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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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bemerken, daß im Gegensatz zum Magisterexamen, wo allein
die Leistung ausschlaggebend war, bei diesem Examen auch
die Standesverhältnisse, berücksichtigt wurden. ,,Adlige und
Ordensangehörige rangieren hier an der ersten Stelle" (S. 173).
Ergreifend liest sich, was über Luthers Verhältnis zu seinem
von ihm hochverehrten Lehrer, dem Erfurter Professor Jo-
docus Trutfetter, gesagt ist. Der konservative Theologe
konnte mit Luther nicht mitgehen. 1518 trennten sieh zu
beider Schmerz ihre Wege endgültig. Was Trutfetter als Ergebnis
jahrhundertelanger wissenschaftlicher Arbeit verehrte,
sah Nuther als kleinliche Unterscheidungen (distinctiunculas)
an (S. 230ff.).

Schließlich erschütterte das reformatorische Wirken Luthers
seit dem Thesenanschlag die Universität Erfurt aufs
heftigste. Es kam zu blutigen Unruhen und Gewalttätigkeiten
. Die Studenten waren für Luther, die theologischen Professoren
, so wie Trutfetter, in der Mehrzahl gegen ihn. Aber
es war nicht zu verhindern, daß ihm seine Anhänger, als er
am 4./5. April 1521 auf dem Wege nach Worms in Erfurt
Station machte, einen triumphalen Empfang bereiteten. Er
nannte seinen Einzug in Erfurt seinen Palmsonntag. Obwohl
er im Bann war, konnte er in der Augustinerkirche predigen
(8. 258).

Abschließend sei betont, daß die vorliegende Besprechung
dem Zweck dieser Zeitschrift entsprechend einseitig auf die
Erfurter Theologie und Luther ausgerichtet ist. Für Interessenten
sei jedoch darauf hingewiesen, daß hier eine ausgezeichnete
Geschichte der ganzen Universität Erfurt mit
allen ihren Fakultäten in einer gärenden, für die Universität
schicksalhaften Zeit geboten wird.

Erlangen Hanl Liermann

Alberigo, Guiseppe: Neue Grenzen der Kirchengeschichte?
(Conc 6, 1970 S. 486-495).

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Cobb, John: Auf dem Weg zur Ablösung des Historismus
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KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Lubac, Henri de: Geist aus der Geschichte. Das Schriftverständnis
des Origenes. Übertragen und eingeleitet v. H.
Urs von Balthasar. Einsiedeln: Johannes Verlag 1968.
522 S. 8°. I.w. DM/sfr. 45,-.

Der Vf. setzt bei den Anklagen ein. die im Lauf der Kirchengeschichte
gegen Origenes erhoben wurden. Wiederholt
] ngen jener Vorwürfe, die ihm schon in den drei Jahrhunderten
zwischen seinem Tod und seiner Verketzerung gemacht
wurden. Zu diesen parteipolitisch motivierten und insofern
unsachlichen Vorwürfen kommen Einwände gegen dm, die
auf unzulässige Weise, nämlich durch einseitige Auswahl aus
seinen Werken gewonnen wurden, sei es, dal! in ihnen die
apologetische Situation bestimmter Einzelaussagen verkannt
wurde, sei es, daß unzulässige Obcrbetonung der wissenschaftlichen
Bücher und Vernachlässigung der exegetischen
Werke das Origenesbild verzeichneten.

Die allegorische Auslegung, Ziel fast all dieser Angriffe, sei
vielmehr als notwendige Waffe im Kampf gegen Judentum

und ('•nosis anzusehen und als Ausdruck seiner Frömmigkeit
und Rechtgläubigkeil einzuschätzen. Die Exegese des Origenes
sei aus seiner Beschäftigung mit Paulus und nicht
aus seiner Philosophie erwachsen; sie sei nicht die Frucht
höherer, nur wenigen zugänglicher Weisheit, sondern einer

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1971 Nr. 7