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Ausgabe:

1971

Spalte:

809-811

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Fawcett, Thomas

Titel/Untertitel:

The symbolic language of religion 1971

Rezensent:

Schneider, Carl

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 11

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wögen gibt. Es liegt hier eine ganz bestimmte Form der beliebten Evangelisches Pfarrerblatt, Februar 1963 S. 43.

und vielfach wirksamen „deductio ad absurdum" vor, von der Paul ;t4 In: Der Auftrag der Kirch« in der modernen Welt. Festgabe zum

Kleinert in seiner Homiletik, Leipzig 1907, sagt: „sie führt die notwen- siebzigsten Geburtstag von Emil Brunner, Zwingli-Verlag, Zürich und

digen Konsequenzen der zu beseitigenden Gegenaufstellung so vor Stuttgart, 1959 S. 75-87, dort S. 79.

Augen, daß der Zuhörer einen Widerwillen empfinden muß, sie zu W Außerdem wird dadurch die Doppelung des Begriffes Apologetik
vertreten, und daher mit der absurden Folgerung auch die ihm haltbar Im Sinne von Verteidigung und Verteidigungslehre beseitigt. Der Inerschienene
Position aufgeben muß" (S. 216). tellektuellen Diakonie muß dann eine Lehre von der I. D. entsprechen.

Vers 29: Paulus versucht, die Leugner der Totenauferstehung da- 30 a. o. O. S. 470.

durch zu überzeugen, daß er ihnen verdeutlicht, daß sie sich damit :l7 a. a. O. S. 471, Anm. 51; bei Bonhoeffer: Ges. Schriften, Bd. 1,

im Widerspruch zu einer von ihnen akzeptierten und praktizierten got- München 1958 S. 144 f.

tesdienstlrchen Sitte befinden. Diese Argumentation erscheint uns als :,H a. a. O. S. 472.

recht fremdartig, weil wir eben diese Sitte der Totentaufe nicht ken- »» ThLZ Sp. 259.

"en. Aber die Argumentationsstrukur ist durchaus einsichtig. Heute 40 a. a. O., Sp. 260.

könnten wir etwa sagen: wieso beten wir im Gottesdienst zu Gott, 41 Paul Tillich, Systematische Theologie, Band I, Evangelisches

wenn wir in anderen Zusammenhängen davon sprechen, daß Gott tot Verlagswerk, Stuttgart 1956, 2, S. 40; vgl. Künneth's Begriff einer

sei? Es handelt sich also um den Hinweis auf einen bisher nicht be- „apologia generalis", a. a. O. S. 131, im Unterschied zur „apologia

wüßt gewordenen Widerspruch in der eigenen Position. specialis", a. a. S. 132.

Vers 30-34: Hier arbeitet Paulus mit dem Mittel ethischer Zuspit- 42 a. a. O. S. 467.

zung, also einer Variante der deductio ad absurdum. a. a. O. S. 475.

Vers 35—49: Paulus argumentiert unter Verwendung des damaligen 44 a. a. O. S. 476.

Weltbildes mit dem Hinweis auf die unendlichen Schöpfungsmöglich- 45 H. G. Fritzsche, Strukturtypen S. 135.

keiten Gottes, bedient sich also unzweifelhaft des Mittels der Anknüp- 40 Otto Haendler: Zwischen Glaube und Unglaube, Vandenhoeck

'ung. Gleichzeitig entlostet er die Hoffnung auf Auferstehung der To- & Ruprecht, Göttingen, 1966 S. 91.

ten von Denkschwierigkeiten durch den Abbau falscher Vorstellungen. 47 Vgl. die anregenden Ausführungen bei S. L. Rubinstein: Grund-
Eine glänzende Variante beider Argumentationsweisen bietet für un- lagen der allgemeinen Psychologie, dt. 4. Aufl. 1961, Volk und Wispere
Zeit Karl Heim in seiner Predigt: Die Auferstehung der Toten, in: sen, Berlin, dort vor allem den Abschnitt „die Lehre vom Charakter",
«iii» im Sturm, Tübingen 1925, S. 196-210. S. 813-826.

Evangelisches Pfarrerblatt, Februar 1967 S. 44 . 48 H. H. Jenssen: Notwendigkeit und Perspektiven der Orientie-

Lutherische Monatshefte, 1963 S. 209. rung der Kirche auf den Sozialismus, Ev. Pfarrerblart, Juni 1969

•J Lutherische Monatshefte, 1963 S. 209. S. 149-154, dort S. 151.

H. G. Fritzsche: Lehrbuch der Dogmatik I, S. 29; H. H. Jenssen: 49 Vgl. die Belege bei H. H. Jenssen, Ist der Agnostizismus ein

Evangelisches Pfarrerblatt, Februar 1967 S. 42. ff. Verbündeter des Gottesglaubens?, in: Freies Christentum, 14, Februar

j* ThLZ 75, 1950 Sp. 262. 1962 Sp. 15 f., und H. H. Jenssen, Unser Wissen von der Natur und

J" Werner Eiert: Der Kampf um das Christentum. Geschichte der der Schöpfungsglaube, In: Evangelisches Pfarrerblatt, Juli 1969

Beziehungen zwischen dem evangelischen Christentum in Deutschland S. 181 ff.

jjnd dem allgemeinen Denken seit Schleiermacher und Hegel, Oskar 60 Lehrbuch der Dogmatik, Band II, S. 245.

ueck, München 1921 S. 392. 51 Martin Doerne: Der Mensch im Urteil der Bibel, Stiftungsverlag,

;" Emil Brunner: Die Christliche Lehre von Gott, Dogmatik Band I, Potsdam 1939 S. 45.

