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Ausgabe:

1971

Spalte:

574-578

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Gray, John

Titel/Untertitel:

I & II Kings 1971

Rezensent:

Conrad, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 8

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der Bedeutung; denn hier wurde sein Interesse für Schattenspiele
und Puppentheater im Orient geweckt. Und dieses
Stück orientalischer Kulturgeschichte erschloß er durch eine
erste wissenschaftliche Bearbeitung. Den Ausgangspunkt für
sein Lebenswerk stellten die Textfunde aus der Genisa von
Kairo dar. Kahles Genisa-Tcxt-Studien erbrachten die Erhellung
über die Geschichte der Arbeit der Masoreten aus
den verschiedenen Schulen am hebräischen Bibeltext. P. Kahle
kannte — wie wohl kein zweiter — das gesamte Handschriftenmaterial
zum AT.1

Das Gedenken Nybergs gilt aber nicht nur der hohen wissenschaftlichen
Leistung, sondern auch dem Menschen Paul
Kahle. „Die Gröfie Paul Kahles lag in seiner wissenschaftlichen
Leidenschaft. Er hat wie kein zweiter für seine Forschung
gelebt . . . ", aber auch darin, „daß er sich seiner
Schüler so persönlich annahm" (S. 2).

Es ist nicht möglich, alle 28 Beiträge dieses Gedenkbandes
in rechter Weise zu würdigen. Neben der Nennung der
Titel aller Aufsätze sei es gestattet, diesen oder jenen kurz
zu erläutern. S. 3—9 F. Altheim und R. Stiehl, Mashafa falas-
fä tabibän. Zum Florilegium von Lebensmaximen in äthiopischer
Fassung entstanden nach einer arabischen Vorlage,
Werden Parallelen von Dcmokrit herangezogen. Die älteste,
von Demokrit benutzte Zusammenstellung sind die aramäischen
Ahiqar-Sprüche aus Elephantine (5. Jh. v. Chr.). Weiter
wird noch auf Sprüche, die Heraklius und Cicero benutzten,
hingewiesen. — S. 10—16 A. S. Atiya, The Arabic and Turkish
Scrolls of Mount Sinai. Die Expedition zum St.-Katharinen-
Kloster des Sinai im Jahre 1950 galt der Herstellung von
Mikrofilmen über Handschriften aus der Klosterbibliothek.
Die Bedeutung der Handschriften geben 9 Abschnitte wieder
: I. Palaeography and the Evolution of Arabic Calligra-
Phy; II. Diplomatics of the Islamic Dynasties; III. Consti-
tutional History of the Islamic Polity in the Middle Agcs;
!V. Legal History; V. Economic History; VI. Social History;
VII. Historical Geography; VIII. International Rclations;

Signs and Signatures of Mcdiaeval Sultans. — S. 17—28
M. Black, Aramic Studies and the Language of Jesus. Im An-
schlu5 an einen Aufsatz von P. Kahle kommt Vf. zu dem Ergebnis
, dafj das Hebräische immer gesprochene Sprache neben
dem Aramäischen war. Jesus selbst könnte beide Sprachen
verwendet haben. — S. 29—43 J. Blau, Some Difficulties
in the Reconstruction of „Proto-Hebrew" and „Proto-Canaa-
Bite*. Die Schwierigkeiten zur Rekonstruktion des Vorhebräischen
liegen vor allem in der fehlenden Vokalisation, in
der Dialektmischung, in der geschichtlichen Entwicklung der
»schwachen" Verben. — S. 44—52 P. A. H. de Boer, Hebrcw
Biblical Manuscripts in the Netherlands. Auf Grund einer
Besichtigung durch den Vf. werden 18 hebräische Handschriften
mit biblischen Texten, die sich in den Bibliotheken
der Niederlande (Utrecht, Deventer, Groningen, Amsterdam)
befinden, beschrieben. Von einigen Handschriften ist im Anhang
auf den Tafeln 1—7 eine Textprobe gegeben. — S. 53
bis 61 J. Bowman, Temple and Festivals in the Persian Dia-
'essaron. — S. 62—78 A. Dicz-Macho, A Fundamental Manu-
script for an Edition of the Babylonian Onqclos to Genesis:
MS 152 of the Jewish Th. Seminary of New York. Die einsehende
Untersuchung der Handschrift ergab, daß sie von
einem jemenitischen Schreiber stammt. An Hand eines Text-
bei

