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1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 9

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1932 zurückgehend, und treffend ergänzt ist das Nachwort
(297-306). Hier gelang es Metzger, von Luthers Auslegung
„eine Brücke zu schlagen zu dem Menschen von heute".
Nicht mehr die Systematisierung und dogmatische Darlegung
, so theologisch zutreffend sie im alten Nachwort vorlag
, führt die Feder, sondern ein seelsorgerlieh-kerygma-
tisches Anliegen. Freilich mufjte es systematisch-theologischX
und historisch zuverlässig gegründet sein. Deshalb kommen i/
einige Zugeständnisse an den Zeitgeschmack fast als A
Infragestellen dieser Grundlage heraus: M. nennt Luthers
einfache, in Gegensätzen arbeitende Sprache befrachtet mit
„so viele(n) schwere(n) und dunkle(n) Begriffspaare(n), zu
denen uns jeder Zugang zu fehlen scheint". Er belegt das
mit „Werkgerechtigkeit - Glaubensgerechtigkeit", „Zwang
des Gesetzes - Freiheit des Evangeliums", „Gesetz des
Buchstabens - Gesetz des Geistes" und meint - freilich
nicht gerade glücklich provozierend: „Das alles mag uns
vorkommen wie eine Fremdsprache oder zumindest wie
eine theologisch-begriffliche Fachsprache, die dazuhin noch
aus einer weit zurückliegenden Zeit stammt. Wie sollte man )(
sich denn ermutigt) fühlen, sich damit noch zu befassen?"
Aber daß „eine theologische Begriffswelt" keine Geheimwissenschaft
bleiben darf, weil uns hier die „Wirklichkeitsmacht
" begegnet, „die unser eigenes Leben und die Welt,
in der wir sind, umfaßt und gestaltet" (10), zeigt sich alsbald
: Die „Existenz des Menschen wird von Luther in einer
kühnen Schau als Ganzheit" gesehen, „in einer alles umgreifenden
Totalität wird hier das Sein und Leben der
Menschen umfafjt, und zwar so, daß es für alle Welt, bei
allen Völkern und Rassen und Religionen Gültigkeit hat".
Es ist das Liebesgebot in der Wirklichkeit von Gesetz und
Evangelium, dem „Thema" des ganzen Briefes. „Von daher
erschließen sich alle die andern Aussagen der Auslegung
Luthers" (11), der M. hier einen guten Dienst getan hat.
Jena Horst Beintker

Barton, Peter F.: Die exegetische Arbeit des jungen Melan-
chthon 1518/19 bis 1528/29, Probleme und Ansätze (ARG 54,

1963 S. 52-89).

Buschbeck, Bernhard: Der Lebensgottesdienst des Christen
nach Johannes Calvin (Solidarität + Spiritualität
Diakonie. Festschrift Herbert Krimm. Stuttgart 1971
S. 61-69).

Fast, Heinold: Bemerkungen zur Taufanschauung der Täufer

(ARG 57, 1966 S. 131-151).
Friedmann, Robert: Das täuferische Glaubensgut (ARG 55,

1964 S. 145-161).

Greschat, M.: Luthers Haltung im Bauernkrieg (ARG 56,

1965 S. 31-47).

Grimm, Harold J.: Luther's Contributions to Sixteenth -
Century Organization of Poor Relief (ARG 61, 1970
S. 222-234).

Hansen, Klaus: Petrus Canisius's stand on usury: An

example of Jesuit tactics in the German Counter Reformation
(ARG 55, 1964 S. 192-203).
Hillerbrand, Hans J.: The Origin of Sixteenth - Century

Anabaptism: Another Look (ARG 53, 1962 S. 152-180).
Holborn, Hajo: Machtpolitik und lutherische Sozialethik

(ARG 57, 1966 S. 23-32).
Krodel, Gottfried G.: Luther, Erasmus and Henry VIII

(ARG 53, 1962 S. 60-78).
Linder, Robert: Pierre Viret and the Sixteenth - Century

English Protestants (ARG 58, 1967 S. 149-170).
Lohse, Bernhard: Die Stellung der ,Schwärmer" und Täufer

in der Reformationsgeschichte (ARG 60, 1969 S. 5-26).
Maschke, Erich: „Obrigkeit" im spätmittelalterlichen Speyer

und in anderen Städten (ARG 57, 1966 S. 7-23).
Maurer, Wilhelm: Confessio Augustana Variata (ARG 53,

