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Ausgabe:

1971

Spalte:

741-742

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kap. 5-12, zusammen mit Susanna

Titel/Untertitel:

Bel et Draco sowie Esther Kap. I, Ia-2,15 nach dem Koelner Til des Papyrus 967 1971

Rezensent:

Bertram, Georg

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Seite 1

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6. Soweit durch die Bedenken die vom Vf. angenommene
Zahl ,n),i Zeitfolge der Dubletten unsicher wird, gerät auch
die darauf gegründete Folgerung ins Wanken, daß man für
Emendation der Alteren Textform mir Gr. und Gr. II, für
solche der jüngeren mir Syr. (und Gr. II) heranziehen dürfe
(S. 23, 49).

Trebitz/Elbe Hnns Möller

Geissen, Angelo [Hrsg.]: Der Septuagintatext des Buches
Daniel Kap. 5—12, zusammen mit Susanna, Bei ei Draco
sowie Esther Kap. l,la-2,15 nach dem Kölner Teil des
Papyrus !)67. Bonn: Habelt 1968. 313 S., 4 Taf. 4° = Pa-
pyrologische Texte und Abhandlungen, hrsg. von L. Koe-
nen und Ii. Merkelbach, 5.

Mil der Herausgabe des Daniel- und Esther-Textes nach
dem Im Köln befindlichen Teil des Papyrus 967 ist der Wis-
•enschafi ein wesentlicher Dienst geschehen. Der Papyrus-
Kodex, der in dem Verzeichnis der alttestamentlichen gric-
'hischen Handschriften des Septuaginta-Unternehmens in
Böttingen die Sigle 967 erhalten hat, entstammt einem be-
r('"s im Jahre 1931 bei Aphroditopolis in der Nahe von Memphis
in Ägypten gemachten Papyrusfunde, der außer den neu-

jestamentlichen Papyri 45.46.47 die alttestamentlichen Texte
P96J -967/968 und auch außerbibhsche Texte enthielt. Der
ganze Fund entstammi wahrscheinlich der Bibliothek einer

zcrstörten Kirche oder eines untergegangenen Klosters. Der

papyrus 967 (ursprünglich 967/968) umfaßt die biblischen

Hüchel' Ezechiel, Daniel (mit. den Apokryphen Susanna und

Bei ei Draeo) dazu Esther in der Übersetzung der LXX. Lei-

der ist der Kodex nicht als ein Ganzes erhalten geblieben;

Vl<'linehr sind die vollständig oder teilweise vorhandenen
III"

*Utter auf verschiedene amerikanische und europäische
Sammlungen und Bibliotheken verstreut. Ober die bereits
''(Herten Teile von Ez, Da und Esth (Chester Bcatty Biblical
''■'Pyri ed. F. G. Kenyon, London 1937/38 und The John
«. Scheide Biblical Papyri ed. A. C. Johnson, II. S. Gehman
m"l E. H. Kase, Princeton 1938) hat John W. Wevers in
ri,R 22 (1954) 87.114f. berichtet. Neuerdings hat Sidncy
•'••Uicoe, The Septuagint and Modern Study (1968) in dem
Abschnitt über die LXX-Papyri einschließlich der Frag-
*«nte, S. 224-242, bes. 229-231 diese Texte verzeichnet und
beschrieben (vgl. ThLZ94 (1960) 901-905). Die Kölner ISlät-
|*» des Papyrus werden bei Jellicoe S. 230 A. 6 als noch nicht
jerausgegeben erwähnt. Inzwischen wird aus den lilättern
b P "'"er Sammlung die Herausgabe des Ez-Textes von

• L. Jahn vorbereitet. Da 1—4, hrsg. von W. Damm, ist im
Erscheinen begriffen.

In der vorliegenden Ausgabe werden die fortlaufend numc-
•jttrten Blätter 151-202 des Kodex bearbeitet. Dabei werden
■»Von Kenyon in seiner Ausgabe von 1937/1938 bereits
■veröffentlichten Stücke der Übersieht und Lesbarkeit wegen
m'| '-■'"bezogen. Der Herausgeber gibt darüber in einem über-

1 "liehen Schema genau Rechenschaft. Die Textforschung
Und Iextherslellung des griechischen Allen Testaments bc-
"e bis in unsere Zeit im wesentlichen auf den großen Ko-
gCe' A, B und S aus dem 4.-5. Jh., aus der Zeit, nach der

exapla des Origenes und der damit gegebenen Textbcarbei-
nS und Textmisehung. Frst die Papyrusfunde und ihre

*tkritische Verwertung führten in frühere Zeiten der Tcxt-
~**chichte, <Üe bisher nur indirekt durch die ältesten Übersetzung
,.,, j„s Lateinische und Syrische erschlossen werden

"'inte. Aber aus der Zeit vor Origenes und aus vorchrist-

0 l('r Zeit standen i. a. nur kleine und kleinste Papyrusfrag-
< ntc zur Verfügung. Desto größere Bedeutung haben die
^'"'K^n umfangreicheren Texte, die im Laufe der letzten

