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Ausgabe:

1971

Spalte:

692

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Clément d'Alexandrie: Le Pédagogue 1971

Rezensent:

Altendorf, Hans-Dietrich

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Seite 1

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konnte der nächste Band erst 1965 erscheinen. Die neuen
Herausgeber änderten die Arbeitsweise. Sie beschränkten
sich strenger auf die philologische Aufgabe und stellten die
inhaltliche Erschließung zurück. Die Bücher IV und V stell
ten ihnen allerdings ganz besondere Aufgaben und Mög
lichkeiten. Denn sie sind nicht nur wie die anderen Bücher
Adversus haereses in einer vollständigen lateinischen Über
setzung des verlorenen griechischen Originals (und in der
indirekten Überlieferung griechischer, syrischer und armenischer
Zitate) erhalten, sondern auch in einer vollständigen
und sehr wörtlichen armenischen Wiedergabe. Diese erleichterte
die Recensio des zugrunde gelegten lateinischen
Textes und ermöglichte es sogar, in einer französischen
Übersetzung und einer griechischen Retroversion die Rekonstruktion
des Originals zu wagen. Die von A. Rousseau
geleitete Bearbeitung des vierten Buches (Sources Chr. 100)
wurde in ThLZ 92, 1967 Sp. 914 ff. ausführlich besprochen.
Da die Ausgabe des hier anzuzeigenden V. Buches im
wesentlichen unter denselben sachlichen und personellen
Bedingungen erfolgt ist, kann sich der Rezensent diesmal
kürzer fassen.

Wie Rousseaus „methodologische Reflexionen" (Kap. 1
der Einführung) darlegen, konnte man die in Buch IV eingeführte
Arbeitsweise beibehalten, aber sie wurde noch
verfeinert und sicherer. Der Textband bietet wiederum links
den lateinischen Text mit Apparat und in einem zweiten
Apparat die Abweichungen der armenischen Übersetzung,
ferner, soweit vorhanden, die (etwa 50) Fragmente der
indirekten Überlieferung in kritischer Bearbeitung; rechts
findet man die französische Übersetzung und die griechische
Rückübersetzung des erschlossenen Grundtextes.

Innerhalb der großen Gemeinsamkeit bietet das fünfte
Buch seinen Herausgebern aber auch einige wichtige Besonderheiten
. In drei der vier Handschriften, die der lateinischen
Ausgabe zugrunde liegen, fehlen die letzten Kapitel,
in zweien mit Absicht (wohl wegen des dort behandelten
Chiliasmus). Diesem Mangel steht aber der Reichtum gegenüber
, daß einzig im fünften Buche noch Reste der selbständigen
griechischen Überlieferung des Werkes auf uns
gekommen sind. Es handelt sich um einen freilich sehr
zerstörten Papyrus, der im Jahre 1911 nach Jena gelangte
und dort von H. Lietzmann entziffert und herausgegeben
wurde. (Wieder abgedruckt in dessen Kl. Schriften 1, 1958.)
Seitdem haben vor allem F. Uebel, aber mit ihm auch die
Herausgeber des Irenaus die Lesung und Ergänzung des
Papyrus erheblich gefördert, und zwar Uebel so entscheidend
, daß ihm der Band 1 der neuen Ausgabe gewidmet
wurde. Der wichtigste Beitrag des Papyrus liegt m. E. im
Bereich, der Methode. Sein Text bestätigt nämlich in allen
Fällen, wo die lateinische und armenische Übersetzung von
den bisher schon bekannten griechischen Fragmenten abweichen
, den Vorrang jener beiden Übersetzungen, und
wo diese auseinandergehen, stützt er bald diese, bald jene.
Damit ist das eklektische Verfahren der neuen Ausgabe
glänzend gerechtfertigt. Man hat im Buch V noch weniger
als in Buch IV einer Handschriftenfamiliie oder einer einzelnen
Handschrift des lateinischen Textes den Vorzug gegeben
. Die Herausgeber sind überzeugt, daß die vorhandenen
Mittel bei Anwendung der äußeren und inneren
Kriterien es in fast allen Fällen gestatten, über den richtigen
lateinischen und armenischen Wortlaut klar zu entscheiden
.