1962 S. 97-151).
Meyer, Helmut: Die deutschen Protestanten an der zweiten

Tagungsperiode des Konzils von Trient 1551/52 (ARG 56,

1965 S. 166-209).
Moeller, Bernd: Augustana - Studien (ARG 57, 1966

S. 76-95).

Moeller, Bernd: Frömmigkeit in Deutschland um 1500

(ARG 56, 1965 S. 5-31).
Mosse, George L.: Puritanism reconsidered (ARG 55, 1964

S. 37-48).

Nipperdey, Thomas: Theologie und Revolution bei Thomas

Müntzer (ARG 54, 1963 S. 145-181).
Rupp, Gordon: Patterns of Salvation in the First Age of

the Reformation (ARG 57, 1966 S. 52-66).
Schlüter, Richard: Thomas und Luther als Gesprächspartner

über die Taufe (Cath 25, 1971 S. 67-71).
Schmitt, Charles B.: Gianfrancesco Pico della Mirandola

and the Fifth Lateran Council (ARG 61, 1970 S. 161-178).
Stupperich, Robert: Über die Zusammenarbeit Georgs III.

von Anhalt mit Melanchthon. Ungedruckte Briefe und

Gutachten aus den Jahren 1552/53 (ARG 53, 1962 S. 182 bis

193).

Vercruysse, Jos. E.: „Baptismus, qui etiam datur ab haere-
ticis . . .". Genese et signification du canon tridentin sur
le bapteme des heretiques (Greg 51, 1970 S. 649-677).

Wolgast, Eike: Der Streit um die Werke Luthers im 16. Jahrhundert
(ARG 59, 1968 S. 177-202).

Zumkcller, Adolar: Die Augustinertheologen Simon Fidati
von Cascia und Hugolin von Orvicto und Martin Luthers
Kritik an Aristoteles (ARG 54, 1963 S. 15—37).

PHILOSOPHIE,
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Preul, Reiner: Reflexion und Gefühl. Die Theologie Fichtes
in seiner vorkantischen Zeit. Berlin: de Gruytcr 1969. VIII,
164 S. 8° Theologische Bibliothek Töpelmann, hrsg. v.
K. Aland, K. G. Kuhn, C. H. Ratschow und E. Schlink, 18.
Lw. DM 36,-.

Die Anfänge der Philosophie Fichtes sind, gerade in
den letzten Jahren, vielfach durchforscht worden. Es ent
spricht der entscheidenden Bedeutung, die die Begegnung
mit der Philosophie Kants für ihn hatte, dafj jene Anfänge
des eigenständigen Denkens .stets von seiner Auseinandersetzung
mit Kant her beleuchtet werden. Um so größeres
Interesse verdient daher eine Arbeit, die es sich zur Aufgabe
macht, die Entwicklung Fichtes in seiner vorkantischen
Periode zu untersuchen. Ein solches Unternehmen ist
schwierig, da nur wenige - mehr oder weniger fragmentarische
- Schriften Fichtes aus der Zeit zwischen 1780 und
1790 erhalten sind. Indem Preul die Theologie des
jungen Fichte erfragt, gewinnt er wesentliche Aspekte zum
Verständnis der späteren philosophischen Entwürfe. Es gelingt
ihm, eine fühlbare Lücke der bisherigen Forschung zu
schließen.

Grundlage der Interpretation sind die Pfortenser Vale-
diktionsrede von 1780, die breit angelegte, fragmentarische
Studie ,.Über die Absichten des Todes Jesu" (etwa 1786), die
literarischen und pädagogischen Fragmente der Zürcher
Zeit und die „Aphorismen über Religion und Deismus" von
1790. Während die anderen Schriften schon länger bekannt
sind, wurde das Fragment „Über die Absichten des Tode';
Jesu" 1962 erstmals veröffentlicht; Preul ist also der erste,
der es theologiegeschichtlich eingehend analysiert. Es läßt
sich daraus ein Eindruck gewinnen von dem unmittelbaren
Ertrag des Theologiestudiums für Fichte: noch ab'
hängig von den Fragestellungen der relativ konservativen
Leipziger Universitätstheologie, gilt sein apologetisches
Interesse offenbar besonders der radikalen Evangclienkritik
des Reimarus. Fichtes Position ist in dieser Studie dem
Denken der Neologic noch näher als seinen eigenen späteren
religionsphilosophischcn Lösungen, doch kündigen sich
schon Extreme an: die Begründung der „Religion des
Herzens" in der Überzeugungskraft des Gefühls - und
andererseits der Versuch, Bedeutung und Notwendigkeit
des Todes Jesu spekulativ zu erweisen. Preul geht bei der