■ ''zehnte aufgefunden und der Forschung zugänglich ge-
1 Wurden. Genannt seien das Berliner Genesis-Frag-
p nt p OH aus dem Ende des 3. Jh. und die Washington-

rogmente der Kleinen Propheten W in der Frcer-Collection

742

etwa aus derselben Zeil. Beide Texte wurden 1927 von Hen ry
A. Sanders und Carl Schmidt veröffentlicht. Neben der Berliner
Genesis sind die P 962 und 963 aus dem Aphrodito-
polis-Funde mit Gn- und Dt-Texten aus dem 3. Jh. und aus
der Mitte des 2. Jh. zu nennen. Der vorliegende P 967stammt
nach Kenyon aus der 1. Hälfte des 3. Jh. Er ist also vorhexa-
plarisch, und wir können damit rechnen, daß er seine Ur-
■prflnglichkeil weithin bewahrt hat. Für das Buch Daniel ist
P 967 neben dem Kodex Chrisianus (88) aus dem 10. oder
11. Jh., der mehr als 700 Jahre jünger ist, nur noch die syro-
hexaplariache Textform als Zeuge vorhanden. Joseph Ziegler
hat in der Einleitung seiner Edition des Buches Daniel in
der Göttinger LXX (1954) 13—21 diese drei Zeugen — für
P 967 stand damals nur die Ausgabe von Kenyon von 1937
zur Verfügung — behandelt.

Was das Außere des Papyrus betrifft, so hat derselbe
Schreiber Da und Esth kopiert; der Schrift nach könnte er
aus dem 2. Jh. stammen. An 5 Stellen hat P 967 allein den
echten griechischen Wortlaut erhalten. An 6 Stellen bestätigt
er zur Genugtuung für die Forschung und die betreffenden
Forscher die Richtigkeit von Konjekturen. An einer
Reihe von Stellen finden sich beachtenswerte neue Lesarten.
So hat P 967 Da 9,2 in Übereinstimmung mit 0 und Mas die
Lesart MupCou gegenüber tt) yfj bei 88 und syh. Diese falsche
Lesart scheint auf einem Mißverständnis der im griechischen
Text nachgemalten Buchstaben von mm, die griechischen
Buchstabenformen angeglichen wurden, zu beruhen: mm =
nini (n,i,,it,0 = IIIIII = ThTH und so einen erträglichen
sinn ergaben; dabei sollten die nachgemalten hebräischen
Buchstaben des Namens Jahwe nur das /l iehen des unaussprechbaren
Ciottcsnamensscin. Die hier beobachtete Übereinstimmung
von P 967 mit 0 und Mas könnte auf einen ,0' vor
Theodotion hinweisen. Oder ist der nur in zwei griechischen
Handschriften erhaltene LXX-Tcxl absichtlich unterdrückt
worden, etwa wegen der falschen Wiedergabe der Stelle von
den Jahrwochen 9,24—27?. Sonst sind Fehler und Ungenauig-
keiten öfter auf eine gewisse Flüchtigkeit der Schreibweise
zurückzuführen. Der Esther-Text des P 967 wird in ähnlicher
Weise im Gegenüber zu den Handschriften B und S behau
delt.

Der Papyrustext ist sorgfältig reproduziert und übersichtlich
angeordnet. Die 62 Blätter des Papyrus 151 bis 212 nehmen
in der Wiedergabe mehr als 100 Seiten ein. Auf jeder
Seite steht unter dem Txt der Apparat und auf einer zweiten
Seite isl dem Text der notwendige kritische Kommentar gegenübergestellt
. Der weiteren Arbeit dient ein Literaturverzeichnis
, in dem Field nicht unter Sekundärliteratur sondern
unter den Texten hätte stehen sollen. Das Verzeichnis nennt
neben biblisch-philologischen Werken dankenswerter Weise
auch papyrologische Literatur. Pauly-Wissowa RE wird mit
Rücksicht auf theologische Benutzer üblicherweise mit ,PW'
abgekürzt. Der Sorgfültigkeit der Arbeit, die als Dissertation
im Sommersemester 1967 der Philosophischen Fakultät der
Universität zu Köln vorgelegen hat, entspricht die Güte der
Ausstattung. Die beigefügten vier Tafeln des PColon ermöglichen
in etwa ein eigenes Urteil über Zustand, Art und pa
Biographische Einordnung. Der Dank der Forschung ist dem
Herausgeber wie dem Verleger gewiß.

GieOcn Georg Hertrnm

Barnouin, M.: Recherches numeriques sur lc gen6alogie de
Gen V (RB 77, 1970 S. 347-365).

Bertram, Walter: Gott im Diesseits (Entdeckungen im Alten
Testament, hrsg. v. Th. Sartory. Göttingen 1970 S. 77-88).

Biggs, Charles: Tbe Minor Prophets (Australian Biblical Review
18, 1970 S. 21-24).

Crotty, Robert: The Books of Samuel (Australian Biblical
Review 18, 1970 S. 16-20).

Dcaut, Roger le: La tradition juive ancienne et l'ex6gese
chretienne primitive (RHPhR 51, 1971 S. 31-50).

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 10