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Ausgabe:

1971

Spalte:

461-463

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Christsein ohne Entscheidung oder soll die Kirche Kinder taufen? 1971

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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461 Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 6 462

der Gläubigen realisiert muß diese „actuosa partieipatio" setzen hat. Dazu werden konkrete Vorschläge untersuch
im KrTveSÄ Feier sichtbar und hörbar breitet z.B. ein ^^^^a^an^dun«
werden, deshalb die Akklamation nach dem Einsetzung.,- und -Zulassung, der zu Kontakten der Gemeinde mit den
bericht, wo die Gemeinde „aus eigenem Antrieb" aktiv Eltern genutzt werden soll Erwachsenen
« ird: „Die Gemeinde übernimmt ... an dieser Stelle des 3. „Unbestreitbar «teilt die Taufe eines B
Hochgebetes die Führung, der Vorsteher geht (erg.: in der sich nach reiflicher Überlegung für^Kirche ent
der von ihm vorgetragenen Anamnese) auf diese Aktivi- schieden hat, den Idealfall dar (Knchgassner, 17 ahn-
tät der SSSttPmt . "eh Stenzel, 97; Kasper 157 bezeichne die Unmundigen-
Das Angebot und die Möglichkeit zu einem „euchari- taufe als dogmatischen Grenzfall und haH, es für , e
tischen", durch die Teilhabe am Paschamysterium um- denkl.ch, daß man in der 5«^J^Y^£iSh
gewandelten und erneuerten Leben gilt allen: Der Vf. spendung die als Grenzfall dogmatschpmri»Wich
wird nicht müde, darauf hinzuweisen, daß die neuen Ge- möglich ist, zum praktischen ^0^^,^*K;*^-
bete „weltweit" (93) denken; er preist ihren „Universalis- Schoonenberg mochte sogar die Erwachsenentaufe zur
»ms", ihre „Weltoffcnheit" (91), ihre „Weltfreudigkeit" Hegel machen, 127). Möglichkeit des
(57): „Offenheit über die Grenzen der Kirche hinaus" 4 Fast alle Autoren treten fta <he ^
(76); „Das Gebet der Kirche schließt niemanden aus, Taufaufschubs em und ^^^XrSeS^-
'-chtet niemanden, keinen, der mit ihr in dieser Erdenzeit wertere Taufpraxis Dabei Wird nicht u. te Rieden zw
noch auf dem Weg ist, keinen, der seinen Weg schon voll- sehen Taufaufschub als einer von lel1 E*tcr" ^
endet hat. Die Kirche bittet für alle" (93). Ob freilich diese. theologischen Entscheidung und ^ J^hTer
Universalität, diese Offenheit in den neuen Hochgebeten (TaufVerweigerung) als einem Akt «eelsorgerhc 1er Ver
"umer so zur Sprache gebracht wird, daß die „vielen" aa^ortunjj. ^^^'i^nTnd vordr neben ,t
(Pro multis!) wirklich verstehen, in welcher Weise das „ob die Kmdertauffrage so zentral ^ wtoJJ ist,
Sterben und Leben des Jesus von Nazareth sie betrifft, .laß eine Förderung des allgemeinen Tauf.u.tschubs gebleibt
auch nach dem Kommentar Kleinheyers eine offen«' rechtfertigt wäre (49). ^„„lirWaufe Ihr
Frage 5. Keiner der Autoren verwirft die Sauglingstautc. inr

besonderer Wert wird darin erblickt, daß sie die gratia

Barth/om«* Kari-Heinrioi, Bieriu praeveniens klar zum Ausdruck bringt (Kirchgassner,

ßreuning, Kasper). .

