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Ausgabe:

1971

Spalte:

829-833

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Molthagen, Joachim

Titel/Untertitel:

Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert 1971

Rezensent:

Matthiae, Karl

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

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Klein, Günter: Bibel und Heilsgeschichte. Die Fragwür- wendet sich der Vf. der „Lage der Christen in der ersten

digkeit einer Idee (ZNW 62, 1971 S. 1-47). Hälfte des dritten Jahrhunderts" zu (Kap. II).

Lohse, Eduard: Apokalyptik und Christologie (ZNW 62, Ausführlich geht M. dann — jetzt unter verstärkter Her-

1971 S. 48—67). anziehung christlicher Quellen — auf das „Opferedikt des

Ncufeld, Karl H.: Das Gewissen. Ein Deutungsversuch im Decius" ein (Kap. III), da dieses „die entscheidende Wende

AnschluS an Rom 13, 1—7 (Bibel und Leben 12, 1971 jn der Geschichte der Christenverfolgungen dar(stellt), so-

S. 32-45). wohl was Art und Ausmaß der von der Staatsmacht ergrif-

Neuhäusler, Engelbert: Jesu Stellung zum Sabbat (Bibel fenen Maßnahmen anbetrifft als auch im Hinblick auf die

und Leben 12, 1971 S. 1—16). Motive, von denen sie sich dabei leiten lieft" (S. 84). Denn

Pesch, Rudolf: Neutestamentliche Grundlagen kirchlich- mit dem Edikt kommt es „zu einem eindeutig religionspo-

demokratischer Lebensform (Conc 7, 1971 S. 166-171). litisch begründeten Vorgehen des Staates" (S. 84), auch han-

Philipps, Karl: Kirche in der Gesellschaft nach dem 1. Pe- delt es sich nun nicht mehr um örtlich und zeitlich be-

trusbrief. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn grenzte Vorgänge. Es folgt „Valerians Vorgehen gegen die

[1971], 71 S. 8". Kart DM 7,80. Christen" (Kap. IV) und schließlich „Die große Christenver-

Rahncnführcr, Dankwart: Das Testament des Hiob und folgung Diokletians" (Kap. V). Der Vf. legt in diesen drei

das Neue Testament (ZNW 62, 1971 S. 68-93). Kapiteln, die den Schwerpunkt seiner Arbeit bilden, die

Weiser, Alfons: Von der Predigt Jesu zur Erwartung der verschiedene Art des Vorgehens sowie die Steigerung der

Parusie. Überlieferungsgeschichtliches zum Gleichnis vom Maßnahmen eindrücklich dar, wobei er die politischen Ziele

Türhüter (Bibel und Leben 12, 1971 S. 25-31). der einzelnen Herrscher als den Hintergrund für die Motive
und die Art ihres Vorgehens herausarbeitet.

Es ist zu begrüßen, daß der Vf. dem Problem der rechtlichen
Lage der Christen nachgeht und die „Christenverfolgungen
" aus der Sicht des römischen Imperiums zu erfas-

KIRCHENGESCHICHTE:ALTE KIRCHE sen sucht, da diese Fragestellung in der theologischen Literatur
oft zurücktritt (wenngleich sie auch dort öfter be-

Molthagen, Joachim: Der römische Staat und die Christen gegnet). Denn so erfahren die christlichen Quellen man-

im zweiten und dritten Jahrhundert. Göttingen: Vanden- cherlei berechtigte Korrekturen. Von besonderem Interesse

hoeck & Ruprecht [1970). 132 S. 8" = Hypomncmata. Un- ist dabei die Anfangszeit bis zum Ende des 2. Jahrh., da

tersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben, hrsg. die rechtlichen Verhältnisse für diese Zeit weithin im

v. A. Dihle, H. Erbse, Ch. Habicht, G. Patzig, B. Snell, Dunkeln liegen. In der klar aufgebauten und teilweise

28 Kart DM 20 - knapp gefaßten Darstellung wird ein zuverlässiger Über-

In dieser profanhistorischen Dissertation untersucht der blick über die wichtigsten Maßnahmen und Ereignisse bzgl.

