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Ausgabe:

1971

Spalte:

419-420

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Waardenburg, Jacques

Titel/Untertitel:

L' Islam dans le miroir de l'Occident 1971

Rezensent:

Schimmel, Annemarie

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Seite 1

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419

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 6

420

nach dem Winter gab es immer unil überall, sie sind weder
im Bereich der Isis entstanden noch auf diese beschränkt.

Zu den wertvollen Abschnitten des Buches gehört der
über die Anfänge des Isiskultes in Horn; V. sieht richtig,
daß im griechischen Bereich die Isisreligion anders als im
römischen aussieht. Hier müßte weiter gearbeitet werden,
es würden sich überraschende Parallelen zum Unterschied
von griechischem und lateinischem Christentum ergeben
. Doch würde ich den Kult der republikanischen
Zeit in Puteoli nicht heranziehen: das Sarapeion dort
steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit den ersten
ptolemaisch-römischen Handelsverträgen und ist am
ehesten ein weiteres Beispiel für die von V. allerdings geringgeachtete
Religionspolitik der Ptolemaier. Für das
erste Jahrhundert und die frühe Kaiserzeit müßte noch
gefragt werden, welche Bedeutung die Isispropaganda
von Antonius und Kleopatra gehabt hat; hat sich ein
Teil der geistigen Gegnerschaft gegen Augustus in dem
überraschenden Anwachsen der Isisreligion gerade in
höheren römischen Kreisen niedergeschlagen? Dankenswert
ist die Zusammenstellung einer Reihe von Zeugnissen
zur Verbreitung der Isis und des Sarapis in den Westprovinzen
. Mit den gallischen Uschebtis sollte man vorsichtig
sein - bisher ist m. W. in keinem Fall nachgewiesen,
daß sie nicht erst viel später aus Ägypten mitgebracht
worden sind. Leider ist der einzige Abschnitt, der sich mit
dem eigentlichen religiösen Gehalt beschäftigen müßte
(„Mysten"), sehr knapp und geht auf die eigentlichen religionsgeschichtlichen
Fragen kaum ein - überhaupt der
Hauptfehler des Buches. Wieder sind geradezu unstatthafte
Anhäufungen von willkürlichen Urteilen („Ich
glaube jedoch". „Sicher..." usw.) an die Stelle ernsthafter
Fragestellungen getreten (vgl. S.129). Dankenswert
ist der Abschnitt über die Beziehungen der ägyptischen
zu anderen „orientalischen" Religionen, doch hätte die
magische Literatur stärker herangezogen werden können;
dagegen sind die Schlußkapitel über Äusklang und Nachwirkungen
zu fragmentarisch.

Speyer a. Rhein Carl Schneider

Waardenburg, Jean-Jacques: L'Islam dans le miroir de l'occi-

dent. 3. edition. Comment quelques orientalistes oeoiden-
taux se sont penohes sur rislani et se sont forme une image
de cette religion. I. Goldziher, C.Snonok Hurgronje, C. H.
Becker, D.B.Macdonald, L. Massignon. Paris - LaHaye:
Mouton [1970]. XIV, 381 S. gr.8° = Maison des sciences de
Thomme. Reeherches meditorranöennes, III. Lw. hfl. 45,-.

Es ist erstaunlich zu sehen, daß das Werk des jungen
holländischen Religionshistorikers (Schüler von C.J.
Bleeker) innerhalb von acht Jahren bereits drei Auflagen
erlebt, deren dritte sich nur durch ein instruktives Vorwort
des dänischen Arabisten J.Pedersen und durch
einige Bibliographie-Ergänzungen von den früheren
unterscheidet. Das zeigt, daß eine solche Analyse europäischer
Orientalistik vom religionswissenschaftlichen
Standpunkt aus offenbar ein Desideratum war.

In der Tat kann nicht nur der Religionswissenschaftler
, sondern auch der Fachorientalist viel aus der sorgfältigen
Behandlung des Stoffes lernen und wird reiche
Anregung finden.

