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Ausgabe:

1971

Spalte:

498

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Veitshans, Helmut

Titel/Untertitel:

Die Judensiedlungen der schwäbischen Reichsstädte und der württembergischen Landstädte im Mittelalter 1971

Rezensent:

Mayer, Reinhold

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Seite 1

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Schabt, Abraham: Xainenwörterbuch zu Flavius Josephus.
Leiden: Brill 1968. XV, 113 S. 1° = A complete Concor-
dance lo Flavius Josephus, ed. by K.II. Rengsdorf, Supp-
lemenl I. Lw. hfl. 108,-.

Wer den Werl dieses Namenwörterbuches beurteilen will,
muß schon den Gang der Forschung auf diesem Gebiel seil
A. Schlatter (Die hebräischen Namen bei Josephus (BFehTh
17, 1913) kennen, die Geographie Palästinas seil P. Thonigen,
Loca Sancta, Verzeichnig der im 1.—6. .Jh. erwähnten Ort-
sehaft.cn Palästinas im Auge haben, vor allem aber unermüdlich
mit den Aufgaben der Exegese beschäftigt sein. Alle diese
Voraussetzungen sind bei A. Schalit. in vorbildlicher Weise
erfüllt, so daß K. II. Rengstorf und sein Mitarbeiterstab wohl
beraten waren, als sie im Zuge der Konkordanzarbeit A.
Schalit als zeillieh erste Herausgabe das Namenwörterbuch
anvertrauten. In seinem Vorwort spricht A. Schalit davon,
daß die Personen- und Ortsnamen hebräischer und aramäischer
Herkunft in besonderer „Verwilderung" auf uns gekommen
sind. In oft fast aussichtsloser Lage sind deshalb
Vorschläge zu machen, die von den griechischen Namensformen
ausgehen, dann die hebräischen und aramäischen Parallelen
heranziehen. Endgültige Lösungen der Probleme sind
oft nicht möglich. Die Folge, ist, daß A. Schalks Konkordanz
als regelrechtes Arbeitsbuch Verwendung findcrl muß, wobei
die Texte selbst (Niese, Naber), aber auch die Vorschläge anderer
Gelehrter berücksichtigt werden müssen. Die Folge der
Arbeit A. Schalks wird sein, daß auch die Arbeit an dem
Jesephustext unter Berücksichtigung der topographischen
Fragen aufs neue lebendig werden muß. Ich beschränke mich
auf die exkursartigen Ausführungen, die m. E. von beson-
dererWichligkcil fürdie Kxcgcscsind: 1.'Apoupnant. 6,251.377
vgl. denmas. Texl von 1. Sam22,6; LXX 1. Reg 22,6; 31,13).
Die überlieferte Textform bei Josephus (Nieses Interpunktion
!) ist nicht ohne weiteres anzunehmen. Josephus folgt der
griechischen Bibel und malt midraschartig aus. Ergebnis von
A. Schalit S. 17: „Mithin isldas joscphische'ApO<3pT| nurschein-
bar ein Ortsname und daher aus dem Eigennamenverzeichnis
zu streichen" (vgl. dazu die Auseinandersetzung mit G. R.
Driver, Aramaic Documenta auf S. 129). — 2. Ganz kompliziert
ist auch die Wiederherstellung von VdpiC,, einem Ort in
Galiläa (bell. 3, 129; 5,474; ant. 8,330; vita 395.412): „Der Name
rdpiQ ist olfenbar verballhornt. Eine Lösung des Hälseis
eröffnet vielleicht ant. 8,330." A. Schalit schlägt vor, auf den
bebr. Text von 1. Kön 18,13 zurückzugehen (S.33). — 3. Ebenfalls
schwierig ist die Namensform Mapi-cmvoL in Ant. 13,275
(vielleichtdie Einwohner vonMeppoCg1,!U b Euseb Onom.128,5
und A. Alt, Kleine Schriften, II 113 Anm. 5); hier wird ein
langer Exkurs S. 130—133 nötig (Frage nach dem Verhältnis
dieser Volksgruppe zu den „Städten von Nabraehtha"). A.
Schalit kommt auf S. 133 zu einer kühnen Emendation. —
/'- Leichter aufnehmbar sind die interessanten Ausführungen
Zu TpouSCou MOuußnöpa bell. 5,167: das Sigma am Anfang
(Struthion) ist fehlerhaft. Ks handelt sich um einen Doppel-
'eich, dessen Kanalsystem später zur Burg Antonia gehörte,
trockengelegtes Gelände aber nach wie vor denselben Namen
behielt (S. 120).

