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Ausgabe:

1971

Spalte:

836

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Die Buße 1971

Rezensent:

Altendorf, Hans-Dietrich

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Seite 1

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835

Theologische Litcraturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

836

Molland, Einar: Opuscula Patristica. Oslo-Bergen-Trömsö:
Universitetsforlaget (1970). VIII, 297 S. gr. 8" = Biblio-
theca Theologica Norvegica, 2. Norw. Kr. 75,—.

Unter diesem Titel wird eine Sammlung von Aufsätzen
des Osloer Kirchenhistorikers Einar Molland dargeboten.
Themen der Aufsätze sind fast auschließlich Fragen aus dem
Bereich der Alten Kirchengeschichte; zwei kleinere Aufsätze
bringen sprachliche Bemerkungen zu Fragen des neutesta-
mentlichen Textes. Die Aufsätze entstammen den Jahren
von 1929 bis 1969. Sie sind in englischer, französischer oder
deutscher Sprache abgefaßt. Eine Bibliographie über die Veröffentlichungen
Mollands (von 1929 bis zum 1. Juli 1969)
bildet den Abschluß.

Es sei nun ein Überblick über die einzelnen Beiträge gegeben
. Eine kurze Untersuchung zu Mark 4,33 möchte den
Sinn der Worte xadcos i)bvno äxovuv so wiedergeben: So wie
es die Leute anhören mochten. Ebenfalls zu Fragen des Neuen
Testaments nimmt der Aufsatz über die Bedeututng der
Präposition Sio Stellung.

Sämtliche anderen Beiträge handeln von Fragen der Alten
Kirchengeschichte. In »The heretics Combatted by Ignazius
of Antioch" stellt der Autor fest: „The heretics... were
docetists claiming to have the support of the Old Testament
... but they were not Judaizers." Zwei Aufsätze handeln
von Spezialf ragen der Pseudo-Klementinen: „La cir-
concision, le bapteme et l'autorite du decret apostololique
dans les milieux judeo-chretiens des Pseudo-Clementines"
und „La these ,1a prophetie n'est jamais venue de la volonte
de 1'homme' et les Pseudo-Clementines". Der nächste Aufsatz
handelt über die Probleme des Diognet-Briefes (die
literatur-und dogmengeschichtliche Stellung des Diognet-
Briefes) und kommt zu dem Ergebnis: Der Schreiber des
Briefes ist ein „pietistischer Literat, dessen religiöse Tiefe
und literarische Kultur ihm einen Platz unter den wirklich
Großen in der altchristlichen Literaturgeschichte geben".
Es folgt: „L'antiquite chretienne a-t-elle eu un Programme
et des methodes missionaires?" Hier wird Harnacks Feststellung
erneut bestätigt: „Die Kirche missioniert durch
ihre Existenz ... viel weniger durch berufstätige Missionare
". Der Artikel „Clement of Alexandria on the origin
of the Greek Philosophie" behandelt den Abschnitt Stro-
mateis I, 94, 1—7. Es geht insbesondere um das Verständnis
des Wortes i/itpaate. Bei Clemens ist dieses Wort
„used only of the indirect knowledge of God". Es folgt
„Platonisme et Christianisme chez les peres de l'£glise".
Insbesondere sind Justin, Clemens von Alexandria, Orige-
nes und Augustin Gegenstand der Betrachtung. Der kleine
Aufsatz „Three Passages in St. Augustin" bringt Beobachtungen
zu Augustins chronologischen Angaben über Jere-
mia und Piaton.

Drei größere Aufsätze handeln vom Amt und von der
Sukkzessionsidee in der Alten Kirche: „Irenaeus of Lugdunum
and the Apostolic Succession" (Ergebnis: The series
of successions in Irenaeus is a series of the episcopal office),
dann „Le developpement de l'idee du succession apostoli-
que" (in der Alten Kirche sind die Gedanken der Lehr-
sukkzession und der Amtssukkzession vertreten, nicht aber
der Gedanke an eine Weih-Sukzession), schließlich „Das
kirchliche Amt im Neuen Testament und in der Alten Kirche
". Aufgezeigt wird die Entwicklung zum „sacerdos";
festgestellt wird schließlich, daß die Reformatoren in
ihren Vorstellungen über das Amt die neutestamentlichen
Strukturen wieder aufgedeckt haben. Ein ganz kurzer Beitrag
ist „A lost Scrutiny in the Early Baptismal Rite". „Des
Reich kein Ende haben wird" behandelt den Hintergrund
dieser Aussage im Nicaeno-Constanipolitanum. Der Satz
ist um 340 aufgekommen und richtet sich gegen die Theologie
des Marcellus von Ankyra. „Ut sapiens medicus" behandelt
schließlich einen Absatz in der Benediktincrregel.
Es geht um das Wort „senpectas" (27,2). Vf. möchte das
Wort von der Vokabel „senapis" (Senf) ableiten. Das Wort

senpectas hieße dann etwa „Senfpflaster". Es würde gut zu
den übrigen von Benedikt gebrauchten medizinischen Bildern
passen, so daß die Vermutung Mollands einen hohen
Grad von Wahrscheinlichkeit beanspruchen dürfte.

