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Ausgabe:

1971

Spalte:

522-524

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Plomp, J.

Titel/Untertitel:

De kerkelijke Tucht bij Calvijn 1971

Rezensent:

Linde, Simon

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 7

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credulitas als Grundlage einer Gemeinschaft eine große Rolle kriege Anschauungsmaterial zu liefern schienen. I is wurde die
(29—34). die das gegenseitige Verhältnis des mit der Regie- Unterstellung ausgesprochen, der Ruf nach Reform sei nur

rung Beauftragten und dein regierten Volk als ein Vertrau- eine Entschuldigung für Ungehorsam. Diese Argumentation

Bniverhältnia umgehreibt. Die Unterscheidung von Legis- verfehlte ihr Ziel nicht. Zwar mußten die weltlichen Herr-

l&tive iiihI Exekutive wurde von den Konziliaristen von scher dieser Zeit nicht erst angeregt werden, ihre Machtan-

Marsilius von Padua Übernommen und neu betont. Kurzum, Spruche auszudehnen, aber die Übernahme des monarehi-

die Konziliaristen trugen Gedanken vor, die später in domo- sehen Gedankens, wie ihn die Papalisten um Eugen I V. aus*

Kratigche Staatslehren aufgenommen wurden. geprägt hatten, gab ihnen ein ideologisches Mittel, ihre

Das zweite K;.......I widmet sieh dem päpstlichen Monar- Machtnnsprüchc zu begründen und zu erweitern, so daß sieh

chismus (53-84), der besonders an den Lehren des Juan von schl.cßhch der kirchlich« Monarch und die weltlichen Herr-
Tor,|uemada veranschaulicht wird. Für ihn „nd seine Ge- zusammenfanden und dem Konzil die Existenzmög-

__ ,. . , .. , j iw i . hchkeit entzogen. Und dies ist das Erregende an der vorlie-

sinnungsgenossen ist die Anknüpfung an den INeuplatonismus . Tt ° , , „ . .6 ,

■ , ir__,;_, ., u . j- c l i .-i genden Untersuchung, daß sie zeigt, wie aus dem Existenz-
entscheidend. Verbindungen zu ihm hatte die Scholastik ,B , . , _ B . ,,

i . i , t , i ,, , kämpf eines relormleindbchcn Papstes im Bündnis mit dem

Ourrh W eitergahe mancher Lehren Augustiiis, vor allem aber , . , . . . r— ., , ZZ .

,]„„ ■ . i tv a » i u i- i i. / Aeuplntonismus und damit eines leiles des Humanismus

uer Lehren des Dionysius Areopagila lebendig erliallen. Au ' , , , , , . , ,. , tt , .

_,„, . . j j w i « • i iii eine Ideologie entstand und auf die weltlichen llerrsehalls-

neuem Lehen erstand der , eupla Ionisinus aber dureli die . ... ° , ,. n , . •

H,„ ,. i- i . ■ i ai j T7i Inrmen ubertragen wurde, die zur Rechtfertigung monar-

nenaissanee. I'.s sei nur an die platonische Akademie in l'lo- , • ■ . .. i >• . _ °

iii/' • i- u c u i . i ehischcr Ansprüche diente. Das Ponlifikat Eugens IV. war

renz erinnert, die sieli als t icgnenn aristotelischer Scholastik , , . , 1 . .

,....... r, , , . , ,. , , ,__,____. , daher nicht nur eine 1'ehlleistung für die Kirche, so daß an

verstand. Der neuplatonische bedanke von <ler Kosmischen ,. „ „ , , , „ " ,. _ , ' .

Ii; , • , r i n i'.' i "i r Stelle der unterdrückten Keform die Reformation treten

Hierarchie wurde nun aul das Politische übertragen, um die „ , , . „ , „ . •««.».», , ..

i_ ... , .. , . , ~. n mußte, sondern auch eine J< ehlleistung für die Welt, so daß

»iispriiehe iles I .iiistes aul seine monarchische Stellung zu .. , T^.. , , .

, . , .... . T° die entmachteten mittelalterlichen Körperschaften den Weg

1 rweisen. Die Papalislen lielanden sich in der günstigen Lage, , ■ i m i , „ °

j.p • ,- t . in -.i •» - • i_ des Aulstandes und der nevolution gehen mußten.