6. Nachdrücklich wird die Gemeindebezogenheit der
Taufe unterstrichen, die nicht nur hinsichtlich der Kon-
Kasper, Walter [Hrsg.]: Christsein ohne Entscheidung oder Sequenzen für den Katechumenat oder den liturgischen
Soll die Kirche Kinder taufen? Mainz: Matthias-Grüne wald- Vollzug bedeutsam ist, sondern auch für das Verhältnis
Verlag fl970|. 241 S. 8°. Kart. DM 17,80. yoa Ta6ufe ^ Glaube: „Wir holen die Kinder in unseren
l>ie elf Beiträge dieses ohne kirchliches Imprimatur er- Glauben hinein, in den Glauben der Kirche" (16, Zitat
«ehienenen Bandes wollen im katholischen Raum ein Ge- aus dem Holländischen Katechismus),
spräch über das Problem der Kindertaufe (genauer: Säug- Diese Gedanken und ihre exegetischen historisone.
Hngstaufe) anregen. Dazu dienen Informationen und Re- systematischen sowie pastoralen Begründungen tinoen
Hexionen aus der Sicht der Praktischen Theologie sich ähnlich auf evangelischer Seite. Em spezifisch katho-
(A.Kirchgässuer: Die gegenwärtige Taufpraxis und lischer Gedanke wird besonders von Schoonenberg und
ibre theologische Begründuni, 9-20; A.Exeler-D.Zim- Neumann erwogen: die ErgänzungsbecIto» Jr
mermann : Zur Praxis der Kindertaufe, 160-187), der Kindertaufe. Sieistem „Sakrament->m-Anfang tadlum
Konfessionskunde (M Raske-P Lengsfeld : Die Kin- ein „Anfangs-Sakrament, das selbst sich in seinen aller-
dertaufe in Diskussion und Praxis bei nichtkatholischen ersten Anfängen befindet" (125). Das bedeutet aber nicht,
Kirchen, 21-54), des Neuen Testamentes (H.Leroy: wie bei K.Barth, ein VeTwerfungsurteil sondern einen
Kennt das Neue Testament die Kindertaufe? 55-71), Impuls für verantwortliche Tauf- und Katechumenats-
rter Dogmengeschichte (W. Breuning, 72 95), der Litur- praxis. Neumann gibt diesem Impuls ein bestimmtes Ziel
giegeschichte (A Stenzel, 96-107), der Systematischen in der Firmung. Der Vollzug des Taufsakramente bleibt
Theologie (P.Schoonenberg : Theologische Fragen zur unvollkommen, „bis er freiwillig bewußt und gewollt
Kindertaufe 108-128' W Kasper: Glaube und Taufe, vom Getauften bejaht, .ratifiziert wird (213). Als Urt
129-159), der Religionssoziologie (P.M.Zulehner,188bis solcher ^^^.^„^J^^Z^^M^
206), des Kanonischen Rechts (J.Neumann, 207 224) der dem Getauften die vollen Gl.edschaftsrechte zu übe-
*nd des Staatskirchenrechts (A.Hollerbach, 225-241, tragen sind. Die evangelischen.^^^™tffd"£n;
bezieht sich auf juristische Fragen, die in der BRD mit der f.rmation sprechen nicht für 7e. ?ol°he^"^f, *****
Taufe in Verbindung gebracht werden). problematisch »st die Unterscheidung von halbem und
j Trotz verschiedener Aspekte und mancher Nuancen im ganzem Sakrament. Trotzdem kann das teleologische
Urteil lassen sich bemerkenswerte Gemeinsamkeiten er- Verständnis der Taufe eine Hilfe in der Diskussion auf
kennen- evangelischer Seite sein. Daß die laute aui (jrlauben ab-
1-Alie Autoren betonen den Zusammenhang von zielt und daß diese Hinordnung für ihr Wesen konstitutiv
Glaube und Taufe. Nirgends zeigt sich die Spur eines „ma- ist, zieht nicht nur praktische Konsequenzen nach sich,
gischen" Taufverständnisses, das sich mit dem opus opera- sondern ist auch für das Verständnis der Taufe als Sakra -
tum begnügt. Daß Glaube und Taufe unbedingt zusam- ment bedeutsam. . .
mengehören, bedeutet allerdings nicht, der Glaube müsse Im Vergleich zu den theologischen Argumenten sp.elen
dem Akt der Taufe vorausgehen, denn das Verhältnis von die soziologischen Erwägungen eine geringere Holle, ob-
Glaube und Taufe ist „gestreckt" (Kasper). wohl der Titel auf die Problematik von Volkskirche und
2. Ohne die Verbindung mit dem Katechumenat „ist Freiwilligkeit*- oder Entscheidungskirche anspielt. Schootie
Kindertaufe unvollständig, auch als Sakrament" nenberg empfiehlt die Erwachsenentaufe als einen Weg
(126). Schoonenberg hält die Kindertaufe ohne die Garan- zu mehr persönlicher Entscheidung Der Rebgions-
tie christlicher Erziehung für .Mißbrauch und Unsinn" Soziologe Zulelmer geht vom Problem der 1 ehlsozialisa-
(ebd.). Die Praktiker und der Religionssoziologe weisen tion, d.h. der mangelhaften Übereinstimmung mit der
deshalb nachdrücklich darauf hin, daß eine verantwort- Kirche, aus. Eine Abschaffung der Kindertaufe würde
bche Taufpraxis bei der Bemühung um die Eltern anzu- diese symptomatische Erscheinung verringern, nicht aber