Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Spalte:

553-556

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Belfrage, Esbjörn

Titel/Untertitel:

1600-talspsalm 1971

Rezensent:

Haapalainen, Toimi Ilmari

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

553

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 7

55'.

Behende Sachparallelen zu Luthers „Erhall, uns. Herr, bei tion läßt sich indessen nur vor dem Hintergrund der Ent-
Qeinem Wort" aufweist, isl kein Kirchenlied. Trägt man den wicklung in Deutschland und in Dänemark studieren. Lim
Mafistab dieser an Zw.S Lieder heran, müssen sie abschätzig einen Ausgangspunkt für die Analyse zu schaffen, war es not-
beurteili werden. Ihre sachgemäße Wertung setzl eine rieh- wendig, in einer Anzahl von Punktuntersuchungen die Fertige
fnrmalgnltungsinül.ligc Einordnung voraus, nämlich als dorn Ilgen ZU erörtern, die an die deutsche protestantische

Sololieder vom „Typus des Gesellschaftsliedes der Zeit, dem Kirchenliederdichtung im 17. Jahrhundert erhöhen wurden,

Bogen. Hofweisen-Stil". und die Stilentwickluug innerhalb derselben zu beleuchten."

Aus den „kleinen Beiträgen und Miszellen" liehe ich /nr Mit diesen Sätzen charakterisiert der schwedische Forscher
Liturgik besonders hervor K. F. Müllers wichiigen Literatur- Fsbjörn Beifrage seine literaturhistorische Untersuchung
'" in Iii „Der evang.-luth. Gottesdienst im Lichte der kathol. über die geistliche Liederdichtung im 17. Jahrhundert.
Liturgieforschung" (S. 103—113). Daraus ergeben sich auch Die Abhandlung besteht aus drei scheinbar selbständigen
heute noch als Hauptschwierigkeit einer Verständigung der Teilen, hei denen es sich um das Werk Haquin Spegels
kathol. Opferbegriff und die zentrale Stellung der Opferhand- (1645—1714) handelt, der ohne Zweifel der hervorragendste
hing in Gottesdienst und Leben. Eine Veränderung an die- Kirchenliederdichter in Schweden im 17. Jahrhundert war.
*em Punkt müßte zu einer Wesens- und Strukturverände- Spegel (der Name bedeutet „Spiegel") war ein sehr gelehrter
rung der kathol. Kirche führen. Wir sollten dies eindringliche Mann, der ohne Schwierigkeiten archäologische, mathemä-
Gesprüch des Vf.s mit der kathol. Liturgik für unsere syste- tische, philologische oder theologische Fragen wissenschaft-
tttatisch-lil iirgischen liemühiingen gründlich auswerten. Von lieh zu untersuchen in der Lage war. Neben Jesper Swedberg
•L Kleppers Kyrie-liändelieii ausgehend, zeigt M. Jenny (1653—1735) war Spegel der bedeutendste zeitgenössische
Jen Zusammenhang von „Kyrie und Hosianna" auf und Liederdichter und Übersetzer des schwedischen Gesangführt
so zu einem tieferen Verständnis des Kyrie als eines Ii- buches vom Jahr 1695. Zahlreiche S|iegel-Texle leben auch in
(Urgischen „Urwortes." den heutigen Gesaughüchern in Schweden und Finnland fori.

Auf die kleineren lieh räge zur Hj mnologie, 15 an der Zahl, Seine letzten drei Lebensjahre isl Spegel Erzbischof gewesen,
kann hier nicht einzeln eingegangen werden. Sie führen vor Im ersten Teil seiner Abhandlung untersucht Beifrage die
allem zu weiteren bymnologischen Quellen bzw. analysieren Kirchenlieder, die Spegel, einem von ihm geschriebenen Brief
Bolche. Für die Arbeit auf diesem Gebiet bedeutet K. Amerns zufolge, auf der Insel Gotland dichtete und die neben den
"iteraturberichl „Hilfen zur Bibliographie hymnologischer Psalincnparaphrasen den llauptteil Spegels geistlicher Lio-
' .'ucllcn'- (, jM(. dankenswerte Unterst ül.zung. Landläufige Vor- derdichtung bilden. Die Lieder stehen in einer Handschrift.
Heilungen über „Jan Uns und das geistliche Lied" berichtigt (T 220) in der Bibliothek zu Linköping, mit dem Titel „Andern
kritischer Literaturberieht von Jan Kouba. Für Hus als lige wisor och psalmer" (Geistliche Lieder und Gesänge)1.
Mclodienschöpfer gibt es keine stichhaltigen Belege. Als Dich- Beachtet man gewisse Veränderungen in Spegels Orthogra-
t('r ist er nur durch einen originalen Text bestätigt, der aber phic während der 1680er Jahre, so kann man seine eigenen
kein Gemeindelied darstellt. Damit soll aber nicht die bahn- Manuskripte ziemlich genau datieren: Die Psalmenparaphra-
brechende Bedeutung des I [ussitentums auf kirchenmusika- sen und die Mehrzahl der übrigen geistlichen Lieder sind zwischen
] Gebiet bestritten werden; nur werden für die For- sehen 1680 und 1682 entstanden, nur einige wenige zwischen
schung reiche Quellen des hussilischen Gesangs im böhmi- 1684 und 1685.

