Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Spalte:

50-52

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Cosin, John

Titel/Untertitel:

A collection of private devotions 1971

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

49

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 1

50

ten Klöster geführt: Immer wieder wurden kleine Kolonien Abteien ein, wobei man für ein Fazit dieser Untersuchun-
mit den besten Mönchen in reformbereite Abteien ausge- gen, das das spezielle Material wieder in die allgemeinen
sandt (S. 12). Liegt in dieser Praxis aber nicht gerade das Zusammenhänge gestellt hätte, dankbar gewesen wäre. Erst
Geheimnis des Erfolges? Man stellt keine Forderungen auf, im Vergleich mit den anderen durch die evangelische Vi-
die durch Deklamation und Organisation Beachtung er- sitation reformierten Klöstern kann das Verhalten der
zwingen, es bildet sich keine Führungselite, die die Rück- einzelnen Bursfelder Klöster präzis erfaßt werden,
kehr zur Zucht der alten Regel befiehlt, sondern das neue Besonders dankbar wird man Z. für die Verzeichnisse
Leben wird exemplarisch praktiziert, und jeder Konvent des Anhangs sein: A. Die Präsidenten der Bursfelder Konkann
sich ohne Nötigung sein Urteil bilden. gregation in der Reformationszeit, B. Die Mitgliedsklöster

Im Teil II wird das verfassungsmäßige Instrumenta- der Bursfelder Kongregation in der •Reformationszeit (das

rium (Generalkapitel, Visitatoren, Präsident, als Anhang Verzeichnis von P. Volk in LThK-' 2, Sp. 797 korrigierend

ein Exkurs über die Finanzen) schon im Blick auf die und ergänzend) j C. Die Zahl der Teilnehmer an den Gene-

schweren Einbußen durch die Reformation behandelt. ralkapiteln von 1510 bis 1649; D. Quellen und Literatur-

Von besonderem Interesse für den evangelischen Kir- Verzeichnis. Eine Faltkarte gibt eine Übersicht über die
chenhistoriker ist Teil III: Die Ursachen des Niederganges Klöster der BK zur Reformationszeit,
m der Reformationszeit. Als erster Punkt wird der Abfall Göttingen Hans-Walter Krumwiede
zum Luthertum behandelt. Die theologische Thematik der
vota monastica aufzunehmen oder anzudeuten, ist nicht die
Absicht Z.s gewesen. Aber nur auf diesem Wege kann verständlich
gemacht werden, warum das franziskanische und Cosin, John: A Collection of Private Devotions, ed. by P.
nicht das benediktinische Mönchtum ein ernsthafter Kon- G. Stanwood with the Assistance of D. O'Connor. Oxford:
kurrent für die evangelische Reformation gewesen ist. Zu Clarendon Press; London: Oxford University Press 1967.
den Ursachen des Niedergangs hatte Z. schon zu Beginn die LV> 371 S„ 3 Taf. gr. 8°. Lw. 75 s.

Bildungsferne der Kongregation gezählt (S. 13). Weiter Im Jahr 1867 erschien die letzte von insgesamt 17 Aufnennt
er die Bindung der Kongregation an den Landes- lagen der „Devotions" des späteren Bischofs von Durham,
nerrn, der zunächst oft ein eifriger Förderer der Reform John Cosin (1595—1672; bis zum Ausbruch der englischen
^ar (s. 27), als evangelischer Fürst dann aber mehr am Revolution Wirksamkeit in Cambridge, danach im Exil in
Einzug des Klostergutes interessiert war und darum den Frankreich; nach der Restauration der Stuarts 1660 Bischof
Zustrom von Novizen unterband (S. 28). von Durham). Genau 100 Jahre nach dieser letzten Auflage
Dabei sollte man jedoch die Säkularisierung der Klö- (und 340 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen der „Detter
nicht allzu bruchlos mit der Zerstörung vieler Abteien votions" im Jahre 1627) erschien nun die vorliegende Neu-
lrn Bauernkrieg zusammenbringen. Luthers Programm war ausgäbe, die — im Unterschied zu den verschiedenen Auf-
es- die Klöster in christliche Schulen umzuwandeln, gerade lagen, die das 19. Jahrhundert hervorbrachte — erstmalig
ln Niedersachsen kam es zu einer sehr behutsamen und auf den Text der Erstausgabe von 1627 in wissenschaftlich zu-
lange Sicht angelegten Umwandlung (nicht Aufhebung oder verlässiger Form bietet, unter Berücksichtigung der Modigar
Zerstörung!) vieler Klöster, was auch in der Verbin- fikationen, die das Werk noch zu Lebzeiten Cosins erfuhr
*~un9 der Bursfelder Prälatur mit der ev.-theol. Fakultät (im textkritischen Apparat sind die 8 Auflagen zwischen

er Universität Göttingen seinen Ausdruck findet. Wenn 1627 und 1672 verarbeitet; in einem Textanhang werden

a"ch der Streit um das Fleischverbot (S. 30—33) gerade in die wesentlichsten Varianten der Editionen von 1664 und

er Zeit seit 1521 eine besondere Belastung für die Kon- 1672 gesondert abgedruckt). Besonders wertvoll wird die

