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Ausgabe:

1971

Spalte:

56-57

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Schiller, Gertrud

Titel/Untertitel:

Ikonographie der christlichen Kunst 1971

Rezensent:

Schüffler, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 1

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Una sancta, zeigt. Doch dieser keineswegs überall sichtbare
Aspekt bedarf noch einer sehr differenzierten und kritischen
Analyse, denn Heilers Konversionsposition ist ja gerade
nicht symptomatisch. Wie ein Abgesang wirkt der
Aufsatz über den Neomodernismus, in dem Wilhelm Wil-
brand seine kritische Analyse über den Religionsunterricht
an den höheren Schulen mit der Forderung verbindet, die
Aussagen des Glaubens in der Sprache der Gegenwart lehren
zu können. „Mufi ich als Katholik mittelalterlicher
Philosoph sein (der einen realen Unterschied zwischen der
Substanz und Akzidenz annimmt), um noch gläubiger Katholik
sein zu können?" (454). Karl Adam, Tillmann und
Johannes Hessen werden kurz erwähnt, Ernst Michels Zeitbuch
»Kirche und Wirklichkeit" in seinem Anspruch dargestellt
und ihnen allen Karl Rahners Kritik entgegengestellt.
Der Versuch, die Ansätze der gegenwärtigen Frontbildung
herauszuarbeiten und eine Gegenwartsbilanz zu ziehen,
übersteigt jedoch fast die Möglichkeit solcher Skizzen. Das
Buch schliefet mit dem anfangs vorgestellten Reformkatholischen
Memorandum.

Die hier gesammelten Aufsätze wurden, was den Modernismus
anbelangt, schon in den Jahren 1963—66 in den
Werkheften, der Zeitschrift für Probleme der Gesellschaft
und des Katholizismus veröffentlicht und zum Teil nur
unwesentlich überarbeitet. Man könnte kritisch anmerken,
dafj die Verbindung zwischen den einzelnen Arbeiten nicht
immer geglückt ist, dafj wichtige Veröffentlichungen zum
Thema unerwähnt bleiben, wie etwa das sehr lesenswerte
Buch von Fritz Vigener »Bischofsamt und Papstgewalt"
(neu aufgelegt in ,Kirche und Konfession', Bd. 6); auch
müfjte das Buch konfrontiert werden mit der von Heinrich
Fries und Johann Finsterhölzl (f) herausgegebenen Reihe
„Wegbereiter heutiger Theologie" (Verlag Styria, Bd. 1—3,
1969). Zu fragen wäre auch, was Schroeder als Wiedergutmachung
versteht, die er von der Kirche gegenüber jenen
inhibierten Kräften fordert; gibt es mehr als die Versuche
einer Rehabilitierung derer, die um die Jahrhundertwende
die Probleme angegangen haben, deren Lösung die Kirche
bis heute verhindert hat?

Das Buch, das in seiner Vielseitigkeit und hie und da
eigenwilligen Beurteilung hier nur vorgestellt werden kann,
verlangt eine kritische Auseinandersetzung, wofür der vorgesehene
Raum jedoch nicht ausreicht. Alles in allem ist
es ein im Blick auf gegenwärtige Fragestellungen höchst
interessanter Beitrag, der die Lebensnähe des Geistes und
die Wirklichkeitsferne autoritärer Strukturen in lebendiger
Weise darzustellen versteht.

Bensheim Joachim Lell

Bertetto, Domenico: II magistero mariano di S. S. Paolo
VI nel secondo trienno di pontificato (Salesianum 32,
1970 S. 283-323).

Cantone, Carlo: II rinnovamento nella Chiesa e Laberthonniere
(Salesianum 32, 1970 S. 205—238).

Composta, Dario: Indicazioni e incidenze storiche per una
teologia del diritto (Salesianum 32, 1970 S. 239-282).

Congar, Yves M.-J. i Le probleme ecclesiologique de la pap-
aute apres Vatican II (IKZ 60, 1970 S. 85—100).

Erklärung der Altkatholischen Bischöfe zum 18. Juli 1870
(IKZ 60, 1970 S. 57-59).

Farantos, Megas: Der päpstliche Primat im Glauben und
im Dialog aus orthodoxer Sicht (IKZ 60, 1970 S. 101—123).

Gilg, Otto: Der antivatikanische Zeugenchor nach dem 18.
Juli 1870 (IKZ 60, 1970 S. 60-84).

Kopp, Thomas: Der Diakon — Zu einer Frage der Kirche
in der Welt von heute (TThZ 79, 1970 S. 168-189).

