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Ausgabe: | 1971 |
Spalte: | 745-747 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Mußner, Franz |
Titel/Untertitel: | Die Auferstehung Jesu 1971 |
Rezensent: | Weiß, Konrad |
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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 10
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(223—240), gibt zunächst weithin einen Bericht über den Man wird die Lösung der Aufgabe, den komplexen Sach-
Stand der Forschung, dem sich jeweils eigene Urteile verbin- verhalt übersichtlich und allgemeinverständlich auseinander
In den Ausführungen zur Verfasserfrage entfaltet und derzufalten, einen naiv-massiven Oslerglauben behutsam und
begründet er dann vor allem seine eigene Auffassung. Die unerschrocken zugleich abzubauen und statt dessen zum VerAutorität
, die hinter dem Johanneigehen Kreis steht, ist ein ständnis der Substanz von Oster- und Auferstehungsverkün-
Jünger Jesu. Z. T. hat dieser selbst den Stoff im Joh.-Ev. digung hinzuführen, als außerordentlich geschickt und gut
2uemandergeordnet, z.T. seine Schüler. Er ist der,geliebte gelungen beurteilen dürfen. Das besagt freilich nicht, daß
Jünger', wohl ein Jerusalemer; Genaueres läßt sich Überseine man den von V. getroffenen Entscheidungen bei schwierigen
Person (noch) nicht sagen. exegetischen Fragen, seinen historischen Koustruktionenund
Schließlich skizziert J. Louis Martyn, Source Criticism and theologischen Deutungen der Oslerüberlieferung immer zu
»Religionsgeschichte" in the Fourth Gospel (247—273), an folgen vermag.
drei Aussagengruppen — vor allem: Who is Jesus? What Das betrifft etwa den ganzen Aufriß der Traditionsge-
Mgnificance has Jesus' death ? —die theologische Entwicklung schichte, der sich für V. in dieser Folge darstellt: 1. Pas-
von dem Evangelium der Zeichen zum Joh.-Ev.; zwischen sionsgeschichle mit Lecre-Grab-Bericht (Mk-Schluß also
beiden liegen Auseinandersetzungen der — judenchristlichen nicht defektiv!), da die Erzählung niemals ohne die Recht-
— Johanneischen Kirche mit der — pharisäisch bestimmten fertigung des „leidenden Gerechten", die eben in der Aufer-
(267) — jüdischen Gemeinde neben ihr, die durch M. jeden- stehung geschieht, ausgehen konnte, wobei der Glaube audie
falls zur ersten Aussagengruppe deutlicher profiliert werden. himmlische Erhöhung den Vorrang vor der Auferstehungs-
(Daß in dem Ganzen zugleich das Vertrauen in die Hypo- Vorstellung habe; 2. Katechetische Epitome daraus in Ge-
thesc des Sign Gospel gestärkt wird, ist dem Bez. nicht er- staltvon 1. Kor. 15,3f.; 3. Daneben älteste Kurzform von Er-
kennbar geworden.) Scheinungsberichten zur apostolischen Legitimation der bc-
Anscheinend sollte die in diesem Hand — übrigens unter ei- troffenen Personen; 4. Vielfältige Form der Kombination von
lein wenig adäquaten Titel —wiedergegebene Gruppe von Leere-Grab-Auferstehungs-und Erscheinungstraditionen, beVorträgen
, deren vielfältiger ('■ehalt liier kaum angedeutet ginnend mit Mk 16,7; 1. Kor. 15,5ff und auch dem unechten
werden konnte, einerseits (Iber den Stand der behandelten Mk-Schluß, den W. formal in eine Reihe mit dem letzteren
Probleme berichten, andererseits gegebenenfalls neue Lösun- Text stellt; 5. Ausgeführte Erscheinungsberichte und deren
gen vorlegen. Beides ist je nach Temperament und Auffas- Weiterbildung durch apologetische, materialisierende und an -
sung der Referenten in verschiedener Weise geschehen. Das dere Motive. W. behauptet, daß sie ihren Charakter als Be-
Nebeneinander von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in rufungsgeschichten mehr und mehr zugunsten eines „Idcnti-
Methode und Anschauung macht einen besonderen Beiz des tätsnachweises" für den Auferstandenen verliert
reu.
Sammelbandes aus. Die Veranstaltung von Arbeitstagungen, Dem ließen sich manche Entscheidungen einzelner Text-
m denen sich Bibel Wissenschaftler verschiedener Herkunft probleme an die Seite stellen, bei denen W. ebenso wie bei
urn einen bestimmten Themenkreis sammeln, hat sich schon diesem Aufriß der Traditionsgeschichte gewagte Positionen
mehrfach als fruchtbar erwiesen1; Band II wird vermutlich zur Diskussion stellt.