Waardenburg hat unter den führenden Orientalisten
des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts
fünf ausgewählt, die von verschiedener Herkunft und
verschiedener theologischer Ausrichtung waren: den
ungarischen Juden I. Goldziher (1850-1921), der als der
eigentliche Begründer der Islamwissenschaft gilt, den
holländischen Calvinisten C.Snouck Hurgronje (1857
bis 1936), den deutschen Lutheraner C.H.Becker (1876
bis 1933), diesen drei Gelehrten, die sich mehr für die

historische Gestalt des Islam und die geschichtliche Problematik
interessiert haben, folgen Analysen des presby-
terianischen Amerikaners schottischer Abkunft D.B.
Macdonald (1683) und des französischen Katholiken
L.Massignon (1883-1962).

Für den Religionswissenschaftler ist gerade der zweite
Teil von besonderem Interesse, und da der Vf. L.Massignon
noch persönlich gekannt hat, liest man seine Ausführungen
mit großer Freude und Dankbarkeit.

Der Aufbau des Buches ist sehr übersichtlich: den Biographien
der Gelehrten folgt, in beiden Teilen, eine systematische
Beschreibung des Werkes, und zwar ihre Darstellung
des Islam, beginnend von der islamischen Geschichte
, Muhammads, über Theologie etc. bis zu den
Sekten; ferner die Haltung der Gelehrten zum zeitgenössischen
Islam. Am Ende jedes Hauptkapitels findet sich
eine Charakterisierung der Vorstellungen vom Islam, wie
sie sich bei den behandelten Gelehrten herauskristallisiert
. Daß im zweiten Teil, der sich mit Macdonald und
Massignon befaßt, der Schwerpunkt auf ihre Behandlung
der islamischen Religion und besonders der islamischen
Mystik gelegt hat, versteht sich von selbst. Ein dritter
Teil enthält die Analyse des Werkes des jeweiligen Orientalisten
, seine Struktur und seine Absicht ebenso wie seine
Resultate, sowie die Konzepte, deren sich jeder von ihnen
bedient, um zu den für ihn typischen Ergebnissen zu gelangen
. Besonders interessant ist, was im dritten Teil
dieses Kapitels über „Die Person des Gelehrten in seinen
Studien" gesagt wird, sowie das folgende Kapitel über die
Beziehung des Gelehrten zum Islam. Ein viertes Hauptkapitel
versucht einen umfassenden Annäherungsversuch
an den Islam aufzuzeigen und die Wege zu studieren, die
zu einer solch umfassenden und damit objektiveren Beurteilung
eines religiösen Phänomens führen. Eine ausführliche
Bibliographie der behandelten fünf Gelehrten
beschließt das Buch, so daß der Leser, angeregt durch
Waardenburgs reichhaltiges Material, sich weiter darin
vertiefen kann.

Die Studie zeigt, wie mit verhältnismäßig einfachen
Mitteln, nämlich mit einer sachlichen Analyse der vorliegenden
Texte, ein psychologisch interessanter Einblick
in das Wesen bestimmter Gelehrter und ihrer Spiegelungen
ein und derselben historischen Tatsachen gegeben
werden kann - Spiegelungen, die, miteinander verglichen
und einander ergänzend, den Leser näher an das
für den Europäer zu gewinnende Bild einer Fremdreligion
heranführen. Es wäre zu wünschen, daß ähnliche Untersuchungen
auch für die anderen religionshistorischen Gebiete
- etwa für die Typologie der Buddhismus-Studien -
unternommen würden. Für alle künftigen Arbeiten dieser
Art wird Waardenburgs Buch wegweisend bleiben.

Bonn Annemarie Schimmel

ALTES TESTAMENT

Mulder, M.Dr.: Het meisje van Sodom. De targumin op
Genesis 18:20,21 turnen bijbeltekst en haggada. Rede uit-
gesproken bij de aanvaarding van het ambt van gewoon
hoogleraar in de faculteit der lotteren aan de Vrije Uni-
versiteit te Amsterdam op vrijdag 13 november 1970. Kampen
: Kok 1970. 38 S. 8°. hfl. 2.95.

Die von großer Vertrautheit ihres Verfassers mit der
rabbinischen Literatur zeugende akademische Antrittsrede
läßt sich wohl dadurch am besten werten, daß zwei
Absätze aus ihr in deutscher Übersetzung zitiert und
durch einen eigenen Zwischensatz verbunden werden. „In
dem Teil der rabbinischen Überlieferung, der mit dem
Wort Haggada angedeutet wird, befinden sich manche