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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

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Aalens Werk hat seine Bedeutung nicht zuletzt durch die tigen Italien. Einige Aspekte werden speziell berücksich-

weitergehenden Fragen und Aufgaben, die es der Forschung tigt, so die Sendung der evangelischen Diaspora im Lande,

stellt. die ihr zur Verfügung stehenden Mittel, der Dialog einer-

Holzschlag (Hochsch^orzwald) Heinz R.nkewitz seits mit dem ideologisierten Menschen unserer Tage (S.

138-156), andererseits mit der seit dem II. Vatikankonzil
sich modifizierenden Mentalität des Katholizismus (S. 157 bis
169), die christliche Erziehung (S. 184—194) und die theolo-

Erk, Wolfgang (Hrsg.): Waldenser. Geschichte und Gegen- 9^che Ausbildung (S 195-219). Die Einigungsbestrebun-

wart. Mit Bei ragen von V. Vinay. T. Vinay, J. A. Sog- f" der .talienischen Protestanten werden bis *ur C™du„g

„ , _ " _ ., .,„, J . . . 10-n ne.i c des Evangelischen Kirchenbundes in Italien 1967 verfolgt

gm u. H.-J. Quest. Frankfurt/M.: Lembeck 1971. 263 b. »

8" DM 16 80 ^

' Das Panorama wird durch eine Skizze der hundertjähri-

Der Herausgeber hat in diesem Sammelband dreizehn gen Existenz der waldenserkirche am Rio de la Plata in

meisterhafte Aufsätze zusammengebracht, die Valdo Vinay, Südamerika ergänzt, die der Alttestamentler J. A. Soggin

Professor an der römischen theologischen Waldenserfakul- beigesteuert hat. Eine Information über die zwei ökume-

tät, den verschiedensten Fragen der historischen Entwick- njsch SQ anregungSVOiien Stiftungen der letzten Nachkriegs-

lung der Waldenser gewidmet hat. Als agiler Journalist hat zejt des jugend-Dorfes Agape in den Alpen und des Christ-

mnen Erk eine Einführung und drei ergänzende Studien lich^n Dienstes in Riesi auf Sizilien, schrieb ihr unermüd-

von weiteren drei Verfassern und eine Auswahlbibliogra- Hcher Inspirator Tunj0 yinay (S. 235-241).

Phie beigefügt. Eme aktualisierende theol. Betrachtung über die Bedeu-

Der Historiker wird besonders den eigentlichen Kern der tung der Minderheiten für die Kirche von H. J. Quest bePublikation
schätzen, die Anthologie der Vinayschen Auf- schließt den Band (S. 242-251). Wenn es heutzutage weit-
sätze. Besonders wertvoll ist die Lebensbeschreibung des gehend zu einer Erosion der Croß-Kirchen mit ihrem Pa-
■deutschen Waldcnsers hussitischer Schulung, Friedrich Rei- rochialsystem gekommen ist, so ist doch die Rolle der Min-
ser, der im 15. Jh. der Waldenserdiaspora in deutschen Län- derheiten weiterhin von ihnen noch nicht angenommen
dem die taboritische Theologie vermittelte. Vinay ist es worden. Kleinen christlichen Arbeitsgruppen spricht Quest
gelungen, in Bezugnahme auf frühere Forschungen, die mit die Aufgabe zu fundamental christliche Wahrheiten gegen-
Andreas Jung 1822 anfangen, die bisweilen ungelösten Fra- über emer Kjrche zur Geltung zu bringen, die es mit sich
3en der Reiserschen Biographic klar abzustechen. Der Grund, se]bst info)ge ihrer gesellschaftlich unsicher gewordenen
warum ich Reisers Tätigkeit in Lanäkroun mit F. M. Bar- Rol]e schwer hat Er denkt dgbej gn Agape und Riesi als
tos zwischen Herbst 1431 und Herbst 1432 einfüge (vgl. Orientierungsmodelle. Inwiefern der Vf. sie in einer ge-
Anm. 52 auf S. 36), ist einfach der, daß Reiser dorthin von wissen Kontinuitat mit dem Nonkonformismus der mittel-
Prokop dem Grofjen gesandt wurde. Prokop konnte das aiteriichen Waldenser zu sehen geneigt ist, geht aus seinem
nur als Oberhaupt der Taboriten tun. Diese Funktion hatte Aufsatz nicht klar hervor. Doch ist dies eben das Problem
W jedoch seit dem 28. 10. 1433 nicht mehr inne. Daß Rei- des eigentlich ausgebliebenen Zwiegesprächs zwischen Walser
1428 sich den Taboriten anschloß (S. 31) wird dadurch densertum und Reformation.

