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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 1

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ersten Bande: Die einzelnen Bildthemen werden von den

Anfängen bis in die Barockzeit hinein verfolgt, ihr Wandel LITERATURGESCHICHTE

Zusammenhang mit theologischen, liturgischen und .... I^iir- riruTiikio

frömmigkeitsgeschichtlichen Zeitaspekten zu klären gesucht. UND CHRISTLICHE DICHTUNG

Von besonderem Gewinn für den Leser dürfte der Haupt-
teil des Buches sein, der das Thema der Kreuzigung behandelt
. Scherer, Bruno: Tragik vor dem Kreuz. Leben und Geistes-
Von den Problemen, die bei der Auseinandersetzung weit Reinhold Schneiders. Freiburg-Basel-Wien: Herder
TOit dem Buche auftreten, sollen wenigstens einige erwähnt [1966]. 264 S. 8°.

Werden- Dr. Bruno Scherer (OSB) hat sich auch um die Biblio-
1. Die Vf.in untersucht die ,auf die Passion hinweisenden graphie in dem in ThLZ 95, 1970 Sp. 449 besprochenen GeMotive
des Alten Testaments' (S. 13 f.), nennt unter ande- denkbuch „R. S., Leben und Werk in Dokumenten" (1969)
rem auch „Hiob im Elend" und belegt das in einer Fußnote höchst verdient gemacht. Seine Monographie ist die erste
mit Tertullians Liber der patientia. Mir scheint dieser Hin- Gesamtdarstellung, die das Werk des unvergessenen ka-
weis nicht gerechtfertigt, weil es Tertullian in seiner Schrift tholischen Dichters und Schriftstellers nach seinem Tode
ausschließlich um Beispiele ethischen Verhaltens, nicht aber ig58 erhalten hat.

"ni solche der Passionstypologie geht. Überhaupt ist ja das Für diese umfassende Würdigung standen dem Autor
roblcm der Passionstypologie auf Sarkophagen des 4. u. a. die unveröffentlichten Schriften (im Reinhold-Schnei-
Jahrhunderts, vor allem solchen der konstantinischen Zeit, der-Archiv zu Karlsruhe), darunter auch das frühe Tagein
der Forschung bis in unsere Tage noch weithin umstrit- buch, zur Verfügung. Auch gedruckte wie ungedruckte
en- Es mag gerechtfertigt sein, angesichts der in der Se- Zeugnisse von Freunden und Mitarbeitern mitsamt den er-
Pulkralkunst vorkommenden Themen von Errettungssze- reichbaren Briefen sind bewundernswert sorgfältig in dies
"en zu sprechen, wie es die Vf.in an anderer Stelle auch Gesamtbild eingearbeitet. Zeittafel, Schriftenverzeichnis, ei-
es öfteren tut. Mehr läßt sich m. E. mit Sicherheit nicht ne Übersicht der Literatur über R. S., nicht zuletzt die Anlagen
. Jeder Versuch, aus der Aneinanderreihung verschie- merkungen zu den sieben Kapiteln ergänzen die Darstel-
enster Szenen auf den Friessarkophagen einen theologi- hing aufs willkommenste. — Rez. bedauert, daß dieses gesehen
Zusammenhang herauszulesen, muß fragwürdig blei- diegene Buch, ohne sein oder der Redaktion Verschulden,

ben

mit so erheblicher Verspätung angezeigt wird.

2. Das Fronleichnamsfest (S. 21) ist Folge der auf dem 4. Die geistige Ortsbestimmung des Werkes von R. S.
rankonzil 1215 ertol9ten Dogmatisierung derTranssub- sowie der »inneren Haltung" (5), aus der es erwuchs, ist

antiationslehre und hat keineswegs umgekehrt mit auf mit dem Titel »Tragik von dem Kreuz" treffsicher bezeich-

«lesen Vorgang eingewirkt! Auf S. 214 ist der Tatbestand net. Schneiders Weg führte, wie er selbst an Leopold Zieg-

ichtig dargestellt, der Druckfehler »zweites Lateran-Kon- 1er schrieb, „von der Hingabe an das Tragische zur Hin-

1 ist in .viertes" zu berichtigen. gäbe an Gott". „Das Verhältnis des Tragischen zum Kreuz

3. Der Hinweis auf den „Leidensausdruck" in den Dar- . . . mag (sein) eigentliches Lebensproblem gewesen sein"
Stellungen des Augustinus-Codex (S. 24) ist doch wohl eine (71).

