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1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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765 Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 10 766

jüdischen Kreise blieb jedoch die Gestalt <I<t im Kanon er- KIRCHENGESCHICHTE '

wähnten heidnischen Wahrsagerin unannehmbar.
In der Untersuchung der Sprache und des Suis des „drit- REFORMATIONSZEIT

'■'ii Buches" stützt sich der Autor auf verläßliche Arbeiten
von Alexandre und Rzach; in der literarischen Wertung der

Sibyllinen ist er lobenswert mäßig und zurückhaltend. Ei- Jacob Wah(.r. i»oUtisclic Fülirun^Hsehiclu und Ke.orma.ioii.
»cm Forscher, der die sibyDinuchen Studien fortsetzen will, Untersuchungen zur Reformation in Zürich 1519-1528.

und eine nute Übersicht der Handschriften und der Erwäh- Zii,.i(.|i: ZwiM„|, Verlag [1970]. VII,344 S.gr.8° = Zürcher

■Hingen ,n der alten 1,1er.,.ur sehr willkommen. Auch d,c Beitrage zur Ileformationsgeschichte. Unter Mitwirkung des

Kirchenväter sind hier bearbeitet. Weiter registriert der Au- Instituts für Schweizerische Reformationsgeschichte und

h» alle Ausgaben se,t der Erfindung des Buchdruckes. Ksfol- deg Zwinglivereini in Zürich hrsg. von Fr. Büsser und L.

gen bibliographische Hinweise auf die italienischen, engli- von Muralt 1 DM24 _

Scheu, französischen, deutschen und sogar iieuliebräischeu

Üb ersetzungen. Die Namen der Forscher, die über die Sibyl- Es ist hinsichtlich der Zürcher Reformation häufig be-
länen nur Artikel geschrieben haben, findet man in einem hauptet worden, daß ihr Zustandekommen und ihre Konse-
breiten Autorenregister. Zuletzt kommt der griechische Text ([uenzen im besonderen Maße von dem damaligen sozialen
des „dritten Buches" in der Form, die aus der Geffcken-Aus- Bezugshorizont abhängig gewesen seien. Zur Erhärtung die-
gabe (Die Oracula Sibyllina, Leipzig 1902) übernommenwur- ser Erkenntnis liegen bereits zahlreiche Arbeiten vor, zumal
de, mit einem Stark reduzierten Apparat, und eine sein- gute sich der Zwinglivcrein und andere Institutionen diesemPhä-
Wanzösische Übersetzung, Wichtige Hinweise besonders auf nomen seit Jahren gewidmet haben. Die theologische bzw.
parallele Wendungen in der klassischen und jüdischen Lite- theologiegeschichtliclie Seite hat in der Aufarbeitung der
ratur und in der Septuaginta bringen die ,,Ergänzungsbe- Schweizer Reformationsproblematik nie so allein pointiert im
merkungen". Es folgen vier Begister: 1. Griechische Eigen- Vordergrund gestanden, wie das vergleichsweise für gewisse
"amen, 2. Griechische Wörter (sehr ausführlich, praktisch Phasen der Geschichtsschreibung über die Wittenberger Be-
eine vollständige Konkordanz), 3. Die alten und mittelalter- formation zu verzeichnen ist. Der soziologische Kontext für
Bellen Autoren. 4. Die modernen Autoren. die Beformation Zwingiis gab nicht nur eine Fülle vonMög-
Zur Wertung: Es ist ein fleißiges, ausgewogenes und sach- lichkeiten. sondern bedingte nicht minder viele Notlich
geschriebenes Buch, das praktisch alles sammelt, was wendigkeiten, wenn das neue Evangeliums- und Kirchen-
,nnn zu dem ,,dritten Buch" der Sibyllinen-Sammlung bisher Verständnis im Gemeinwesen Zürichs vorankommen sollte,
gesagt bat oder in bezug auf den heutigen Stand der For- Jacob untersucht dazu die Details. Obwohl er seine Arbeit
scliung sagen kann. Es ist also ein lobenswerter und gelun- zuerst auf die Jahre 1525— 1528 eingrenzen wollte (S. 343),
gener Versuch um eine gründliche Synthese auf diesem Ge- ist er im Verlauf seiner Studien zu der Erkenntnis gelangt,
biet. Die Breite der Kenntnisse, die der Autor aufweist, ist daß man auch in der soziologischen Analyse die Initia nicht
beachtenswert. Der klare Stil, die übersichtliche Schichtung von den Reifejahren der Reformation trennen kann. So ist es
('cs Materials und die sorgfältige graphische Form (verschie- zu der Übersicht von 1519—1528 gekommen, ohne daß diese
dene Schrifttypen usw.) sind vorbildlich. Die Ergebnisse, die Zeitangahe den Vf. gehindert hätte, nach vorn und hinten
hier vorgelegt werden, korrigieren zwar in manchen Punkten darüber hinauszugehen.