Negation war, so darf ihr Niedergang nicht isoliert ge- vorliegende Ausgabe durch den ausführlichen Kommentar

sehen werden. Der Benediktinerorden verlor durch die Re- (S. 315—371), der dem Text der „Devotions" folgt und Auf-

°nnation etwa 750 Abteien, von denen die Bursfelder nur schluß über die von Cosin verwendeten Quellen und die

eine kleine Minderheit waren. Art und Weise ihrer Kompilation gibt — Vergleichstexte

Teil IV, auch dem Umfang nach der gewichtigste, stellt werden ausgiebig zitiert — sowie die Auswirkungen der

■Die Bursfelder Kongregation in der Zeit der Reformation Gebetssammlung auf spätere Literatur (insbesondere auf

)s zum Westfälischen Frieden" auf Grund der Generalka- die Revisionen des Book of Common Prayer) untersucht.

Pitelsrezesse dar. Zunächst wird die niedersächsische Vor- Der eigentlichen Textedition haben die Herausgeber eine

errschaft bis 1541 behandelt, in der Abt Johann Rappe hilfreiche Einleitung (S. XIII—LIII) vorangestellt, die sich

Wegen seines Schwankens zwischen katholischem und evan- mit der Persönlichkeit und dem Werk John Cosins — „one

9elischem Glauben, wegen seiner Verurteilung als Häretiker of the greatest liturgists of the English Church" (XXXIX) —

Und seiner Wiedereinsetzung als Präsident nach seiner Rei- befaßt und die „Devotions" in den kirchen- und theologie-

"_'3ung „de suspecta haeresi" eine besondere Rolle spielte. geschichtlichen Zusammenhang der „Laudian devotion"

ach dem Abfall Rappes war die Kongregation von 1542 (XXVII ff.) im vorrevolutionären England des beginnen-

Is 1596 ohne Präsident (formell war Rappe zwar seit sei- den 17. Jahrhunderts einordnet.

neni Widerruf 1554 als Präsident anerkannt, wußte sich Cosins Buch ist seiner ganzen Anlage nach ein „Primer"

er nicht durchzusetzen). Der neue Aufstieg: 1596—1612 (von lat. primarium), also eines jener volkstümlichen Stun-

Vvar verbunden mit dem Versuch einer liturgischen Erneu- denbücher, wie sie im Mittelalter — nicht nur in England,

"ung (S. 71). 1613—1631 erlebte die BK eine neue Hoch- sondern in allen Teilen der abendländischen Kirche — weite

ute, insbesondere durch das Restitutionsedikt. Für kurze Verbreitung fanden und in Konkurrenz zum komplizierten,

eit zeichnete sich die Möglichkeit einer Kongregation al- für Laien und große Teile des Weltklerus nicht mehr voll-

ab Benec*'ktinerklöster des Reiches unter dem Namen „BK" ziehbaren „Officium Divinum" traten. Diese Horarien ba-

- eine Konzeption, die jedoch an den süddeutschen Bi- sierten vor allem auf dem marianischen „Officium parvum"

ofen scheiterte (S. 86 f.). Aus dem Krieg ging die BK und enthielten meist noch eine Reihe anderer Gebetsgrup-

3ebrochen hervor. Der Stand 1648 entsprach etwa dem pen (Psalmen, Litaneien, Votivoffizien). Der „Primer" —

3Us der Zeit vor dem Kriege. „the prayer book of the English lay people in the Middle

Man wird es einem katholischen Kirchenhistoriker si- Ages" (XXIV) — erlebte eine neue Blüte während der kirch-

er einräumen, daß er in einem besonderen V. Teil „Die liehen Kämpfe des 16. Jahrhunderts; die zahlreichen Stun-

9efährdeten Einzelklöster der Bursfelder Kongregation in denbücher, die damals gedruckt und zum Teil sogar durch

er Reformationszeit" zur Sprache bringt. Damit geht er die Krone autorisiert wurden, bildeten eine wichtige Waffe

arn Ende seiner Arbeit auf die Geschichte der einzelnen in den theologischen und kirchenpolitischen Auseinander-