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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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des Formenreichtums, der für Hoch- und Spätmittelalter
noch wenig erforscht ist. In einer der ersten Veröffentlichungen
eines solchen Werkes, des Rheinauer (Freiburg
i. Ü.. 1957), hatte A. Hänggi gesagt, daß uns in den LO
„das wirkliche Leben jener Zeit, ein Leben des Betens und
Opferns entgegentritt" (4 f.). Das Trierer LO „ordnet und
beschreibt die Domliturgie des ganzen Jahres, die Messe
ausgenommen" (20; an mehreren Stellen nimmt K. aber
auf die Meßliturgie Bezug, etwa 113: Vergleich der Peri-
kopen für die Donnerstage der Fastenzeit, oder 381: Vergleich
mit Sakramentar Kollektaren) und gehört zu dem
alten Typ, in dem Temporale und Sanctorale noch unge
trennt erscheinen (bemerkenswert an den Sonntagen nach
Epiphanias und nach Pfingsten, wo die Rubriken wohl
hypothetisch für die seltenen Fälle zu verstehen sind, dafj
ein Heiligenfest auf den Sonntag fiel, 105)). K. stellt die
Geschichte der Trierer Domliturgie vom 8. Jh. (Thomas-
Evangeliar im Domschatz, 8) bis zum Ende (mit der Einführung
des Breviarium Romanum 1888, 423) auf dem
Hintergrund der Liturgiegeschichte der westlichen Kirche
an Hand der im Trierer LO behandelten liturgischen Funktionen
dar. Nur beispielhaft seien erwähnt: Anm. 40 (4 Seiten
lang): Liste der liturgischen Hss. aus dem Gebiet des
alten Erzstifts Trier vom 8.-14. Jh., aufgegliedert nach
Lektionarien, Sakramentaren, Offiziumsquellen und Diversen
(unter Hinweis u- a. auf zwei nur maschinenschriftlich
vorliegende Dissertationen); S. 26 ff: Meisterhafte Einengung
des Datums des Trierer LO auf 1305-1307; S. 39 ff:
Vier zum Vergleich angezogene Texte aus dem Zeitraum
900-1700, dazu 49 ff: Exkurs über den bisher vorzugsweise
von der Musikwissenschaft gewürdigten Tonar des Regino
von Prüm (etwa 900), zwischen welchem und dem LO es
keine Offiziumshs. des Trierer Doms gibt; S. 61 ff: Herausarbeitung
von vier Etappen der (bislang nur unzureichend
behandelten) Entwicklung des Trierer Heiligenkalenders;
S. 67 ff.: Vergleich der Kalendarc im Hadrianum, im Trierer
LO und im LO des Erzbischof Balduin von 1345; S. 165 bis
210: Trierer Eigenheiten einzelner Heiligenfeste; S. 212 ff.:
Liturgischer Farbenkanon von Trier, und aus dem hervorragenden
Kapitel IV . Struktur des Tagzeitengebets" S. 370ff:
Leseordnung der Nocturnen. Von den exkursähnlichen Anmerkungen
seien genannt No. 269: Mittelalterliche Geldwirtschaft
, 290: Genealogielesung an Weihnachten, 396:
Quatembersamstagsliturgic, 400: Antiphon Media vita, 586:
Geschichte des Trinitätsfestes. Reiches lokalgeschichtliches
Material wird in dem Kapitel über Stationsfeiern und
Prozessionen (220-349) geboten, wobei Bemerkungen wie:
„Als letzte Erinnerung an den mittelalterlichen Brauch
(Te Deum] hat sich in verschiedenen Gemeinden des Bistums
der Gesang ,Großer Gott, wir loben dich' nach der
Weihnachtsmette bis in unser Jh. erhalten" (Anm. 294)
besonders wertvoll sind. Bei aller Hingabe an den Stoff
setzt sich K. nicht dem Vorwurf aus, kritiklos Historie zu
bieten, aber vorbildlich beschränkt er sich auf zarte Urteile
Wie einerseits, daß sich der Trierer LO hinsichtlich des
Sanctorale „in sehr maßvollen Grenzen hält" (59) und sich
insbesonders hinsichtlich der Lokalheiligen „wohltuender
Zurückhaltung befleißigte" (80)1 oder daß er hinsichtlich
der Gebetsleistung am Karfreitag „weise Maßhaltung auferlegte
" (139), anderseits, daß die Liturgieform der Aufklärung
dem Brevier „Verarmung" bes. des „Gebetsschatzes" (423)
brachte, was man wohl als Warnung an eine spätere Zeit
verstehen darf.