Rurich und Stuttgart 1960, Exkurs: „Apologetik oder .Eristik', S 105 ff.; r'2 Ulrich Neuenschwander: Glaube. Eine Besinnung über Wesen

^91. schon früher: Die andere Aufgabe der Theologie, in: Zwischen und Begriff des Glaubens, Stämpfli und Cie, Bern 1957 S. 240.

«en Zeiten, 1929. 5.1 0- a. q. S. 15, S. 221 und S. 286.

Emil Brunner: Dogmatik I, Exkurs: Missionarische Theologie, S. M a. a. O. S. 16.

'08 ff., dort S. 108. «o a. a. O. S. 241, wobei zu beachten ist, daß dieses Erkennen

•'- a. a. O. S. 109. den Charakter des „Innewerdens" (S. 244) trägt.

ALLGEMEINES Mittel zur Tarnung sei, wird der Größe und Tiefe dieser

Erscheinung in keiner Weise gerecht.

p Der Vf. bemüht sich, zwischen „starken" und „schwa-

*awcett, Thomas: The Symbolic Language of Religion. An chen« Analogien zu unterscheiden, bleibt aber auch hier

Introductory Study. London: SCM Press [1970]. 288 S. 8°. trotz einiger guter Bemerkungen im Formalen stecken:

w. £ 2.75. Warum der Vergleich der Arche Noah mit einem alten eng-

Den Hauptteil dieses Buches bildet eine Art Lexikon reli- lischen Riesensegelschiff eine schwache, der mit einem
giöser Symbolbegriffe: in aller Kürze werden die Bedeu- schwimmenden Haus eine starke Analogie sein soll, ist
tungen von Zeichen, Symbol, Allegorie, Parabel, Gleichnis, nicht ganz einzusehen. Der damit in Verbindung stehende
Metapher, Analogie, Modell und Mythos definiert, dazu Satz, die Bibel sei fast auschließlich an den Taten Gottes,
einige Beispiele — allerdings recht willkürlich — aus ihrer nicht aber an dessen Wesen interessiert, bedarf auch einer
Verwendung in der Theologie, Kult und religiösen Gemein- Korrektur. Bei der Behandlung des Mythos schließt sich
schaftsstrukturen angefügt und einige religionsgeschicht- der Vf. den psychologistischen Interpretationen an, der
liehe Folgerungen daraus gezogen, um am Schluß die „Ero- Mensch ist hier Maß aller Dinge, eine metaphysisch-onti-
sion" des Symbolgebrauches in der westlichen Welt zu be- sehe Bedeutung des Mythos wird abgelehnt; zum Beweis
klagen. Die Hauptschwäche des Buches liegt darin, daß der für das „anthropomorphe Modell" wird ohne Differenziert
- anscheinend nur englische und allenfalls noch einige ins rung religionsgeschichtliches Material aus allen möglichen
Englische übersetzte Literatur kennt; das reicht bei einer Kulturen angeführt, aber ohne auf die Zusammenhänge,
Arbeit, die sich so weite Ziele setzt, in keiner Weise aus. Verschiedenheiten und historischen Abhängigkcitsverhält-
Vieles bleibt fragmentarisch, anderes ist unklar oder allzu nisse Rücksicht zu nehmen. Auf Einzelheiten einzugehen,
sehr simplifiziert, selbstverständlich oder geradezu banal. würde den Rahmen einer Besprechung sprengen, hingewie-
Neucs enthält das Buch nicht. Aber als Hilfsmittel zum Ein- sen sei z. B. nur auf die allzu großzügige Gleichsetzung
üben religionsgcschichtlicher und religionsphilosophischer von Olymp, Himmelsleiter, Ziggurat, Tempelbau der Dayaks
Terminologie ist es für Studenten gut brauchbar. Phäno- auf Borneo, schließlich aller Berge, Türme, Pyramiden
mene, Wje die Übertragung von Emotionen auf Zeichen, und dgl. Auf der Suche nach einem „common type of
■»d ausreichend beschrieben, aber die eigene Emotionali- response to the universe" (S. 165) gelangt der Vf. schließtat
des Vf. hat ihm zuweilen einen Streich gespielt. So sind lieh zu einer Mischung von Jung und einer längst über-
®* Hiebe auf das byzantinische Christentum ebenso über- wundenen Religionsgeschichte, die den Ausgangspunkt al-
flüssig wie die sehr gekünstelte Interpretation des lateini- 1er religiösen Erfahrungen in „the presence of an existenten
Kreuzes gegenüber dem byzantinischen. Äußerst ver- tial need" sieht. Doch gesteht er selbst, daß dies und die
schwömmen ist der Symbolbegriff: hier hätte zunächst ein- daraus gezogenen Schlüsse nur als „over-simplification"
j?al eine philologische Untersuchung vorausgehen müssen! zu verstehen seien.

°aß die wirkliche Bedeutung und der Sinn der biblischen Auf dem Hintergrund dieser Begriffsbestimmungen folgt

Parabel erst von Dodd entdeckt worden wären, ist ein wei- nun ein nicht ungeschickter Abriß der Religionsgeschichte,

terer Beweis für die literarische Unbekümmertheit — um die in einer Art Zusammenschau von Jung, Spengler und

*js nicht schärfer zu sagen — des Vf. Im übrigen läßt sich Jaspers zu verstehen gesucht wird. Dazu kommt die Ein-

*c Proportion Allegorie: Zeichen = Parabel: Symbol mit teilung in Religionen, die von menschlicher Erkenntnis,

..cht bestreiten und als gekünstelt erweisen. Die rationa- und solchen, die von göttlicher Enthüllung ausgehen. Neu

'stische Erklärung, daß die apokalyptische Sprache ein ist natürlich auch hier nichts und kann es wohl auch nicht