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Ausgabe:

1971

Spalte:

588-590

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schmithals, Walter

Titel/Untertitel:

Wunder und Glaube 1971

Rezensent:

Bassarak, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 8

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gelegten lohnt sich mannigfach, nicht zuletzt deshalb, weil
vielfältig besondere Lichter auf einzelne Texte'1 und Textgruppen
fallen, die auch in bestimmte Beziehungen zueinander
gesetzt werden, aber auch im Blick auf größere Linien.

Halle/Saale Gerhard Delling

1 J. Lambrecht, Die Redaktion der Markus-Apokalypse s= Analecta
Biblica 28 (1967) und R. Pesch, Naherwartungen. Tradition und Redaktion
in Mk 13 (1968) kannte er bei Abschluß seiner Arbeit (1967) noch
nicht.

» Zur Zeit des Claudius 10/41 n. Chr., Philon Gai. 184-338.

;i Das wird 299—311 zunächst an den protolukanischen Partien der Reden
in Apg 1—15 demonstriert.

4 Dankenswerterweise wird die Arbeit durch ein Stellenregister (auch
zur jüdischen Literatur) der Benutzung erschlossen (517-537).

Barth, Markus, Barrett, C. K., Butler, Christopher, Dupont,
Jacques, Gnilka, Joachim, Jeremias, Joachim, Lyonnet,
Stanislas, Menoud, Philippe H., Rigaux, Beda: Foi et Salut
selon S. Paul (Epitre aux Romains 1,16). Colloque oecume-
nique ä l'Abbaye de S. Paul hors les murs, 16—21 avril
1968. Rom: Institut biblique pontifical 1970. 287 S. gr. 8°
= Analecta Biblica, 42. Lire it. 3.900.—.
Das Kolloquium, dessen Referate und Diskussionsbeiträge
hier vollständig abgedruckt sind, wurde durch C. Butler eingeleitet
mit Bemerkungen zu der Frage: „Paul, Theologian
or Pastor?" (7—11). Paulus sei mehr das Zweite, von den
durch die Situation gestellten Problemen her ergebe sich seine
Theologie. Statt der einstigen Betonung der Rechtfertigung
aus Glauben sei heute der Gedanke des Kommens der
Gottesherrschaft herauszustellen. In der Aussprache (11—18)
wurde u. a. betont, daß die christliche Verkündigung bei aller
Wandlung der Form sich von bestimmten grundlegenden
Aussagen nicht lösen könne. - C. K. Barrett, „I am Not
Ashamed of the Gospel" (19—41), brachte Rom 1,16 in Verbindung
mit Texten, die aloxvvo/iai und Komposita verwenden
, vor allem mit dem eingehend untersuchten Logion
Mk 8,38; insgesamt deckte er bedeutsame inhaltliche Beziehungen
zwischen der Botschaft Jesu nach den Synoptikern
und der des Paulus auf, die er im ganzen auch gegenüber
verschiedenen Einwänden in der Diskussion (41—50) durchhielt
. — J. Jeremias, „Die Gedankenführung in Rom 4. Zum
paulinischen Glaubensverständnis" (51—58), zeichnet jene in
einer fortlaufenden Exegese von Rom 3,31—4,25 nach. Die
Interpretation wird (wie man das vom Vf. kennt) u. a. gefördert
durch die Heranziehung von jüdischem Material. —
J. Dupont, „La conversion de Paul et son influence sur sa
conception du salut par la foi" (67-88), bemüht sich zu zeigen,
daß die besondere Einsicht, die Paulus bei seiner Bekehrung
vermittelt wurde, sich nicht auf die Messianität des Gekreuzigten
bezog (gegen Menoud), sondern darauf, daß das Heil
in Christus (dem Gekreuzigten) gegeben ist, nicht im Gesetz.
In der Diskussion (88-100), in der Menoud die Priorität der
Christologie gegenüber der Soteriologie unterstrich, wurde
nicht ohne Grund gefragt, ob hier eine eigentliche Alternative
vorliegt.

B. Rigaux, „L'anticipation du salut eschatologique par
l'Esprit" (101—130), beleuchtet eine Fülle von Paulinischen
Aussagen über das Pneuma als das offenbarende, in das
Heil einbeziehende usw.; der von ihm vor allem gesetzte
Akzent deutet sich im Thema an. Fragen kann man, ob nicht
auch für diesen Bereich neben dem eschatologischen Schon
das Noch-nicht bemerkenswert wäre. — M. Barth beschreibt
in der Weise des rühmenden Nacherzählens (148), betont
„Das Alte Testament als Schlüssel" verwendend (142—148),
das Drama der „Rechtfertigung" (137—197) unter dem Gesichtspunkt
der Überschrift des Hauptteils „Das rettende
Gericht Gottes" in einem Schema von fünf Tagen (1.: vor
allem Rom 1,18—3,20; 2.: das Gericht wird am Anwalt vollstreckt
; 3.: die Auf erweckung des Anwalts; 4.: der Vollzug
der Rechtfertigung in Verkündigung und Neuschöpfung; 5.:
das Endgericht durch den Anwalt, universale, offenbar auch

