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1971

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Systematische Theologie: Allgemeines

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541

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 7

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In Teil II untersucht L. in der Analyse von drei Texten
(Mk. 4,1-34; 10,17-31; 14,66-72), oh H. mit seiner literar-
kritisch bestimmten Arbeit einen methodischen Zugang zum
historischen Jesus zu eröffnen vermag. Diese Analysen, für
che die neuere Literatur herangezogen worden ist, zeigen,da 1.1 die

Aufteilung von Markus in zwei Erzahlungsschichtcn sowie
die weitere Quelleltaufteilung nicht haltbar sind. Das Jesusbild
von Mk. I erweist sich letztlich „als eine Projektion subjektiver
Vorstellungen in den Bereich historischer Sachverhalte
" (S. 113).

Den Sekundärquellen (dem „Evangelium Q" und dem Sondergut
bei Lukas und Matthäus) wendet L. sich dann in
Teil III zu. Er arbeitet heraus, mit welchen „Sichtungsprinzipien
und Argumenten" H. echte Erinnerung an Jesus sowie
auf Jesus zurückzuführendes Spruchgui auffindet, und
kann nachweisen, daß die von H. verwendeten Echtheitskriterien
nicht allein aus der Lite rarkritik stammen, überhaupt
die literarkritische Forschung nicht zum Ziele führt und alle
neutestamentliche Forschungsich deshalb auch der förmige-
schichtlichen Methode bedienen muß.

In einem Schlußabschnitt werden die gewonnenen Einsichten
in einem größeren Zusammenhang erörtert, um Kriterien
für die Rekonstruktion eines Gesamtbildes des historischen
Jesus und seiner Botschaft zu erlangen. L. analysiert
und charakterisiert bei dieser Darlegung, die in ihrem Aufhau
ebenfalls an H. orientiert ist, die wichtigsten seit der
Jahrhundertwende vorgetragenen Methoden und Maßstäbe
der Jesusforschung und kommt zu recht interessanten Belichtungen
, die der Klärung dieser Frage dienen.

Um die Verkündigung Jesu von der Interpretation der Ur-
gemeinde abzuheben, wendet L. sich zunächst der „Rekonstruktion
der ältesten Traditionsschicht" und der allgemein
verläßlichen Überlieferung zu, ehe er inhaltlichen Fragen
nachgeht: der Eigenart Jesu und der Abgrenzung von der
Jüdischen Umwelt, den Gleichnissen als Kriterium und einzelnen
Indizien wie „Abba", „Amen". Vor allem aber wird
darauf verwiesen, daß der Gesamtrahmen der Botschaft Jesu
Kriteriumsfunktion besitzt. Auch Jesu Vollmnchtsansprueh
»ommt zur Sprache.

Die Beschäftigung mit H.s Werk bzgl. der Jesusforschung
hesitzt ein besonderes Interesse, da hier der letzte große Ent-
*0rf einer geschlossenen Literaranalyse der Synoptiker vor-
■•gt (erschienen 1941/42), H. aber der formgeschichtlichen
forschungsmethode ablehnend gegenübersteht. Der Vf. beschränkt
sich in seiner Untersuchung nahezu ausschließlich
•ttl die beiden Bände der „Frühgeschichte". H.s Veröffentlichungen
über die Auferstehung und die daran sich anschließende
Diskussion — abgesehen von seiner Arbeit am vierten
Evangelium _ dürfte jedoch weiteres Licht auf seine Arbeits-
Weise werfen. Im Zusammenhang mit der auf S. 14 aufgestellten
Behauptung, H. habe in der „Frühgeschichte" die 1926
Voi"gotragene Position nachträglich ausgeführt, erwartete
man nähere Auskünfte. L. verweist verschiedentlich auf melodische
Inkonsequenzen. Er setzt voraus (S. 10ff.), daß H.

«Hein die literarkritische Methode verwendet, ohne da-
'ür ein Zitat zu bieten, auch ohne zu fragen, ob eine Methode
"'cht auch „offen" für andere Betrachtungsweisen ist. Mit
"•cht kritisiert L. jedoch den Subjektivismus H.s. Im Laufe
der Unt, trsuchung, vor allem im Schlußabschnitt, werden
'•'"'ge theologiegeschichtliche Bemerkungen zu IL gemacht,
docl> geht L. dem theologischen Engagement H.s, seinen Motiven
für ejne Herausarbeitung der „judenchristlichen" Interessen
der Urgemeinde nicht nach. Entsprechend fehlt eine
Auseinandersetzung damit, daß IL damals sehr stark der na-
t,0'>alsozialislischen Weltanschauung verhaftet war.
. Da es sich um eine methodologische Arbeit handelt, stellt
s'eh vor allem die Frage nach der vom Vf. selbst gehandhab-
tcn Methode. L. nimmt ein wichtiges Problem in Angriff, das
Cr durch kritische Aufführung der verschiedenen methodi-
S'.'1"'11 Prinzipien weiter klärt. Warum gebt der Vf. hier aber
'"eht u;d,(.r auf die Bedeutung des Jüngerkreises und die des
••Lehrers" in der Urgemeinde ein? Man vermißt im Schlußabschnitt
die Konzeption E. Stauffers, auch wenn dessen Arbeit
vor allem am vierten Evangelium orientiert ist. L. versucht
eine Rekonstruktion des Jesushildes, wobei er sich als
„Historiker" (S. 199 u. 204) verstellt. Dieses Gesamtbild von
Jesus trachtet er durch einzelne „Wegschrittc" zu gewinnen,
dabei bestrebt, „unter Zusammenspiel möglichst vieler Kriterien
die Grenze immer weiter auszuweiten" (S. 186). Er
spricht dabei von „verifizieren" (S. 194) und „Sicherung"
(S. 186), d. h., er sucht im Auffinden des historischen Jesus-
bihles offensichtlich auch die „Verläßlichkeil seines Inhalts"
(S. 197). L. möchte keine Prämissen machen. Hier ist aber
nachdrücklich zu fragen, ob er mit der Sicherung des Historischen
nicht eine dogmatische Prämisse macht, indem er den
„Gegenstand", Jesus von Nazareth und seine Verkündigung,
historisch sichern will. Die Bezeichnung „historischer Jesus"
wird in der Forschung verschieden verstanden. Unterschiedlich
ist ja auch die Methode der Befragung. L. meint jedoch
„nur (!) von ,historisch' Echtem kann man auch die »sachliche
' Echtheil beurteilen und bestimmen" (S. 174). Er weist
selbst darauf bin, daß man von der Gemeindesituation ausgehen
muß, und möchte auch die formgeschichtliche Methode
dafür nutzbar machen. Wie kommt hei diesem historischen
Ansatz aber die theologische Fragestellung zum Zuge?
Eine Klärung des Verhältnisses von historischer und theologischer
Fragestellung wäre hier dringend zu wünschen.

Bertin Karl Mntthiae

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