Küppers, Werner: Die Altkatholische Position heute im
Rückblick auf Vatikanum I (IKZ 60, 1970 S. 124—167).

Küry, Urs: Das Verhältnis der altkatholischcn zur römischkatholischen
Kirche 1870-1970 (IKZ 60, 1970 S. 168-198).

Matthei, Mauro: Orientaciones de la pastoral hispano-
americana en los siglos anteriores a la independencia
(Theologia y vida 9, 1970 S. 20-26).

Medina, Jorge: Crisis en la Iglesia (Teologia y vida 9, 1970
S. 5-19).

Palma, Diego: El conflicto en la Iglesia de America latina,
una interpretaciön sociolögica (Teologia y vida 9, 1970
S. 27-39).

Petsch, Hans-Joachim: Die Sekten im Kontext des gegenwärtigen
Christentum (DtPfrBl 70, 1970 S. 436—438).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Schiller, Gertrud: Ikonographie der christlichen Kunst. II:

Die Passion Jesu Christi. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn (1968). 296 S. Text, 816 Abb. a. 375 Taf-
4°. Lw. DM 155.-.

In relativ kurzer Zeit, nur 2 Jahre nach Erscheinen des
1. Bandes (vgl. ThLZ 92, 1967 Sp. 942 ff.), legt die Vf.in
den 2. Band ihrer monumentalen, auf 5 Bände angelegten
„Ikonographie der christlichen Kunst" dem Benutzer vor.
Diese Tatsache verdient Anerkennung, wenn man bedenkt,
welche Arbeit sich hinter dieser nüchternen Feststellung
verbirgt. Dabei stützt sich die Vf.in nicht etwa auf die Mitarbeit
zahlreicher Fachgelehrter, wie es heute bei derartigen
Unternehmungen allgemein üblich und notwendig geworden
ist, sondern zeichnet allein verantwortlich. Hinsichtlich
der Einheitlichkeit in formaler und methodischer
Beziehung mag das von Vorteil sein. Bei dem Umfang, den
die Forschung in unserem Jahrhundert angenommen hat,
ist es jedoch unmöglich, dafj ein einzelner noch alle Wissensgebiete
, ja nicht einmal sein eigenes Fachgebiet überblicken
kann. Die Vf.in muß sich daher, vor allem im altchristlichen
Bereich, weithin auf Forschungsarbeiten anderer
Gelehrter stützen und die verschiedensten Ergebnisse
nach sorgfältiger Prüfung übernehmen. Dafj das einer so
umfangreichen Arbeit wie einer ,Ikonographie der christlichen
Kunst' nicht immer zum Vorteil gereicht, hat schon
die Beschäftigung mit dem 1. Bande des Werkes gezeigt.
Die Überinterpretation oder Verallgemeinerung mancher
Fakten macht das deutlich. Auch der 2. Band ist von dieser
Problematik nicht unbelastet, wenn auch die theologischen
Grundlegungen und die Anfänge christlicher Bildwerdung
weithin intensiver und besser durchdacht und interpretiert
werden. Gleichzeitig darf wieder gerade der Teil, der die
mittelalterliche Ikonographie behandelt, besonders positiv
hervorgehoben werden.

Die von der Vf.in im Vorwort genannten methodischen
Schwierigkeiten (erschwerte systematische Gliederung infolge
Verbindung und Durchdringung mehrerer Bildtypen,
Lücken und Überschneidungen; vgl. S. 9) fallen weniger
ins Gewicht. Das Ziel des Buches, „daß durch die Darlegung
der die einzelnen Epochen charakterisierenden Schwerpunkte
das Ganze gesehen und die Bedeutung der Passion Christi
für die Frömmigkeit und die Kunst deutlich wird", ist
auf jeden Fall erreicht worden. Auch im 2. Band hat die
Vf.in mit sicherer Hand sorgfältig die wichtigsten Darstellungen
ausgewählt. Die Bildwiedergabe ist vorzüglich, dafür
gebührt der Vf.in und dem Verlag besonderer Dank.

Entgegen der ursprünglichen Absicht werden im 2.
Bande wegen der „Fülle und Vielfalt der Passionsdarstellungen
" nur diese abgehandelt, die Thematik der Auferstehung
bleibt nun dem 3. Bande vorbehalten. Der Stoff
wird in fünf gro/je Abschnitte gegliedert: Theologische
Deutungen und ikonographische Ansatzpunkte; Die Passionsgeschichte
; Die Kreuzigung Christi; Die Kreuzabnahme
und das Begräbnis Jesu Christi; Arma Christi — Schmerzensmann
. Methodisch verfährt die Vf.in ebenso wie im