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Ausgabe:

1971

Spalte:

546-548

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Edwards, Jonathan

Titel/Untertitel:

Original sin 1971

Rezensent:

Bertinetti, Ilse

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Seite 1, Seite 2

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545

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1971 Nr, 7

540

545 - ich frage mich, ob das 546ff Gesagte nicht doch ein gegriffen werden. Mit Kol. 1,15ff wird von der Weltherr-

Mehr" ist). Die Warnung vor dem Konfessionalismus lassen schuft Christi gesprochen, und zwar so, dal.! diese Aussage

wir uns gern gefallen (Schinil/ 449.467; Hauer 483), beton- nicht ,,iin Sinn einer reinen Worttheologie relativiert", viel-

ders die vor dem,.traditionellen innerprotestantischen Abend- mehr „durch die Verbindung mit der Kreuzestheologie prä<

mahlsstrcit" (467). Daß Christus das Ur-Sakrament ist, darin zisiert" wird (Roloff 8/173); so hat Himmelfahrt mit der

•>nd wir mit Fürst einig; darin, dal.! das Abendmahl „ein Welt zu tun (ebd.). Dennocb sind wir unterwegs zur Ruhe

zweites, mit ihm konkurrierende» Ileilszentruni" sei, sofern C.ottes; darin liegt, hei aller nötigen Absage an einen pseudo-

■nan in ihm nicht bloß ein „bekennendes Gedächtnis des evangelischen Quictismus, „ein Moment, das einen heute

Christus" sieht, sind wir mit ihm nicht eins. Wo fragt uns vordringenden einseitigen aktualistisehen Aktivismus, ein

denn jemand : Christus —oder das Sakrament? Wir empfan- übersteigertes Vertrauen auf Provokationen und Aktionen,

B°n Christus im Sakrament. Ks wird nicht angehen, den ins rechte Licht rücken kann" (Lang 8/128). Ks ist nicht die

Ahendmahlsstreit einseitig, d. h. nur auf lutherischer Seite, Aufgabe der Kirche, „Modelle für das Handeln in Politik,

abzublasen, wir werden vielmehr geduldig miteinander um Wirtschaft und Gesellschaft zu propagieren, um so die Welt

Verständnis der Sakramente bemüht sein müssen. — unter die Herrschaft Christi zu bringen. Wohl aber wird die

Doch der Rezensent muß der Versuchung widerstehen, wei- Gemeinde durch ihren Gehorsam zu einem eschatologischen

tere Kinzelfragen aufzugreifen, zu denen das Ruch Anlaß /.eichen der Versöhnung, das der Welt bezeugt, daß es für sie

«übe. „Hören und fragen": der Buchtitclist — gerade in der eine Hoffnung gibt" (Moloff 8/175). (Leider fehlt die Predigl-

w>n den Herausgebern bewußt gewählten Reihenfolge hilfe zum 23. S.n.Trin. über Röm. 13.) Bemerkenswert scheint