Auch auf diesem topographischen Gebiet bewährt sieh die
Zusammenarbeit mit der Universität Jerusalem; ja, das
Schwergewicht der Namenforschung setzt nicht nur eine
Kühe von philologischen, historischen, geographischen Beobachtungen
voraus, sondern die ständige Beratung durch die
Mischna und den Talmud (vgl. den Personennamen&ocu9eo£
»nt. 20,130 conj. Schalit und den Kxkurs S. 39).

Auf jeden Fall läßt sich schon jetzt erkennen, auf welch
schwierigem Gebiet sich dieser Teil der Josephusforschung
Erarbeiten muß. Möchte auch dies wichtige Arbeitsbuch dazu
dienen, neue Grundlagen für die zukünftige Josephusforschung
zu schaffen.

Tübingen Otto Michel

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Veitshans, Helmut: Die Judensiedlungen der schwäbischen
Reichsstädte und der würtlembergischen Landstädte im
Mittelalter. Stuttgart: Kohlhammer 1970. XII, 61 S. 8° =
Arbeiten zum historischen Atlas von Südwestdeutschland,
hrsg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, V. DM 13,20.

— Kartographische Darstellung der Judensiedlungen der
schwäbischen Reichsstädte und der württembergischen
Landstädte im Mittelalter. Ebd. 1970. V, 26 S. 8° = Arbeiten
zum historischen Atlas von Südwestdeutschland, hrsg. von
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg, VI. DM 11,50.

Helmut Veitshans legte in diesen beiden Heften das Ergebnis
seiner Untersuchungen über die mittelalterlich-städtischen
Judengemeinschaften Süd Westdeutschlands vor. Ausgehend
von den ältesten literarischen Nachrichten und Stadtplänen
, bestimmte er jeweils die Lage der .Judensiedlung mit
ihren wichtigsten Gemeindeeinrichtungen innerhalb der betreffenden
Stadt, um daraus Funktion, Bedeutung und Stellung
der Judengemeinde zu erschließen.

Die Arbeit wird eingeleitet mit einer Darstellung der religiösen
, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Stellung der
.luden im mittelalterlichen Staatsgefüge (S. 7—S. 11) und beschlossen
mit einem Überblick zur kirchlichen und weltlichen
Gesetzgebung und einer Znsammenfassung: „Die Lage der
Judensiedlungen als folge der jüdischen Lebensbedingungen
" (S. 54-S. 57; S. 58-S. 61) Im Hauptteil der Arbeit
sind die Judensiedlungen in 33 schwäbischen Reichsstädten
und in zehn württembergischen Landstädten einzeln beschrieben
(S. 12 - S. 13; S. 44 - S. 53).

Der zugehörige Karlenteil bringt die Stadtpläne von 20
schwäbischen Reichsstädten und allen im Textteilband behandelten
Landstädten. Auf den Stadtplänen sind die Judensiedlungen
der verschiedenen Siedlungsperioden verzeichnet
und ist die jeweilige Lage von Synagoge, Judenbad und
Judenfriedhof (soweit rekonstruierbar) aufgezeigt (S. 7 bis
S. 26). Auch dem Kartenheft ist eine kurze Beschreibung beigefügt
(S. 1 — S.5), so daß dieses notfalls auch ohne das Textheft
benutzt werden kann.

In den verkehrsgünstig gelegenen schwäbischen Reichsstädten
und in den württembergischen Landstädten lebten
schon seit der Zeit kurz nach ihrer Gründung im Frühmittcl-
alter Juden vor allem als Warenhändler. Meist wohnten sie
direkt an oder zumindest nahe bei den wichtigsten Fernstraßen
und dem zentralen Markt. Durch die Entstehung eines
christlichen Kaufmannsstandes immer mehr in das Geldgeschäft
abgedrängt und schließlich (um die Mitte des 14. Jahrhunderts
aus Anlaß der Pest) vertrieben, wurde ihnen nach
erneuter Aufnahme im Verlaufe des Spätmittelalters ihr
Wohnplatz außerhalb der belebten Zentren an den Stadträndern
zugewiesen. Einst angesehen und begünstigt als Förderer
von Handel und Wirtschaft, später verfolgt und gelegentlich
geduldet als Gcldleiher und Kleinhändler: diese
durch religiöse und wirtschaftliche Gründe bedingte Verschlechterung
des Stellenwertes der Juden bei den Christen
läßt sieh aus der jeweiligen Topographie erweisen.

Helmut Veitshang gebührt das Verdienst, ein wichtiges
Detail im großen Rahmen der Geschichte der Judengemein-
ilcn des südwestdeutschen Raumes prägnant und überzeugend
analysiert und interpretiert zu haben, in einer Weise,
die geeignet ist, Leser reich zu belehren und tief zu beeindrucken
.

Tübingen Reiahold -Mayer

Marquardt, Fr. W.: Proposizioni sul Sionisme ed interrogati-
vi a proposito dell'Antisionismo (Protestantesimo XXV,
1970 S. 165-173)

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 7