die Menschheit als ganze einbeziehende neue Schöpfung des
Kosmos, „Verherrlichung des wirklichen Menschen" (193
bis 197) usw.). Mehrfach werden maßgebend außerpaulini-
sche Texte für die Darstellung des Prozefjvcrlaufes herangezogen
. — S. Lyonnet, „Foi et charite d'apres saint Paul"
(211-224), ist bemüht zu zeigen, daß die beiden Konfessionen
in Gegenwart und klassischer Vergangenheit im Verständnis
des Themas nahe beieinander sind. — J. Gnilka,
„Geistliches Amt und Gemeinde nach Paulus" (233—245),
leitet das Amt aus der Gemeinde ab, der die besondere
Funktionen Übernehmenden verantwortlich sind. Die allmähliche
Herausbildung leitender Ämter möchte er u. a. mit
der Parusieverzögerung in Verbindung bringen (Analogien
zu Qumran). — P. H. Menoud, „Le salut par la foi Selon le
livre des Actes" (255—272), vermag in Act 15,10 f. keine spezifisch
Paulinische Aussage zu entdecken, erkennt dagegen
in 13,38 f. — unter Hinweis auf die Nähe vor allem zu Rom
1,4 und 1 Kor 15,3.5 — eine unbestreitbare Anspielung auf
die Theologie des Paulus. Am meisten sei ihr das Doppelwerk
des Lukas jedoch verbunden durch die Abfolge von
Heilsgeschehen (Lk-Ev) und Verkündigung (Acta; s. 2 Kor
5,18-20).

Der Band kann schon als eingehender Bericht über eine
Arbeitsgemeinschaft katholischer und evangelischer Exege-
ten stärkeres Interesse beanspruchen; literarisch und auf
Tagungen usw. wird das Gespräch ja schon längere Zeit geführt
. Im Rahmen des römischen Kolloquiums des April 1968
spielten (wie anderswo) in Referaten und Debatten konfessionelle
Unterschiede nur indirekt eine Rolle; ohne daß
das im ganzen betont zu werden brauchte, stand die nach
Aufgabe und Methode weithin gemeinsame Arbeit im Vordergrund
. Zahl und Zusammensetzung des Kreises (nach
dem Titelblatt mit 35 Teilnehmern) trugen wohl das ihre
dazu bei, daß auch die Diskussionen - auf die hier nur gelegentlich
hingewiesen werden konnte — im Rahmen eines
wirklichen Gesprächs verliefen. Daß in dem Kolloquium
weit über das im Titel des Bandes Anvisierte hinaus eine
Fülle von Themen Paulinischer Theologie zur Sprache kam,
versuchten wir oben wenigstens anzudeuten.

Holle/Saale Gerhard Delling

Schmithals, Walter: Wunder und Glaube. Eine Auslegung
von Markus 4,35—6,6a. Neukirchen-Vluyn: Neukirchencr
Verlag des Erziehungsvereins [1970). 99 S. 8" = Biblische
Studien, hrsg. v. H. Gollwitzer, F. Hahn, H.-J. Kraus, 59.
DM 7.80.

Der Neutestamentier an der Kirchlichen Hochschule in
Westberlin legt ein kleines Heftchen über „die Problematik
der neutestamentlichen Wundergeschichten" vor - so der
Einleitungsaufsatz, dessen Ergebnisse an der Auslegung der
vier Wundergeschichten Mk 4,35—5,43 demonstriert werden.
Den Abschluß bildet eine kurze Überlegung zu Mk 6,1—6a.

Schmithals bietet nichts Neues und will es auch nicht. Er
faßt den Stand der heutigen Diskussion über das Wunder
im NT in einer für die Gemeinde verständlichen Darstellung
zusammen: 1. Wunder sind in der Antike nichts so Außergewöhnliches
; das NT nimmt darin keine Sonderstellung
ein. Deshalb kommt das Wunder dem Glauben nicht entgegen
; es beweist nicht mehr als das bloße Wort, ist also
„eine Sprachform neben anderen". 2. Paulus berichtet
nicht nur keine Wunder, sondern polemisiert generell gegen
die Forderung nach „Zeichen", die er für typisch jüdisch
hält. (Der Wundertäter steht in Israel weit unter dem Gesetzesausleger
.) Matthäus liebt die Wundergeschichten nicht
sonderlich. Er verringert deshalb die des Markus. Johannes
relativiert die Wunder auf umgekehrte Weise: Er übernimmt
aus der Tradition nur sieben und steigert sie ins ungeahnt
Mirakulöse, versteht sie allerdings als „Zeichen" und
verbindet mit ihnen jeweils eine Rede Jesu, die die Antwort