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Ausgabe:

1971

Spalte:

826-828

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bode, Edward L.

Titel/Untertitel:

The first Easter morning 1971

Rezensent:

Bartsch, Hans-Werner

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

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darf: Ethik ist bei Johannes wesentlich theologisch, weil lung, dafj „selon la gnose" die Finsternis praeexistent ge-
auf Gott hin und von Gott her transparent: das Johannes- wesen sei, während nach Johannes die Finsternis die Ne-
evangelium ist somit zugleich viel mehr und viel weniger gation des göttlichen Lichtes sei (S. 30). So einfach geht
ethisch, als manche Interpreten dies annehmen. Vom sym- es wohl doch nicht, ganz abgesehen davon, dafj man nach
bolischen Sprachcharakter des Johannesevangeliums her den Nag-Hammadi-Funden wohl nicht mehr so einlinig
wird endlich auch schön sagbar, in welcher Weise in fast über „die" Gnosis sprechen dürfte. Oder was soll die Be-
jeder einzelnen Aussage des Johannesevangeliums zu- hauptung, daö das „N. T."(!) den Tod Jesu „von Anfang angleich
das Ganze der johanncischen Botschaft irgendwie prä- als Sühnetod des leidenden Gottesknechtes verstanden habe
sent ist (S. 181, vgl. 176), wobei dann der Gottesknecht von Jes. 53.

Alles'das ist wirklich hilfreich. Aber vieles bleibt un- und der leidende Gerechte durcheinandergehen (S. 182 bis

klar. Der Leser würde gerne wisen. wie der Vf. zwischen 185). Es .st scheinbar S. entgangen da, Jerem as au den

symbolischen und nichtsymbolischen Begriffen unterschei- er sich beruft, mit semer These auch Wider pruch gefunden

det. Weiter würde interessieren, nach welchen Kriterien der hat! Oder für die Her tatung des j^nn^Aen Freiheit^

vt vU- u ,„ . • i • u. .u- i. .__i v,,f beqriffs aus dem Judentum genügt doch wohl noch nicht der

Vf. ethisches Material von nichtethischem getrennt hat, utä""s , , ...' * , ' . • „„„„ „MC(!,„jon 1,5t

j , . _ , . . 3 . . j., Hinwc s dafj mdische Hörer diese Ausagen verstanden hat-

cin gerade nach seinen eigenen Erkenntnissen doch recht nj"™L's' "aj 1

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Auch die Unterscheidung zwischen statischen Symbolen noch zu Ende gehen . vP7Pn*Pnt

ii • . . , „ , „u_, „„ Bpi der Literaturbenutzung vermiete der Kezensent

(I- Haupttci ) und dynamischen „KampfSymbolen Dei aer "'"a uii-c « , ,-,„„,.,,_ ,,„a

UI. Hauptteil) scheint mir eher verwirrend als hilfreich, grundlegende Werke wie, G. Baumbac• Q™ und Jas

denn es ist doch auch dem Vf. klar, dafj etwa „Licht" Johannesevangelium 1958; H.

oder „Leben" nicht statische, sondern in letzte Konfronta- in ThWbNT VII; E. Kasemann, Jesu letzter Wille nach

tion führende Realitäten sind. Hier hätte vieles klarer wer- J°h- i7. 1966-

den können, wenn der Vf. sein drittes Kriterium für das Zur Zeit Tokyo ulrich Luz
Wesen des Symbols, nämlich die Dynamik des Symbols,

l„ . / . ... . , .. , c Uiu___ ' Von Ricoeur sind grund egend: Philosophie de la volonte Ii

hermeneutisch in der Interpretation wirklich fruchtbar ge- Finitude et culoobilite - La symbolique du mal, i960; De l'interpre-

DUdlt hätte Von hier aus hätte sich auch eine fruchtbare tation. Essai Sur Freud. 1965; auf deutsch z. B.: Hermeneutik der Sym-

n • , ...•,« u ,7.„ bole und Dhilosophisches Denken, in: Keryqma und Mythos VI/1,

Beziehung zu Bultmanns existentialem Ansatz ergeben. Vor D°6,e ^ H Pq| 2U'Ricoeur neuerdings: P. Kempp: Phänomenologie und

allem aber klammert der Vf. aus seinen exegetischen Un- Hermeneutik in der Philosophie Paul Ricoeurs, ZThK 67 (1970) 335 ff.