Vf. die Rechtslage der Christen innerhalb des römischen ^f^^'l^ S^ÄSfÄ

Imperiums. Er wendet sich damit dem auch in zahlreichen wobei die verscnieaenen Ar9u"'^ anmf»Wa „»a™

ti,„„, . , „ , , , , ,. ti,„_,. Aar. öffentlichunaen zusammengetragen und sorgtaltig gegen-

thco ogischcn Untersuchungen behandelten Thema der ° tenu, « 9 J » die Herausarbeitung

»Christenverfolgungen" zu, beschrankt sich dabei aber auf einander abge oge Hemälec

ne Herausarbeitung der Maßnahmen gegen Christ«* fm^° ™ er ändliche, Die kritische Abgrenzung er-

tens bestimmter Kaiser bzw. Magistrate und deren politi- j . * . . ___l-„„„«,„ a;0 *„rh rMrpichp

^he Motive und Ziele, aus welchem Grunde die „Christen- folgt weithin in den Anmerkungen die auch zahlreiche
Verfolgungen" „aus der Perspektive des römischen Staates" w.cht.ge geschichtliche Hinweise br ngen.
(S- 11. 30. 69 usw.) dargestellt werden. Entsprechend ist das Bei der Klärung der Rechtslage bleiben jedoch Wunsche
Selbstverständnis der christlichen Gemeinden sowie das und Fragen offen, da bei dem umfassenden Thema sowie
Verhalten der Christen zur Obrigkeit nicht Gegenstand der auf Grund der bestimmten Fragestellung zahreiche ProUntersuchung
. Auch wird nicht auf sämtliche christliche bleme nur tangiert werden Zum Abschluß hatte man sich
Quellen von Verfolgungen eingegangen, auch nicht nach der die Darstellung der Maßnahmen gegenüber den Christen
Prozeßdurchführung oder nach den Vorstellungen von dem und der Kirche bis zur Konsti ution von 313 gewünscht -
Martyrium gefragt Das Verhalten und Urteil der Bevöl- Eine Herausarbeitung des Selbstverstandnisses des romi-
kerung gegenüber den Christen wird gleichfalls nur bedingt sehen Imperiums sowie der Grunde die seitens des Chn-
«erangezogen. Behandelt wird das Verhältnis des römi- stenrums zu einem Anstoß führten d^™fp^
sehen Staates zu den Christen im 2. und 3. Jahrh. Die Maß- Stellung des römischen Staates und der Christen noch deut-
"ahmem und das Verhalten Konstantins treten nicht mehr lieher hervortreten lassen. Dazu w"rrdher;i^](W.e;nter,eeraU /
'» das Blickfeld, andererseits geht der Vf. auf Neros Vor- führlichere Heranziehung der chrisdichen Que len der er
f hen ein, befaßt sich jedoch nicht - abgesehen von Apg. sten beiden Jahrhunderte einiges noch f^™™ (2 R
U.26 _ mit Aussacen des NT sind PolyearP und Ignatius nicht erwähnt, von Justin auch
?w .j mit,Aussa9en aes Nl...... d Apologie genannt). Hier wäre dann

JaSri 'S Kla7"9 ^ "Rechtslage f ChnSten f auch auf dk Durchführung von Christenprozessen (vor allem

^hundert' (Kap. I) setzt der Vf. mit einer Interpret»- ^^^^^^^ näher einzugehen

"°n des bekannten Briefwechsels zwischen Plimus d. J. und AnKiagegrunat aau ' » . "T"' „rf„lr,onHp Ana.

Trajan ein: danach ist eine gesetzliche Bestimmung vor- und eine unter verschiedenen AspeJfn «f£nd^ Ana„

^zusetzen, welche - nach Analyse des Tacitusberichts - lyse wichtiger christlicher Quellen im gleich mit den

f« eine Anordnung Neros zurückgeführt wird, die „die römischen Quelle.yorz;neh^

'«^tische Form eines Mandats" besaß (S. 30). Die Christen untersuchen, inwiefern die Christen damals Gegen

w«dcn vom römischen Staat als „politische Gegner" ange- über zur romischen Staats- und Kultauffassung - als

Sf.nen. Auf Grund der Erkenntnis, daß Christen einer super- „Gottlose" angesehen wurden.

St'«° zugehörig sind, richtet Plinius an den Kaiser die Bitte, Dazu noch einige Bemerkungen, Der Vf. faß des ofteien

"d>e rechtliche Lage der Christen neu zu bedenken und zu den römischen Staat als eine abstrakte einheitliche Große;

*»«Cheiden-(S. 18). Entsprechend seiner Fragestellung sieht daneben charakterisiert er Ziele und Vorgehen einzelner

der Vf. bei der Anfrage des Statthalters „die Möglichkeit Kaiser, ohne auf ihr Verhältnis zu dem Staatsbegr.ff em-

grundsätzlichen Änderung im Verhalten des Staates zugehen. - Erst relativ spat (S. 39. 45) kommt M. auf die

J* Christ«, gegenüber angerührt" (S. 19), die Trajan je- Kirche zu sprechen; offensichtlich von seiner Fragestellung

d°eh ablehnte. Nach einer knappen Charakterisierung der faßt er sie als „Organisation (organisierte Kirche S._48) -

RcchtslagC für dic Zcit dcr Kaiser nach Trajan im 2. Jahrh. Tragen auch die Maßnahmen gegen die Christen in den