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Ausgabe:

1971

Spalte:

449-452

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Božkov, Atanas

Titel/Untertitel:

Die bulgarische Malerei 1971

Rezensent:

Onasch, Konrad

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44!)

Theologische Literaturzeitung 9G. Jahrgang 1971 Nr. 6

450

Berliner Ordinariat - nachgerühmt worden ist, sie zeugten
„von einem ungemeinen Talent, von weittragendem
historischem Blick, von scharfer Auffassung der Persönlichkeit
wie der Zeitrichtung, von genialer und meistenteils
maßhaltender und kritisch gezügelter Kombinations-
Kraft, von Rückführung der Forschung auf die Quellen in
rechter Fülle und ohne Pedanterie, von dem Sinn für das
uroße im Kleinen, wie die auf das Ganze gerichtete und
eben darum das Detail beherrschende Anschauung ihn ge-
Ti ' f"'"'0'1 von freier, klarer, wohlgeformter Darstellung
" (S.32), so dürfte damit auch sein unmittelbares
« ii'ken als Lehrer (an Universität und Pädagogium) tref-
rand charakterisiert sein. Daß sich z.B. als Lehrer der
"ildung im höchsten Sinne verpflichtet wußte - Kenntnisse
um der verwandelnden und formenden Erkennt-
jiisse willen suchte und mitteilte (die „Weltgeschicht-
ichen Betrachtungen" wie die späten Briefe geben einen
tiefen Einblick) -, weiß Kaegi in eingehender Schilderung
von B.s Amtsverständnis herauszustellen: „Sein Anliegen
war die Bildung gewesen... Nicht den .gelernten Arbeiter
im wissenschaftlichen Handwerk wollte er ausbilden,
pudern den gebildeten Menschen..." (S.94). Von einem
t lcnverlieren in einen reinen Historismus war B. weit entfernt
.

Neben dem (später von Wilhelm Bode betreuten) „Ci-
eorone" galt als Hauptwerk zu Lebzeiten B.s „Die Kultur
der Renaissance in Italien", die 1859 im Druck erschienen
war und in der „Baukunst der Renaissance" (als
Hn ^ <ler Geschicnte (1er Baukunst von Franz Kugler,
* '<) eine Ergänzung fand. Konzeption und Bedeutung
leser Werke für die Kulturgeschichtsschreibung und
a-ttJUtgeachichte hat Kaegi eingehend dargestellt,
s ' l Kapitel über B.s Reisen sind ein besonderes Glanz-
rjlß ('er Biographie: eine Art europäischer Cicerone.

der in Galerien und Museen in Kontemplation und
^ lehrte Forschung vertiefte Basier Gelehrte zugleich ein
, ier Beobachter der Gesamtverhältnisse war, wird
'urch die aus B.s Briefen bekannte Treffsicherheit der
üh TjalySe un<1 <lcs Mstoriseh-politischen Urteils (etwa,
stellt ußen untl das ..Reich") erneut unter Beweis ge-

Die dein vorliegenden Band beigegebenen 33 Tafeln
^e.oen einen Eindruck vom persönlichen Porträt B.s,
^""7 Umwelt, den Manuskripten seiner Vorlesungen und

erke und den charakteristischen Rciseskizzen.
I ',1 ,r 'sfc eine unmittelbare Anknüpfung an Burek-

arut heute unmöglich,1 aber wenn anders Geschichte
llllfj damit auch Kirchengeschichte) als Geschehen
V111'1 »icht bloß als Paradigma) begriffen werden will,
'ln Anschauung und Versenkung unabdingbare Voraussetzungen
historischen Verstehens.

Jena MliMlüii) IT Will

(!c i'"e "mfllngreiche Literatur über B.s Stellung in der
j" s' 'ut'hte der Historiographie kann hier nur vorwiesen wer-
1; die marxistische Analyse der weltanschaulichen Position
^s, dir .1. Wenzel (J. Burckhardt in der Krise seiner Zeit.
rhu 1967) vorgelegt hat, setzt bei dem Krlcbnis und der
Kataltang der Zeitkrise ein.

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Bosthkov, At.anas: Die bulgarische Malerei. Von den Anfängen
bis zum 19. Jahrhundert. Aus dem bulgarischen Manuskript
übers, v. M.Matlicv. Aufnahmen v. J.Tomanov. Reok-
bnghausen: Bonners [1969]. 382 S. m. 188 Abb. a. Tat.,
08 Farbtaf., 3 Ktn 4°. Lw. DM 98,-.