d'e Meinungen der früheren Sibyllinen-I,,orscher, sind aber Die Arbeit gehört in den Bereich der Statistik bzw. der
"n Grunde nicht überraschend; sie begründen tiefer und run- Dokumentation. Jacob bedient sich der dazu nötigen Methoden
mehr ab, was man bis heute über die Sibyl'inen ungefähr den und Hilfsmittel, einschließlich der elektronischen Datenquelle
. Jedenfalls ist das Buch eine sehr verdienstvolle Lei- Verarbeitung. Viele Seiten des Buches füllen Tabellen, Über-
stung und eine unumgängliche Grundlage jeder weiteren Ar- sichten, Synopsen. Das einschlägige ungedruckte und gefeit
an den Sibyllinen. druckte Material ist sauber archivalisch und bibliographisch
PTag f u |( verzeichnet und schlägt sich, minutiös ausgewertet, in Darstellung
und Tabellenarrangement nieder. Für eine Arbeit in
der oben beschriebenen Art ist es erstaunlich, wie umfänglich
dazu auch die Sekundärliteratur, selbst die jüngst erschie-
I nene, herangeholt wird. Sogar die neuesten Dissertationen
■'ders. Barbara: Bardesanes von Fidessu — ein syrischcrGno- zur Sache (E. Kobelt, F. Straub, G. Slucki) fehlen nicht
stiker. Bemerkungen aus Anlaß des Buches von H. J.Drij- (S. 325).

vers, Bardaisan of Edessa (ZKG 81, 1970 S. 334-351). Der Vf. macht bereits im Vorwort mit den Ergebnissen sei-

'siimt'iin p 'b)70 s'019-7021 0r'pCninna 196°-1970 (Sale" ner Untersuchung bekannt. Das mag für ein Werk, das von

Fern»; r__r c ' c ••'/>•■ , » , seiner Anlage her große Strecken weit mit Namen- und Zah-

r™«, Leo t,.: Sonic Siirprising Omissions from Augustine i . .. . n _i i

„City „f Ood" (August iniuna 20, 1970 S. 330-340). lenreihen openeren muß, durchaus angebracht sein. Der, can-

' ''■"'k, Karl Suso: Vita apostolica. Ansätze zur apostolischen 1,13 fn-mus' und damit das Interesse gehen nicht verloren,

Lebensform in der alten Kirche (ZKG 82,1971 S. 145-166). wenn man weiß, was der Vf. zeigen will.

'''"man, A.: Dogmatik und Verkündigung in der Väterzeit Eingangs werden die für das damalige Gemeinwesen Zü-

Rfc»h 81' 1971 S' 1(,9~1/,())- richs maßgeblichen Grundbegriffe mit den dazugehörigen Ab-

rcliner, Hubert: Der Ketzeraufstreit zwischen Karthago kOrtungen genannt und erläutert (S. 4-11). Dabei widmet

Gren ','""! *■''"!'' !VV/'?!-lTT4! 'f'™ F™§? "ach <1C" «ich der Vf. u. a. dem in sich schwierigen Terminus „politische
Frenzen der Kirche [ZKG 81, 1970 S. 290—307). , ■ , ... ,.. . • u» .-i.fi-

Jeimann, A.: Geschichte ,1er deutschen Augustiner-Ere- Fuhrungsschicht . Er hebt nicht pragmatisch auf die nomi-

•n.ten. Teil II: Die rheinisch-schwäbische Provinz, bis zum ",'llc ^P*™" "* /jWlngllz(Mt ab' s°ndprn machl auf d,c

J'.nde des Mittelalters (Augustiniana 20, 1970 S. 397-494). faktische „Führungsgruppe (S. 6) aufmerksam. Dazu zählt

"'<'>dy, John F.: I> rieslliood and Sacrificc in „City of God" Jacob vornehmlich die ..Hauptverordneten" (a. a. 0.), und

p . Augustiniana 21, 1971 S. 27—44). das waren in den fraglichen Jahren nach den statistischen Er-

1 j**» I'odolphe: Jean Calvin, avocnl du comte Guillaume hebungen 65 an der Zahl, deren politischer Einfluß auf Zü-

Simo Mtenl"'rt; (IU,,>1'n 51> 1971 S- 6^-78)- rieh und damit auf die Reformation von ausschlaggebender

et Ci, ".rC''1 Ct Guilln;,nir Bocca-Serra : I'er annos quinqiie Bedeutung gewesen ist. Dem Vf. geht es also „um die tat-
i>r, un exeiimle de symholique des nombres dans .. ,i. . ■ „„■ u„_„ i t*l :»••*•< j- n i

J Eglise encienne (Rlll'hR 51, 1971 S. 51-02). sachlich nach weishare Akt,v tat dieses Personenkre,-

W**lcw, A.: Der Dienst der Getauften an ,1er Welt nach dem 8e9 (S- 8>' Dur<dl d,° ™* „Verordnungen Betrauten wurde

g?n,gnM <ler Kirchenväter (Stimme der Orthodoxie 1970 ln ,ler Mehrzahl der Falle - es handelt sich um insgesamt

•eft 12 S. 58—03). 2710 Verordnungen in dem Fragezeitraum — der Fortschritt