■eben Mittelalter, besonders im 14. Jh., immer bedeutsamer. Die Insel Gotland, die durch den Frieden von Brömsebro

Die Literaturberichte zur Liturgik (S. 205—225), zur Hym- 1645 von Dänemark an Schweden gekommen war, hatte ein

nologie (S. 231—239) und Kirchenmusik (S. 240—247) befns- wechselhaftes Schicksal. Die Verbindungen mit Dänemark

s°n sieb vor allem mit den Neuerscheinungen des Jahres 1967. waren doch die stärksten, so auch nach dem Friedenss'ertrag.

Die Berichte über Liturgieforschung in fremdsprachigen Als Spegel 1679 zum Superintendenten der Diözese Visby auf

Ländern (S. 226—230) gellen diesmal Finnland, der Nie- Gotland ernannt wurde, trug auch das gotlesdienstliche Le-

derlande, der CSSR und der Lilurgical Bevision in the ben mehr dänisches als schwedisches Gepräge. Spegel halle

' "ited States. Von hymnologischer Forschung wird aus besonderes Geschick, die schwedische Nationalisierung zu för-

^finemark, Finnland, Frankreich und der C.SSU bc- dem, denn ejr selbst war „iiaiinne Dauns"", d.h. sein Geburts-

hchtet (S. 250—261). Ein Verzeichnis der Lied- bzw . Stro- ort gehörte damals zu Dänemark. Spegel führte für den Ge-

Pbenanfänge und ein solches der Personennamen schlüsseln brauch schwedische kirchliche Büelier an Stelle der dänischen

(';is Luch in dankenswerter Weise auf. ein. Aber auch seine Kirchenliederdichtung gebrauchte Spe-

Auch für diesen Band werden der Liturgiewissenschaftler gel für die Nalionalisierungsarbeit: Er legte seinen Liedern

""d <ler Hymuologe herzlich dankbar sein. Ob er aber geeig- gotläudisehe Melodien zugrunde, „damit die Gemeinde, die

,lel ist, weitere Kreise in Theologie und Kirche anzusprechen, von Kindheit an dänische Choräle gesungen halte, durch die

Jsl mir zweifelhaft. Vielleicht müßte sich dazu das Jahrbuch ihr bekannten Melodien dazu verlockt würde, schwedisch zu

'" stärkerem Maß systematischen Grundfragen des Gottes- singen".

"Enstes zuwenden. „Die bekannten Melodien" waren zum großen Teil aus dem

einstimmigen dänischen Gesangbuch von Maus Thomissen

vom .Lahr 156!), aus dem viele Texte und Melodien in Schweden
und Finnland gebräuchlich wurden, wie auch einige
Spegel-Tcxte dänische Vorbilder haben. Aber es gibt in der
Handschrift auch Hinweise auf deutsche Melodien. Wahrscheinlich
hat Spegel an seine zahlreichen deutschen Ge-
Helf'«ge, Ksbiürn: 1600-tnl.spsal.n. Literaturhistoriska s.u- u.eindemi.glieder auf Gotland gedacht, als er deutsche Kir-
^r. Zusammenfassung: (leistliehe Liederdichlung im 17. ohenheder (B.st, Gerhardt Franck) zum Vorbild seiner Text-
Jnli.l. j » i i r>, noeui ir./. c „- u» geslatung verwendete. Vielleicht war er durch den aus
■'■'nrhundert. Lund: (.leerup 10681. OW S. gr. 8 . .... ■ ■ „ , „.., . , , ,

Schicsu ig sl a in inenden Kantor Feder lialir mit der denI selten

»Eines der Ziele dieser Arbeit war. an einem konkreten Kirchenliedtradition bekannt geworden. Auf Grund derarti

"^aterial die stilistischen Problemstellungen zu klären, die ger Verhältnisse hat Spegel die Lieder und Übersetzungen

's"'h für die Kirchenliedcrdichter aus ihrer Stellung zwischen gedichtet, die sich in einem Anhang zum Manuale des Buch-

"er profanen Dichtungstradition einerseits und den Forde- druckers Heinrich Keyser von 1686 linden. -

ru"SIen, die kirchlicherseits nn sie erhoben wurden, anderer- „Fersuadcre, docere, movere war eine Begel und Norm

*cits ergaben. Ein weiterer Zweck war, Slilentwicklung und nicht nur für den rhetorischen Dichter, sondern auch für viele

j'orniweclisel im schwedischen geistlichen Lied des 17. Jahr- Kirehenliederdichler"; so der Vf. im zweiten Teil seiner Ab-

"""lerls zu beleuchten. Die schwedische Kirchenlieder!radi- handlung, die eine Reihe von Analysen deutscher und schwe-

"•'ifswnld WllU«kB Nu««'1