ol3e Fiktion der Vf.in. In der Frühzeit ist Christus der Was Scherers gleichermaßen sachliche wie pietätvolle

'eger über den Tod, erst im 9. Jahrhundert wird die Nachzeichnung von Schneiders Lebens- und Werkgeschichte

enschliche Seite mit die Darstellung einbezogen (vgl. besonders wertvoll macht, sind die Aufschlüsse über die

u. ö.). bisher wenig bekannten Hintergründe seines Schaffens,

4. Die Meinung, daß Judas auf dem Passionssarkophag vor allem über das Verhältnis zu Anna Maria Baumgartner
j °n Servanne doppelgesichtig dargestellt worden sei (S. 62), (Kapitel „Die Frau" 86—112). „Das Liebeserleben . . . ver-
1.-1. näherer Beschäftigung mit den Fragmenten nicht zu klammert die beiden Seelenhaltungen . . . des Dichters:

halten

den frühen tragizistischen Pessimismus und den gereiften

Zur Richtigstellung in einer zweiten Auflage seien noch Glauben des Christen" (113). — Auch die Enttäuschungen

^mge Corrigenda angefügt: S. 41: Abb. 423 statt 53; S. 43: und Anfechtungen Schneiders, die im letzten Jahrzehnt

en statt dem; S. 47: Abb. 93 statt 91; S. 63: Judaskuß wiederaufklingenden dunklen Untertöne seines Frühwer-

auf Abb. 379?; S. 75: bei Duccio fehlt Hinweis auf Abb. kes, kommen vor allem im Schlußkapitel „Der Zweifel"

5"; S. 77: Abb. 359 statt 357; S. 94: di statt die; S. 115; (179—235), unter ausgiebiger Zitierung des Nachlaßbuches

Ah22'W~22 Statt 18—22; S' 183: Abb- 572 statt 573S' 184: -Winter in Wien", dankenswert deutlich zu Wort. Überhob
. 573 statt 572; S. 185: Abb. 572 statt 573; S. 205: zeugend lehrt Scherer diese Anfechtungen, die hier wie in
^anzenstich statt Lanzentisch; S. 242: Abb. 809 statt 808; „Pfeiler im Strom" streckenweise die Stimme des Glaubens
•243: Abb. 808 statt 809; S. 290: Görmin: Pommern statt eigentümlich dämpfen, ja verschleiern, aus der Erfahrung
ecklenburg (heute Bezirk Neubrandenburg), auf S. 221 der schweren Krankheit verstehen, die den Dichter vier
richtig; s. 307: a und b verwechselt; S. 447: der Pala Wochen nach der Rückkehr von Wien dahinnahm. Theo-
^°ro statt des; S. 493: Abb. 449 statt 499; S. 585: offenbar logische Einwände z. B. gegen die Idee des »ewigen Schla-
erwechslung der Bildlegenden zu den Abb. 630 und 631. fes" werden nicht verschwiegen. Zur Zurechtstellung die-
Jena Joachim Schüttler ser Nebentöne eines „biologischen Pessimismus", an denen

_ das Wiener Tagebuch nicht arm ist, urteilt Scherer mit

Recht: „Es gibt keinen noch so scharf formulierten Satz in
ut'er, John F.: The Iconography of the Ancient South diesem Buch, der nicht durch eine gegenteilige Aussage auf-
Jndian Incised Crosses (Indian Church History Review 3, gehoben oder korrigiert wird" (192). Inwiefern bestimmte
■!969 s. 85—95). extreme Züge christlicher Radikalität, die dem katholischen
m*. Josef: Petrusgebeine und Petrusgrab. Über einige Theologen (und nicht nur ihm) Beschwer machen, auf
neuere Arbeiten zur archäologischen Streitfrage um Pe- Schneiders „protestantische Neigungen" (116) oder auf sei-
trus (ThRv 66, 1970 S. 183-188). ne fehlende „gründliche philosophisch-theologische Ausbil-
rass, Hans: Kirchenbau in der Krise? Aspekte theologi- dung" (117) zurückzuführen sind, mag dahingestellt bleischer
Begründung der Kunst (Evangelische Kommentare ben. In der Sammelbesprechung des Spätwerkes („Theo-
}. 1970 S. 263-267). logia tenebrarum", ThLZ 68, 1961 Sp. 401-414) hat Rez.
uthi, Kurt: Die Christusgestalt in heutiger Kunst (Evan- versucht, den fürs erste befremdlichen, zuweilen ans Häre-
9elische Kommentare 3, 1970 S. 268—271). tische anstreifenden Grenzgedanken des späten Schneider