Versuchungen diejenigen Stellen, wo seine Symbole plötzlich
zu eigentlichen Aussagen werden, nämlich die „ich-bin"-
Worte und die „ist"-Aussagen über Gott im 1. Johannesbrief
aus. Das ist sehr schade, denn erst von hier aus hätte

s'ch wohl ergeben, in welcher Weise der Symbolbegriff Bode, Edward Lynn: The First Easter Morning. The Gospel

auf das Johannesevangelium fruchtbar angewendet werden Accounts of the Women's Visit to the Tomb of Jesus,

kann. Schade ist auch, dafj nirgends sich eine Gegenüber- Rom: Biblical Institute Press 1970. XI. 217 S. gr. 8

Teilung des Symbolbegriffs und entsprechender johanne- Analecta Biblica. Investigationes Scientific in Res Bi-

ischer Begrifflichkeit, ich denke etwa an otjfulv oder blicas, 45. Lire 3 000,—. ($ 5,—.).

auch loyos, findet. Alles in allem kann man sagen i Die Die Arbeit möchte die „Wirklichkeit des leeren Grabes
Aufgabe, das Johannesevangelium unter dem Leitbegriff des innerhalb des Lebens Jesu verteidigen" (S. 2), als eine
Symbols zu interpretieren, bleibt immer noch gestellt. Aber „zweite Phase der neutestamentlichen Bezeugung der Auf-
der Vf. hat gezeigt, daß sie sich lohnen würde. erstehung" (ibd.). Im Unterschied zu Campenhausen argu-
Den meisten Raum nehmen die einzelnen Analysen ein. mentiert Bode jedoch nicht primär historisch, sonder lite-
s'e können hier nicht im Detail besprochen werden. Zum rarisch. Er geht dabei den gegenüber dem Werden der
Teil sind sie recht interessant, besonders für den deutsch- Überlieferung umgekehrten Weg, beginnt mit der Redak-
sprachigen Leser den sie auch in die weitreichende fran- tionsgeschichte der vier Evangelien (S. 5-86), um von damische
Forschung am Johannesevangelium einführen, aber her den Ursprung der Tradition im Gemcindelebcn zu su-
"««■ zum Teil. Bei der Interpretation der Wunderge- chen (S. 87-147) und in dem abschließenden Teil die Wirkschichten
zeigt sich eine starke Tendenz zum Symbolismus lichkeit des leeren Grabes im „Jesuleben" (sie!) zu erwei-
«nd zur Transparenz, wobei sich nach dem Vf. durchaus sen. Die einzelnen Teile und Kapitel referieren zunächst die
auch mehrere „Sinnebenen" überlagern können. Sehr hilf- unterschiedliche Argumentation in der Literatur, um die
rc'ch und klug sind die gelegentlichen Hinweise auf Ak- eigene Position sowohl exegetisch wie unter Verwendung
^unterschiede zwischen dem Johannesevangelium und der kritisch gesichteten Argumente zu begründen. Der Le-
den Johannesbriefen, gerade auch in der Ethik (vgl. z. B. ser wird die relativ breite Darlegung der D»kuss,on dank-
S- H3 ff.. 124. 138. 96 ff. etc). Einen recht grofjen Raum bar annehmen zumal sie trotz der kritischen Sichtung
nchmen auch die religionsgeschichtlichen Analysen ein. und Ordnung den referierten Autoren gerecht wird Sie bleich
gut französisch^r Tra^lHion versteht S. das Johannes- tet die Möglichkeit, die vom Autor vertretene Posmon ih-
evangelium primär auf dem Hintergrund der Bibel, also rerseits kritisch zu bedenken. ...... Vprsicheruna

v°«» A. T„ in zweiter Linie vom Judentum her, wobei be- Obwohl das Buch m.t der ^sdruckhehen Versieherung

^nders Qumran hoch taxiert wird. Das sachliche Anliegen des Glaubens an den inspirierten taW^

h,n^ diesen Analysen ist, die heilsgeschichtliche Dirnen- (S. 185). ze.gt der Autor keinerlei Reserve gegenubehisto-

** der johanncischen Symbolik nicht zu vergessen (vgl. rischer oder hteranscher Mäk. ta den ^E™^«

*e Zusammenfassung S 242 f.). Dennoch kann sich der sieht er bestimmte Motive hinter der Redaktionsarbeit.

,R<*ensent die Bemerkung nicht versagen, dafi ihn die re- Markus verkündigt die Auferstehung in der Engelbotschaft

'Sionsgeschiditlichen TeHe des Buches am meisten ent- verbunden mit dem ^J^J^T **^ti£™

^sehten. Mit Pauschalurteilen, wie S. sie ausspricht, sollte Motiv" (S. 57), apokalyptischc Elemente ein^ Lukas fugt mit

?s Eigentlich nachgerade zu Ende sein: Was soll etwa die dem Besuch des Petrus (Lk 24, 2) eine andere (mit dem

dle Gnosis auöcr Diskussion bringen wollendeGegenüberstel- Johannesevangelium verbundene) Tradit.on .n den Markus-