Man kann nur dankbar dafür sein, daß diese Aufsatzsammlung
erschienen ist und daß die Arbeiten Mollands
so einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht werden.
Die Beobachtungen und Anregungen verdienen gewissenhafte
Beachtung.

Schöneiche b. Berlin Walter Schultz

Karpp, Heinrich: Die Buße. Quellen zur Entstehung des
altkirchlichen Bußwesens, hrsg. u. übersetzt. Zürich: EVZ-
Verlag 1969. XXXIX, 351 S. gr. 8" - Traditio Christiana.
Texte und Kommentare zur patristischen Theologie, hrsg.
v. A. Benoit, J. G. Davies, W. Rordorf, 1. DM 49,—.
Der Band enthält ausgewählte Texte zum Thema, die
vom Neuen Testament bis zu Cyprian und Origenes reichen
. Die Quellenstellen werden im Urtext mit gegenüberstehender
deutscher Übersetzung geboten; laut dem Vorwort
erscheint eine französische und eventuell auch eine
englische Parallelausgabe. Auf eine recht allgemein gehaltene
Einleitung folgt ein Literaturverzeichnis; der Band
wird mit einem dreifachen Register beschlossen. Die Texte
sind von knappen Anmerkungen begleitet (auf S. 42 eine
sehr erwägenswerte Konjektur zu Hermas, Visio 1,1,9!).

Der Gedanke, eine zweisprachige Reihe zu ausgewählten
Themen des antiken Christentums ins Leben zu rufen, ist
vortrefflich. In erster Linie ist dabei an die Studierenden
zu denken; die jedenfalls in diesem Band zusammengestellten
Texte sind dem Gelehrten ja leicht zugänglich. Ich frage
mich, ob das Ziel erreicht worden ist. Es geht dabei nicht um
einzelne Fragen, wie die, ob es zweckmäßig war, die Texte
aus dem heutigen Neuen Testament geschlossen an die
Spitze der Sammlung zu stellen, so daß die chronologische
Folge am Anfang der Entwicklung gestört ist und damit
das Verständnis des geschichtlichen Laufes nicht gerade erleichtert
wird, oder um Angaben des Herausgebers, wie
seine Datierung des alten römischen Taufbekenntnisses auf
„ca. 200" (S. 119), die m. E. unmöglich ist. Ich denke an die
akademische Praxis, wie sie sich heute darstellt. Wir brauchen
in ihr zweisprachige Ausgaben, mag man das noch
so sehr bedauern. Aber diese Ausgaben müssen erschwinglich
sein, und man darf füglich bezweifeln, daß eine nennenswerte
Zahl von Studenten für ein patristisches Buch
den Preis zu zahlen bereit ist, den dieser Band kostet.
Man sollte die Texte noch sparsamer auswählen (dafür
aber auch ruhig Abschnitte bloß in Übersetzung mitteilen i
wie aufschlußreich wären Passagen aus der Didaskalie gewesen
!); Noten zur Textkritik können fast ganz fortfallen.
Dafür sollten die einzelnen Quellcnausschnitte knapp erläutert
werden [ein heutiger Student wird mit der Angabe
„(Apokrypher) Dritter Korintherbrief" (S. 119) kaum etwas
anfangen können], und die allgemeine Enleitung sollte
mit dem Quellenteil organischer verbunden werden, als
es jetzt der Fall ist. Das heißt, es müssen dem Leser noch
mehr Hilfen angeboten werden, selbst solche elementarer
Art; dem akademischen Unterricht bleibt dann immer noch
genug zu tun.

Wir begrüßen die neue Reihe in der Hoffnung, daß sie
ihrer Aufgabe von Band zu Band mehr gerecht wird.

Tübingen Hans-Dietrich Altendorf

Laminski, Adolf: Der Heilige Geist als Geist Christi und
Geist der Gläubigen. Der Beitrag des Athanasios von
Alexandrien zur Formulierung des trinitarischen Dogmas
im vierten Jahrhundert. Leipzig: St.-Benno-Verlag GmbH.
1969. XVI, 194 S. 8° = Erfurter Theologische Studien, 23.
Kart. M 21,—.