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Ausgabe:

1971

Spalte:

41-43

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Mieth, Dietmar

Titel/Untertitel:

Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler 1971

Rezensent:

Weiß, Konrad

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 1

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Lebenswerk und, fast symbolisch, in seinem Zeugentod zu
der .Gemeinde unter dem Wort' gehörte, mag über manche
ungelöste und vielleicht auf immer unlösbare Frage hinwegtrösten
. Des Bonifatius Lebensfrage nach der Reinheit
des Glaubens und der Einheit der Kirche aber bleibt wie
jeder Generation so auch uns" (S. 14).

Marburg/Lahn Ernst-Wilhelm Kohls

Anderson, Marvin W.: Thomas Cajetan's Scientia Christi
(ThZ 26, 1970 S. 99-108).

Gavigan, Johannes: Notes on the Augustinian Monastery
in Baden (Augustiniana 19, 1969 S. 583-596).

G°egginger, Wolf Heinrich: Einige Bemerkungen zur geistesgeschichtlichen
Entwicklung (Freies Christentum 22,
1970 Sp. 22-23).

Grotz, H.: Der wissenschaftstheoretische Standort der Kirchengeschichte
heute (ZKTh 92, 1970 S. 146-166).

Hambye, E. R.: Some Fresh Documentation on Medieval
Christianity in India and Further India (Indian Church
History Review 3, 1969 S. 97-101).

Holland, David L.: „Credis in spiritum sanctum et sanctam
ecclesiam et resurrectionem carnis?": ein Beitrag zur Geschichte
des Apostolikums (ZNW 61, 1970 S. 126—144).

Kind, Helmut: Die Luthersammlung der Niedersächsischen
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Umfang
und Aufstellung, Katalogisierung und Geschichte. Göttin-
9en: Vandenhoeck & Ruprecht 1970. 68 S., 9 Taf. gr. 8° =
Arbeiten aus der niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek
Göttingen, 8. DM 12.50.

^eulenberg, L.: Gregorius VII en de bisschoppen: centrali-
satie van de macht? (Summary: Gregory VII and the
bishops: centralisation of authorithy?) (Tijdschrift voor
Theologie 10, 1970 S. 48-61).

Mundadan, A. M.: The Portuguese Settlement in Mylapore
(Indian Church History Review 3, 1969 S. 103-114).

Ratzinger, Joseph: Die Bedeutung der Väter für die gegenwärtige
Theologie, in: Geschichtlichkeit der Theologie
. Hrsg. v. Th. Michels. Salzburg/München: Pustet 1970
s- 63-81.

RuPP, Gordon: The New Counter-Reformation (The Hey-
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Schütz, Roland: Franz von Assisi. Eine religionspsychologische
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Stökl, Walter: Aus den Lebenserinnerungen I. L. Hromad-
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Thils, Gustave: Tridentinische und nachtridentinische Theo-
|°9ie: Absoluter Anspruch oder zeitbedingte Theologie,
in: Geschichtlichkeit der Theologie. Hrsg. v. Th. Michels.
Salzburg München: Pustet 1970 S. 115-129.

Winkler, Dietrich: The Making of the Constitution of the
Tamil Evangelical Lutheran Church 1919 (Indian Church
History Review 3, 1969 S. 151-163).

KIRCHENGESCHICHTE:
MITTELALTER

Mieth, Dietmar: Die Einheit von Vita Activa und Vita Con-
templativa in den deutschen Predigten und Traktaten
Meister Eckharts und bei Johannes Tauler. Untersuchungen
zur Struktur des christlichen Lebens. Regensburg:
Friedrich Pustet 1969. 335 S. 8° = Studien zur Geschichte
der kath. Moraltheologie, hrsg. v. Michael Müller, 15.
Kart. DM 39.—.
Wenngleich dieses Buch als 15. Band in den Studien
^ur Geschichte der katholischen Moraltheologie erschienen
Jst und ein historisches Thema behandelt, ist es doch von
•aktuellen Fragestellungen bestimmt, nämlich: Ist die Struktur
des aus der philosophischen Tradition in die christliche
Kontemplationslehre übernommenen Modells vita activa
- vita contemplativa der Struktur der christlichen Existenz
angemessen? Genügt es, dieses Modell unter Beibehaltung
der Form durch neue Inhalte von der christlichen Existenz
her zu korrigieren? Oder fordert die christliche Existenz
eine andere Strukturierung? (S. 30). Die Antwort Mieths
verneint die erste Frage und schwankt zwischen einer Bejahung
der zweiten und dritten. Da die Beibehaltung der
Form des Modells immer die Gefahr einer ideologischen
Verfestigung und damit der dualistischen Aufspaltung der
christlichen Existenz in Kontemplation und Aktion unter
wertmäßiger Bevorzugung der ersteren in sich trägt, muß
die eigentliche Lösung in Richtung einer gänzlichen Neu-
strukutrierung liegen.

