Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

?G9 Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 10 770

Stadium vom Humanismus zu den Kirchenvätern und zu- pietatem tuam non pelo ut propalam profitearies; solum ne

gleich von der reformerischen Synthese zur reformatorischen impiotatis professione ipsam abneges, abs te contendo.
Antithese (2011.

Welcher Anstoß machte Calvin /.um Reformator? Nachdcr '"hurg RoU Sch8fcr

Meinung dos Vf.s ist die Lektüre Augustins entscheidend ge- —————
Wesen, Augustin tadelt De eiv. (1,10 Seneca, weil dieser eine

Äußerliche Akkommodation an die Staatsreligion für möglich ünch, Hedwig: Bernhard von Clairvaux und Martin Luther >V

halt. ..Diese Vorwürfe mußten gerade einen Calvin, der die (JJQ (Erbe und Auftrag 47, 1971 S. 121-125) (S. 36-43). -

besten Anliegen der erasmianisehen Reform vertrat, aufs n i.-- , , „. r . , . ,

c„i, . Ii ... .... . ., , tt Jjorntiauser. (. hrisloph: Die < .enienide als Versammlung der

M l, verste treffen (202) d, h.,sie überführten ihn der Heu- Gottesfürchtigen bei Menno Simons (Mennonotische Ge-

cnelei. Die ihm langst bekannten reformatoriscbcn Schriften sebiebtsblätter 27, 1970 S. 19—36).

hatten nicht die Kraft besessen, ihn zum reformatorischen Fast, Heinold: Variationen des Kirchenbcgrifis bei den Täu-

Glauben zu bewegen, Krsl A ngwstin zwang ihn zum entschei- fern (Mennonitische Geschichtsblätter 27, li)7() S. 5—18).

denden Schritt. Goertz, Hans-Jürgen: Die Taufe im Täufcrtum (Mennoniti-

Nach de,- Diskussion de,- späteren Anspielungen Calvinsauf Bche Gescliichtsblätter 27, 1970 S. 37-47).
Seinen Werdegang in den Sehrillen der Dreißiger!ahre ordnet Ha"> Martin: Täufcrtum und Volkskirche - Faktoren der
.In.. r S u • i n vi- l e 11. 1 ■ ■ Ireiinuiig. Zwinghana NHL 1970, S. 2ol— 278.
"er VI. sein hrgehnis dem maßgeblichen bclbstzcugnis ein, ,, b. ,,tS,. t a .• j tj- t- /»
,1 .... V- i t, i ,. 1 larlniaiui. ,.: William ol St. Augustine and Iiis I ime (Auas
su l, „, ,1er Vorrede zum Psalmen-Kommentar 1557 fin- gnrtiana 20, 1970 S. 581-636).

' Huizing, Peter: La dissolution du mariagc depuis le concile

Als Gesamtbild von Calvins Bekehrung ergibt sich alsofol- de Trente (Le lien matrimonial, publ. par R. Metz et J.

gendes. Der junge reformerisch gesinnte Erasmiancr kennt Schlick. Strasbourg 1970 S. 127—145).

die Schriften der Hcformatoren seil 1527, ohne sich von ihnen Juhäsz, Stephan: Von Luther zu Bullingcr. Der theologische

uberzeugen und zum Bibeltheologen machen zu lassen. Beim WeB der Reformation in den protestantischen Kirchen in

Schreiben «les Sencea-Kommenlars 1532 findet, man ihn - v Rumänien (ZKG 81, 1970 S 308-333).

trr.i-, ... i___a_i.ic ic. i. r Kainzenbad), briedrich Wilhelm: Martin Luther psycho- v

'">!/. mancher Anklänge an das Spatere — immer noch auf vT t f i^Tij n ■ f V

j- , i , .. . ... 1 ., , /r. analytisch. Liefert Lrikson Umrisse eines neuen Luther-

«"sein Standpunkt. Doch nun überfuhrt ihn August... (De bi|,,(.s, (LutEerisehe Monatshefte 10, 1971 S. 80-90).

civ. o, 10) der Heuchelei. Im Herbsl L533 steht Calvin auf der Karner. Karoly und Jenö Sölyom: Ein wiedergefundenes

•^cite der Reformatoren. Melanchthon-Autograph (Különnyomat a magyar könyvs-

Dieses gewandt gezeichnete Bild zeigt indessen Risse, die zemle 1970 S. 214—218).
•einen Zusammenhalt gefährden. Der Vf. muß an entschei- Midier, Gerhard: Das neulutherische Amtsverständnis in redenden
Stellen zu Vermutungen greifen, die nicht belegbar formatorischer Sieht (KuD 17, 1971 S. 46-74).
sind. Daß die genannte Augustin-Stelle die Wende gebracht Pl^Q^l^'l^f1^* Hermeneutical "S,lifl" (HThR 63>
haben soll, wird nur aus Calvins sonstiger Benutzung des «ajunkniokam, S.:' The Nccrologuc of Lobert de Nobili

<Tkes De civitate erschlossen; dabei ist es übrigens uner- (Indian Church History Review 4, 1970 S. 5-13).