Spiels wird auf die Merkmale in der Vokalisation und
beim Konsonantentext hingewiesen. — S. 79—89 M. C. Doub-
]es, Indications of Antiquity in the Orthography and Mor-
Phology of the Fragment Targum. — S. 90—105 G. R. Driver,
fsaiah 52,13—53,12: the Servant of the Lord. Dieser Beitrag
lst eine weitgehende Exegese mit Übersetzung des Textab-
sthnittes. — S. 106—115 D. M. Dunlop, A Letter of Härün ar-
Rashid to the Emperor Constantine VI. — S. 116—123 R. Edelmann
, Sofcrim — Massoretcs, „Massoretes" — Nakdanim.
»The differentiation within the scribal terminology must re-
flect a differentiation within the activities of the scribes. We
are led to assume that dividcd the work between themsel-

ves, which involved that a specialist in one field was less
proficient in another one" (S. 118). — S. 124—128 O. Eifjfeldt,
Neue Belege für das phönizische Hermes-Emblem. Mit neu
entdecktem Material — vgl. dazu die Tafeln 8—15 im Anhang
— belegt Vf. den sechs- bzw. achtstrahligen Stern als
Hermes-Emblem. — S. 129—137 G. Fohrer, Die israelitischen
Propheten in der samaritischen Chronik II. Die samaritische
Chronik II, die die Nachrichten der atl. Bücher Josua bis
Könige enthält, kann nur vom Aspekt der samaritischen religiösen
und theologischen Anschauungen her gelesen werden
; denn es fällt auf, dafi Prophetenberichte fast ganz fehlen
. Das hinzugefügte Material fufit auf einer pro-davidi-
schen und einer priesterlichen, d. h. anti-davidischen Quelle.
Mose ist der einzige legitime Prophet, alle erwähnten Propheten
werden im Vergleich mit Mose sehr abgewertet. —
S. 138—145 W. B. Henning, Ein persischer Titel im Altaia-
mäischen. Der 1967 verstorbene Vf. geht dem in den Ele-
phantine-Papyri vorkommenden Titel Hpthpt' nach, der einer
Volksetymologie entstammen mufj. — S. 146—148 G. D.
Kilpatrick, BAEÜETE Philippians 3,2. - S. 149-161 G. J.
Kuiper, A Study of the Relationship between A Genesis Apo-
cryphon and the Pentateuchal Targumim in Genesis 14,1—12.
Das Genesis-Apokryphon ist ein palästinisches Targum, das
in seiner Intention dem Targum Neofiti I am nächsten steht.
Deshalb kann es nicht später als im 1. Jh. n. Chr. entstanden
sein. Zur linguistischen Vergleichsanalyse zieht Vf. Tg.
Onqelos, Tg. Pseudo-Jonathan, Tg. Neofiti I und Fragmen-
ten-Targume heran. - S. 162-166 G. Levi Deila Vida, The
Shiloah Inscription Reconsidered. Noch immer ist die Siloa-
Inschrift, 1880 entdeckt, die bedeutendste der frühen hebräischen
Inschriften. — S. 167—173 Sh. Lund, The Sources of the
Variant Readings to Deuteronomy 1,1—29,17 of Codex Neofiti
I. - S. 174-179 W. D. McHardy, The Horses in Zecha-
riah. — S. 180—187 A. Murtonen, Prolegomena to a Compa-
rative Description of Non-Masoretic Hebrew Dialects and
Traditions. — S. 188—200 F. Perez Castro and M. J. Azcärra-
ga, The Edition of the Kitäb al-Khilaf of Misael Ben 'Uzziel.
Das genannte Werk Ben 'Uzziels verzeichnet die Unterschiede
zwischen den beiden masoretischen Schulen Ben Aser und
Ben Naftali. Daraus werden Beispiele aufgeführt. — S. 201
bis 207 A. von Rohr Sauer, The Cultic Role of the Pig in An-
cient Times. — S. 208—213 A. Scheiber, Von den Gebetbüchern
der Proselyten. (Vgl. dazu auch die Tafeln 16—18 im
Anhang.) — S. 214—221 D. Winton Thomas, „A Drop of a
Bücket?" Some Observations on the Hebrew Text of Isaiah
40,15. — S. 222—231 G. Vajda, Du prologue de Qirqisäni ä
son commentaire sur la Genese. — S. 232—240 G. Vermes,
The Decalogue and the Minim. — S. 241—253 G. E. Weil,
Nouvcau fragment de la Massorah Magna du Targum de
Babylone (Ms. heb. d 62 Fol. 45 Bodleian Library — Oxford).
Vgl. dazu Tafeln 19 und 20 im Anhang.

Überblickt man die vielgestaltigen und vielfältigen Themenkomplexe
der einzelnen Aufsätze dieses Buches, so sind
sie allen Arbeitsgebieten entnommen, denen das Forscher-
Leben P. Kahles galt. Möchte das Gedenken an ihn im wissenschaftlichen
Arbeiten und Forschen der kommenden Generation
gehalten werden!

Jena Jutta Körner

i Ergänzung der Rez.: Der Ertrag aller Textstudien ist das Standardwerk
P. Kahles: The Cairo Cenisa. London 1947; 2. Aufl. Oxford 1959.
Der 2. Aufl. in Englisch entspricht die deutsche Ausgabe: Die Kairoer
Genisa. Untersuchungen zur Geschichte des hebräischen Bibeltextes und
seiner Obersetzungen. Berlin 1962, besorgt und herausgegeben von R.
Meyer.

ALTES TESTAMENT

Gray, John: I & II Kings. A Commentary. Second, Fully Re-
vised, Edition. London: SCM Press [1970]. XVIII, 802 S.,
3 Ktn 8° = The Old Testament Library, ed. by P. Ackroyd,
J. Barr, J. Bright, G. W. Wright. Lw. £ 8.-.
In der deutschsprachigen Kommentarliteratur fehlt seit