«Mo sie die Interessen des 1 allstes mit der zeitgenössischen . . „ , , _ ., , ~ , ... _,

PI ■■ ,. , , . , ., In einem schlußteil (139—172) bringt der f. lextauszüge

»nuosophie verbinden konnten, was zur Anerkennung ihrer T , « • ■ * n. , ,

I __, . ... . T7__.__„ . . . aus Johannes von Segovia und Juan von lorquemada und

■■euren beitrug. 11 inzu kamen ilie Linrulien dieser Zeit, nicht ,1-0, » v 1 < ,, , , , . ,. ,

»„1,,.., 10 l-i- 11 r 1 erschließt den Inhalt seines liuches durch ein giitgegliederles

zuletzt die Hussitenkriege, die ein allgemeines Verlangen . 000

"ach Frieden entstehen ließen, das „one of the papacy's 0

strongest allies" wurde (09), weil man argumentierte, der Leipzig Hclmar Junfha&f

Monarch sei der beste Garant, des Friedens, da er nicht mit
8lch selbst in Streit geraten könnte wie eine mehrköpfige Regierung
und in seiner Machte US Übung unabhängig sei. Die
Jurisdiktion des Papstes wurde, um ihn von den Reschlüssen
des Konzils frei zu machen, als Gabe Gottes an den Papst interpretiert
. Was aber nun entscheidend ist, diese Gedanken

übertrug Juan von Torquemada auf alle Autoritäten, auch Plomp, J., Dr.: De kcrUelijke Tucht bij Calvijn. Kämpen:

«»f die weltlichen. Gleich dem Papst erhielt der „Souverän" Kok 19G9. XV, 400 S. gr. 8°. hfl. 24.75.

e'nc Stellung, die ihn von jeder juristischen Abhängigkeit, ja ., ... .. . . , . ... . .. . ..... .

v_„ , „ .., , 1 r • r,- . - / Der Vf. dieser Doktorarbeit (l'reie Universität, Amsler-

w,|> Men ■ .esetzen überhaupt helreile. Die acquitas, auf die . . . „ , , ... , j ti. 1 it 1

,:„i ,. T . , . r t^„h , . , ... .. dam) ist Professor der Kirchengeschieble an der 1 beol. Ilocli-

31< n die Juristen lierielen, um l'alle zu entscheiden, lurdie , { .' ., , , . , • . - . ... ... ,

„■ ... „ ... 1,1 i- 1 1 schule in Kampen und hat besonderes Interesse lur Kirclien-

geschriebenes Gesetz fehlte oder I.....lenen die A11 Wendung , „ , , „ , . . ,. ....

j„„ , , _ ,,■-,,' ., recht. I',r stellte lest, daß es noch keine Monographie gab 11 bei-

U<-S liuchstabens des tjcsctzes dem Ueist des (icsetzes wider- .. .... ■ . r , . r,. ... ,

, . , _ ., . , _ .. „ die Kirchenzucht bei t.alvin. Die Kirchcnzucht ist Lalvin

l^'orlien hat te, wurde als I'reiheit des Souveräns vom licsetz , . ... , . . . ,. . , , . , . _

.,, . , sehr wichtig und wird von denjenigen, die sich damit belaßten,

ausgelegt, so daß ihm alles erlaubt wurde, was nach seiner , . :?, , , .,. „ , » 1 n u j

M_. " , , „ . , . ,. , . sehr ungleich beurteilt. I'.s war also Anlaß genug vorhanden,

uiinuiig lür das allgemeine Wohl notwendig war. I nd da i_v o r> n ,. . ,. . r tt 1

«Ii. w . . ? 1 ri die Lücke zu schließen. Das llesultat hegt vor uns. Das Buch

""e .Macht, wie aus der neuplatonischen Hierarchie gefolgert . , .... . . .... ,. ... , , . .