Die historische Darlegung zeigt die Herkunft des Modells
aus der platonischen und aristotelischen Philosophie,
seine Andersartigkeit gegenüber der neutestamentlichen
Spiritualität (dort noetisch-rational, hier pneumatisch-ganzheitlich
), seine Übernahme und Integrierung ins christliche
Denken und Leben in Antike und Mittelalter bis zu seiner
grundsätzlichen, formalen und inhaltlichen, Überwindung
in der deutschen Mystik bei Eckhart und Tauler.

Grundforderung für ein der christlichen Existenz angemessenes
Verhältnis von Kontemplation und Aktion ist
nach Mieth, daß nicht von der Unterschiedenheit zweier
Lebensformen, einer geistig-kontemplativen und einer dinglich
-aktiven, sondern von der „Spannungseinheit" von Innerlichkeit
und Wirksamkeit ausgegangen wird. Im ersten
Fall kann es immer nur zu einer äußeren Verbindung beider
kommen: Aktion als Disposition für die Kontemplation
(Aristoteles), Aktion als Fruchtbarkeit der Kontemplation
(Plato), Addition beider (Thomas), vita mixta, bei der die
Selbstgenügsamkeit der Kontemplation nach wie vor durchschlägt
(Augustin). Erst in der „Weiselosigkeit" des Gottfindens
der Eckhartschen Mystik sieht M. den offenen oder
geheimen Vorrang der Betrachtung gegenüber der Tätigkeit
, der Innerlichkeit gegenüber der Äußerlichkeit überwunden
. In einer Erörterung wichtiger Lehren Eckharts
wie der von der Gottesgeburt, vom Seelengrund, von der
Rechtfertigung und seiner Analogielehre findet M. jene
„Spannungseinheit" des spirituellen Aktes, die den Dualismus
des philosophischen Modells überwindet, die fatale
Vorrangigkeitsfrage aus der Diskussion ausschaltet und das
tätige Leben vollgültig in die Spiritualität integriert. Das
Letztere belegt er insbesondere durch ausführliche und wiederholte
Erörterung einer Eckhart zugeschriebenen Maria-
Martha-Predigt (Pfeiffer Nr. IX), die allerdings durch die
dem Text (Lk 10,38 ff.) und der traditionellen Auslegung
widersprechende Bevorzugung der zur Reife einer tätigen
christlichen Existenz gelangten Martha gegenüber der „anfangenden
", noch in der Beschauung verweilenden Maria
ein besonders kräftiges Beweisstück darstellt. Aber auch
wenn man Mieth in der Annahme der „Echtheit" dieser
Predigt nicht folgen kann, läßt sich das, was sie beweisen
soll, doch unschwer, wenn nicht präziser und „eckharti-
scher", aus anderen Texten, vor allem aus Reden der Unterscheidung
belegen.

Unmittelbarer anschaulich und eindrücklich kann M.
den Nachweis für die Überwindung einer Unterschätzung
des tätigen Lebens in der „Lebenslehre" des „Lebemeisters"
Tauler führen. Daß diese nicht zu einem platten Moralismus
wird, sondern in die Spiritualität integriert wird, dafür
sorgt ihre Verankerung inwesentlichen Grundgedanken
Meister Eckharts. Nur daß Taulers „anthropologischer Personalismus
" mehr zu „ethischen und psychologischen Betrachtungen
des menschlichen Selbst" gegenüber der an der
äußeren Schöpfung interessierten ontologischen Konzeption
Eckharts führt. Ferner gelingt Tauler eine — besonders sozialethische
— Konkretisierung der bei Eckhart vielfach
abstrakt bleibenden spirituellen Aktivität. Endlich zeigt