wahrscheinlich, daß eben damals das taboritische Heer in Amedeo Molnör

der Richtung Wien vorgedrungen ist. r°9

Der Aufsatz über den Anschluß der romanischen Waiden-
Scr an die Reformation und seine theologische Bedeutung Kohls, Ernst-Wilhelm: „Ich habe nichts getan, das Wort
(S. 48—67), ist der ThLZ 87, 1962 entnommen. Er findet Gottes hat alles gehandelt." Zur 450. Wiederkehr des
hier eine Weiterführung, indem Vinay nun auch die inhalt- Verhörs Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag am
liche Seite der waldensischen Glaubensbekenntnisse seit 17 und 18 April 152i (DtPfBl 71, 1971 S. 247-248).
der Reformation verfolgt (S. 79—96) und dem Bekenntnis Lausten, Martin Schwarz, og Inger Born: En Händbog for
von Merindol von 1531 eine besondere Aufmerksamkeit Sognepraester 1535. En Gudeling Formaning for enfol-
zuwcndet. Konfcssionskundlich gesehen befindet sich die- dige Sognepraester 1530. Udgivct med Inledninger, Päses
Bekenntnis auf der Grenze zwischen dem mittelalter- ralleltekster og Noter. Kobenhavn: Gad 1970. XXIII, 48
liehen Waldensertum und der Reformation des 16. Jahrhun- s ^ Taf go = skrifter fra Reformationstiden, udgivet
derts. Seine Formulierungen spiegeln das noch offen ge- af Institut for Dansk Kirkehistorie under Redaktion af
bliebene Zwiegespräch mit den Reformatoren Oekolampad N K Andersen, T. Dahlerup, N. Haastrup, I.
und Bucer wider und arbeiten noch, so möchten wir hinzu- stoodt, Dieter: Die Glaubensentscheidung Luthers und ihre
fü9en, mit Kategorien der hussitisch-brüderischen Theolo- Folgen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (1971). 18
8*. Von daher wäre dann auch die Opposition gegenüber s gi> _ Bensheimer Hefte, hrsg. vom Evang. Bund, 42.
den Beschlüssen der Synode von Chanforan 1532 zu erklä- kart dm 1,50.
ren.

Ein vernachlässigtes Thema, die liturgische Tradition der
waldenser, verdeutlicht Vinay an der von verschiedenen

Gruppen der Waldenser verschieden verstandenen euchari- KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

fischen Feier und am Gebrauch von reformierten Agen-

zun {!' 68_78)' der aUch °ine reformicrte Ekklesiologie Ctesdiai Martin: Zwischen Tradition und neuem Anfang,

m Ausdruck bringt und voraussetzt (S. 97-100). Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen

tur den ausländischen Leser erweist sich als besonders Orthodoxie. Witten: Luther-Verlag 1971. 414 S. gr. 8" =

« schlußreich, was Vinay über die Entstehung der evan- Untcrsuchungen zur Kirchengeschichte, 5. Lw. DM 64,-.

fischen Bewegung in Italien seit der Zeit des Risorgi- umL 9 " _/^.„„fl . r„rhichK

mento 7t> c ic im ii7 vf **Mt hrr seine V. E. Loscher (= L.) ist in Forschung und Gescnichts-

groftl v Sa9C" WC'6 (S- 101~137): Vf' ST* * * «hreibung bisher stiefmütterlich behandelt worden. Des-

»r°i}c Kompetenz unter Bcwe s n e ner Fu e von Fragen scnreioung uibm.i ««" «^

u«d Zusammenhängen die bereits die Problematik des halb wirkte sein Bild schablonenhaft, er selbst blieb e,n-

f^stlichcn Zeugnisses abwerfen, das sich den beschleunig- seitig abgestempelt. Die bre, angelegte Erforschung des

toi, n,,. "-uBnissib duiwuiui, uo» Pietismus der Gegenwart konnte dazu fuhren, daß sich diese

"nationalen, politischen und sozialen Entwicklungen der Pietismus wrw y rmsrhats (- r

fernen Menschheit gegenübergestellt sieht. Mit innerer Schau verhärtete. So kommt die Arbeit Greschats - G.)

Ant^lnahme. aber auch kritisch, untersucht Vinay das Da- mit ihrem geistesgesch.chthch-kntischen Tiefgang zur rech-

Se'n der Waldenser und der Protestanten überhaupt im heu- ten Zeit.