Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Spalte:

865-866

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Goldmann, Christoph

Titel/Untertitel:

Ursprungssituationen biblischen Glaubens 1971

Rezensent:

Koziol, Klaus

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

865

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

866

tion äußert, in Erfüllung gegangen: „Let us hope that in
this final decision that they have to make, the Curia will
give the last word, not to the rubricists of the old school,
but to the true experts in the liturgy and its history"
(S. 157)?

Barth/Ostsee Karl-Heinrich Bieritz

Nußbaum, O.: Die Zelebration versus populum und der
Opfercharakter der Messe (ZkTh 93, 1971 S. 148-167).

KATECHETIK UND
RELIGIONSPÄDAGOGIK

Goldmann, Christoph: Ursprungssituationen biblischen

Glaubens. Eine Einführung in das Alte Testament für die
pädagogische Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1970]. 120 S. m. 3 Abb., 3 Ktn„ 1 Tabelle gr. 8°.
Kart. DM 12,80.

Dieses Buch will Religionslehrern eine „Einführung in
das Alte Testament" geben, die ihnen die Frage beantwortet
: „wie es zu erklären ist, daß das Alte Testament
als ein unverzichtbares Element unseres öffentlichen und
geistigen Lebens erscheint" (S. 5). Goldmann geht dabei
davon aus, daß das AT ein Buch dreier Weltreligionen ist:
der christlichen Kirche, des Judentums und des Islams. Seine
Wirkung hat also die konfessionellen Grenzen überschritten
. Um eine solche Einführung zu geben, hat sich der Verfasser
sehr viel — vielleicht zu viel — vorgenommen: 1. Er
will auf eine Gesamtdarstellung alttestamentlicher Stoffe
verzichten und eine für den Unterricht wesentliche Auswahl
treffen. 2. Er will bewußt vereinfachen, indem er sich auf
„Ursprungssituationen" und ihre wechselnde Interpretation
durch alttestamentliche Schriftsteller beschränkt (Exodus,
Vätergeschichten, Propheten, Exil und Rückkehr). 3. Er
will durch die Methode seiner Darstellung dem Religionslehrer
die oft verwirrende Lektüre umfangreicher,
wissenschaftlicher Bücher ersparen, weil sie das Interesse
an der Lektüre des Alten Testamentes blockieren können
(„Geschichte Israels", „Einleitung in das AT", „Theologie
des AT.").

Ein I. Kapitel schildert das literarische Werden des AT
(S. 9—16), ein II. Kapitel das historische Werden Israels
(S. 17—32). Auf äußerst knappem Raum werden hier die
wesentlichen literarischen und historischen Probleme abgehandelt
, die dem modernen Menschen das Lesen des Alten
Testamentes erst ermöglichen. Die Kürze der Darstellung
wirkt überzeugend durch die Verwendung dreier
Skizzen und dreier Karten. Die eigentliche Einführung in
das AT erfolgt in den Kapiteln III-VI (S. 33 ff.). Der Vf.
fragt jeweils nach der Ursprungssituation, in der ein Symbol
biblischen Glaubens zur Sprache gebracht wurde, d. h.,
er erhellt sowohl das „glaubensbedingte Vorverständnis"
der atl. Schriftsteller, als auch die „zeitgeschichtlichen Bedingungen
", von denen ihre unterschiedlichen Interpretationen
abhängen. Sie haben „Antwort zu geben versucht
auf die Frage jenes Geschehens für die eigene Zeit"
(S. 34). Das Symbol Exodus (III. Kap.) signalisiert: Nur
„Jahwe führt in die Freiheit. . . zum Leben", nicht das
„Großmachtstreben der salomonischen Ära", in der der
Jahwist den Exodus darstellt und interpretiert. Die Vätergeschichte
(IV. Kapitel) hingegen soll symbolisieren
, daß Israel zum Segensmittler für alle Völker werden
kann und soll, wenn es die Weisungen Jahwes versteht
und annimmt (vgl. S. 69). Die Propheten (V. Kapitel
) verstehen sich als Repräsentanten des eigentlichen
Israel, welche die Folgen der Expansionspolitik Israels sehen
: das Ende seiner staatlichen Existenz. Sie verkörpern

auch eine kleine Gruppe von Menschen, die sich nonkonformistisch
gegenüber allen Machtansprüchen verhalten haben
. Exil und Rückkehr signalisieren, „daß die jeweilige
geschichtliche Wirklichkeit als Anruf gehört werden
müsse, auf den der Mensch zu antworten habe, wenn
er nicht sein Leben verlieren will" (VI. Kapitel, S. 93).

