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Ausgabe:

1971

Spalte:

840-842

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Milner, Benjamin Charles

Titel/Untertitel:

Calvin's doctrine of the church 1971

Rezensent:

Koch, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

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nis) beigefügt ist. Mit Rücksicht auf die sinkenden Lateinkenntnisse
werden S. 408 bis 427 „Deutsche Übersetzungen
lateinischer Briefe" in den beiden Ausgaben des Walch
und in Alands eigener Ausgabe nachgewiesen.

Diesem Korrespondentenverzeichnis sind gelegentlich Versehen
unterlaufen: Bei Elisabeth und Else Agricola han-
deltes sich um eine Person. Der Brandenburger Adressat
des Briefes Nr. 1524 vom 1. 2. 1530 war nicht mehr Bischof
Hieronymus Scultetus, sondern Matthias v. Jagow.
Freilich waltet bei der Nennung der Bischöfe sowieso
kein einheitliches Prinzip: bei Havelberg und Lebus sind
im Unterschied von Brandenburg die Personennamen nicht
aufgeführt, bei (Bischof) Johann Thurzo (von Breslau) nur
dessen Personenname. S. 398 b muß Luterot, Nikolaus 1153
kursiv gesetzt werden, da es sich nur um einen Brief a n
Luther handelt. Oldenburg, Hans ist ein Versehen für
Heinrich, das auf O. Clemens Überschrift zu Nr. 493
zurückgeht. Bei den sächsischen Herzogen ist Johann Friedrich
(der Mittlere) nicht vom Kurfürsten gleichen Namens
unterschieden, so daß der Brief Nr. 3664 irrtümlich unter
die Korrespondenz mit dem Kurfürsten geraten ist, —abgesehen
von seiner richtigen Nennung bei dem Mitempfänger
Herzog Joh. Wilhelm v. Sachsen. Im Register fehlt Hans v.
Rechenberg, obgleich Luthers Sendbrief an ihn im Briefverzeichnis
aufgeführt ist (99,625).

Der in der 1. Auflage dem Schriftenverzeichnis folgende
einheitliche Schlüssel zu den Luther-Ausgaben ist jetzt in
zwei Abteilungen getrennt, in einen „Schlüssel zu den Lutherausgaben
des 19. und 20. Jahrhunderts" und einen zu
denen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die aus dem 19. und
20. Jahrhundert erfaßten Ausgaben sind natürlich auf den
Stand des Jahres 1969 gebracht, aber um einige Übersetzungsausgaben
vermehrt, drei amerikanische und die zehnbändige
französische (1957-1967). Am wichtigsten sind natürlich
die auf 55 Bände berechneten Luther's Works, American
Edition, hrsg. von J. Pelikan und H. T. Lehmann, von
denen bereits 35 Bände erfaßt werden konnten. Dazu kommt
die sechsbändige Philadelphia Edition (1915-1932) Works
of Martin Luther, sowie die zweibändige Ausgabe der Reformation
Writings of Martin Luther von Bertram Lee
Woolf (1953-1956).

War in der 1. Auflage des Hilfsbuches von den älteren
Lutherausgaben nur Walch in beiden Auflagen erfaßt, so
erscheint dessen zweite Auflage jetzt in dem eben genannten
Schlüssel zu den Ausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts,
während die erste Ausgabe nunmehr den „Schlüssel zu den
Lutherausgaben des 16. bis 18. Jahrhunderts" abschließt.
In dieser III. Abteilung sind sämtliche wissenschaftlich bedeutenden
Ausgaben dieser Jahrhunderte erfaßt: jeweils
der deutsche und lateinische Teil der Wittenberger und Jenaer
Ausgabe, dazu die Eislebener und Altenburgcr, der
Halleschc Band, die Leipziger Ausgabe sowie der Leipziger
Supplementband. Mit dieser erheblichen Ausweitung der
erschlossenen Ausgaben ist es möglich geworden, Luther-
Zitate in älteren Werken, die nicht in neueren Bearbeitungen
vorliegen, ohne den Umweg über die alten Ausgaben
selbst zu identifizieren.