Das hohe Niveau der Arbeit spiegelt sich in den Registern
wieder: A. der liturgischen Initien (563-605), unterteilt
nach 16 Textgattungen, B. der im LO genannten Heiligen,
C. anderer Personen (nicht aber der in den Literaturan
9aben genannten Autoren), D. der Orte und vor allem
E- von Sachen (618-626, hier ist nicht immer klar, warum
die lateinische oder die deutsche Bezeichnung aufgeführt
wurde) - eine Fundgrube für Liturgiewissenschaftler,

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Volkskundler, Gesellschaftswissenschaftler und Historiker.
Zu der Liste der Hss. (VII-X) hätte man sich ein Stellenregister
gewünscht, das man nun erst aus dem Ortsregister
herausdestillieren muß (etwa zu Leipzig: Musikbibl. Rep. I
93 Breviarium officii des Regino von Prüm: S. 45, Anm. 143,
S. 166 u. S. 211; zu Berlin: Ehem. Preuß. Staatsbibl. Mus.
ms 4007: Antiphonar aus Quedlinburg um 1018: zahlreiche
Stellen unter „Quedlinburg"). S. X-XXI Liste der Abkürzungen
für einige häufig angezogene Literaturwerke, das
Ausmaß des verarbeiteten Stoffes erahnen lassend, wodurch
allein schon dieses Werk zu einem der Grundhandbücher
der Liturgiegeschichte und -Wissenschaft geworden ist.
Basel John II cnnig

1 Be2. erlaubt sich hierzu folgende Anregung: Mit M Erwähnungen
ist Trier der meistgenannte deutsche Ort im Mnrtyro-
logium Romanum (dazu kommen zwei Erwähnungen im Brc-
viarlum lioinnnmn, 2.5 u. 28.7.); dio meisten der in den nuf
Trier bezüglichen Eintriigiingen des Miirtyrologiunis Benenn'
ten kommen hei K. nicht vor: Das Verhältnis dler Stollung
Triers im Martyrologium Romnnum zum Trierer Kiilendarium
wäre der Bestimmung wert.

Cope, Gilbert: Liturgisches Environment (KuK 33, 1970
S. 151-163).

Dippel, Cornelius: Liturgie in einer Welt der Naturwissenschaften
, der Technik und des Handelns (Conc 7, 1971
S. 125-129).

Fiala, Virgil E.: Ist die „Messe" urkirchlich? (Erbe und
Auftrag 47, 1971 S. 126-132 und S. 5-11).

Grecly, Andrew: Religiöse Symbolik, Liturgie und Gemeinschaft
(Conc 7, 1971 S. 106-111).

Hofmann, Klaus: Zwei Abhandlungen zur Weihnachtshistorie
von Heinrich Schütz (II). Introduction und Beschluß -
Zur Besetzung des Instrumentalchors (MuK 41, 1971
S. 15-20).

Hucke, Helmut: Zu einer neuen Kirchenmusik (Conc 7,
1971 S. 116-120).

Jong, Evert de: Die Entwicklung der Liturgie in den Niederlanden
(Conc 7, 1971 S. 140-149).

Kennedy, Eugene: Der Beitrag des religiösen Rituals zur
seelischen Ausgeglichenheit (Conc 7, 1971 S. 102-105).

Llopis, Juan-. Die Liturgie feiert die Präsenz Gottes in der
Welt und seine Einladung an den Menschen (Conc 7,
1971 S. 134-139).

Maly, Eugene: Das Zusammenspiel von Welt und Gottesdienst
in den Heiligen Schriften (Conc 7, 1971 S. 89-94).

Orf, Wolfgang: Die Johannespassion von Johannes Weyrauch
. Ihre Stellung und Aufgabe in ddr zeitgenössischen
Musica sacra (MuK 41, 1971 S. 8-15).

Rombold, Günter: Räume schöpferischer Freiheit für unsere
Gemeinden (Conc 7, 1971 S. 121-124).

Schmidt, Hermann: Liturgie und moderne Gesellschaft. Eine
Analye der heutigen Lage (Conc 7, 1971 S. 82-89).

Steiger, Renate- „Die Welt ist euch ein Himmelreich". Zu
J. S. Bachs Deutung des Pastoralen (MuK 41, 1971 S. 1-8).

Tinsley, John: Liturgie und Kunst (Conc 7, 1971 S. 112-116).

Vergotte, Antoine: Symbolische Gebärden und Handlungen
in der Liturgie (Conc 7, 1971 S. 95-102).

VON PERSONEN
Hans Bardtke zum 65. Geburtstag

am 22. September 1971

Hochverehrter Herr Kollege!

Zu Ihrem 65. Geburtstag grüßen wir Sie in herzlicher
Verbundenheit und gedenken in Dankbarkeit Ihrer lang
jährigen verdienstvollen Täligkcit im Lehramt und an
leitender Stelle im akademischen Bereich. Sie haben durch
Ihre Vorlesungen, Seminare und Übungen einen maf;geb

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 9