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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 6

466

vorlangt man Auskunft über den „Weltbezug". Und sie
bleibt das Buch schuldig. Man ist also nicht in der Lage
zu sagen, was sich eigentlich bewährt hat und was nicht.
Vielleicht könnten die Herausgeber eines Tages ein Werk-
buch „Stellungnahmen" herausbringen, das diese Lücke
füllt.

Dies tut dem Gebrauchswert des Buches keinen Abbruch
, und der Leser nimmt erfreut zur Kenntnis, daß
hier gerade auf dem Gebiete des Gottesdienstes eine weitreichende
und fruchtbare evangelisch-katholische Qku-
menizität entfaltet wird.

Ahm welchen sprachlichen Gründen heißt eine der Uber-
Schriften „Evangelisch- und katholische Gottesdienste"T Die-
ser Sprachschnitzer tritt - ühor jede Seite des betreffenden
Abschnittes gesetzt - rund hundertmal auf.

Knrl-Mnrx-Htnill Dietrich Mendt

Sehönherr, Albrecht: Das biblische Evangelium in unsere Zeit

übersetzen (JK 81, 1970 S.381-380).
Schuller, David S.: Der Bildnngsweg zum geistlichen Amt in

den USA heute (LR 20. 1970 S.304-323).
Stollberg. Dietrich: Zur Sprache bringen. Oedanken zum

Thema ..Meditation als Weg zur Selbsterhclhing" (DtPfrBl

70, 1970 8.431 434).
Stoop, Francois: Invoqucr Ic nam du Christ (Communion 24,

1970 S.29-37).

LITURGIEWISSENSCHAFT

Krumniacher, Friedhelm: Die Überlieferung der Choral-
Ix-iirbeitiingen in der frühen evangelischen Kantate. Unter
suchuiigen zum Handschriftenrc|>crtoirc evangelischer Figu-
rahnusik im späten 17. und beginnenden 18. Jahrhundert.
Berlin: Merseburger 196.r>. 690 S. m. 22 Abb., 1 Falttab.
8° = Berliner Studien zur Musikwissenschaft. Vcröffenll.
d. Musikwissenschaft!. Instituts d. Freien Universität Berlin
, hrsg. v. A.Aclrio, 10. Lw. DM 36,-.

Es ist eine geschichtliche Merkwürdigkeit, daß die
kaum übersehbaren Werke für die gottesdienstliche
„Hauptmusik" im späten 17. sowie im 18.Jahrhundert,
nämlich der aus dem Geistlichen Konzert hervorgehende
Bereich der Kantate, in den wenigsten Fällen in ihrer
Zeit gedruckt wurden, sondern zumeist - wena über-
haupt - nur handschriftlich überliefert sind. Die Gründe
liegen nicht, wie man annehmen könnte, in der Nachwirkung
der Notzeit des 30jährigen Kriegs (gerade während
dieser entstanden wesentlich mehr Musikdrucke als in den
Generationen danach), sondern einmal in der Ausweitung
der Besetzungsformen und zum andern vor allem in der
rasch zunehmenden Produktion von zahllosen, oft jahrgangsweise
komponierten Kantaten. Weder die frühere
Art der Veröffentlichung der gottesdienstlichen Figural-
musik in Stimmbüchern war jetzt noch möglich, noch
hätten die Druckereien ilie Menge der allenthalben entstehenden
Werke bewältigen können. Für die Erfüllung
der gestellten Aufgabe hat der Vf. in dem vorliegenden
Buch daher eine ungewöhnliche Anzahl von Bibliotheken
und Archiven (insgesamt 5f>) durchforschen müssen, um
das vorhandene Material, und sei es nur in Gestalt von
Inventarverzeichnissen bei verlorengegangenen Werken
- zu ermitteln. Bedenkt man, daß sich Krummacher
dabei auf die Choralbearbeitungen beschränkt hat, kann
man ahnen, wie umfangreich das gesamte Gebiet der
Kantate in der betreffenden Zeit gewesen ist. Wer mit der
Materie nur etwas vertraut ist, wird nicht von der Feststellung
überrascht, daß die nord- und mitteldeutschen
Sammlungen und Archive für Quellenforschungen des