Auch in diesem Bande erleichtern die ausführlichen
„Noten" nicht nur das Verständnis für die getroffenen Entscheidungen
, sondern helfen auch die Arbeitsweise der
alten Übersetzer erkennen. Weitergehende historische und
theologische Erläuterungen sind dagegen einem Kommentar
vorbehalten worden, der - ebenso wie ein Wortregister -
in den Sources Chretiennes erscheinen soll. Es wäre zu
wünschen, daß dort u. a. die Frage absichtlicher Änderun-

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gen des lateinischen Übersetzers, die zu Buch IV aufgewor
fen wurde (dort S. 123 ff.), eingehend erörtert würde. - Es
sei nicht unterlassen, mit der wissenschaftlichen Leistung
auch die drucktechnische nachdrücklich anzuerkennen; erst
beide zusammen haben die vorzügliche Ausgabe zustande
gebracht. Möge es gelingen, das begonnene Werk bald zu
vollenden.

Bonn Heinrich Karpp

Clement d'Alexandrie: Le Pedagogue, III. Texte Grec. Tia-
duetion de C. Mondesert et Ch. Matray, Notes de H.-I.
Marrou. Indices des Livres I, II et III. Paris: Les Edi-
tions du Cerf 1970. 241 S. 8° Sources Chretiennes, par
C. Mondesert, 158. ffr. 41,-.

Nach fünf Jahren erscheint nun das dritte Buch des
Paidagogos in der Reihe der Sources chretiennes (vgl.
ThLZ 91, 1966 Sp. 673 f.). Wiedergegeben ist Stählins Text,
mit ganz wenigen Änderungen, die sämtlich plausibel
erscheinen (1,5; 21,3; 31,1; 81,3; 98,2; 100,2). Marrous
Anmerkungen sind förderlich, oft geistreich Klemens'
Denken beleuchtend (S. 24: «touche aristoeratique»); der
berühmte Hymnus am Schluß des großartigen Buches ist
recht eingehend erläutert, auch in metrischer Hinsicht. Im
übrigen kann Marrou immer wieder auf die treffliche
Einführung verweisen, die dem ersten Bande der Ausgabe
beigegeben ist. Buch II und III des Paidagogos gehören ja
eng zusammen «et constituent un traite de morale pratique .>
(Bd. 1, S. 22), der unter dem leitenden Gedanken steht:
«le Verbq divin comme educateur des petits enfants que
sont les chretiens» (Bd. 3, S. 192). Die geistige Gestalt
dieses «liberal Puritan»1 verdient allezeit, beachtet zu werden
, wenn man erwägt, welche Menschen der antiken Welt
um das Jahr 200 Glieder der christlichen Kirche wurden;
sie bezeugt darüber hinaus die Kraft des Logos, unter
dessen Pädagogie sich Klemens willig stellte 2.

Tübingen Hans-Dietrich Altendorf

1 So H. Chadwick in seiner schönen Würdigung des Mannes
(Eaily Christian thought and the classical tradition. Studios
in Justin, Clement, and Origen. Oxford 1%6, S. 31).

- Paed. 3,59,2 konnte präziser erläutert werden, vgl. ineine
Bemerkungen: Die Siegelbildvorschläge des Clemens von
Alexandrien, Zoitschr. f. d. neutestamentl. Wissenschalt 5b,
1967, S. 129-138.

Lambert, Bernard, O. S. B. i Bibliotheca Hieronymiana Manu-
scripta. La Tradition Manuscrite des Oeuvres de Saint
Jeröme. Tome III A: VIII, 254 S. Tome HI B: XIV,
S. 255-790. The Hague: Nijhoff; Steenbrugis: Abbatia
S. Petri 1970. gr. 8° Instrumenta Patristica IV.
Auf die ersten beiden Bände (ThLZ 96, 1971 Sp. 200)
folgte rasch der dritte. Er enthält die Notierung der Hand
Schriften, welche die unechten Werke enthalten, die unter
Hieronymus' Namen überliefert sind, und zwar im ersten
Halbband die der Briefe, im zweiten der übrigen Werke.
Wiederum eine exakte, aber kahle Aufzeichnung der Hand
Schriften, ohne jeglichen Kommentar.

Tübingen Hans-Dietrich Altendorf

Kannengiesser, Charles: Une nouvelle Interpretation de la
christologie d'Apollinaire (RechSR 59, 1971 S. 27-36).

Orbe, Antonio: Ipse tuum calcabit caput. San Ireneo y
Gen. 3,15 (Greg 52, 1971 S. 95-150).

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 9