Die Aktualität von immer neu und anders interpretierten
Ursprungssituationen, wird besonders an einer Stelle
deutlich: „In Passa, jüdischem Pessach und christlichem
Abendmahl haben sich die Exoduserinnerungen niedergeschlagen
. Die Juden haben sich durch die Jahrhunderte
von daher ihre Existenz gedeutet. Für die Christen ist seit
dem Ende der konstantinischen Ära .Exodus' wieder zu
einem vollen Symbol geworden" (S. 57). Das Buch bietet
keine neuen alttestamentlichen Forschungsergebnisse an,
sondern verarbeitet bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse
auf originelle Weise. Der Leser wird genötigt, sich
mit bekannten Symbolen, die aus Ursprungssituationen
heraus zu verschiedenen Zeiten Kulturgut geworden sind,
existentiell auseinanderzusetzen. Das kann zu einer Korrektur
seines eigenen Selbstverständnisses führen und vor
allem dem Religionslehrer helfen, alttestamentliche Texte
in den Fragehorizont seiner Schüler zu setzen. Es muß aber
gefragt werden, ob die Zielstellung des Buches erreicht worden
ist, eine Einführung in das AT zu geben, die dem Religionslehrer
weithin das Studium umfangreicher wissenschaftlicher
Werke erspart. Der Vf. setzt in dem eigentlichen
Einführungsteil bei der Knappheit seiner Darstellung
eine Vertrautheit mit literarischen und historischen Problemen
Israels voraus, die nicht bei jedem Leser vorhanden
sein wird. Das Nachschlagen in einschlägigen Werken zur
Geschichte Israels und zu alttestamentlichen Literatur wird
manchem Leser nicht erspart bleiben. Dieser Mangel wird
etwas durch die beiden ersten Kapitel ausgeglichen, die in

den Skizzen und Karten einen anschaulichen Überblick zur
Literaturwerdung des AT und zur Geschichte Israels bieten
.

Trotzdem ist der Versuch nicht zu unterschätzen, in
exemplarischer Auswahl Ursprung, Inhalt, Interpretationen
und Aktualität alttestamentlicher Symbole in einer so knappen
Studie darzustellen, daß sie dem modernen Menschen
zu einem besseren Verstehen des Alten Testamentes hilft.

Berlin Klaus Koziol

MISSIONSWISSENSCHAFT, ÖKUMENE

Barkat, Anwar M. [Hrsg.]: Alternativen zum Konflikt auf
der Suche nach Frieden. Genf: Ökumenischer Rat der
Kirchen 1970. 181 S. 8° = Studien des Ökumenischen
Rates, 8. Kart. sfr. 6,80.

Das Bändchen ist ausgewiesen als „Bericht einer Konsultation
über Alternativen zum Konflikt auf der Suche
nach Frieden' im Ökumenischen Institut Bossey im Sommer
1969". Als „Bericht" ist es insofern nicht vollständig,
als es keine Mitteilung über Gespräche, Aussprachen, Diskussionen
oder Ergebnisse enthält. Es werden lediglich —
neben der 48 Namen umfassenden Teilnehmerliste — neun
Referate abgedruckt, die dort offenbar gehalten wurden.
Die Referenten kommen bis auf zwei aus westlichen Staaten
. Die beiden Ausnahmen, die aus Indien kommen, sind
oder waren Mitarbeiter des Ökumenischen Instituts. Dem
Bild der Referenten entspricht das der Tagungsteilnehmer:
16 von ihnen sind „Professionelle", d. h. Mitarbeiter ökumenischer
, kirchlicher oder solcher säkularer Apparate,
die sich amtlich mit dem Friedensthema befassen. Drei
Teilnehmer sind aus der CSSR, sechs aus der „Dritten
Welt", 39 aus dem Westen. Das sympathische, ein wenig
distanzierte Vorwort hat Leopoldo J. Niilus geschrieben,
der im Genfer Apparat nach Dr. Nolde die Verantwortung