Verfassers ungleich ergiebiger gewesen sind als die süddeutschen
, ist doch die Kantate die spezielle und zugleich
überaus charakteristische Kompositionsgattung im Umkreis
der lutherischen Orthodoxie gewesen: die reformierten
Gebiete Süd- und Westdeutschlands haben für diesen
Bereich kaum eine Bedeutung gehabt. Hier spielen lediglich
Orte wie Ansbach, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart
, wohinzu noch Straßburg kommt, eine nennenswerte
Rolle. Unter den „norddeutschen" Sammlungen ragt die
des deutschen Kantors in Stockholm, der auch schwedischer
Hofkapellmeister gewesen ist, als die umfangreichste
und bedeutendste hervor. Sie allein beansprucht 60 Seiten
in Krummachers Darstellung. Da sie vollständig erhalten
geblieben ist - sie befindet sich heute in der Uni-
versitätsbibliotheck zu Uppsala -, ist ihr Wort unermeßlich
. Wäre sie verlorengegangen, würden wir heute z.B.
nur einen ganz geringen Teil der Kantaten von Dietrich
Buxtehude noch kennen. Für das Kantatenschaffen in
Mitteldeutschland sind zwei Rudolstädter Inventare, die
unter dem Hofkapellmeister Philipp Heinrich Erlebach
angelegt worden sind, besonders wichtig; auch sie vermitteln
einen Begriff von der großen gottesdienstlichen
Bedeutung der Kantate vor und nach 1700. - Trotz des
geradezu überwältigenden Materials, das der Vf. vor dem
Leser ausbreitet, bleibt der Umgang mit seinem Buch immer
fesselnd, da er nicht eine trockene Aneinanderreihung
von Fakten vollzieht, sondern diese allenthalben
in lebendigen geschichtlichen, biographischen wie örtlichen
Zusammenhängen darbietet. Das geschieht in den
umfangreichen Kapiteln 2-4, nachdem in Kap. 1 allgemein
von der Art der Überlieferung, vor allem vom Verhältnis
von handschriftlicher und gedruckter, die Rede
gewesen ist. Es schließen sich dann noch ein 5. Kapitel,
das von „Gruppen und Verbindungen von Komponisten
und Orten" vor allem von der starken Auswirkung des
mitteldeutschen Kantatenschaffens handelt, und eine Zusammenfassung
über das „Verhältnis von Überlieferungsund
Stilfragen" an. Den Band beschließen ausführliche
Anmerkungen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis,
ferner Aufstellungen sowohl der gedruckten wie der handschriftlichen
Quellen, Orts- und Personenregister u.a.m.
Alles in allem eine Arbeit, die für jeden, der sich mit der
Geschichte der Kantate eingehend beschäftigen will, in
Zukunft völlig unentbehrlich sein wird. Der Theologe, insonderheit
der Kirchenhistoriker, sollte freilich seinen
besonderen Teil der vorliegenden Arbeit entnehmen, nämlich
die Erkenntnis von der Bedeutung der Kantate in der
Geschichte des lutherischen Gottesdienstes im Zeitalter
der Orthodoxie, auch wenn die gottesdienstliche „Hauptmusik
" nur in den Orten, die dafür die äußere Voraussetzung
boten, ausgeführt werden konnte. Die theologische
Bedeutung der Kantate aber bestand in der Absicht
, mit ihr einen Gottesdienst sui generis im Rahmen
des agendarisch geordneten Gottesdienstes darzustellen.
Was dieser besagte, ist heute mehr denn je des Nachdenkens
wert.

■obMcfclsm W.Bbnkeabarg

PSYCHOLOGIE UND
RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Thun, Theophil: Das religiöse Schicksal des alten Menschen.

Rine religionspsychologischc Untersuchung. Stuttgart:
Klett [i960]. 350 S. 8°. Lw. DM 28,-.

Die religionspsychologische Untersuchung des Verfassers
wendet sich einem bisher wenig oder unbefriedigend
bearbeiteten Gebiet der Altersforschung zu, der