Marlich, warum der Augustin-Kenner nicht schon zur Zeit Teeuwen, N.: de Meijer, A.: Documents pour servir ä l'histoire

•einer Seneca-Erklärung den Tadel des Kirchenvaters emp- de la province augustinienne de Cologne. Extraits des regis-

'""den hat. Der Vf. kann sich nur so helfen, daß er die — von tres des pricurs generaux 1507—1551 (Augustiniana 20,

'hm gut herausgearbeitete — reformatorisebe Stimmung Cal- 1970 S. 686—732).
v'ns durch Gegeneindrücke neutralisiert. Gerade diese verschwinden
aber bei näherem Zusehen. Man kann aus der Interpretation
von religio und superslitio im aristotelischen

Tugendschema keine direkt, Abhängigkeit von Thomas ab- K I RC H E N G E S C H I C HTE: NEUZEIT
'eilen. Wie in analogen, vom VI. herausgestellten Füllen tritt
hier allgemeines Bildungsgut zutage, das für einen theologisch
interessierten Juristen selbstverständlich ist. Auch der Walln.ann, Johannes: Philipp Jakob Spener und die Anfänge
s"v'«"«eh, aus der Seltenheit der Bibelzitate im de8 p;cl;srnus. Tübingen: Mohr 1970. XIII, 352 S. gr. 8°
Mkc-Kommentar #dM Entfernung von der reformaton- _ Beiträge zur historischen Theologie, hrsg. v. G. Ebe-
onen Schrifttheologie zu erhärten, beweist zuviel, da einer- ]• ^ DM30— • Lw DM36 —
'^ts auch von einem Erasmianer die Hochschätzung der Bi-

'<-. erwartet werden sollte, andererseits aber das vom Vf. ge- Das Ziel der Arbeit ist es, „die biographische und theolo-

[Obte „erste Zeichen persönlichen Verhältnisses zur Bibel" gische Entwicklung Philipp Jakob Speners, des Begründers

lm Brief an Francois Daniel vom 27.10.1533 (208) auch nicht des Pietismus im Luthertum, und die Anfänge der pietisti-

*8rmer klingt als die juristische Verwendung des Vorjahres. sehen Bewegung bis zum Erscheinen der pietistischen Pro-

^"Ischeidender noch ist freilich das Verhältnis zum Selbst- grammschrift, der Pia Desidcria von 1675" darzustellen (V).

Zeugnis von 1557. Es ist undenkbar, daß Calvin eine erasmia- Sic schließt - als Habilitationsschrift dazu prädestiniert —

'"sehe Periode, die noch dazu durch eine starke Neigung zur eine fühlbare Lücke in der Pietismiisforschung. Die Arbeits-

Keformation gestempelt war, kurzerhand als „päpstlichen metbode des Vf.s ist von dem Bemühen bestimmt, die An-

"•'''glauben" und „abgrundtiefen Sumpf" abtut. Dazuhin fänge des Pietismus auf dem Hintergrund der zeitgenössi-

tni|ütc der Sencea-Erkl ärcr zu den Nikodemitcn gezählt wer- sehen Theologie und Frömmigkeit zu sehen und die auf Spe-

Vi"' erst Augustin das Gewissen geschärft hätte; die ner wirkenden Einflüsse biographisch exakt zu lokalisieren.

bese vom nikodemitischen Zwischenstadium, welche K. Um diesem Vorhaben gerecht zu werden, hat er Quellenstu-

•dler aufgestellt hatte, dürfte jedoch durch K. Holl end- dien von beeindruckender Breite und seltener Gründlichkeit

gültig widerlegt sein. getrieben.

So wird das Buch gegen die Absieht seines Vf.s zu einem Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Hauptteil

''weis für die Frühdatierung von Calvins Bekehrung. Es bie- „Frömmigkeits- und Reformbestrebungen der Straßburger

£l darüber hinaus den Schlüssel zur Einordnung des Seneca- Orthodoxie zur Zeit des Kirchenpräsidenten Johann Schmidt"

o.nmentars in den Werdegang seines schon reformatorisch, (1-34), wird die kirchlich-theologische Atmosphäre in der

nicht erst lange reformerisch gesinnten Vf.s: einmal durch freien Reichsstadt Straßburg und an ihrer Theologischen Fa-

en Nachweis der reformatorischen Elemente im Kommen- kultät untersucht. Nach W. lassen sich „die Besonderheiten

r* Wlbit, zum andern aber in dem Zitat, das der Vf. S. 236 der Frömmigkeitsübungen der Straßburger Orthodoxie ...

^ntn. 3:t(j abdrucken läßt, ohne seine Bedeutsamkeit für die mit den Stichworten Johann Arndt und englische Erbau-

•"teilung des Scncca-Kommentars zu bemerken: Siquidem ungsliteratur" umreißen (23). Auch das kirchliche Reform-