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Ausgabe:

1971

Spalte:

737

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Eissfeldt, Otto

Titel/Untertitel:

Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie ; 1969 1971

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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737

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 10

73*

Bianchi, Ugo: Dualistic Aspects of Thracian Religion (Histo-

^ ry of Religions 10, 1971 S. 228-233).
Chehata, Chapüi: Le lien matrimonial en Islam (Le lien matrimonial
, puhl. par R. Metz et J. Schiirk. Strashourg 1970

_ S. 57-69).

Eliade, Mircea: South American High Godl (Part, II) (Histo-

ry of Religions 10, 1971 S. 234-266).
Ellwood, Robert S.: A Translation of the Engi-Sliiki (I [istory

of Religions 10, 1971 S. 267-270).
Gordon, B. L.: Sacred Directions, Orientation, and the Top

of the Map (History of Religions 10, 1971 S. 211-227).
Hummel, Siegbert: The Motif of the Crystal Mountain in the

Tibetan Gesar Epic'(History of Religions 10, 1971 S.204 bis

2.lf>).

Kaiser, 0.: Zum Formular der in Ugarit gefundenen Briefe

(ZDPV86, 1970 S. 10-23).
Shih, Joseph S. .(.: The Place of Confucius in the History of

Chinese Religion. A Tentative Interpretation (Gr 51, 1970
'S. 485-507).

Wayman, Alex : Buddhist Dependent Original ion (History of
Religions 10, 1971 S. 185-203).

ALTER ORIENT

"callcxikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie
, nach E. Ebeling, Ii. Meissner, K. Weidner unter Mit -
Wirkung v. P. Calmeyer, D. 0. Edzard, A. Moortgat, H.
Ottcn, W. Röllig, D. J. Wisemann hrsg. v. W. v. Soden.
111,8: Gott - Grenze. Berlin: de Gruyler 1971. S. 561-640
gr. 8°. DM26,-.

Nachdem die ersten 7 Lieferungen des III. Bandes des
RLA rriih(-r erschienen und in ThLZ 93, 1968, Sp. 25,575, 905
«<nd in ThLZ 95, 1970, Sp. 495-496 besprochen worden sind,
Mgt jetzt, 1971, die 8. Lieferung vor. Diese enthält - außer
«lern in Lief. 7 begonnenen (S. 532-560) und nach Lief. 8
herübergreifenden (S. 561-575) Artikel „Gott" - u. a. die
folgenden größeren Artikel „Grab" (S. 581-605), „Grabbeigabe
" (S. 605-609), „Granatapfel" (S. 616-633), „Greif"
(S. 633—639) und — dabei nach Lief. 9 übergreifend — „Gren-
ZK" (S. 639—640). Einige Artikel sind mit guten Zeichnungen
ausgestaltet, was — etwa bei „Grab" und „Grabbeigabe" —
dirc Verständlichkeit wesentlich erhöht.

H«IIa/Saale Otto BUfaldt

Füller, U.: Kritische Bemerkungen zu den Straten XIII—IX

in Megiddo (ZDPV 86, 1970 S. 50-86).
'homoson, Th. L.: The Dating of the Megiddo Tcmples in

Strata XV-XIV (ZDPV 86, 1970 S. 38-49).

ALTES TESTAMENT

Jeremias, Jörg: Kiillproplietio und Oerichtsverkümligung in
der spülen Künigs/.cit Israels. Ncukirchen-Vluyn: Neukir-
chener Verlag des Erziehungsvereins [1970]. VIII, 214 S.
gr. 8°= Wissenschafll. Monographien z. Alten u. Neuen Te -
stament, in Verb. m. F. Hahn, O. H. Steck hrsg. v. G.
Bornkamm u. G. v. Rad, 35. DM 31,-; Lw. DM 33,-.

Der Vf. hat sich vorgenommen, die Beziehungen zwischen
"en Kultpropheten und den großen kanonischen Propheten
»aber zu bestimmen. Er untersucht darum die beiden Pro-
Phetenhücher Nah um und Habakuk, von deren Deutung die
Einschätzung der Kultpropheten in Israel nach seiner Ansicht
entscheidend abhängt. Die Propheten Nahum und Habakuk
sind die beiden Propheten vor dem Exil, die am ehesten
als Kultpropheten in Anspruch genommen werden können
.

Nach Kuniberts Aufsätzen rechnet man damit, daß das
Buch Nabuin in seiner vorliegenden Gestalt nach liturgischem
Gesichtspunkt komponiert ist. Nach Jeremias ist die
Annahme, daß das Buch Nabuin eine vom Propheten erfaßte
liturgische Einheil bilde, unhaltbar, Die These, daß

Nahum Kullprophel gewesen sei, erfährt von hier aus keine
Sttttze.