eÜ Programm, dein mau nur von Herzen zustimmen kann. mir der Mut, mit dein au mehr als einer' Stelle das Problem
Die beiden anzuzeigenden Hände 7 und 8 der Calwer „Glaube und Wirklichkeit" angegangen wird (z. H. Lang
Predigthilfen setzen die bewährte Reihe, nunmehr mit 133), auch in bezug auf die Auferstehung (Rupprecht8/213ff).
'L Breit und L. Goppelt als Herausgebern, fort; freilich so, „Eschalologisches Leben (ist)... selbst eine Wirklichkeit, die
'laß nicht nur erstmalig neu testamentliche Texte behandelt grundsätzlich historisch nicht erfaßt und beschrieben werden
werden (auf die bereits behandelten alttestamentlichcn Texte, kann" und mit Kinzclheiteii der Ostcrpcrikopen (Grabes-
d'e in der jeweiligen OP-Reihe vorkommen, wird lediglich wache!) weder stellt noch fällt; daß „die Sache Jesu weiter-
v erwiesen), sondern auch ein anderer Arbeitsstil gewählt gehl", wäre jedenfalls kein hinreichender Ausdruck für die
'st. Verwandte Texte sind, unabhängig von ihrer Stellung im lebendige Gegenwart lies Auferweckten (Joest 7/210ff).
Kirchenjahr, zu Textgruppen zusammengefaßt (ohne daß Die Calwer Predigthilfen bemühen sich darum, „die Texte
daraus ein starres Gesetz würde). Dies bedeutet nicht nur, exegetisch und meditativ aufzuschließen" (Vorwort 7/5).
daß \ iederholungen vermieden werden. Die Frage nach den Man wird immer wieder fragen müssen, was dabei Meditation
Gemeinsamkeiten der jeweils zusammengenommenen Texte ist. M. Seitz (in: Die Predigt zwischen Text und Empirie,
erweist sich heuristisch als fruchtbar, nicht minder das Ach- Stuttgart 1909. 16) sieht die Meditation an als „Reflexion
auf das .le-Resondere. So werden i. Ii. bei den Kvange- eines exegetisch erarbeiteten Textes auf Anrede hin". In die-
lien (Rand 7) zusammen behandelt: Vorgeschichte, Täufer- sein Sinne geschieht in den vorgelegten Predigthilfen Meditexte
, Texte vom Lebenswasser und Lebensbrot, Ostererzäh- tation in hohem Maße. Dem Prediger wird gute Hilfe gege-
hmgen (dazu genommen der sinkende Petrus!), Texte aus der ben, die Texte „auf Anrede hin" abzuhören. Ich frage mich
Alissendlingsrede und solche von der Nachfolge. Heispiele nur, ob Meditation nicht weiter gehen sollte. Reflexion ist
aus der Kpistelreihe (Hand 8): Das Wunder der Weihnacht, ein Nachdenken über..., Meditation ist ein Eingehen in...
'exte vom Wagnis der Freiheit, vom Leben der Gemeinde Reflexion sieht ein Schiff fahren, beschreibt den Bau, die
111 der Weh. von der Auferstehung der Toten. Behandelt sind Größe, die Bewegung und Fahrtrichtung des Schiffes. Medi-
Jeweils 'i!) Texte, durchschnittliche Länge 7 Druckseiten. tation steigt in das Schiff ein. Das muß und soll nicht heißen,
Methodisch ist meist (nacb den Bemerkungen zur Textgrup- daß Meditation schon Predigt wäre. Auch ein intellektuell-
n<'> die zuweilen auch fehlen) der Dreitakt eingehalten: Aus- reflektierender Lingang mit den Texten kann im Gehorsam
'l'gung — Besinnung — Predigt Vorschlag. geschehen; die vorliegenden Predigthilfen sind dafür einher
Benutzer dieser Bände wird auch hier mit allem, was drucksvolle Zeugnisse. Ks könnte aber sein, daß wir, wenn
a"8 der exegetischen Wissenschaft zum Verständnis des Tex- wir verstehen wollen, noch anderer Zugänge zum Text be-
nötig ist, gründlich vertraut gemacht. Nicht nur dem gan- dürfen, heute wahrscheinlich mehr als zu anderen /.eilen.
"" Buch, sondern auch (meist) den einzelnen Texigruppen Nicht, daß das Dargebotene nichts dergleichen enthielte. Ich
8l"d ausführliche Literaturangaben beigefügt. Ober den je- meine nur, daß wir hier noch mehr Geleit brauchten. Jedoch
*euigen Stand der Fachdiskussion wird eingehend berichtet, soll dieser Wunsch den Dank nicht abschwächen, den wir

s° ('aß der l.eser instand gesetzt w ird, die theologischen Such- den Herausgebern und Autoren der drei hier besprochenen

"'"'Scheidungen der Verfasser zu prüfen. Bände schulden.

"insichtlich des theologischen Standorts weisen die Calwer , . . ,...,-,„•

iL ,. . ° r,. . I.eip/.IK Gottfried Vnlift

" «igllulfcn eine größere Geschlossenheit auf als die Lich-

|°*Z-Falkenrothsche Sammlung. Daß sich auch hier verschie-
! Kne Tönungen in der Sache, erst recht individuelle Besonder*

'.''"''ii des Denk- und Sprachsiiis finden, ist selbstverständ-
«ch. So

wird der Anteil der überliefernden Gemeinde (bzw.

L** Evangelisten) am Zustandekommen evangelischer Peri- Edwards, Jonathan: Original Sin, ed. hy C. A. Holhrook.

°Pen verschieden beurteilt (vgl. etwa Pörksen 7/300 mit Nfiw Havpn and London! Yale University Press 1970.

• Krusche 7/17, P. Krusche 7/t9üf und Funke 7/125); XI m s gr. g„ _ Tho Works of jonatnat] Edwarde, ed.

"0ch ist zu bedenken, daß auch der einzelne Ausleger von jiy j g Smith, 3. Lw.t 17,50.
ex' zu Text neu fragen muß und zu verschiedenen Erteilen

0Ulmen wird. Aus der Fülle interessanter Einzelerörterun- Der von Clyde A. Holhrook eingeleiteten und ausführlich

greife ich nur zwei heraus: Goppelt macht deutlich, daß kommentierten Ausgabe liegt der Text der 1758 erstmals er-

'"h. 11,25—30 eine Einheit palästinischer Herkunft sein schienenen und seitdem wenigstens drcizclinuial in Kinzelaus-

' wahrscheinlich von Jesus selbst stammend (7/80f). gaben sowie innerhalb sämtlicher Kollektionen der Werke

"D"ß Jesus seinen nahe bevorstehenden Tod angekündigt Edwards' gedruckten Schrift „The Grcat Christian Doctrine

""d entschlossen angenommen und dann auch den Jüngern of Original Sin Defended" zugrunde. El handelt sich bei die-

erPfliehtend gemacht hat", macht llegermann mit gewich- ser Arbeil des nordamerikanischen Erweckungspredigers Jo-

jÄ*0 Gründen wahrscheinlich (7/153). Auch aus der Fülle nulluni Edwards um eine dogmatisch und exegetisch Sorg-

''"seii, was der Kpistelband bietet, kann nur weniges heraus- sam fundierte Apologie des I'.rbsündendogmas und gleich-