Nachdem es in deutscher Sprache bisher nur eine, inzwischen
in vielem überholte Gesamtdarstellung der bulgarischen
Kunst von B.Filov (2 Bde. Berlin 1932, 1933)
gegeben hat, stellt das vorliegende in jeder Hinsieht repräsentative
Werk die Erfüllung eines seit langem gehegten
Desiderates dar. Neben der ebenfalls hier rezensierten
Darstellung der serbischen Kunst von Radojoid
(ThLZ 90,1971 Sp. 307) besitzen wir damit zwei Arbeiten,
die auch dem nicht dieser Sprachen Kundigen eine wissenschaftliche
Orientierung und Information erlauben.
Boschkow ist in der Fachwelt kein Unbekannter. 1904 erschien
in Sofia von ihm „Bulgarian Art", 1907 seine, überaus
interessante Studie „Trevnenskata zivopisna Skola"
(Die Malerschule von Triavna) und ebenfalls 1909 in
Mainz (bei Florian Kupferberg) die „Monumentale Wandmalerei
Bulgariens", ein „Nebenprodukt" unseres Buches.
Es fehlt im deutschen Sprachgebiet eine Darstellung gleicher
Art der rumänischen Kunst, wenn man von den kurzen
Einführungen Vätäsianus (in der „Propyläen-Kunstgeschichte
", Bd. 3. [West-]Berlin 1908) und A. Grabars,
Die mittelalterliche Kunst Osteuropas, Baden-Baden 1908
u.a. kleinere Unternehmungen absieht. - Zunächst (es ist
eigenartig, daß der umfangreiche Band kein Inhaltsverzeichnis
besitzt) führt B. in die Eigenart der bulgarischen
Kunst und die Entwicklungsgeschichte ihrer wissenschaftlichen
Erforschung ein (S.5-10). Es folgen „Strömungen
und Entwicklungen von der Frühzeit bis zum
Ende der byzantinischen Herrschaft" (S.31-38), wobei
die Vorgeschichte (insbesondere die thrakisohe Epoche),
die Kunst der bulgarischen Chane und schließlich die
ersten Denkmäler der christlichen Kunst im Vordergrund
stehen. Eigenartigerweise fehlt die Literatur zum Reiterrelief
von Madara, vor allem der Aufsatz von Beäevliev
(Byzantinoslavica XVI, 1955, 212-254). Man vermißt im
Zusammenhang mit diesem Denkmal ein kurzes Eingehen
auf die schon bei-den Thrakern anzutreffende Verehrung
von Reitergottheiten, die ihre Fortsetzung bei den „saints
militaires" (H.Delehaye, Paris 1909) fand und auf dem
Gebiet der Balkanvölker des Donaugebietes (Bulgaren und
Rumänen) eine besonders starke Ausprägung erfuhr (vgl.
die [mir sprachlich unzugängliche] kleine, aber instruktive
Untersuchung von Constantin Scorpan; Cavalerul
Trac, Constanta 1967, u. I.Venedikov: Le syncretisme
religieux thrace ä l'epoque romaine, in: Academia Scien-
tiarum Bulgarias. Acta Antiqua Philoppopolitana, Sofia
1903). Daß die Behauptung vom Slavenlehrer Metho-
dios als Maler des Gerichtsbildes eine fromme Legende ist,
hätte vielleicht etwas deutlicher gesagt werden sollen
(S.32 33). Hinsichtlich der Keramikikone mit dem hl.
Theodor (?) (S.34) hat A.Grabar, aber auch D.T.Rice
u.a. auf die Verbreitung dieser Kunst auf dem Balkan und
die Problematik ihrer Herkunft hingewiesen. Sie verweisen
die Keramik stilkritisch in den Bereich der byzantinisch
-hauptstädtischen Kunst, Miatev (in: Frühe Ikonen
, Wien und München 1965, S.LXXXVII) stellt „syrisch
-palästinensischen Einfluß" fest, während B. auf ihr
deutliche Züge der „slawischen Empfindsamkeit" (S.34)
erkennen möchte. Im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen
dieses Kap. stehen die großartigen Fresken der
Friedhofskirche (Beinhaus, Kostnica) in Bai'kovo aus dem
11. Jh. Für den deutschen Leser sei hier ergänzend auf
S. N.Bobcev und Z.Diualov, Die Grabkirche von Bac-
kovo, Sofia 1900 (bulg. mit dt. Zusammenfassungen) erwähnt
. Das Kap. „Die Kunst im zweiten bulgarischen
Reich 1187-1390" (S.03-110), d.h. dem Reich der Ase-
niden mit dem Mittelpunkt Tärnovo beschäftigt sich mit
den Monumentalmalereien der Kirche der 40 Märtyrer in
Tärnovo (hier wie auch schon bei den Nr. 22 f. Backovo)
stimmt der Bildhinweis nicht. Es fehlt jedenfalls die
Wiedergabe des Menologions, wie B. sie in „Monumentale
Malereien Bulgariens" S.29 bringt), der Friedhofskirche
in Berende, der berühmten Dorfkirche von Bojana (wozu
jetzt auch der Art. von Z.Kädärim Reallexikon z.. Byzant