiert eingehend Ant. lud. XII 240 bis

XIII 300: Hauptvorlage bis XIII 212 ist das I. Makkabäer-
buch, von da an das „Bellum Iudaicum", beide um Einzelnachrichten
aus Nebenvorlagen bereichert. Aus den Verweisen
erschließt F. eine „Syrische Geschichte" o. Ä. des
Josephus, die ebenso wie das „Bellum" grundsätzlich auf
der Klassischen Überlieferung beruht (Polybios und über
Nikolaos Poseidonios).

Zur Jüdischen Geschichte in der 2.
Hälfte des 2. Jh.s v. Chr. (S. 62-89 u. 96-101).
Drei Urkunden bei Josephus stehen im Mittelpunkt der
Untersuchung: Ant. lud. XIII 259 f. (Rom. Senatsbeschluß
des Fannius), XIV 144 ff. (Senatsbeschluß des Valerius),

XIV 247 ff. (Pergamen. Dekret des Kratippos). Der Vf. hält
alle drei Urkunden für echt, wenn auch überarbeitet, und
stellt sie in den geschichtlichen Zusammenhang der jü-
disch-seleukidischen und der jüdisch-römischen Beziehungen
. 145/140 v. Chr. schickt der Hohepriester Jonathan den
Numenios nach Sparta und Rom zur Erneuerung der
Freundschaftsverträge. Dies gelingt, aber Numenios wird
von Jonathans Nachfolger Simon nochmals nach Rom geschickt
(hier versucht F. die Richtigkeit der Chronologie
des I. Makk. zu erweisen), um verbindliche Zusagen zu
erreichen. Im Jahre 138 kehrt Numenios mit einer Art
Schutzbrief Roms für Judäa zurück, dem Senatsbeschluß
des Valerius. Zuvor hatte der Seleukide Demetrios II. den
Juden 142 v. Chr. eine weitgehende Autonomie zugestanden
, aber dessen Schwierigkeiten nutzte Simon aus, um
zumindest Gezer und die Jerusalemer Akra widerrechtlich
einzunehmen. Demetrios' Nachfolger Antiochos VII.
fordert daher die Rückgabe beider Festungen, zunächst
vergeblich, aber 133 (?) muß Johannes Hyrkan I. kapitulieren
und unter seleukidische Oberhoheit zurückkehren;
er verliert Joppe und Gezer. Nach der Katastrophe des
Antiochos in Parthien 129 v. Chr. erneuert Hyrkan (diesen
Beinamen erklärt F. S. 40/41) sogleich die Beziehungen mit
Rom und fordert auf Grund des Valerius-Dekretes die
Rückgabe Joppes und anderer Plätze, zunächst vergeblich
(Fannius-Dekret). Erst 114 (107?)/104 v. Chr. gestattet der
Senat den Juden infolge des Niederganges des Seleukiden-
reiches die Rückeroberung Joppes (Pergamen. Dekret). Der
Vf. versucht durch eine detaillierte Erörterung die vielschichtigen
Vorgänge um die allmähliche Verselbständigung
des Hasmonäerstaates aufzuzeigen, wobei letzten
Endes der Wille Roms, das Seleukidenreich zu vernichten,
den Gang der Ereignisse bestimmt. Antiochos VII. erweist
sich auch in der Jüdischen Frage als der letzte große
Seleukide, der noch einmal den Lauf der Dinge bremst.
Stichwortverzeichnis und Quellenregister erschließen die
an Literaturangaben reich versehene Arbeit.

Genthe, Hans Jochen: Die spezifische Bedeutung von
xazä mit dem Akkusativ in den theologischen Aussagen
des Apostels Paulus. Diss. Halle 1969. X, 110. u. 6 S.
In den unbestritten Paulinischen Briefen erscheint die
Präposition xaid 118 mal mit dem Akkusativ. Der Apostel
gebraucht sie lokal (z. B. G 2,11), temporal (z. B. I. K
15,31), distributiv (z. B. R 12,5) und periphrastisch für Genetiv
(R 1,15); vor allem aber erscheint die Präposition
in einer Gebrauchsweise, die in den verschiedenen Lexika
und Grammatiken unterschiedlich bezeichnet wird und die
in dieser Arbeit „relational" genannt wird. Diese Gebrauchsweise
ist, wie in der griechischen Sprache über-