«,„., . *" _. „ ,. , , 1 wird erollnet mit einer r.inluhrung, die Kirchcnzucht im

"urde, stets von oben nach unten fließt, erhielt auch der ..... ... . . . . 1 • • T rv n r

v..lir u 11 , ..... . U 1 i-i . r, Mittelalter wird dann kurz skizziert. Die Kelormation ver-

"ciiii0|u. Herrscher seine Macht als eine t.abe (,olles. Der , .. . ... . . . . <r,

(;„,l, . . .... . „ . ~ , „ , , wart diese Art von Kirehen/.ucht, der VI. unternimmt zu zei-

^euanke eines „Königs von Gottes Gnaden wurde damit .. _ , . .. „ . . . _ ,

siil.ii i^- » -it >p 1 H''n, was die neformation, speziell t.alvin, an die Stelle des

■«HitDar. Die Argumentation des Juan von lorquemada er- Vorwurf« nen setzte

•treckte lieh aber nicht nur auf einen persönlichen Souverän, . 1 1 r

Sfl_. . , , , , , . , _ ... . c Lalvin wird dabei nicht von den anderen neformatoreii

•"«aern er entwickelte auch den abstrakten Begrilf der oon- . .. . . „ .. . . . v>. ... , ... ,. .

vi>.:- ... , , „. , . 1 -w ?, i- iimn isoliert. Im 2. Kap. wird eine UIuTsicht g«'g«'ben über die An-

.-'»'"fit, der sonst als Eigenleistung des JeanBodm (1530- 8chauungen der vornehmsten Reformatoren über die Kir-

beteachtet wird, der 1576 in seiner Schrift „De la repu- cllenzu(;llti wobei Taufer „jeht vergessen werden. El or-

<l»e für die absolute Monarchie eintrat. ^ ^ <laß und ()brigk«-it an der Sache teilnehmen,

^as dritte Kapitel (85—138) rundet den Stoff ab, indem was Konfliktstoff die l'idle bedeutet,
es dem diplomatischen Kampf des Papstes nachgeht. Mit Im 3. Kap. wird untersucht, wie Calvin prinzipiell über die

urreii Worten wird vom Vf. ausgesprochen, daß die Ausfor- Kirchcnzucht denkt. Sie soll „geistlich" sein, von der Gerung
drs Papalismus zu dieser Zeit und die Propagierung meinde geübt werden nach dem Maßstab des Wortes Gottes
8e'ner Lehren von dem Willen des Papstes getragen wurden, und nicht in Grausamkeit entarten. Leider hat die Gemeinde

'"gesichts des Haseler Konzils zu überleben. Jetzt wird erst die ihr zugedachte Stelle zu wenig einnehmen ktanen, denn

"°htig deutlich, wie sehr diese Theorien als Waffen im Kampf bald kommen ihre Vertreter (Pfarrer und Älteste) an ihre

Segen das Konzjl geschmiedet und bedenkenlos angewandt Stelle. Wenn Zucht geübt wird, so fängt man an mit pasto-

J^ttden. Sowohl das Konzil als auch der Papst waren auf die ralcr Vennahnung. Im schlimmsten Falle kommt es zur Ex-

hterstülziing des Kirchen Volkes, praktisch auf dessen mäch- kommunikation. Auch das ist eine vorletzte Maßnahme, denn

llk'sl«'n Vertreter, die weltlichen Herrscher, angewiesen. Um man hofft und betet, «laß es zur Einkehr kommt. Auf diese

'ose für sich zu gewinnen, brachte Eugen IV. selbst die Pa- Weise soll die Gemeinde wissen, was die Heiligkeit Gottes

°'e auf, der Konziliarismus sei eine Form der Revolution ge- bedeutet, sie soll deswegen Heiligung üben. Während die

Se" kirchliche und weltliche Autoritäten. Den weltlichen Täufer die Kirchcnzucht zum Wesensmerkmal der Kirche

"TSehern wurde eingeredet, die Sache des Papstes sei auch machen, geht Calvin nicht so weit. Aber er bat Verständnis

. lre Sache, denn ein Sidiisma der Kirch«' werde ein Schisma für ihr Anliegen, und so ist die Kirohenzucht ihm immerhin

,m Weltlichen Raum nach sieh ziehen, wofür die Hussiten- unerläßlich für den guten Stand der Gemeinde,