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Ausgabe:

1971

Spalte:

471-472

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

1964/65 1971

Rezensent:

Rogge, Joachim

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471

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1971 Nr. ß

472

gische Perspektiven" (Methodenfragen unserer Mitarbeit
in der Gesellschaft) zur Sprache (56ff.). Auch dieser Abschnitt
ist wieder von spezifischen Erfahrungen geprägt.
„Mitarbeit in der Gesellschaft" ist möglich „von Person
zu Person", „durch die Institutionen" (welche?), „durch
die sozialen Auswirkungen des Lebens der Gemeinden und
der Kirche" und die „gemeinsame Mitarbeit der Welt-
christenheit" (56f.). Ausdrücklich wird die „christliche
Mitarbeit in der sozialistischen Gesellschaft" (57 f.) bejaht
; denn .„ideologische Konformität der Gesellschaft'
war ... nie eine Vorbedingung in der Ausübung des Dienstes
der Kirche" (exakter müßte es heißen: hätte nie sein
sollen!). „Zusammenfassend: Es ist unsere Überzeugung
und Erfahrung, daß unsere christliehe Sendung zur Weitergabe
des Evangeliums und zu einer Diakonie aus dem
Evangelium heraus keinesfalls im Gegensatz dazu steht,
daß Gläubige und Nichtgläubige gemeinsame Verantwortung
haben und gemeinsam sich dafür bemühen können
, dieselben oder ähnliche humane, soziale Ziele zu verwirklichen
" (60). Darin ist auch die Absage an jede Form
von „Antikommunismus" enthalten. Zwischen „Anpassung
" und „Hoffnungslosigkeit" sind die lutherischen
Kirchen Ungarns gewillt, gesellschaftliche Mitverantwortung
zu übernehmen. Am Ende steht noch einmal das
Bekenntnis zur „Konzeption der dienenden Kirche":
„Unsere Mitarbeit in der Gesellschaft ist kein .Mittel für
andere Zwecke'" (61).

Es dürfte verheißungsvoll sein, die „Konzeption der
dienenden Kirche" in ihren Konsequenzen für die gesellschaftliche
Verantwortung der Kirche und der Christen
auch unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen wei-
terzu verfolgen.

Störend beim Lesen ist die große Zahl an Errata und
Corrigenda, die aus Raumgründen nicht aufgeführt werden
können. Auch gibt es bedeutende Unterschiede zwischen
dem deutschen und dem englischen Text (67-127).
Nur ein Beispiel: „Gottes dynamisches Handeln faßt
sowohl das Werk der Erhaltung und Entwicklung
wie auch das der Erlösung und Erneuerung in sich" (44).

Dagegen: .....the work of providence and world

government..." (107).

Lilekendorf (IciiiIit Krusihe

Internationale Ökumenische Bibliographie. Bd. 3/4. 1964/66.
München: Kaiser u. Mainz: Matthias-Grunewald-Verlag
[1970]. 908 S. 4°. DM 110,-.

Über den Beginn des weitgreifenden Unternehmens, das
durch den Doppelband 3/4 fortgesetzt wird, war bereits
in ThLZ 94, 1969 Sp.472ff. berichtet worden. Offenbar
hat schon der erste 1967 erschienene Doppelband, der die
internationale ökumenische Bibliographie der Jahre
1962/63 enthält, eine solche Beachtung gefunden, daß sich
Herausgeber und Mitarbeiter zur intensiven Weiterführung
veranlaßt sehen konnten. „Weltkirchenrat" (durch
seinen Generalsekretär) und „Sekretariat zur Förderung
der Einheit der Christen" (durch seinen Präsidenten)
haben expressis verbis die Bedeutung dieser ersten ökumenisch
bibliographischen Dokumentation auf internationalem
Niveau begrüßt und dringend eine Fortführung
befürwortet (S.13).