Jeremias findet in seiner Analyse des Nahumbuches drei
Überlieferungsscbiehtcn sehr unterschiedlicher Art: 1. eine
spätere Interpretationsschicht, die in spütexiüscher Zeit die
tradierten Worte in ihrer Gesamtheit auf die Babylonier bezog
. 2. Altere Grundschichten: Gcrichtsworte gegen Israel
und seinen König, und 3. Unheilsworte gegen Assur. Besonders
die Gerichtsworte gegen Israel zeigen, daß Nahum kein
Kultprophet w ar (S. 49).

Anders liegt die Sache in llabakuks Fall. Hier findet Jeremias
, daß sämtliche Weheworte llabakuks eine einschneidende
Naehinterpretation in spätexilischer Zeit erfahren haben
, die die Weheworte als gegen die Israel bedrückenden
Babylonier gerichtet verstand. Erst eine exilische Naehinterpretation
hat in künstlerischer Arbeit den Weheworten llabakuks
ihren strophischen Aufbau verliehen, sie dazu verschieden
ausführlich erweitert und sie mit einer eigenen Einleitung
(2,6a) versehen (S. 74). Dies spricht natürlich gegen
die Annahme, daß Habakuk Kultprophet war. Jedenfalls
scheint er so wenig wie Nahum reiner Völker- und Ileilspro-
phet gewesen zu sein und nach Jeremias' Ansicht ebensowenig
wie dieser sein Buch in der vorliegenden Endgestalt selbst
abgefaßt zu haben.

Hab. 1 wird aber kaum rein literarische Nachahmung einer
kultischen Liturgie sein. Jeremias hebt hervor, daß die Angaben
über den Offenbarungsempfang llabakuks in Hab.
2,1—3 deutlieh darauf hinweisen, daß er Klagen an Jahwe
richtete, auf sie hin Antworten Jahwes erhielt und diese
Worte dem Volke mitteilte. Die kultisch geprägte Form ver-
langl nach einem kultischen „Sitz im Leben".

Die Annahme, daß Habakuk Kultprophet gewesen sei, versucht
Jeremias direkt zu belegen. Die in der Überschrift des
Buches bezeugte berufliche Stellung des Propheten, sein Offenbarungsempfang
auf der Tempel-,,Wache" und seine Darstellung
ekstatischer Zustände beim Wortempfang unterscheiden
ihn von allen kanonischen Propheten vor dem Exil.

Dieser Kultprophet war jedoch keineswegs Heilsprophel
im uneingeschränkten Sinne, so daß er Israel stets mit dem
gütigen und gnädigen Willen Jahwes konfrontiert hätte.
Seine Jahweworte sind fast durchweg Gerichtsworte oder haben
doch wenigstens Jahwes Strafhandeln an Israel zum
Thema. Die Gerichtsworte gelten doch nicht Israel als ganzem
, sondern nur den Frevlern in Israel.

In die kultprophetische Gerichtsvcrkündigung sind im wesentlichen
drei verschiedene Traditionsströme eingeflossen:
die kultische Fluch- und Gebotsverkündigung, die prophetische
Ankündigung des Strafbandeins Jahwes und die weisheitliche
Lehre. Diesem Sachverhalt entspricht die durchgehend
zu beobachtende Mischung von gottesdienstlich geprägter
, prophetischer und weisheitlicher Sprache in den Worten
der Kultpropheten.

Jeremias ist weiter der Ansicht, die Kultpropheten haben
ihre offizielle Funktion im Gottesdienst des Jerusalemer Tempels
primär an Fastentagen wahrgenommen oder doch ihre
Gcrichtsworte bei solchen Gelegenheiten gesprochen.

Die eigentliche Kluft, die beide Prophetengruppen voneinander
trennt, wird angesichts der Gerichtsworte gegen ganz
Israel erkennbar. Sie fehlen bei den Kultpropheten völlig,
stehen dafür bei den Unheilspropheten im Zentrum der Verkündigung
. Somit stehen sich Kultpropheten und kanonische
Unhcilspropheten vor dem Exil in unversöhnlichem Gegensatz
gegenüber. Die Kultpropbeten konnten im Unterschied
zu den Unhcilspropheten nicht an das Ende der göttlichen
Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft glauben, konnten
den Gedanken nicht fassen, daß Jahwe Israel preisgeben
würde. Im Streit zwischen beiden Prophetengruppen hatten