Wie hilfreich das sein kann, mag ein Beispiel deutlich
machen. In Johann Gerhards Loci kann man bei loc. 24,
386 (ed. Preuß VI, 493) die Mehrzal der Luther-Zitate unschwer
vom Titel der herangezogenen Schriften her identifizieren
. Man scheitert aber bei dem Verweis auf tom. 6
der Jenenser Ausgabe, dt. Teil mit der Angabc: „Zwei
Schriften D. M. L. an Herzog Johanns Kurfürsten zu Sachsen
, etc. die Gegenwehr belangend, die eine fo. 31 a. die
andere f. 325", und der Fortsetzung: „tom. 7 de eodem argumenta
f. 386. et seqq. usque ad fol. 395". Die Aufschlüsselung
dieser drei Angaben ergibt folgendes: 1. = 99 (d. h.
Briefe), 1536 = 6. 3. 1530 an Kf. Joh. v. Sachsen, WA Br.
V.249 =» Ein Ratschlag d. M. Lutheri, ob dem Kaiser usw.
mit Recht Widerstand geschehen möge. Dabei ist zu bemerken
, daß die Schrift über das Stichwort „Gegenwehr" nicht
zu ermitteln ist, da in den alten Drucken immer nur „Wi-
derstandt" verwendet wird, dementsprechend auch nur dies
im Alphabetischen Schriftenverzeichnis erscheint. 2. = 99,
1496 = 18. 11. 29 an denselben = WA Br V, 180. 3. Zwischen
fol. 382 und 395 des 7. Jencnsener Bandes finden sich
sechs verschiedene zum Thema „Gegenwehr" gehörende
Stücke: 1. 99,3297 = 8. 2. 39 an Ludicke = WA Br VIII,
364 ; 2. 725 (= TR), 109 = TR I, 40 f.; 3. 99,1740
= 28. 10. 30 an Phil. v. Hessen = WA Br V, 660
mit zwei Beilagen; 4. 238 = Luther, Jonas usw. Bedenken
von der Gegenwehr = WA Br VIII, 3293 Beilage, dabei ist
Alands Angabe „Beilage" freilich irreführend, denn sie vermittelt
den falschen Eindruck, als finde sich dieser Text
dort. In Wirklichkeit gibt Clemen nur eine Bemerkung von
zwei Zeilen. Der Text ist nach Heinz Scheible, Das Widerstandsrecht
der dt. Protestanten 1523-1546 (Texte zur Kirchen
- und Theologiegeschichte H. 10) (1969), Nr. 21, Anm.
447 auf den 13. oder 14. November 1538 zu datieren. Das
wäre unter Nr. 238 zu berücksichtigen, desgl. bei dem Stichwort
„Bedenken" (S. 35 u.). Schon W Br XIII, 268 verweist
zu VIII, 359 auf Bucers Aufenthalt in Wittenberg
zwischen dem 11. und 20. November 1538. 5. 566 =
Eine Vermahnung Luthers an alle Pfarrherrn WA 50,485 bis
487; 6. 765 = Zirkulardisputation über das Recht des Widerstandes
gegen den Kaiser WA 39,11, 39 f. Schließlich ist neu
ein Anhang: Schlüssel zu den Lutherdrucken bis 1546, d. h.
eine Synoptische Übersicht zur Lutherbibliographie von J.
Bcnzing; diese Bibliographie ist sowieso im Schriftenverzeichnis
berücksichtigt, die Synopse ermöglicht aber darüber
hinaus „den Weg vom alten Druck zur modernen Ausgabe
" (S. 8).

Es steckt eine immense Arbeit und Organisationskraft
in diesem Band. Man bedenke etwa nur, daß kaum weniger
als 50 000 verschiedene Zahlenangaben in ihm enthalten
sein dürften! Aber es wird wenige Bücher geben, bei denen
der Arbeits aufwand bei der Herstellung von Manuskript
und Buch sich in so starkem Umfang in Arbcits-
ersparnis für den Benutzer umsetzt, abgesehen davon,
daß dieses Werk ein leicht zu handhabender Wegweiser
auch in verborgenste Winkel des opus ingens Luthers zu
sein vermag, wie es auf so knappem Raum keinen zweiten
geben wird.

Greifswald Ernst Kohler

Milner, Benjamin Charles: Calvin's Doctrine of the Church.

Leiden: Brill 1970. XII, 210 S. gr. 8° = Studies in the

History of Christian Thought, ed. by H. A. Oberman, V.

Die Stärke dieser an der Harvard University eingereichten
Doktordissertation liegt darin, daß sie einige wenige
Thesen zu Calvins Theologie entfaltet und dabei mehr erreicht
, als ihr Titel verspricht. Sie tut das mit z. T. bewußter
Selbstbeschränkung: Quellen und eventuelle Abhängigkeiten
der Theologie Calvins werden kaum besprochen. Unter
der herangezogenen Sekundärliteratur ist vor allem die
des englischen Sprachgebietes berücksichtigt. Bei der des
deutschen und niederländischen Sprachgebietes fehlen so
gewichtige Äußerungen zur Sache wie die von Moltmann,
H. H. Wolff und G. P. Hartveld. Aber diese Beschränkung
gereicht der Arbeit nicht zum Nachteil. Ihre Stärke liegt in
der bewußten Konzentration.

Die Grundthese des Buches ist, daß das Leitprinzip der
Theologie Calvins weder die Fassung der Gotteslchrc in
Verbindung mit der Prädestination noch die Offenbarung
Gottes in Christus ist, sondern die untrennbare Verbindung
von Geist und Wort, von dritter und zweiter Person
der Trinität. Der Geist ist nicht an die Ausdrucksweisen
des Wortes (ordinationcs dei) gebunden, obwohl er in der
Regel durch sie wirkt. Wenn das Werk des Geistes auf diese
Manifestationen des Wortes bezogen ist, spricht Calvin vom