Im neuen Band erscheint eine große Zahl neu hinzu -
gewonnener Mitarbeiter. Die Brauchbarkeit der Bibliographie
ist im internationalen Maßstab noch dadurch erhöht
worden, daß sämtliche „Allgemein-Texte" in deutscher
, englischer, französischer und spanischer Sprache erscheinen
. Sinnvollerweise sind Einführung und Benutzungshinweise
, aus Band 1/2, die das ganze Werk angehen
, viersprachig noch einmal abgedruckt worden. Die

Erschließung der Bibliographie ist durch vermehrte Register
noch weiter erleichtert. Eine umfängliche Liste allgemeiner
Abbreviaturen im Band 3/4 weicht nicht
unwesentlich von der des Bandes 1/2 ab. Es ist zu wünschen
und zu erwarten, daß sich für die folgenden Bände
ein durchweg gebrauchter Abkürzungsstandard einspielt
.

Die Einteilungsprinzipien für das immense Material
sind im großen und ganzen die gleichen geblieben (s. deren
Referat in ThLZ 94, 1969 Sp.474); dasselbe ist für die
bibliographische Behandlung der selbständigen Einzelschritten
und der Zeitschriftenliteratur zu sagen. Insgesamt
werden für die beiden erschlossenen Jahrgänge
8919 Titel verzeichnet. Als sehr begrüßenswert darf auch
für den vorliegenden Band angemerkt werden, daß eine
große Zahl wesentlicher Publikationen über die üblichen
bibliographischen Angaben hinaus mit einer kurzen Inhaltsangabe
in Petitdruck angezeigt worden sind.

Das Vorwort nennt die bibliographische Dokumentation
ein „Arbeitsinstrument" für die ökumenische Forschung
, die angesichts der immer weiter wachsenden
Literaturfülle nur auf diese Weise „der Ungewißheit und
Improvisation" enthoben werden kann. Vielleicht ist der
Begriff „Arbeitsinstrument" in der Tat der treffendste
Ausdruck dafür, daß das auf Kontinuierlichkeit und
Vollständigkeit angelegte Werk für alle einschlägig
Arbeitenden künftig unentbehrlich sein dürfte.

Berlin Joachim Kogge

Samartha, Stanley J.: Hindus vor dein universalen Chrivtug.

Beiträge zu einer Cliristologie in Indien. Mit einem Vorwort
v. H.Bürkle, übers, v. F.Melzor. Stuttgart: Evang. Verlagswerk
[1970]. 213 S. 8°.

Es ist erfreulich und ein Zeichen der Zeit, daß die Veröffentlichungen
über die vom Westen zwar nicht völlig
losgelösten, von ihr aber nicht mehr ausschließlich bestimmten
eigenständigen Theologie in und aus den sog.
jüngeren Kirchen zunehmen. Wenn es wahr ist, daß man
wohl viel von einer Ökumenischen Theologie spricht, daß
aber doch „die christliche Theologie ihr Werk mit wenigen
Ausnahmen immer noch im Bannkreis Europas
treibt" (G.Rosenkranz), so könnte und sollte von dieser
Literatur nunmehr mehr Kenntnis genommen und auch
den Studierenden horizonterweiternde Kenntnis gegeben
werden.

Der Vf. ist ein indischer Theologe, früher Leiter des
Serampore College und jetzt verantwortlicher Mitarbeiter
in der Studienabteilung des Okum. Rates der Kirchen in
Genf. Die englische Originalausgabe des Buches trägt
den Titel „The Hindu response to the Unbound Christ".
Christus also als der Unbegrenzte, Unbeschränkte, dessen
Universalität „alle geographischen und kulturellen
Grenzen sowie alle geistlichen Überlieferungen überschreitet
" (26).

Der Vf. legt großen Wert auf seinen klaren Standpunkt:
„Hingabe an Jesus Christus als Herrn und Heiland" (121),
„uneingeschränkte Hingabe an Christus als den gekreuzigten
und auferstandenen Herrn" (14,52). In diesem
Buche geht es nicht um Synkretismus („Fruchtsalat" der
Religionen, 148). Vf. sieht die Lage heute in Indien so
ähnlich wie die der Urkirche im Römischen Reiche, als
diese versuchte, die Bedeutung ihres Glaubens an Jesus
Christus in den Begriffen der griechischen Philosophie
wiederzugeben. „Es gibt keinen Grund, warum semitische
Denkformen für alle künftigen Zeiten die Normen
für das theologische Denken der Kirche abgeben sollten.
Inder müssen nicht zuerst Juden werden..." (166). In
Indien habe man heute weniger Vorsicht, sondern man