Zeigen, in welcher Weise das in Pittsburgh geschah'1. In der Behandlung der jüdischen Vorstellung von der To-
Da eine Fülle von Literatur referiert bzw. diskutiert ist, tenauferstehung kehrt der Gedanke wieder, daß auch hier
wäre vor allem ein Autorenregister, aber wohl auch ein Lite- das Interesse nicht eigentlich an der Lebensspende als solcher
raturverzeichnis besonders willkommen gewesen. hängt, sondern daran, daß Gott an den Auferweckten seine
,. ,, , endeültier ausbleichende Gerechtigkeit erweist. Auferstehung
'Inll.7Sn.1le Gerhard Delling • -7 u • ü 1 • 1 »«' AI
habe die runktion eines „Zubringers zum Ünugericnt . Als
kaum gelungen wird man den von W. selbst unter Vorbehalt
1 Vgl. den Berieht von R. Schnackenburg in BZ NF 14 (1970) vorgetragenen Versuch bezeichnen müssen, eine jüdische
««—816 sowie die Reienilon von Bd. II. Grundlage für die Vorstellung von Tod und Auferstehung des
' Vgl: ^nLZ^inl~si!mtim 187"189" Messias miltclsOffb.il und der ntl. Traditionen von Tod und
1 Das erfolgi frc'iHch'ersi am Schluß, ».<l. Rezension von u.l. II. Wiederbelebung des Täufers als Auferstehungsverkündigung
aus Täuferkreisen zu gewinnen.
Unklar bleibt, auf welche historischen Belege für kultische
Begehungen „der Alten" am leeren Grabe W. die Historizität
Bickens, Ulrich: Auferstehung. Das biblische Auferstehungs- aesselben stützen will, an der er (wohl als ehemaliger Heidel-
zeugnis historisch untersucht und erklärt. Stuttgart—Ber- berger) festhalten möchte.
j'n: Kreuz-Verlag [1970]. 173 S. 8° = Themen der Theo- Die Frage nach dem sinn der Auferstehungsverkündigung
logie, hrsg. v. H. J. Schultz, 4. Pp. DM 12,30. endlich beantwortet W. so, daß sich in ihr der Glaube an die
Mussncr, Franz: Die Auferstehung Jesu. München: Kösel- Machttat Gottes ausspricht durch die die von Jesus am
Verlag [1969]. 207 S. 8° - Biblische Handbibliothek, VII. Kle™ °ffenb«rt« Gotteshebe letzt ich zur Herrsch« t kommt
Lw DM 22 50 u kommen soll. Die naheliegende Annahme, als halte W.
damit „Auferstehung" für eine auswechselbare Chiffre für
Wilkens' Bestreben im ersten Teil seines Buches gehl eine jederzeit mögliche Glaubenserfahrung, wehrt er freilich
dahin, für das Verständnis des Laien den ganzen Kom- sofort und energisch ab. Ostern als einmaliger Akt der Bevoll-
Pjex neutestamentlicher Ostertexte als Niederschlag vonTra- mächtigung der ersten grundlegenden Zeugen und damit die
ditionsbildungen und deren Beheimatung im Leben der ur- Bemühung um dessen historische Ermittelung bleibt für ihn
•J'ristliehen Gemeinden (als gottesdienstliche Lesung, als unverzichtbar.
Hymnus, als Bekenntnis, als missionarisches Kerygma, als Der durch moderne Interpretation der Osterbotschaft wie
katechetische Formel u. dgl.) darzustellen. Das schließt die der von Marxsen, Schlette und Ebert aufgeworfenen Frage,
Aufgliederung nach kerygmatischen Formeln, Leere-Grab- ob die „Auferstehung von den Toten" eine auswechselbare
und Erscheinungs-Berichten, deren jeweilige Analyse und spätjüdische Vorstellung sei, die tunlichst durch eine dem
den Versuch ein, die historische Entstehung, Aufeinander- modernen Denken entsprechende Wesensaussage zu ersetzen
'°lge und Abhängigkeit untereinander zu klären. sei, ist auch die Arbeit Mußners gewidmet. Sie kommt zudem
Im zweiten Teil stellt W. das Werden der Auferstehungs- Ergebnis, daß der in der neutestamentlichen Osterbotschaft
Vorstellung im Judentum, deren Voraussetzungen im Alten verkündete Glaube an die leibliche Auferstehung Jesu unauf-
estament u"d ihre Motive und Ziele dar, um im dritten Teil gebbar sei. Nur in ihm käme die gesamte biblische (nicht nur
Ursprung und Sinn der neutestamentlichen Auferstehungs- neutestamentlichc) Verkündigung ihrem Sinn und Wesen
Vprkündigung aus den beiden vorangehenden abzuleiten. nach zur Erfüllung, und nur er habe eine Antwort auf die